rend der ganzen zweiten Periode keine Verästelung. Auf das schnellere Auftreten der Verästelung wirkt also wohl die Beziehung, die jedes Organ zunächst zu dem frühern Verhältnisse des Fötus hat.
Viel schwieriger, als bei allen denjenigen Organen, die durch ein Hervor-x. Wolffi- sche Körper. treiben der Schleimhaut gegen die Gefässschicht des Speisekanals sich bilden, ist die Entstehungsweise des Harn- und Geschlechts-Apparats in allen einzelnen Momenten zu verfolgen. Wir müssen, um ihren Ursprung zu erkennen, zu der Spaltung des Keimblattes zurückkehren (§. 5. d.) und erinnern, dass ein Streifen der untern Lage sich senkrecht stellt als Gekrösplatte, dass ferner die untern Winkel beider Gekrösplatten zur Bildung der Naht gegen einander neigen. Durch dieses Zusammenneigen wird der Winkel, den die Gekrösplatte oben mit der Bauchplatte bildet, immer grösser. In diesem Winkel nun erscheint in der zweiten Hälfte des dritten Tages ein rundlicher Streifen oder dicker Faden, der am Ende des dritten Tages nicht nur im Queerschnitte, sondern auch wenn man die Kappe von unten aufschneidet, der ganzen Länge nach zu erkennen ist. Jener runde Streifen ist der erste Aufang des von Rathke so genannten Wolffi- schen Körpers, welcher von der Herzgegend bis zum Harnsacke reicht. Er zeigt schon auf der freien Wölbung abwechselnde Erhabenheiten und Einschnürungen. Die Erhabenheiten sind dunkler, weil sie aus dichterer Masse bestehen. Die Einschnürungen sind heller.
Queerdurchschnitte lassen schon am Ende des dritten Tages einen Kanal im Innern dieses Körpers dicht an seiner Anheftung erkennen, und zuweilen sieht man ein Blutströpfchen in dem Kanale. Damit stimmt es, dass man in Embryo- nen, die am Schlusse dieses Tages schon weiter vorgerückt und blutreicher sind, einen rothen Streifen längs dieses Körpers durchschimmern sieht. Es scheint mir daher, dass jeder Wolffische Körper sich auf und aus einem Blutgefässe hervor- bildet; obgleich es mir noch nicht gelungen ist, den Zusammenhang dieses Blut- gefässes mit andern vollständig aufzufinden. So viel ist aber gewiss, dass diese Körper niemals eine vereinte Masse darstellen, die sich erst später spaltet. Viel- mehr sind sie durch die Gekrösplatten von einander getrennt, und vor der Bil- dung der Gekrösplatten sind nicht nur die Wolffischen Körper noch nicht da, sondern nicht einmal der Raum, in dem sie sich bilden, da eben dieser Raum erst durch die Spaltung der Bauchplatte gegeben wird. (§. 5. c.)
Auf der Bauchplatte sieht man die Extremitäten in der zweiten Hälftey. Anlage der Extremi- täten. dieses Tages als schmale Leistchen entstehen.
Die Rückenplatten haben sich wenig verändert, ausgenommen dass siez. Rücken- platten. dicker geworden sind. Die Wirbelanlagen in ihnen steigen seitlich bis über die
rend der ganzen zweiten Periode keine Verästelung. Auf das schnellere Auftreten der Verästelung wirkt also wohl die Beziehung, die jedes Organ zunächst zu dem frühern Verhältnisse des Fötus hat.
Viel schwieriger, als bei allen denjenigen Organen, die durch ein Hervor-x. Wolffi- sche Körper. treiben der Schleimhaut gegen die Gefäſsschicht des Speisekanals sich bilden, ist die Entstehungsweise des Harn- und Geschlechts-Apparats in allen einzelnen Momenten zu verfolgen. Wir müssen, um ihren Ursprung zu erkennen, zu der Spaltung des Keimblattes zurückkehren (§. 5. d.) und erinnern, daſs ein Streifen der untern Lage sich senkrecht stellt als Gekrösplatte, daſs ferner die untern Winkel beider Gekrösplatten zur Bildung der Naht gegen einander neigen. Durch dieses Zusammenneigen wird der Winkel, den die Gekrösplatte oben mit der Bauchplatte bildet, immer gröſser. In diesem Winkel nun erscheint in der zweiten Hälfte des dritten Tages ein rundlicher Streifen oder dicker Faden, der am Ende des dritten Tages nicht nur im Queerschnitte, sondern auch wenn man die Kappe von unten aufschneidet, der ganzen Länge nach zu erkennen ist. Jener runde Streifen ist der erste Aufang des von Rathke so genannten Wolffi- schen Körpers, welcher von der Herzgegend bis zum Harnsacke reicht. Er zeigt schon auf der freien Wölbung abwechselnde Erhabenheiten und Einschnürungen. Die Erhabenheiten sind dunkler, weil sie aus dichterer Masse bestehen. Die Einschnürungen sind heller.
