Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913.
(Nach einer kleinen Pause.) Ich ängstige mich so, daß Fidl nicht kommt. Wenn er nur nicht -- Justine (pedantisch). Du regst dich ganz unnötig auf. Ich muß sagen, Fidl benimmt sich in der ganzen Sache sehr gut. Luz (über das Wort erbittert; nervös). "Benimmt" er sich? Justine (erbittert). Wenn nur du dich --! Luz (rasch einfallend; nervös, höhnisch, leise). Ich werde trachten, mich auch ... "gut zu benehmen"! Justine (geht auf sie zu; gutmütig). Wenn du doch den Rat deiner Mutter -- Luz (kehrt ihr den Rücken; hart, leise). Nein, Mamchen. Es hat gar keinen Sinn. (Tritt ans Fenster und lehnt den Kopf an die Scheiben.) Justine (sieht ihr bekümmert nach; dann, gutmütig zu- redend). Schau, es wird ja gewiß alles wieder, Fidl wird schon, Fidl ist so klug und dabei doch auch so gerecht -- Luz (ins Fenster sprechend; leise). Das weiß ich ja, Mamchen. Ich wünschte fast, er wär's nicht. Dann würde mir's nicht so schwer. Justine (pedantisch). Wenn du das einsiehst, dann mußt du doch aber auch -- Luz (wendet sich am Fenster nach ihr um; rasch einfallend, nervös). Was muß ich? (Nun in einem tieftraurigen Ton.) Was kann ich denn? Justine (rasch einfallend; ärgerlich). Du kannst vor allem wenigstens -- Luz (rasch einfallend; höhnisch, trocken). Ach ja. Du meinst die -- Nachthemden! (Geht vom Fenster weg und irrt wieder durch das Zimmer.)
(Nach einer kleinen Pauſe.) Ich ängſtige mich ſo, daß Fidl nicht kommt. Wenn er nur nicht — Juſtine (pedantiſch). Du regſt dich ganz unnötig auf. Ich muß ſagen, Fidl benimmt ſich in der ganzen Sache ſehr gut. Luz (uͤber das Wort erbittert; nervoͤs). „Benimmt“ er ſich? Juſtine (erbittert). Wenn nur du dich —! Luz (raſch einfallend; nervoͤs, hoͤhniſch, leiſe). Ich werde trachten, mich auch ... „gut zu benehmen“! Juſtine (geht auf ſie zu; gutmuͤtig). Wenn du doch den Rat deiner Mutter — Luz (kehrt ihr den Ruͤcken; hart, leiſe). Nein, Mamchen. Es hat gar keinen Sinn. (Tritt ans Fenſter und lehnt den Kopf an die Scheiben.) Juſtine (ſieht ihr bekuͤmmert nach; dann, gutmuͤtig zu- redend). Schau, es wird ja gewiß alles wieder, Fidl wird ſchon, Fidl iſt ſo klug und dabei doch auch ſo gerecht — Luz (ins Fenſter ſprechend; leiſe). Das weiß ich ja, Mamchen. Ich wünſchte faſt, er wär's nicht. Dann würde mir's nicht ſo ſchwer. Juſtine (pedantiſch). Wenn du das einſiehſt, dann mußt du doch aber auch — Luz (wendet ſich am Fenſter nach ihr um; raſch einfallend, nervoͤs). Was muß ich? (Nun in einem tieftraurigen Ton.) Was kann ich denn? Juſtine (raſch einfallend; aͤrgerlich). Du kannſt vor allem wenigſtens — Luz (raſch einfallend; hoͤhniſch, trocken). Ach ja. Du meinſt die — Nachthemden! (Geht vom Fenſter weg und irrt wieder durch das Zimmer.) <TEI> <text> <body> <div type="act"> <sp who="#LUZ"> <p><pb facs="#f0120" n="111"/><stage>(Nach einer kleinen Pauſe.)</stage> Ich ängſtige mich ſo, daß Fidl<lb/> nicht kommt. Wenn er nur nicht —</p> </sp><lb/> <sp who="#JUS"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Juſtine</hi> </hi> </speaker> <stage>(pedantiſch).</stage> <p>Du regſt dich ganz unnötig auf.<lb/> Ich muß ſagen, Fidl benimmt ſich in der ganzen Sache<lb/> ſehr gut.</p> </sp><lb/> <sp who="#LUZ"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Luz</hi> </hi> </speaker> <stage>(uͤber das Wort erbittert; nervoͤs).</stage> <p>„Benimmt“ er ſich?</p> </sp><lb/> <sp who="#JUS"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Juſtine</hi> </hi> </speaker> <stage>(erbittert).</stage> <p>Wenn nur du dich —!</p> </sp><lb/> <sp who="#LUZ"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Luz</hi> </hi> </speaker> <stage>(raſch einfallend; nervoͤs, hoͤhniſch, leiſe).