hinterer Theil liegt, wie bemerkt wurde, nur schwach ausgebildet in der Ebene des Keimblattes.
l. Anlage zur Herzbil- dung.
Wir erwähnten, dass durch das Abscheuren der vordern Hälfte des Leibes und das damit verbundene Zusammenrücken der vordern Enden der Bauchplatten, (denn dass auch diese ursprünglich ziemlich horizontal gelegen haben, versteht sich von selbst, und ist auch in den ersten Stunden des zweiten Tages kenntlich,) indem der körnige Inhalt der Gefässschicht aus dieser Gegend zusammengedrängt wird. Es zeigt sich nämlich zwischen dem serösen und dem Schleimblatte schon am Ende des ersten Tages eine dunkle, körnige Masse, die in 2 seitliche Schen- kel nach hinten in die Seitenränder der Kopfkappe ausläuft. Beide Schenkel sind nach vorn durch einen ganz dünnen Faden verbunden. Während der ersten Hälfte des zweiten Tages rücken beide Schenkel immer mehr zusammen, wodurch allmählig eine dunkle Masse in Form eines umgekehrten sich bildet. Sie hat nämlich, da die Schenkel von vorn nach hinten zusammengeschoben werden, ei- nen vordern gemeinschaftlichen Stamm und hinten zwei Schenkel, und ist der Stoff, aus dem sich das Herz bilden soll. Der Stoff, sage ich, denn noch kön- nen wir ihn nicht das Herz selbst nennen, da er weder scharf begrenzt, noch hohl, sondern eine Körnermasse von zäher Consistenz ist, welche ihrer Dicke wegen etwas nach unten vorragt.
Um die Mitte des zweiten Tages nun wird die beschriebene Masse hell und im Innern flüssig, während die äussere Fläche sich zu einer Wandung umformt. So entsteht das Herz, indem diese Masse sich in flüssiges Blut verwandelt, wäh- rend gleichzeitig oder ganz kurz vorher im flüssigen Inhalte des Rückenkanals sich die feste Nervenmasse von Hirn und Rückenmark zu sondern angefangen hat. Die beiden wichtigen Momente der Blut- und Nervensystem-Bildung haben wir nun näher ins Auge zu fassen.
m. Hirn und Rücken- mark.
Kurz vor der Mitte des zweiten Tages sieht man zuerst an der innern Flä- che der Rückenplatten, die vor wenigen Stunden einen geschlossenen Kaual mit mehreren Zellen im vordern Theile desselben gebildet haben, eine trübe Abson- derung. Diese Absonderung enthält ausehnliche, ziemlich dunkle Körnchen, die durch eine helle zähe Masse verbunden werden, und sieht aus wie ein mit dem Pinsel aufgetragener Ueberzug, welcher mit der innern Fläche der Rückenplatten sehr fest verbunden ist. Er ist zu weich, um ihn ein wahres Blatt zu nennen. In der 2ten Hälfte des 2ten Tages bildet der Niederschlag mehr ein Continuum und kann den Namen eines Blattes erhalten. Man erkennt das Blatt beim Oeffnen des Rückenkanals als eng an der Wand desselben anliegend. Auch im senkrechten Durchschnitte ist das Blatt kenntlich, -- allein es ist noch so dünn, dass bei un-
hinterer Theil liegt, wie bemerkt wurde, nur schwach ausgebildet in der Ebene des Keimblattes.
l. Anlage zur Herzbil- dung.
Wir erwähnten, daſs durch das Abscheuren der vordern Hälfte des Leibes und das damit verbundene Zusammenrücken der vordern Enden der Bauchplatten, (denn daſs auch diese ursprünglich ziemlich horizontal gelegen haben, versteht sich von selbst, und ist auch in den ersten Stunden des zweiten Tages kenntlich,) indem der körnige Inhalt der Gefäſsschicht aus dieser Gegend zusammengedrängt wird. Es zeigt sich nämlich zwischen dem serösen und dem Schleimblatte schon am Ende des ersten Tages eine dunkle, körnige Masse, die in 2 seitliche Schen- kel nach hinten in die Seitenränder der Kopfkappe ausläuft. Beide Schenkel sind nach vorn durch einen ganz dünnen Faden verbunden. Während der ersten Hälfte des zweiten Tages rücken beide Schenkel immer mehr zusammen, wodurch allmählig eine dunkle Masse in Form eines umgekehrten ⅄ sich bildet. Sie hat nämlich, da die Schenkel von vorn nach hinten zusammengeschoben werden, ei- nen vordern gemeinschaftlichen Stamm und hinten zwei Schenkel, und ist der Stoff, aus dem sich das Herz bilden soll. Der Stoff, sage ich, denn noch kön- nen wir ihn nicht das Herz selbst nennen, da er weder scharf begrenzt, noch hohl, sondern eine Körnermasse von zäher Consistenz ist, welche ihrer Dicke wegen etwas nach unten vorragt.
