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Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913.

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sie sich zu schämen hätten. Was ihnen auch begegnen mag,
ihr Wert wird dadurch nur immer noch heller. (Kleine Pause;
nun wieder in seinem leichtsinnigen Ton.)
Und wenn Mam-
chen noch irgendein Vorurteil hat, dann -- ich glaub's
ja nicht, aber dann muß man ihr das abgewöhnen. (Setzt
sich auf das Sofa, so daß er Justine zu seiner Linken hat.)
Luz (vermeidet Kuno anzusehen, sitzt mit gesenktem Kopf,
die Lider fast zu, ohne sich zu regen).
Fidelis (nach einer Pause; einfach erzählend). Ich war bei
Herrn von Oynhusen und erfuhr, daß du mir nicht bloß
die Wahrheit gesagt hast, sondern -- (mit einem Blick auf
Luz, etwas ironisch)
sogar noch etwas mehr. -- Herr von
Oynhusen glaubte dir entsagen zu müssen, aus Angst, ich
könnte dann verlangen, daß er mich totschießt. (Langsam,
den Blick fest auf Kuno gerichtet.)
Da ich ihn darüber voll-
kommen beruhigt habe, steht nun nichts im Wege, daß er
dein Gefühl erwidert.
Kuno (macht Miene zu widersprechen)
Fidelis (der das bemerkt; scharf, aber äußerlich ganz ruhig,
mit einer nur für Kuno verständlichen Drohung).
Es ist ganz
unnötig, Herr Legationssekretär, daß Sie noch selbst --
lassen Sie bitte nur mich! (Nach einer kleinen Pause; ganz
leise, ohne Luz anzusehen.)
Du weißt jetzt also.
Luz (tief erregt, mit zuckendem Mund, ganz leise). Ich
bitte dich -- (Sie muß einhalten, um nicht vor Scham laut
aufzuschluchzen.)
Fidelis (nach einer kleinen Pause; wieder einfach erzählend).
Was nun mich betrifft, mich kennst du ja, ich achte jedes
starke Gefühl -- auch wenn es mir Schmerz bereitet. Da
von Schuld zu sprechen, ist mir unverständlich, außerdem
ſie ſich zu ſchämen hätten. Was ihnen auch begegnen mag,
ihr Wert wird dadurch nur immer noch heller. (Kleine Pauſe;
nun wieder in ſeinem leichtſinnigen Ton.)
Und wenn Mam-
chen noch irgendein Vorurteil hat, dann — ich glaub's
ja nicht, aber dann muß man ihr das abgewöhnen. (Setzt
ſich auf das Sofa, ſo daß er Juſtine zu ſeiner Linken hat.)
Luz (vermeidet Kuno anzuſehen, ſitzt mit geſenktem Kopf,
die Lider faſt zu, ohne ſich zu regen).
Fidelis (nach einer Pauſe; einfach erzaͤhlend). Ich war bei
Herrn von Oynhuſen und erfuhr, daß du mir nicht bloß
die Wahrheit geſagt haſt, ſondern — (mit einem Blick auf
Luz, etwas ironiſch)
ſogar noch etwas mehr. — Herr von
Oynhuſen glaubte dir entſagen zu müſſen, aus Angſt, ich
könnte dann verlangen, daß er mich totſchießt. (Langſam,
den Blick feſt auf Kuno gerichtet.)
Da ich ihn darüber voll-
kommen beruhigt habe, ſteht nun nichts im Wege, daß er
dein Gefühl erwidert.
Kuno (macht Miene zu widerſprechen)
Fidelis (der das bemerkt; ſcharf, aber aͤußerlich ganz ruhig,
mit einer nur fuͤr Kuno verſtaͤndlichen Drohung).
Es iſt ganz
unnötig, Herr Legationsſekretär, daß Sie noch ſelbſt —
laſſen Sie bitte nur mich! (Nach einer kleinen Pauſe; ganz
leiſe, ohne Luz anzuſehen.)
Du weißt jetzt alſo.
Luz (tief erregt, mit zuckendem Mund, ganz leiſe). Ich
bitte dich — (Sie muß einhalten, um nicht vor Scham laut
aufzuſchluchzen.)
Fidelis (nach einer kleinen Pauſe; wieder einfach erzaͤhlend).
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[116/0125] ſie ſich zu ſchämen hätten. Was ihnen auch begegnen mag, ihr Wert wird dadurch nur immer noch heller. (Kleine Pauſe; nun wieder in ſeinem leichtſinnigen Ton.) Und wenn Mam- chen noch irgendein Vorurteil hat, dann — ich glaub's ja nicht, aber dann muß man ihr das abgewöhnen. (Setzt ſich auf das Sofa, ſo daß er Juſtine zu ſeiner Linken hat.) Luz (vermeidet Kuno anzuſehen, ſitzt mit geſenktem Kopf, die Lider faſt zu, ohne ſich zu regen). Fidelis (nach einer Pauſe; einfach erzaͤhlend). Ich war bei Herrn von Oynhuſen und erfuhr, daß du mir nicht bloß die Wahrheit geſagt haſt, ſondern — (mit einem Blick auf Luz, etwas ironiſch) ſogar noch etwas mehr. — Herr von Oynhuſen glaubte dir entſagen zu müſſen, aus Angſt, ich könnte dann verlangen, daß er mich totſchießt. (Langſam, den Blick feſt auf Kuno gerichtet.) Da ich ihn darüber voll- kommen beruhigt habe, ſteht nun nichts im Wege, daß er dein Gefühl erwidert. Kuno (macht Miene zu widerſprechen) Fidelis (der das bemerkt; ſcharf, aber aͤußerlich ganz ruhig, mit einer nur fuͤr Kuno verſtaͤndlichen Drohung). Es iſt ganz unnötig, Herr Legationsſekretär, daß Sie noch ſelbſt — laſſen Sie bitte nur mich! (Nach einer kleinen Pauſe; ganz leiſe, ohne Luz anzuſehen.) Du weißt jetzt alſo. Luz (tief erregt, mit zuckendem Mund, ganz leiſe). Ich bitte dich — (Sie muß einhalten, um nicht vor Scham laut aufzuſchluchzen.) Fidelis (nach einer kleinen Pauſe; wieder einfach erzaͤhlend). Was nun mich betrifft, mich kennſt du ja, ich achte jedes ſtarke Gefühl — auch wenn es mir Schmerz bereitet. Da von Schuld zu ſprechen, iſt mir unverſtändlich, außerdem

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Zitationshilfe: Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bahr_phantom_1913/125>, abgerufen am 30.11.2024.