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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828.

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b. Einhül-
lung durch
das Amnion.

Der Vorgang der Einhüllung ist sehr einfach. Von allen Seiten rückt der
innere Rand der elliptischen Amnionsfalte gegen die Mitte zusammen, bis die
Oeffnung sich mit einer weissen Narbe über dem Lendentheile des Rückens
schliesst. Am Ende dieses Tages ist oft auch die Narbe nicht mehr kenntlich.
Da zugleich die Spaltung der Blätter in der allgemeinen Kappe bis zum Umfange
derselben fortgegangen ist, so steht das abgelöste seröse Blatt jetzt nur mit der
Amnionsfalte in Verbindung, und wir haben daher nun plötzlich ein geschlossenes
Amnion (Fig VII und VIII. und Fig. 7"), entstanden aus der Amnionsfalte (t r',
u s'
), dem serösen Blatte der Kappe (Fig. VII. r' p', q' s' und Fig. 7.) und über-
gehend in die untere Wand des Embryo, so viel davon schon durch das seröse
Blatt gebildet ist (d p', q' b) (§. 5. h.)

c. Panders
falsches
Amnion.

Da das Amnion aber aus einer Falte gebildet ist, so folgt daraus, dass
über dem geschlossenen Amnion noch ein Blatt liegt, welches an die Stelle der
Naht angeheftet, im übrigen Umfange aber frei ist. Es ist das obere Blatt der
Amnionsfalte (r t u s). Dieses Blatt hat Pander das falsche Amnion genannt.

d. Ab-
schnürung
des Embryo.
Nabelbil-
dung.

Was die Abschnürung anlangt, so finden wir, dass der kreisförmige Um-
wurf, welcher durch die Kopfscheide, die Schwanzscheide und die Seitenscheiden
gebildet wird, sich von allen Seiten gegen die Mitte zusammenzieht. Die Com-
munication zwischen dem Embryo und dem Eie erscheint nun schon als blosse
Oeffnung, die mit dem Worte Nabel bezeichnet wird. Es muss einleuchten, dass
dieser Nabel kein neuer Theil ist, sondern die Stelle, wo der Embryo in die
übrigen Eitheile übergeht, die nur durch Verschnürung die jetzige Form erhalten
hat. Vergleichen wir nämlich unsere Abbildungen VII. VI. bis zu I. und die
Queerdurchschnitte in derselben Reihenfolge rückwärts, so finden wir, dass eben
dieser Nabel früher die weite Oeffnung des Leibes, noch früher der ganze Um-
fang des offenen Leibes und endlich am ersten Tage noch ganz unbegrenzt war,
da der Embryo selbst keine Grenze hatte. Da der Nabel der Uebergang vom
Embryo in das Ei ist, so müssen in ihm sich sämmtliche Blätter der Keimhaut
wiederfinden, und wir wollen diese einzelnen Blätter unterscheiden, da ihre fer-
nere Geschichte nicht dieselbe bleibt. Am meisten nach aussen ist eine Scheide
vom serösen Blatte (p' q'). Sie geht nach oben in die Haut des Embryo über,
nach unten in das seröse Blatt der Kappe. Da aber das seröse Blatt der Kappe in
diesem Tage zum Amnion wird, so geht diese Scheide also ins Amnion über.
Man könnte sie den Amnionsnabel, noch besser den Hautnabel oder Bauchnabel,
nennen; denn der sonst wohl gebrauchte Name Nabelscheide ist in so fern nicht
recht passend, als diese Scheide für die Leibeshöhle selbst den Nabel bildet. In
ihr ist eine zweite Röhre, welche wieder aus zwei Röhren besteht, die aber

b. Einhül-
lung durch
das Amnion.

Der Vorgang der Einhüllung ist sehr einfach. Von allen Seiten rückt der
innere Rand der elliptischen Amnionsfalte gegen die Mitte zusammen, bis die
Oeffnung sich mit einer weiſsen Narbe über dem Lendentheile des Rückens
schlieſst. Am Ende dieses Tages ist oft auch die Narbe nicht mehr kenntlich.
Da zugleich die Spaltung der Blätter in der allgemeinen Kappe bis zum Umfange
derselben fortgegangen ist, so steht das abgelöste seröse Blatt jetzt nur mit der
Amnionsfalte in Verbindung, und wir haben daher nun plötzlich ein geschlossenes
Amnion (Fig VII und VIII. und Fig. 7″), entstanden aus der Amnionsfalte (t r′,
u s′
), dem serösen Blatte der Kappe (Fig. VII. r′ p′, q′ s′ und Fig. 7.) und über-
gehend in die untere Wand des Embryo, so viel davon schon durch das seröse
Blatt gebildet ist (d p′, q′ b) (§. 5. h.)

c. Panders
falsches
Amnion.

Da das Amnion aber aus einer Falte gebildet ist, so folgt daraus, daſs
über dem geschlossenen Amnion noch ein Blatt liegt, welches an die Stelle der
Naht angeheftet, im übrigen Umfange aber frei ist. Es ist das obere Blatt der
Amnionsfalte (r t u s). Dieses Blatt hat Pander das falsche Amnion genannt.

d. Ab-
schnürung
des Embryo.
Nabelbil-
dung.