Queerdurchschnitte lassen schon am Ende des dritten Tages einen Kanal im Innern dieses Körpers dicht an seiner Anheftung erkennen, und zuweilen sieht man ein Blutströpfchen in dem Kanale. Damit stimmt es, daſs man in Embryo- nen, die am Schlusse dieses Tages schon weiter vorgerückt und blutreicher sind, einen rothen Streifen längs dieses Körpers durchschimmern sieht. Es scheint mir daher, daſs jeder Wolffische Körper sich auf und aus einem Blutgefäſse hervor- bildet; obgleich es mir noch nicht gelungen ist, den Zusammenhang dieses Blut- gefäſses mit andern vollständig aufzufinden. So viel ist aber gewiſs, daſs diese Körper niemals eine vereinte Masse darstellen, die sich erst später spaltet. Viel- mehr sind sie durch die Gekrösplatten von einander getrennt, und vor der Bil- dung der Gekrösplatten sind nicht nur die Wolffischen Körper noch nicht da, sondern nicht einmal der Raum, in dem sie sich bilden, da eben dieser Raum erst durch die Spaltung der Bauchplatte gegeben wird. (§. 5. c.)
Auf der Bauchplatte sieht man die Extremitäten in der zweiten Hälftey. Anlage der Extremi- täten. dieses Tages als schmale Leistchen entstehen.
Die Rückenplatten haben sich wenig verändert, ausgenommen daſs siez. Rücken- platten. dicker geworden sind. Die Wirbelanlagen in ihnen steigen seitlich bis über die
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[63/0093]
rend der ganzen zweiten Periode keine Verästelung. Auf das schnellere Auftreten
der Verästelung wirkt also wohl die Beziehung, die jedes Organ zunächst zu dem
frühern Verhältnisse des Fötus hat.
Viel schwieriger, als bei allen denjenigen Organen, die durch ein Hervor-
treiben der Schleimhaut gegen die Gefäſsschicht des Speisekanals sich bilden, ist
die Entstehungsweise des Harn- und Geschlechts-Apparats in allen einzelnen
Momenten zu verfolgen. Wir müssen, um ihren Ursprung zu erkennen, zu der
Spaltung des Keimblattes zurückkehren (§. 5. d.) und erinnern, daſs ein Streifen
der untern Lage sich senkrecht stellt als Gekrösplatte, daſs ferner die untern
Winkel beider Gekrösplatten zur Bildung der Naht gegen einander neigen. Durch
dieses Zusammenneigen wird der Winkel, den die Gekrösplatte oben mit der
Bauchplatte bildet, immer gröſser. In diesem Winkel nun erscheint in der
zweiten Hälfte des dritten Tages ein rundlicher Streifen oder dicker Faden, der
am Ende des dritten Tages nicht nur im Queerschnitte, sondern auch wenn man
die Kappe von unten aufschneidet, der ganzen Länge nach zu erkennen ist.
Jener runde Streifen ist der erste Aufang des von Rathke so genannten Wolffi-
schen Körpers, welcher von der Herzgegend bis zum Harnsacke reicht. Er zeigt
schon auf der freien Wölbung abwechselnde Erhabenheiten und Einschnürungen.
Die Erhabenheiten sind dunkler, weil sie aus dichterer Masse bestehen. Die
Einschnürungen sind heller.
x. Wolffi-
sche Körper.
Queerdurchschnitte lassen schon am Ende des dritten Tages einen Kanal im
Innern dieses Körpers dicht an seiner Anheftung erkennen, und zuweilen sieht
man ein Blutströpfchen in dem Kanale. Damit stimmt es, daſs man in Embryo-
nen, die am Schlusse dieses Tages schon weiter vorgerückt und blutreicher sind,
einen rothen Streifen längs dieses Körpers durchschimmern sieht. Es scheint mir
daher, daſs jeder Wolffische Körper sich auf und aus einem Blutgefäſse hervor-
bildet; obgleich es mir noch nicht gelungen ist, den Zusammenhang dieses Blut-
gefäſses mit andern vollständig aufzufinden. So viel ist aber gewiſs, daſs diese
Körper niemals eine vereinte Masse darstellen, die sich erst später spaltet. Viel-
mehr sind sie durch die Gekrösplatten von einander getrennt, und vor der Bil-
dung der Gekrösplatten sind nicht nur die Wolffischen Körper noch nicht da,
sondern nicht einmal der Raum, in dem sie sich bilden, da eben dieser Raum
erst durch die Spaltung der Bauchplatte gegeben wird. (§. 5. c.)
Auf der Bauchplatte sieht man die Extremitäten in der zweiten Hälfte
dieses Tages als schmale Leistchen entstehen.
y. Anlage
der Extremi-
täten.
Die Rückenplatten haben sich wenig verändert, ausgenommen daſs sie
dicker geworden sind. Die Wirbelanlagen in ihnen steigen seitlich bis über die
z. Rücken-
platten.
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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828/93>, abgerufen am 16.07.2024.
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