allgemeinen Kappe, wenn nicht im dritten, doch im vierten Tage (§. 5. h.). Da zu gleicher Zeit die Abschnürung des Embryo von der übrigen Keimhaut weiter schreitet, so erhält die gedoppelte Bauchhöhle immer mehr untere Wand und Seitenwand. Da ferner die Spaltung von der Bauchplatte durch den Nabel in die Kappe fortgeht, so muss sich der Darmnabel vom Hautnabel trennen. Deshalb stossen beide Bauchhöhlen im Nabel zusammen. Je enger der Darmnabel wird, um desto weniger ist die Bauchhöhle getheilt. Die Verengerung geht aber im Darmnabel rascher vor sich, als im Hautnabel, und dieser Unterschied wird noch vergrössert durch das Durchdrängen des Harnsackes, wovon weiter unten. Am Ende des vierten Tages erkennt man schon kaum mehr, dass der Darmnabel früher die Bauchhöhle getheilt hatte, besonders da der Nabel jetzt ziemlich weit unter den untern Rand der Bauchplatten gerückt ist, oder mit andern Worten, da die Bauchhöhle nur oben von den Bauchplatten, nach unten aber von einer Verlängerung des serösen Blattes gebildet wird. Es ist aber diese Verlängerung des serösen Blattes nicht mehr blosse Oberhaut, sondern scheint aus zwei Schichten zu bestehen, und ist wahre Haut. Die Bauchhöhle hat also oben zu beiden Seiten die Bauchplatten, die immer noch schmal sind; weiter nach unten ist sie von der Haut bis auf die Nabelöffnung umschlossen. Nach hinten geht die Bauchhöhle ursprünglich bis an die Stelle, wo das hintere Ende des Speisekanals an die Bauchplatten stösst. Nach vorn scheint das Verhältniss weniger einfach, ist im Grunde aber doch dasselbe. Die Rachenhöhle wird nämlich, wie unten das Afterende, unmittelbar von den Bauchplatten umfasst. Bis hierher hat sich also die Trennung der Bauchplatten nicht erstreckt. Es ist nur der Unterschied, dass die Rachenhöhle weit länger ist. Ihre Grenze ist noch immer durch die hintersten Kiemen- (Arterien-) bogen bezeichnet, welche am vierten Tage der nun hinzugetretene fünfte Bogen ist. Die Kiemenspalten gehen also durch die Wand der Rachenhöhle hindurch, ohne auf einen Raum zu stossen, der das Verhältniss der Bauchhöhle hätte. Hinter ihnen spitzt sich die Rachenhöhle zu, um in den übrigen Speisekanal überzugehen, der viel enger ist, und hier hat man gleich eine umgebende Höhle, welche das Herz umfasst und sich in die Bauchhöhle fortsetzt. Erinnern wir uns nun, dass schon sehr früh in der Kopf kappe die erste Spaltung der Blätter eintritt, so sehen wir leicht ein, dass mit diesem Momente eigentlich die Bildung der Bauchhöhle begann. Daraus folgt, dass die Bauchhöhle im An- fange gewissermassen ausserhalb des Embryo lag und zuerst nur das Herz enthielt; dass diese Bauchhöhle sich dann durch Spaltung in die Bauchplatten nach hinten in zwei Schenkel fortsetzte; dass dann beide Schenkel hinten zusammenliefen, sobald der Harnsack nicht mehr von den Blättern der Schwanzkappe eng um-
allgemeinen Kappe, wenn nicht im dritten, doch im vierten Tage (§. 5. h.). Da zu gleicher Zeit die Abschnürung des Embryo von der übrigen Keimhaut weiter schreitet, so erhält die gedoppelte Bauchhöhle immer mehr untere Wand und Seitenwand. Da ferner die Spaltung von der Bauchplatte durch den Nabel in die Kappe fortgeht, so muſs sich der Darmnabel vom Hautnabel trennen. Deshalb stoſsen beide Bauchhöhlen im Nabel zusammen. Je enger der Darmnabel wird, um desto weniger ist die Bauchhöhle getheilt. Die Verengerung geht aber im Darmnabel rascher vor sich, als im Hautnabel, und dieser Unterschied wird noch vergröſsert durch das Durchdrängen des Harnsackes, wovon weiter unten. Am Ende des vierten Tages erkennt man schon kaum mehr, daſs der Darmnabel früher die Bauchhöhle getheilt hatte, besonders da der Nabel jetzt ziemlich weit unter den untern Rand der Bauchplatten gerückt ist, oder mit andern Worten, da die Bauchhöhle nur oben von den Bauchplatten, nach unten aber von einer Verlängerung des serösen Blattes gebildet wird. Es ist aber diese Verlängerung des serösen Blattes nicht mehr bloſse Oberhaut, sondern scheint aus zwei Schichten zu bestehen, und ist wahre Haut. Die Bauchhöhle hat also oben zu beiden Seiten die Bauchplatten, die immer noch schmal sind; weiter nach unten ist sie von der Haut bis auf die Nabelöffnung umschlossen. Nach hinten geht die Bauchhöhle ursprünglich bis an die Stelle, wo das hintere Ende des Speisekanals an die Bauchplatten stöſst. Nach vorn scheint das Verhältniſs weniger einfach, ist im Grunde aber doch