sen *). Dass die Wirbelkörper ihren eigenen Verknöcherungspunkt haben, ist schon oben bemerkt.
Die obern, oder schlechthin sogenannten Wirbelbogen bilden sich aus zweid. Obere Wirbelbo- gen. Hälften, indem in beiden Rückenplatten gegenüberliegende Häufchen von dunk- len Körnern entstehen, die eine ganz kurze Zeit hindurch unregelmässig sind, sehr bald aber ziemlich regelmässig viereckig werden. Diese beiden Hälften der Wir- belbogen erheben sich allmählig in die Kämme der Rückenplatten, erreichen ein- ander von beiden Seiten aber erst am fünften Tage, lange nachdem die Rückenplat- ten sich vereinigt haben. Durch ihre Vereinigung wird der Wirbelbogen vollständig, und nun erst wächst aus der Vereinigungsstelle für jeden Wirbel ein Dornfortsatz hervor. Schon vor der Vereinigung nämlich ist der Wirbelbogen aus dem körni- gen Zustande in den knorpeligen übergegangen. Die Verknöcherung schreitet eben so gegen die Dornfortsätze fort. Die Ausbildung des Schädels, als der Summe der vordersten Wirbelbogen, ist im Allgemeinen dieselbe und wird nur durch die starke Ausdehnung des Hirnes modificirt. Die gewöhnliche Angabe, dass die Schädeldecke lange häutig bleibe, ist nämlich dahin zu deuten, dass der Theil, welcher in den Rückenwirbeln die Mitte des Bogens und den Dornfortsatz bildet, hier sehr ausgedehnt und verdünnt ist. Die vollständige Durchsichtigkeit dieser sogenannten Haut kommt eben von ihrer knorpeligen Beschaffenheit. Es scheint wenigstens der grösste Theil des Schädels in der innern Organisation ein Ganzes, und nur durch Gestaltung äusserlich in morphologische Elemente getheilt. Dage- gen sind die Wirbel des Kreuzbeins anfänglich eben so getrennt wie die andern Wirbel, und nur der Einfluss der hintern Extremität scheint ihre endliche Ver- wachsung zu bedingen **).
In den untern Wirbelbogen (wir haben uns früher [§. 6. a.] über diesen Aus-e. Untere Wirbelbo- gen. druck verständigt) scheinen Queerfortsätze und Rippen ein Ganzes zu seyn, so lange sie nur aus körniger Masse bestehen, und erst später durch ein Gelenk sich zu trennen, sobald der Knorpelzustand sich auszubilden anfängt. Dass die Rippen sich stärker entwickeln als die untern Bogen in andern Gegenden des Leibes, hängt mit der allgemeinen Metarmorphose zusammen, welche den Leib in verschiedene morphologische Abschnitte sondert, von denen einige stärker sich ausbilden als andere; denn dass die Entwickelung der Rippen nicht selbstständig ist, sondern dem allgemeinen Wachsthume sich unterordnet, geht schon daraus hervor, dass die Bauchenden der Rippen, je jünger der Embryo ist, um so mehr nach vorn ge-
*) In den Fischen ist die Verknorpelung der Wirbelkörper über und unter der Wirbelsaite ganz augenscheinlich und unläugbar.
**) Vergl. Theil I. S. 17. 64. 74. 84. 94.
N 2
sen *). Daſs die Wirbelkörper ihren eigenen Verknöcherungspunkt haben, ist schon oben bemerkt.
Die obern, oder schlechthin sogenannten Wirbelbogen bilden sich aus zweid. Obere Wirbelbo- gen. Hälften, indem in beiden Rückenplatten gegenüberliegende Häufchen von dunk- len Körnern entstehen, die eine ganz kurze Zeit hindurch unregelmäſsig sind, sehr bald aber ziemlich regelmäſsig viereckig werden. Diese beiden Hälften der Wir- belbogen erheben sich allmählig in die Kämme der Rückenplatten, erreichen ein- ander von beiden Seiten aber erst am fünften Tage, lange nachdem die Rückenplat- ten sich vereinigt haben. Durch ihre Vereinigung wird der Wirbelbogen vollständig, und nun erst wächst aus der Vereinigungsstelle für jeden Wirbel ein Dornfortsatz hervor. Schon vor der Vereinigung nämlich ist der Wirbelbogen aus dem körni- gen Zustande in den knorpeligen übergegangen. Die Verknöcherung schreitet eben so gegen die Dornfortsätze fort. Die Ausbildung des Schädels, als der Summe der vordersten Wirbelbogen, ist im Allgemeinen dieselbe und wird nur durch die starke Ausdehnung des Hirnes modificirt. Die gewöhnliche Angabe, daſs die Schädeldecke lange häutig bleibe, ist nämlich dahin zu deuten, daſs der Theil, welcher in den Rückenwirbeln die Mitte des Bogens und den Dornfortsatz bildet, hier sehr ausgedehnt und verdünnt ist. Die vollständige Durchsichtigkeit dieser sogenannten Haut kommt eben von ihrer knorpeligen Beschaffenheit. Es scheint wenigstens der gröſste Theil des Schädels in der innern Organisation ein Ganzes, und nur durch Gestaltung äuſserlich in morphologische Elemente getheilt. Dage- gen sind die Wirbel des Kreuzbeins anfänglich eben so getrennt wie die andern Wirbel, und nur der Einfluſs der hintern Extremität scheint ihre endliche Ver- wachsung zu bedingen **).
