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Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913.

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Sie lieber meiner Tochter, ob sie nicht einen Augenblick
zu mir kommen könnte.
Therese (geht durch die Türe hinten ab und gleich wieder
zurück).
Die gnädige Frau kommt gleich. (Bleibt beküm-
mert stehen.)
Justine (kurz). Danke. -- (Da Therese bleibt; ärgerlich.)
Danke ganz. Überhaupt!
Therese (durch die Türe links ab).
Luz (durch die Türe hinten; in einem einfachen weiten Mor-
genkleid; sie sieht Justine nicht gleich und blickt suchend herum).
Justine (auf der Leiter oben; trocken). Hier bin ich.
Luz (erstaunt, aber ohne zu lächeln; leichthin). Mamchen?
Justine. Eben darüber will ich mit dir sprechen.
(Steigt von der Leiter, das Staubtuch in der Hand.)
Luz (sehr müde; kurz). Glaube mir, es hat keinen Sinn.
Du hast ja früher gesehen: Ich verstehe dich nicht, du
verstehst mich nicht. Wozu also?
Justine (ärgerlich). Nicht davon doch, das gebe ich auf.
(Geht auf Luz zu.) Obwohl --! Es ist weit gekommen,
wenn ein Kind nicht einmal der eigenen Mutter --
Luz (achselzuckend, sehr müde). Mamchen, wozu? (Setzt
sich auf den Diwan.)
Justine (gekränkt). Aber das scheint ja, das ist wohl --
modern?! Und (mit wachsender Erbitterung) modern ist es
wohl auch --? (Tritt vor Luz hin; strenge.) Ich habe mir
den Wäscheschrank angesehen!
Luz (teilnahmlos, leichthin, mechanisch). Den Wäsche-
schrank?
Justine (in einem Gerichtston). Deines Mannes. -- An
nicht weniger als sieben Nachthemden fehlen --
Sie lieber meiner Tochter, ob ſie nicht einen Augenblick
zu mir kommen könnte.
Thereſe (geht durch die Tuͤre hinten ab und gleich wieder
zuruͤck).
Die gnädige Frau kommt gleich. (Bleibt bekuͤm-
mert ſtehen.)
Juſtine (kurz). Danke. — (Da Thereſe bleibt; aͤrgerlich.)
Danke ganz. Überhaupt!
Thereſe (durch die Tuͤre links ab).
Luz (durch die Tuͤre hinten; in einem einfachen weiten Mor-
genkleid; ſie ſieht Juſtine nicht gleich und blickt ſuchend herum).
Juſtine (auf der Leiter oben; trocken). Hier bin ich.
Luz (erſtaunt, aber ohne zu laͤcheln; leichthin). Mamchen?
Juſtine. Eben darüber will ich mit dir ſprechen.
(Steigt von der Leiter, das Staubtuch in der Hand.)
Luz (ſehr muͤde; kurz). Glaube mir, es hat keinen Sinn.
Du haſt ja früher geſehen: Ich verſtehe dich nicht, du
verſtehſt mich nicht. Wozu alſo?
Juſtine (aͤrgerlich). Nicht davon doch, das gebe ich auf.
(Geht auf Luz zu.) Obwohl —! Es iſt weit gekommen,
wenn ein Kind nicht einmal der eigenen Mutter —
Luz (achſelzuckend, ſehr muͤde). Mamchen, wozu? (Setzt
ſich auf den Diwan.)
Juſtine (gekraͤnkt). Aber das ſcheint ja, das iſt wohl —
modern?! Und (mit wachſender Erbitterung) modern iſt es
wohl auch —? (Tritt vor Luz hin; ſtrenge.) Ich habe mir
den Wäſcheſchrank angeſehen!
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Zitationshilfe: Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bahr_phantom_1913/118>, abgerufen am 29.11.2024.