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Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913.

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Fidelis. Ich will's versuchen. (Ernst aber nicht schwer.)
Der Mensch will nie glauben, daß das, was er hat, schon
alles sein könnte. Und gar, je glücklicher einer ist, desto
mehr verlangt ihn, noch glücklicher zu werden.
Justine (kopfschüttelnd). Ging es nicht vielleicht, Fidl,
ohne daß du philosophisch wirst?
Fidelis. Ich suche nur dir darzulegen, wie eine Frau
einen Mann von ganzem Herzen lieben und doch irgend-
wie das Gemüt noch leer haben kann.
Justine. Dafür gibt es soviele Gründe, da würden wir
nicht fertig.
Fidelis (gutmütig). Dann will ich einen Sprung
machen.
Justine. Tu das.
Fidelis. Es genüge also, daß ich überzeugt bin, Luz
liebt den Herrn gar nicht --
Justine (die Hände faltend, leise). Gott sei Dank!
Fidelis. Sie bildet sich's nur ein.
Justine. Man muß es ihr ausreden.
Fidelis (trocken). Das hab ich ja.
Justine (lebhaft widersprechend). Wieso?
Fidelis. Geduld. -- Der Fall wurde dadurch erschwert,
daß der Herr sie -- refüsiert hat.
Justine. Was hat er?
Fidelis. Er hat ihr mitgeteilt, daß er ihre Liebe nicht
erwidern kann.
Justine (wütend, rasch). Wie kann der unverschämte
Bengel denn --?
Fidelis. Er war jahrelang in Indien, hat mit Fakiren
und dergleichen verkehrt und man darf auch überhaupt
Fidelis. Ich will's verſuchen. (Ernſt aber nicht ſchwer.)
Der Menſch will nie glauben, daß das, was er hat, ſchon
alles ſein könnte. Und gar, je glücklicher einer iſt, deſto
mehr verlangt ihn, noch glücklicher zu werden.
Juſtine (kopfſchuͤttelnd). Ging es nicht vielleicht, Fidl,
ohne daß du philoſophiſch wirſt?
Fidelis. Ich ſuche nur dir darzulegen, wie eine Frau
einen Mann von ganzem Herzen lieben und doch irgend-
wie das Gemüt noch leer haben kann.
Juſtine. Dafür gibt es ſoviele Gründe, da würden wir
nicht fertig.
Fidelis (gutmuͤtig). Dann will ich einen Sprung
machen.
Juſtine. Tu das.
Fidelis. Es genüge alſo, daß ich überzeugt bin, Luz
liebt den Herrn gar nicht —
Juſtine (die Haͤnde faltend, leiſe). Gott ſei Dank!
Fidelis. Sie bildet ſich's nur ein.
Juſtine. Man muß es ihr ausreden.
Fidelis (trocken). Das hab ich ja.
Juſtine (lebhaft widerſprechend). Wieſo?
Fidelis. Geduld. — Der Fall wurde dadurch erſchwert,
daß der Herr ſie — refüſiert hat.
Juſtine. Was hat er?
Fidelis. Er hat ihr mitgeteilt, daß er ihre Liebe nicht
erwidern kann.
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[123/0132] Fidelis. Ich will's verſuchen. (Ernſt aber nicht ſchwer.) Der Menſch will nie glauben, daß das, was er hat, ſchon alles ſein könnte. Und gar, je glücklicher einer iſt, deſto mehr verlangt ihn, noch glücklicher zu werden. Juſtine (kopfſchuͤttelnd). Ging es nicht vielleicht, Fidl, ohne daß du philoſophiſch wirſt? Fidelis. Ich ſuche nur dir darzulegen, wie eine Frau einen Mann von ganzem Herzen lieben und doch irgend- wie das Gemüt noch leer haben kann. Juſtine. Dafür gibt es ſoviele Gründe, da würden wir nicht fertig. Fidelis (gutmuͤtig). Dann will ich einen Sprung machen. Juſtine. Tu das. Fidelis. Es genüge alſo, daß ich überzeugt bin, Luz liebt den Herrn gar nicht — Juſtine (die Haͤnde faltend, leiſe). Gott ſei Dank! Fidelis. Sie bildet ſich's nur ein. Juſtine. Man muß es ihr ausreden. Fidelis (trocken). Das hab ich ja. Juſtine (lebhaft widerſprechend). Wieſo? Fidelis. Geduld. — Der Fall wurde dadurch erſchwert, daß der Herr ſie — refüſiert hat. Juſtine. Was hat er? Fidelis. Er hat ihr mitgeteilt, daß er ihre Liebe nicht erwidern kann. Juſtine (wuͤtend, raſch). Wie kann der unverſchämte Bengel denn —? Fidelis. Er war jahrelang in Indien, hat mit Fakiren und dergleichen verkehrt und man darf auch überhaupt

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Zitationshilfe: Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bahr_phantom_1913/132>, abgerufen am 11.12.2024.