Um die Mitte des zweiten Tages nun wird die beschriebene Masse hell und im Innern flüssig, während die äuſsere Fläche sich zu einer Wandung umformt. So entsteht das Herz, indem diese Masse sich in flüssiges Blut verwandelt, wäh- rend gleichzeitig oder ganz kurz vorher im flüssigen Inhalte des Rückenkanals sich die feste Nervenmasse von Hirn und Rückenmark zu sondern angefangen hat. Die beiden wichtigen Momente der Blut- und Nervensystem-Bildung haben wir nun näher ins Auge zu fassen.
m. Hirn und Rücken- mark.
Kurz vor der Mitte des zweiten Tages sieht man zuerst an der innern Flä- che der Rückenplatten, die vor wenigen Stunden einen geschlossenen Kaual mit mehreren Zellen im vordern Theile desselben gebildet haben, eine trübe Abson- derung. Diese Absonderung enthält ausehnliche, ziemlich dunkle Körnchen, die durch eine helle zähe Masse verbunden werden, und sieht aus wie ein mit dem Pinsel aufgetragener Ueberzug, welcher mit der innern Fläche der Rückenplatten sehr fest verbunden ist. Er ist zu weich, um ihn ein wahres Blatt zu nennen. In der 2ten Hälfte des 2ten Tages bildet der Niederschlag mehr ein Continuum und kann den Namen eines Blattes erhalten. Man erkennt das Blatt beim Oeffnen des Rückenkanals als eng an der Wand desselben anliegend. Auch im senkrechten Durchschnitte ist das Blatt kenntlich, — allein es ist noch so dünn, daſs bei un-
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[28/0058]
hinterer Theil liegt, wie bemerkt wurde, nur schwach ausgebildet in der Ebene
des Keimblattes.
Wir erwähnten, daſs durch das Abscheuren der vordern Hälfte des Leibes
und das damit verbundene Zusammenrücken der vordern Enden der Bauchplatten,
(denn daſs auch diese ursprünglich ziemlich horizontal gelegen haben, versteht sich
von selbst, und ist auch in den ersten Stunden des zweiten Tages kenntlich,)
indem der körnige Inhalt der Gefäſsschicht aus dieser Gegend zusammengedrängt
wird. Es zeigt sich nämlich zwischen dem serösen und dem Schleimblatte schon
am Ende des ersten Tages eine dunkle, körnige Masse, die in 2 seitliche Schen-
kel nach hinten in die Seitenränder der Kopfkappe ausläuft. Beide Schenkel
sind nach vorn durch einen ganz dünnen Faden verbunden. Während der ersten
Hälfte des zweiten Tages rücken beide Schenkel immer mehr zusammen, wodurch
allmählig eine dunkle Masse in Form eines umgekehrten ⅄ sich bildet. Sie hat
nämlich, da die Schenkel von vorn nach hinten zusammengeschoben werden, ei-
nen vordern gemeinschaftlichen Stamm und hinten zwei Schenkel, und ist der
Stoff, aus dem sich das Herz bilden soll. Der Stoff, sage ich, denn noch kön-
nen wir ihn nicht das Herz selbst nennen, da er weder scharf begrenzt, noch hohl,
sondern eine Körnermasse von zäher Consistenz ist, welche ihrer Dicke wegen
etwas nach unten vorragt.
Um die Mitte des zweiten Tages nun wird die beschriebene Masse hell und
im Innern flüssig, während die äuſsere Fläche sich zu einer Wandung umformt.
So entsteht das Herz, indem diese Masse sich in flüssiges Blut verwandelt, wäh-
rend gleichzeitig oder ganz kurz vorher im flüssigen Inhalte des Rückenkanals sich
die feste Nervenmasse von Hirn und Rückenmark zu sondern angefangen hat.
Die beiden wichtigen Momente der Blut- und Nervensystem-Bildung haben wir
nun näher ins Auge zu fassen.
Kurz vor der Mitte des zweiten Tages sieht man zuerst an der innern Flä-
che der Rückenplatten, die vor wenigen Stunden einen geschlossenen Kaual mit
mehreren Zellen im vordern Theile desselben gebildet haben, eine trübe Abson-
derung. Diese Absonderung enthält ausehnliche, ziemlich dunkle Körnchen, die
durch eine helle zähe Masse verbunden werden, und sieht aus wie ein mit dem
Pinsel aufgetragener Ueberzug, welcher mit der innern Fläche der Rückenplatten
sehr fest verbunden ist. Er ist zu weich, um ihn ein wahres Blatt zu nennen.
In der 2ten Hälfte des 2ten Tages bildet der Niederschlag mehr ein Continuum und
kann den Namen eines Blattes erhalten. Man erkennt das Blatt beim Oeffnen des
Rückenkanals als eng an der Wand desselben anliegend. Auch im senkrechten
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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828/58>, abgerufen am 16.07.2024.
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