dasselbe. Die Rachenhöhle wird nämlich, wie unten das Afterende, unmittelbar von den Bauchplatten umfaſst. Bis hierher hat sich also die Trennung der Bauchplatten nicht erstreckt. Es ist nur der Unterschied, daſs die Rachenhöhle weit länger ist. Ihre Grenze ist noch immer durch die hintersten Kiemen- (Arterien-) bogen bezeichnet, welche am vierten Tage der nun hinzugetretene fünfte Bogen ist. Die Kiemenspalten gehen also durch die Wand der Rachenhöhle hindurch, ohne auf einen Raum zu stoſsen, der das Verhältniſs der Bauchhöhle hätte. Hinter ihnen spitzt sich die Rachenhöhle zu, um in den übrigen Speisekanal überzugehen, der viel enger ist, und hier hat man gleich eine umgebende Höhle, welche das Herz umfaſst und sich in die Bauchhöhle fortsetzt. Erinnern wir uns nun, daſs schon sehr früh in der Kopf kappe die erste Spaltung der Blätter eintritt, so sehen wir leicht ein, daſs mit diesem Momente eigentlich die Bildung der Bauchhöhle begann. Daraus folgt, daſs die Bauchhöhle im An- fange gewissermaſsen auſserhalb des Embryo lag und zuerst nur das Herz enthielt; daſs diese Bauchhöhle sich dann durch Spaltung in die Bauchplatten nach hinten in zwei Schenkel fortsetzte; daſs dann beide Schenkel hinten zusammenliefen, sobald der Harnsack nicht mehr von den Blättern der Schwanzkappe eng um-
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allgemeinen Kappe, wenn nicht im dritten, doch im vierten Tage (§. 5. h.). Da
zu gleicher Zeit die Abschnürung des Embryo von der übrigen Keimhaut weiter
schreitet, so erhält die gedoppelte Bauchhöhle immer mehr untere Wand und
Seitenwand. Da ferner die Spaltung von der Bauchplatte durch den Nabel in die
Kappe fortgeht, so muſs sich der Darmnabel vom Hautnabel trennen. Deshalb
stoſsen beide Bauchhöhlen im Nabel zusammen. Je enger der Darmnabel wird,
um desto weniger ist die Bauchhöhle getheilt. Die Verengerung geht aber im
Darmnabel rascher vor sich, als im Hautnabel, und dieser Unterschied wird noch
vergröſsert durch das Durchdrängen des Harnsackes, wovon weiter unten. Am
Ende des vierten Tages erkennt man schon kaum mehr, daſs der Darmnabel
früher die Bauchhöhle getheilt hatte, besonders da der Nabel jetzt ziemlich weit
unter den untern Rand der Bauchplatten gerückt ist, oder mit andern Worten,
da die Bauchhöhle nur oben von den Bauchplatten, nach unten aber von einer
Verlängerung des serösen Blattes gebildet wird. Es ist aber diese Verlängerung
des serösen Blattes nicht mehr bloſse Oberhaut, sondern scheint aus zwei
Schichten zu bestehen, und ist wahre Haut. Die Bauchhöhle hat also oben zu
beiden Seiten die Bauchplatten, die immer noch schmal sind; weiter nach unten
ist sie von der Haut bis auf die Nabelöffnung umschlossen. Nach hinten geht die
Bauchhöhle ursprünglich bis an die Stelle, wo das hintere Ende des Speisekanals
an die Bauchplatten stöſst. Nach vorn scheint das Verhältniſs weniger einfach,
ist im Grunde aber doch dasselbe. Die Rachenhöhle wird nämlich, wie unten
das Afterende, unmittelbar von den Bauchplatten umfaſst. Bis hierher hat sich
also die Trennung der Bauchplatten nicht erstreckt. Es ist nur der Unterschied,
daſs die Rachenhöhle weit länger ist. Ihre Grenze ist noch immer durch die
hintersten Kiemen- (Arterien-) bogen bezeichnet, welche am vierten Tage der nun
hinzugetretene fünfte Bogen ist. Die Kiemenspalten gehen also durch die Wand
der Rachenhöhle hindurch, ohne auf einen Raum zu stoſsen, der das Verhältniſs
der Bauchhöhle hätte. Hinter ihnen spitzt sich die Rachenhöhle zu, um in den
übrigen Speisekanal überzugehen, der viel enger ist, und hier hat man gleich eine
umgebende Höhle, welche das Herz umfaſst und sich in die Bauchhöhle fortsetzt.
Erinnern wir uns nun, daſs schon sehr früh in der Kopf kappe die erste Spaltung
der Blätter eintritt, so sehen wir leicht ein, daſs mit diesem Momente eigentlich
die Bildung der Bauchhöhle begann. Daraus folgt, daſs die Bauchhöhle im An-
fange gewissermaſsen auſserhalb des Embryo lag und zuerst nur das Herz enthielt;
daſs diese Bauchhöhle sich dann durch Spaltung in die Bauchplatten nach hinten
in zwei Schenkel fortsetzte; daſs dann beide Schenkel hinten zusammenliefen,
sobald der Harnsack nicht mehr von den Blättern der Schwanzkappe eng um-
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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828/98>, abgerufen am 24.11.2024.
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