Was die Abschnürung anlangt, so finden wir, daſs der kreisförmige Um-
wurf, welcher durch die Kopfscheide, die Schwanzscheide und die Seitenscheiden
gebildet wird, sich von allen Seiten gegen die Mitte zusammenzieht. Die Com-
munication zwischen dem Embryo und dem Eie erscheint nun schon als bloſse
Oeffnung, die mit dem Worte Nabel bezeichnet wird. Es muſs einleuchten, daſs
dieser Nabel kein neuer Theil ist, sondern die Stelle, wo der Embryo in die
übrigen Eitheile übergeht, die nur durch Verschnürung die jetzige Form erhalten
hat. Vergleichen wir nämlich unsere Abbildungen VII. VI. bis zu I. und die
Queerdurchschnitte in derselben Reihenfolge rückwärts, so finden wir, daſs eben
dieser Nabel früher die weite Oeffnung des Leibes, noch früher der ganze Um-
fang des offenen Leibes und endlich am ersten Tage noch ganz unbegrenzt war,
da der Embryo selbst keine Grenze hatte. Da der Nabel der Uebergang vom
Embryo in das Ei ist, so müssen in ihm sich sämmtliche Blätter der Keimhaut
wiederfinden, und wir wollen diese einzelnen Blätter unterscheiden, da ihre fer-
nere Geschichte nicht dieselbe bleibt. Am meisten nach auſsen ist eine Scheide
vom serösen Blatte (p′ q′). Sie geht nach oben in die Haut des Embryo über,
nach unten in das seröse Blatt der Kappe. Da aber das seröse Blatt der Kappe in
diesem Tage zum Amnion wird, so geht diese Scheide also ins Amnion über.
Man könnte sie den Amnionsnabel, noch besser den Hautnabel oder Bauchnabel,
nennen; denn der sonst wohl gebrauchte Name Nabelscheide ist in so fern nicht
recht passend, als diese Scheide für die Leibeshöhle selbst den Nabel bildet. In
ihr ist eine zweite Röhre, welche wieder aus zwei Röhren besteht, die aber

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[66/0096] Der Vorgang der Einhüllung ist sehr einfach. Von allen Seiten rückt der innere Rand der elliptischen Amnionsfalte gegen die Mitte zusammen, bis die Oeffnung sich mit einer weiſsen Narbe über dem Lendentheile des Rückens schlieſst. Am Ende dieses Tages ist oft auch die Narbe nicht mehr kenntlich. Da zugleich die Spaltung der Blätter in der allgemeinen Kappe bis zum Umfange derselben fortgegangen ist, so steht das abgelöste seröse Blatt jetzt nur mit der Amnionsfalte in Verbindung, und wir haben daher nun plötzlich ein geschlossenes Amnion (Fig VII und VIII. und Fig. 7″), entstanden aus der Amnionsfalte (t r′, u s′), dem serösen Blatte der Kappe (Fig. VII. r′ p′, q′ s′ und Fig. 7.) und über- gehend in die untere Wand des Embryo, so viel davon schon durch das seröse Blatt gebildet ist (d p′, q′ b) (§. 5. h.) Da das Amnion aber aus einer Falte gebildet ist, so folgt daraus, daſs über dem geschlossenen Amnion noch ein Blatt liegt, welches an die Stelle der Naht angeheftet, im übrigen Umfange aber frei ist. Es ist das obere Blatt der Amnionsfalte (r t u s). Dieses Blatt hat Pander das falsche Amnion genannt. Was die Abschnürung anlangt, so finden wir, daſs der kreisförmige Um- wurf, welcher durch die Kopfscheide, die Schwanzscheide und die Seitenscheiden gebildet wird, sich von allen Seiten gegen die Mitte zusammenzieht. Die Com- munication zwischen dem Embryo und dem Eie erscheint nun schon als bloſse Oeffnung, die mit dem Worte Nabel bezeichnet wird. Es muſs einleuchten, daſs dieser Nabel kein neuer Theil ist, sondern die Stelle, wo der Embryo in die übrigen Eitheile übergeht, die nur durch Verschnürung die jetzige Form erhalten hat. Vergleichen wir nämlich unsere Abbildungen VII. VI. bis zu I. und die Queerdurchschnitte in derselben Reihenfolge rückwärts, so finden wir, daſs eben dieser Nabel früher die weite Oeffnung des Leibes, noch früher der ganze Um- fang des offenen Leibes und endlich am ersten Tage noch ganz unbegrenzt war, da der Embryo selbst keine Grenze hatte. Da der Nabel der Uebergang vom Embryo in das Ei ist, so müssen in ihm sich sämmtliche Blätter der Keimhaut wiederfinden, und wir wollen diese einzelnen Blätter unterscheiden, da ihre fer- nere Geschichte nicht dieselbe bleibt. Am meisten nach auſsen ist eine Scheide vom serösen Blatte (p′ q′). Sie geht nach oben in die Haut des Embryo über, nach unten in das seröse Blatt der Kappe. Da aber das seröse Blatt der Kappe in diesem Tage zum Amnion wird, so geht diese Scheide also ins Amnion über. Man könnte sie den Amnionsnabel, noch besser den Hautnabel oder Bauchnabel, nennen; denn der sonst wohl gebrauchte Name Nabelscheide ist in so fern nicht recht passend, als diese Scheide für die Leibeshöhle selbst den Nabel bildet. In ihr ist eine zweite Röhre, welche wieder aus zwei Röhren besteht, die aber

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Zitationshilfe: Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828/96>, abgerufen am 24.11.2024.