In den untern Wirbelbogen (wir haben uns früher [§. 6. a.] über diesen Aus-e. Untere Wirbelbo- gen. druck verständigt) scheinen Queerfortsätze und Rippen ein Ganzes zu seyn, so lange sie nur aus körniger Masse bestehen, und erst später durch ein Gelenk sich zu trennen, sobald der Knorpelzustand sich auszubilden anfängt. Daſs die Rippen sich stärker entwickeln als die untern Bogen in andern Gegenden des Leibes, hängt mit der allgemeinen Metarmorphose zusammen, welche den Leib in verschiedene morphologische Abschnitte sondert, von denen einige stärker sich ausbilden als andere; denn daſs die Entwickelung der Rippen nicht selbstständig ist, sondern dem allgemeinen Wachsthume sich unterordnet, geht schon daraus hervor, daſs die Bauchenden der Rippen, je jünger der Embryo ist, um so mehr nach vorn ge-
*) In den Fischen ist die Verknorpelung der Wirbelkörper über und unter der Wirbelsaite ganz augenscheinlich und unläugbar.
**) Vergl. Theil I. S. 17. 64. 74. 84. 94.
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sen *). Daſs die Wirbelkörper ihren eigenen Verknöcherungspunkt haben, ist
schon oben bemerkt.
Die obern, oder schlechthin sogenannten Wirbelbogen bilden sich aus zwei
Hälften, indem in beiden Rückenplatten gegenüberliegende Häufchen von dunk-
len Körnern entstehen, die eine ganz kurze Zeit hindurch unregelmäſsig sind, sehr
bald aber ziemlich regelmäſsig viereckig werden. Diese beiden Hälften der Wir-
belbogen erheben sich allmählig in die Kämme der Rückenplatten, erreichen ein-
ander von beiden Seiten aber erst am fünften Tage, lange nachdem die Rückenplat-
ten sich vereinigt haben. Durch ihre Vereinigung wird der Wirbelbogen vollständig,
und nun erst wächst aus der Vereinigungsstelle für jeden Wirbel ein Dornfortsatz
hervor. Schon vor der Vereinigung nämlich ist der Wirbelbogen aus dem körni-
gen Zustande in den knorpeligen übergegangen. Die Verknöcherung schreitet
eben so gegen die Dornfortsätze fort. Die Ausbildung des Schädels, als der Summe
der vordersten Wirbelbogen, ist im Allgemeinen dieselbe und wird nur durch die
starke Ausdehnung des Hirnes modificirt. Die gewöhnliche Angabe, daſs die
Schädeldecke lange häutig bleibe, ist nämlich dahin zu deuten, daſs der Theil,
welcher in den Rückenwirbeln die Mitte des Bogens und den Dornfortsatz bildet,
hier sehr ausgedehnt und verdünnt ist. Die vollständige Durchsichtigkeit dieser
sogenannten Haut kommt eben von ihrer knorpeligen Beschaffenheit. Es scheint
wenigstens der gröſste Theil des Schädels in der innern Organisation ein Ganzes,
und nur durch Gestaltung äuſserlich in morphologische Elemente getheilt. Dage-
gen sind die Wirbel des Kreuzbeins anfänglich eben so getrennt wie die andern
Wirbel, und nur der Einfluſs der hintern Extremität scheint ihre endliche Ver-
wachsung zu bedingen **).
d. Obere
Wirbelbo-
gen.
In den untern Wirbelbogen (wir haben uns früher [§. 6. a.] über diesen Aus-
druck verständigt) scheinen Queerfortsätze und Rippen ein Ganzes zu seyn, so
lange sie nur aus körniger Masse bestehen, und erst später durch ein Gelenk sich
zu trennen, sobald der Knorpelzustand sich auszubilden anfängt. Daſs die Rippen
sich stärker entwickeln als die untern Bogen in andern Gegenden des Leibes, hängt
mit der allgemeinen Metarmorphose zusammen, welche den Leib in verschiedene
morphologische Abschnitte sondert, von denen einige stärker sich ausbilden als
andere; denn daſs die Entwickelung der Rippen nicht selbstständig ist, sondern
dem allgemeinen Wachsthume sich unterordnet, geht schon daraus hervor, daſs
die Bauchenden der Rippen, je jünger der Embryo ist, um so mehr nach vorn ge-
e. Untere
Wirbelbo-
gen.
*) In den Fischen ist die Verknorpelung der Wirbelkörper über und unter der Wirbelsaite ganz
augenscheinlich und unläugbar.
**) Vergl. Theil I. S. 17. 64. 74. 84. 94.
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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 2. Königsberg, 1837, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1837/109>, abgerufen am 22.07.2024.
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