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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828.

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Theils nimmt ziemlich rasch zu und treibt zu beiden Seiten rundliche Erhöhun-
gen hervor, -- die ersten Anfänge der Augen. Um die 33ste Stunde hat das
vordere Ende des Embryo sehr viel Aehnlichkeit mit dem Kopfe einer Fliege, in-
dem die vordere Zelle nach hinten sich stark erweitert hat, nach vorn aber ver-
engt ist. Auf dem Vorderende selbst sind kleine Vorragungen, welche man, nach
der Ansicht von oben, für Spitzen halten könnte. Es sind aber vielmehr Leisten,
wie man erkennt, wenn man das umgebogene Vorderende an seiner vordern Flä-
che betrachtet. Um die 36ste Stunde sind diese Leisten stark vorspringend, auch
erkennt man um diese Stunde die Augen sehr bestimmt als solche. Sie sind ein
wenig nach unten gerückt. Wenn man nämlich das Vorderende etwas auf die
Seite dreht, bemerkt man nach unten eine seitliche Vorragung. Dreht man den
Kopf ganz auf die Seite, so sieht man in dieser Gegend eine helle Kreisfläche, um-
geben von einer dunklern Kreislinie. Der Kreis selbst ist so hell, dass man durch
ihn und durch den ganzen Kopf wie durch Wasser sehen kann, wenn beide Au-
genrudimente in der Achse des Beobachters liegen, während die übrige Seiten-
fläche des Vorderendes schon einige Undurchsichtigkeit hat. Die Augen sind also
seitliche Hervortreibungen der hintern Region der vordern Hirnzelle. Ich habe
nicht finden können, dass diese Stelle vorher in dem Kopfende der Rückenplatten
angedeutet oder vorgebildet wäre, vielmehr muss ich glauben, dass die Augen
aus dem Innern der Hirnzelle hervorgetrieben wurden, und nur ihre äussere ver-
dünnte Wölbung der ursprünglichen Seitenwand des Kopfendes angehörte.

e. Inhalt der
Schädel-
und Wirbel-
höhle.

Was ist nun aber das Hervortreibende? Diese Frage führt uns nothwendig
auf eine andere. Was ist im Kanal für Hirn und Rückenmark, und wann und
wie treten die Centraltheile des Nervensystems auf? Ich habe schon früher be-
merkt, dass ich gewiss bin, sie seyen noch nicht da, wenn die Rückenplatten
sich der Verwachsung nähern. Dieselbe Beobachtung habe ich auch in Frosch-
eiern gemacht, die ich in Salpetersäure erhärtet hatte. Läge hier ein Rücken-
mark offen da, es könnte auf dem dunklen Grunde der schwarzbraunen Rücken-
furche, da das Eiweiss durch die Salpetersäure verzehrt wird, schwerlich der
Untersuchung entgehen. Ich glaube aber auch mit Sicherheit behaupten zu kön-
nen, dass Rückenmark und Hirn noch nicht angeschossen sind, wenn die Rük-
kenplatten des Hühnchens erst kürzlich verwachsen sind; denn, wenn man die
Verwachsung mit einer feinen Nadel trennt, erscheint der Inhalt des eingeschlos-
senen Kanals völlig hell, und auch die innere Fläche der Wände ist hell. Selbst
wenn die Hirnzellen auftreten, enthalten sie noch gar keine feste Nervenmasse.
Es muss aber doch etwas da seyn, was sie aus einander treibt. Wenn man den
Rücken eines Fötus aus dieser Periode unter Wasser öffnet, so tritt keine Luft-

blase

Theils nimmt ziemlich rasch zu und treibt zu beiden Seiten rundliche Erhöhun-
gen hervor, — die ersten Anfänge der Augen. Um die 33ste Stunde hat das
vordere Ende des Embryo sehr viel Aehnlichkeit mit dem Kopfe einer Fliege, in-
dem die vordere Zelle nach hinten sich stark erweitert hat, nach vorn aber ver-
engt ist. Auf dem Vorderende selbst sind kleine Vorragungen, welche man, nach
der Ansicht von oben, für Spitzen halten könnte. Es sind aber vielmehr Leisten,
wie man erkennt, wenn man das umgebogene Vorderende an seiner vordern Flä-
che betrachtet. Um die 36ste Stunde sind diese Leisten stark vorspringend, auch
erkennt man um diese Stunde die Augen sehr bestimmt als solche. Sie sind ein
wenig nach unten gerückt. Wenn man nämlich das Vorderende etwas auf die
Seite dreht, bemerkt man nach unten eine seitliche Vorragung. Dreht man den
Kopf ganz auf die Seite, so sieht man in dieser Gegend eine helle Kreisfläche, um-
geben von einer dunklern Kreislinie. Der Kreis selbst ist so hell, daſs man durch
ihn und durch den ganzen Kopf wie durch Wasser sehen kann, wenn beide Au-
genrudimente in der Achse des Beobachters liegen, während die übrige Seiten-
fläche des Vorderendes schon einige Undurchsichtigkeit hat. Die Augen sind also
seitliche Hervortreibungen der hintern Region der vordern Hirnzelle. Ich habe
nicht finden können, daſs diese Stelle vorher in dem Kopfende der Rückenplatten
angedeutet oder vorgebildet wäre, vielmehr muſs ich glauben, daſs die Augen
aus dem Innern der Hirnzelle hervorgetrieben wurden, und nur ihre äuſsere ver-
dünnte Wölbung der ursprünglichen Seitenwand des Kopfendes angehörte.

e. Inhalt der
Schädel-
und Wirbel-
höhle.