</stage> <p>Ich werde<lb/> trachten, mich auch ... „gut zu benehmen“!</p> </sp><lb/> <sp who="#JUS"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Juſtine</hi> </hi> </speaker> <stage>(geht auf ſie zu; gutmuͤtig).</stage> <p>Wenn du doch den<lb/> Rat deiner Mutter —</p> </sp><lb/> <sp who="#LUZ"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Luz</hi> </hi> </speaker> <stage>(kehrt ihr den Ruͤcken; hart, leiſe).</stage> <p>Nein, Mamchen.<lb/> Es hat gar keinen Sinn. <stage>(Tritt ans Fenſter und lehnt den<lb/> Kopf an die Scheiben.)</stage></p> </sp><lb/> <sp who="#JUS"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Juſtine</hi> </hi> </speaker> <stage>(ſieht ihr bekuͤmmert nach; dann, gutmuͤtig zu-<lb/> redend).</stage> <p>Schau, es wird ja gewiß alles wieder, Fidl wird<lb/> ſchon, Fidl iſt ſo klug und dabei doch auch ſo gerecht —</p> </sp><lb/> <sp who="#LUZ"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Luz</hi> </hi> </speaker> <stage>(ins Fenſter ſprechend; leiſe).</stage> <p>Das weiß ich ja,<lb/> Mamchen. Ich wünſchte faſt, er wär's nicht. Dann würde<lb/> mir's nicht ſo ſchwer.</p> </sp><lb/> <sp who="#JUS"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Juſtine</hi> </hi> </speaker> <stage>(pedantiſch).</stage> <p>Wenn du das einſiehſt, dann mußt<lb/> du doch aber auch —</p> </sp><lb/> <sp who="#LUZ"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Luz</hi> </hi> </speaker> <stage>(wendet ſich am Fenſter nach ihr um; raſch einfallend,<lb/> nervoͤs).</stage> <p>Was muß ich? <stage>(Nun in einem tieftraurigen Ton.)</stage><lb/> Was kann ich denn?</p> </sp><lb/> <sp who="#JUS"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Juſtine</hi> </hi> </speaker> <stage>(raſch einfallend; aͤrgerlich).</stage> <p>Du kannſt vor allem<lb/> wenigſtens —</p> </sp><lb/> <sp who="#LUZ"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Luz</hi> </hi> </speaker> <stage>(raſch einfallend; hoͤhniſch, trocken).</stage> <p>Ach ja. Du<lb/> meinſt die — Nachthemden! <stage>(Geht vom Fenſter weg und<lb/> irrt wieder durch das Zimmer.)</stage></p> </sp><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [111/0120]
(Nach einer kleinen Pauſe.) Ich ängſtige mich ſo, daß Fidl
nicht kommt. Wenn er nur nicht —
Juſtine (pedantiſch). Du regſt dich ganz unnötig auf.
Ich muß ſagen, Fidl benimmt ſich in der ganzen Sache
ſehr gut.
Luz (uͤber das Wort erbittert; nervoͤs). „Benimmt“ er ſich?
Juſtine (erbittert). Wenn nur du dich —!
Luz (raſch einfallend; nervoͤs, hoͤhniſch, leiſe). Ich werde
trachten, mich auch ... „gut zu benehmen“!
Juſtine (geht auf ſie zu; gutmuͤtig). Wenn du doch den
Rat deiner Mutter —
Luz (kehrt ihr den Ruͤcken; hart, leiſe). Nein, Mamchen.
Es hat gar keinen Sinn. (Tritt ans Fenſter und lehnt den
Kopf an die Scheiben.)
Juſtine (ſieht ihr bekuͤmmert nach; dann, gutmuͤtig zu-
redend). Schau, es wird ja gewiß alles wieder, Fidl wird
ſchon, Fidl iſt ſo klug und dabei doch auch ſo gerecht —
Luz (ins Fenſter ſprechend; leiſe). Das weiß ich ja,
Mamchen. Ich wünſchte faſt, er wär's nicht. Dann würde
mir's nicht ſo ſchwer.
Juſtine (pedantiſch). Wenn du das einſiehſt, dann mußt
du doch aber auch —
Luz (wendet ſich am Fenſter nach ihr um; raſch einfallend,
nervoͤs). Was muß ich? (Nun in einem tieftraurigen Ton.)
Was kann ich denn?
Juſtine (raſch einfallend; aͤrgerlich). Du kannſt vor allem
wenigſtens —
Luz (raſch einfallend; hoͤhniſch, trocken). Ach ja. Du
meinſt die — Nachthemden! (Geht vom Fenſter weg und
irrt wieder durch das Zimmer.)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |