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Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913.

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Eva (gleichzeitig zu Kuno, nebenhin). Ich wollte dir nur
adieu sagen.
Fidelis (mit einem schadenfrohen Blick auf Kuno). Wir
sind ganz einig.
Eva (konventionell übertrieben erfreut, als ob ihr das un-
endlich wichtig wäre).
Ja?
Fidelis (wichtigtuend). Bis auf einen Punkt.
Eva (tut sehr interessiert). Nun? Lassen Sie hören!
Kuno (blickt Fidelis fragend an und hört aufmerksam zu).
Fidelis (ernst, langsam, einfach). Nämlich -- einig
sind wir darin, daß unser Leben, dieses da, das hiesige,
nicht das richtige sein kann, daß dahinter noch was anderes
stecken muß und daß das erst gilt.
Eva (freudig). Er hat Sie bekehrt?!
Fidelis (trocken). Ganz und gar.
Eva. Sie sind jetzt der unsere?!
Fidelis (mit einem frechen Blick in Evas Augen). Ich
bin der Ihre -- nur --
Eva. Nur?
Fidelis. Nur folgern wir daraus nicht dasselbe, Ihr
Gatte und ich.
Eva (gespannt). Nämlich?
Fidelis (lustig). Ihr Gatte nimmt das unserem Leben
furchtbar übel und macht ihm ein ganz böses Gesicht, wäh-
rend ich meine, daß, wenn es schon so wenig taugt, unser
sündiges Leben auf diesem Planeten hier, wir uns damit
einstweilen doch so gut als möglich unterhalten sollten.
Eva (überzeugt zustimmend). Nicht wahr? Sag ich doch
auch!
Fidelis (in einem zwischen Scherz und Ernst schwebenden
Eva (gleichzeitig zu Kuno, nebenhin). Ich wollte dir nur
adieu ſagen.
Fidelis (mit einem ſchadenfrohen Blick auf Kuno). Wir
ſind ganz einig.
Eva (konventionell uͤbertrieben erfreut, als ob ihr das un-
endlich wichtig waͤre).
Ja?
Fidelis (wichtigtuend). Bis auf einen Punkt.
Eva (tut ſehr intereſſiert). Nun? Laſſen Sie hören!
Kuno (blickt Fidelis fragend an und hoͤrt aufmerkſam zu).
Fidelis (ernſt, langſam, einfach). Nämlich — einig
ſind wir darin, daß unſer Leben, dieſes da, das hieſige,
nicht das richtige ſein kann, daß dahinter noch was anderes
ſtecken muß und daß das erſt gilt.
Eva (freudig). Er hat Sie bekehrt?!
Fidelis (trocken). Ganz und gar.
Eva. Sie ſind jetzt der unſere?!
Fidelis (mit einem frechen Blick in Evas Augen). Ich
bin der Ihre — nur —
Eva. Nur?
Fidelis. Nur folgern wir daraus nicht dasſelbe, Ihr
Gatte und ich.
Eva (geſpannt). Nämlich?
Fidelis (luſtig). Ihr Gatte nimmt das unſerem Leben
furchtbar übel und macht ihm ein ganz böſes Geſicht, wäh-
rend ich meine, daß, wenn es ſchon ſo wenig taugt, unſer
ſündiges Leben auf dieſem Planeten hier, wir uns damit
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Eva (uͤberzeugt zuſtimmend). Nicht wahr? Sag ich doch
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[104/0110] Eva (gleichzeitig zu Kuno, nebenhin). Ich wollte dir nur adieu ſagen. Fidelis (mit einem ſchadenfrohen Blick auf Kuno). Wir ſind ganz einig. Eva (konventionell uͤbertrieben erfreut, als ob ihr das un- endlich wichtig waͤre). Ja? Fidelis (wichtigtuend). Bis auf einen Punkt. Eva (tut ſehr intereſſiert). Nun? Laſſen Sie hören! Kuno (blickt Fidelis fragend an und hoͤrt aufmerkſam zu). Fidelis (ernſt, langſam, einfach). Nämlich — einig ſind wir darin, daß unſer Leben, dieſes da, das hieſige, nicht das richtige ſein kann, daß dahinter noch was anderes ſtecken muß und daß das erſt gilt. Eva (freudig). Er hat Sie bekehrt?! Fidelis (trocken). Ganz und gar. Eva. Sie ſind jetzt der unſere?! Fidelis (mit einem frechen Blick in Evas Augen). Ich bin der Ihre — nur — Eva. Nur? Fidelis. Nur folgern wir daraus nicht dasſelbe, Ihr Gatte und ich. Eva (geſpannt). Nämlich? Fidelis (luſtig). Ihr Gatte nimmt das unſerem Leben furchtbar übel und macht ihm ein ganz böſes Geſicht, wäh- rend ich meine, daß, wenn es ſchon ſo wenig taugt, unſer ſündiges Leben auf dieſem Planeten hier, wir uns damit einſtweilen doch ſo gut als möglich unterhalten ſollten. Eva (uͤberzeugt zuſtimmend). Nicht wahr? Sag ich doch auch! Fidelis (in einem zwiſchen Scherz und Ernſt ſchwebenden

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Zitationshilfe: Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bahr_phantom_1913/110>, abgerufen am 29.11.2024.