Was ist nun aber das Hervortreibende? Diese Frage führt uns nothwendig
auf eine andere. Was ist im Kanal für Hirn und Rückenmark, und wann und
wie treten die Centraltheile des Nervensystems auf? Ich habe schon früher be-
merkt, daſs ich gewiſs bin, sie seyen noch nicht da, wenn die Rückenplatten
sich der Verwachsung nähern. Dieselbe Beobachtung habe ich auch in Frosch-
eiern gemacht, die ich in Salpetersäure erhärtet hatte. Läge hier ein Rücken-
mark offen da, es könnte auf dem dunklen Grunde der schwarzbraunen Rücken-
furche, da das Eiweiſs durch die Salpetersäure verzehrt wird, schwerlich der
Untersuchung entgehen. Ich glaube aber auch mit Sicherheit behaupten zu kön-
nen, daſs Rückenmark und Hirn noch nicht angeschossen sind, wenn die Rük-
kenplatten des Hühnchens erst kürzlich verwachsen sind; denn, wenn man die
Verwachsung mit einer feinen Nadel trennt, erscheint der Inhalt des eingeschlos-
senen Kanals völlig hell, und auch die innere Fläche der Wände ist hell. Selbst
wenn die Hirnzellen auftreten, enthalten sie noch gar keine feste Nervenmasse.
Es muſs aber doch etwas da seyn, was sie aus einander treibt. Wenn man den
Rücken eines Fötus aus dieser Periode unter Wasser öffnet, so tritt keine Luft-

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[24/0054] Theils nimmt ziemlich rasch zu und treibt zu beiden Seiten rundliche Erhöhun- gen hervor, — die ersten Anfänge der Augen. Um die 33ste Stunde hat das vordere Ende des Embryo sehr viel Aehnlichkeit mit dem Kopfe einer Fliege, in- dem die vordere Zelle nach hinten sich stark erweitert hat, nach vorn aber ver- engt ist. Auf dem Vorderende selbst sind kleine Vorragungen, welche man, nach der Ansicht von oben, für Spitzen halten könnte. Es sind aber vielmehr Leisten, wie man erkennt, wenn man das umgebogene Vorderende an seiner vordern Flä- che betrachtet. Um die 36ste Stunde sind diese Leisten stark vorspringend, auch erkennt man um diese Stunde die Augen sehr bestimmt als solche. Sie sind ein wenig nach unten gerückt. Wenn man nämlich das Vorderende etwas auf die Seite dreht, bemerkt man nach unten eine seitliche Vorragung. Dreht man den Kopf ganz auf die Seite, so sieht man in dieser Gegend eine helle Kreisfläche, um- geben von einer dunklern Kreislinie. Der Kreis selbst ist so hell, daſs man durch ihn und durch den ganzen Kopf wie durch Wasser sehen kann, wenn beide Au- genrudimente in der Achse des Beobachters liegen, während die übrige Seiten- fläche des Vorderendes schon einige Undurchsichtigkeit hat. Die Augen sind also seitliche Hervortreibungen der hintern Region der vordern Hirnzelle. Ich habe nicht finden können, daſs diese Stelle vorher in dem Kopfende der Rückenplatten angedeutet oder vorgebildet wäre, vielmehr muſs ich glauben, daſs die Augen aus dem Innern der Hirnzelle hervorgetrieben wurden, und nur ihre äuſsere ver- dünnte Wölbung der ursprünglichen Seitenwand des Kopfendes angehörte. Was ist nun aber das Hervortreibende? Diese Frage führt uns nothwendig auf eine andere. Was ist im Kanal für Hirn und Rückenmark, und wann und wie treten die Centraltheile des Nervensystems auf? Ich habe schon früher be- merkt, daſs ich gewiſs bin, sie seyen noch nicht da, wenn die Rückenplatten sich der Verwachsung nähern. Dieselbe Beobachtung habe ich auch in Frosch- eiern gemacht, die ich in Salpetersäure erhärtet hatte. Läge hier ein Rücken- mark offen da, es könnte auf dem dunklen Grunde der schwarzbraunen Rücken- furche, da das Eiweiſs durch die Salpetersäure verzehrt wird, schwerlich der Untersuchung entgehen. Ich glaube aber auch mit Sicherheit behaupten zu kön- nen, daſs Rückenmark und Hirn noch nicht angeschossen sind, wenn die Rük- kenplatten des Hühnchens erst kürzlich verwachsen sind; denn, wenn man die Verwachsung mit einer feinen Nadel trennt, erscheint der Inhalt des eingeschlos- senen Kanals völlig hell, und auch die innere Fläche der Wände ist hell. Selbst wenn die Hirnzellen auftreten, enthalten sie noch gar keine feste Nervenmasse. Es muſs aber doch etwas da seyn, was sie aus einander treibt. Wenn man den Rücken eines Fötus aus dieser Periode unter Wasser öffnet, so tritt keine Luft- blase

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Zitationshilfe: Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828/54>, abgerufen am 28.11.2024.