Die beiden ersten Tafeln enthalten Abbildungen von Durchschnitten des Hühner- Embryo aus der ersten Zeit der Bebrütung, und sollen anschaulich machen, wie ein Theil des Keimes sich in den Embryo umwandelt. Sämmtliche Abbildungen sind ungefähr sechsmal vergrössert. Die Durchschnitte sind theils Längsdurchschnitte, theils Queerdurchschnitte. Im Allgemeinen ist der Gesichtspunkt immer im Auge behalten worden, alle Theile in ihrer gegenseitigen Lage darzustellen. Indessen würde eine zu strenge Befolgung dieses Grundsatzes dem Zwecke der Abbildungen, der möglichsten Deutlichkeit, nicht entsprochen haben. Des- wegen ist 1) in den Längsdurchschnitten auf die vom dritten Tage an auftretende Krümmung des Kopf- und Schwanzendes nach der Seite nicht Rücksicht genommen, sondern die Mittel- fläche des Körpers ist als eine Ebene angesehen. Eben so ist 2) in allen diesen Durch- schnitten der Harnsack als in der Mittelfläche des Körpers gelegen betrachtet, und auch das Herz mit seinen einzelnen Theilen. Endlich sind 3) die späteren Embryonen vom dritten Tage an ein wenig aus der Krümmung gezogen, jedoch so, dass der Embryo des fünften Tages immer mehr gekrümmt erscheint, als der des vierten, und dieser mehr als der dreitägige, wodurch das gegenseitige Verhältniss weniger gestört ist.
In allen Abbildungen ist die Dotterhaut durch eine punktirte Linie, die Keimhaut durch drei verschieden gefärbte Linien angedeutet, indem das Schleimblatt gelb, das Gefäss- blatt roth und das seröse Blatt schwarz gefärbt ist. Dieselben Farben sind in den Theilen bei- behalten, in welche sich die Keimhaut umwandelt. Wo aber der Schnitt auf ein wirkliches Blutgefäss trifft, ist dieses durch Zinnober angedeutet, während das Gefässblatt als solches mit Carmin gezeichnet ist. Um das später sich findende Körpervenensystem von den Dottervenen (die zum Pfortadersystem gehören) zu unterscheiden, sind die erstern blau gezeichnet. Die Dottergefässe sind aber mit Zinnober gefärbt, sie mögen Arterien oder Venen seyn.
Um den Zusammenhang der Gefässe verständlicher zu machen, sind auch seitliche Gefässe angegeben. Diese sind aber nicht durch ausgezogene, sondern durch punktirte Linien angedeutet, damit das Auge sich sogleich bei der Ansicht orientiren möge über das, was in der Mittelebene und was ausser ihr liegt. In den Längsdurchschnitten konnten Rückenmark und Rückenplatten nicht unterschieden werden, ohne der Deutlichkeit zu schaden.
L l
Erklärung der Abbildungen.
Tafel I. und II.
Die beiden ersten Tafeln enthalten Abbildungen von Durchschnitten des Hühner- Embryo aus der ersten Zeit der Bebrütung, und sollen anschaulich machen, wie ein Theil des Keimes sich in den Embryo umwandelt. Sämmtliche Abbildungen sind ungefähr sechsmal vergröſsert. Die Durchschnitte sind theils Längsdurchschnitte, theils Queerdurchschnitte. Im Allgemeinen ist der Gesichtspunkt immer im Auge behalten worden, alle Theile in ihrer gegenseitigen Lage darzustellen. Indessen würde eine zu strenge Befolgung dieses Grundsatzes dem Zwecke der Abbildungen, der möglichsten Deutlichkeit, nicht entsprochen haben. Des- wegen ist 1) in den Längsdurchschnitten auf die vom dritten Tage an auftretende Krümmung des Kopf- und Schwanzendes nach der Seite nicht Rücksicht genommen, sondern die Mittel- fläche des Körpers ist als eine Ebene angesehen. Eben so ist 2) in allen diesen Durch- schnitten der Harnsack als in der Mittelfläche des Körpers gelegen betrachtet, und auch das Herz mit seinen einzelnen Theilen. Endlich sind 3) die späteren Embryonen vom dritten Tage an ein wenig aus der Krümmung gezogen, jedoch so, daſs der Embryo des fünften Tages immer mehr gekrümmt erscheint, als der des vierten, und dieser mehr als der dreitägige, wodurch das gegenseitige Verhältniſs weniger gestört ist.
In allen Abbildungen ist die Dotterhaut durch eine punktirte Linie, die Keimhaut durch drei verschieden gefärbte Linien angedeutet, indem das Schleimblatt gelb, das Gefäſs- blatt roth und das seröse Blatt schwarz gefärbt ist. Dieselben Farben sind in den Theilen bei- behalten, in welche sich die Keimhaut umwandelt. Wo aber der Schnitt auf ein wirkliches Blutgefäſs trifft, ist dieses durch Zinnober angedeutet, während das Gefäſsblatt als solches mit Carmin gezeichnet ist. Um das später sich findende Körpervenensystem von den Dottervenen (die zum Pfortadersystem gehören) zu unterscheiden, sind die erstern blau gezeichnet. Die Dottergefäſse sind aber mit Zinnober gefärbt, sie mögen Arterien oder Venen seyn.
Um den Zusammenhang der Gefäſse verständlicher zu machen, sind auch seitliche Gefäſse angegeben. Diese sind aber nicht durch ausgezogene, sondern durch punktirte Linien angedeutet, damit das Auge sich sogleich bei der Ansicht orientiren möge über das, was in der Mittelebene und was auſser ihr liegt. In den Längsdurchschnitten konnten Rückenmark und Rückenplatten nicht unterschieden werden, ohne der Deutlichkeit zu schaden.
L l
<TEI><text><back><pbfacs="#f0297"n="265"/><divn="1"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Erklärung der Abbildungen.</hi></hi></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#i"><hirendition="#g">Tafel I. und II.</hi></hi></head><lb/><p>Die beiden ersten Tafeln enthalten Abbildungen von Durchschnitten des Hühner-<lb/>
Embryo aus der ersten Zeit der Bebrütung, und sollen anschaulich machen, wie ein Theil des<lb/>
Keimes sich in den Embryo umwandelt. Sämmtliche Abbildungen sind ungefähr sechsmal<lb/>
vergröſsert. Die Durchschnitte sind theils Längsdurchschnitte, theils Queerdurchschnitte.<lb/>
Im Allgemeinen ist der Gesichtspunkt immer im Auge behalten worden, alle Theile in ihrer<lb/>
gegenseitigen Lage darzustellen. Indessen würde eine zu strenge Befolgung dieses Grundsatzes<lb/>
dem Zwecke der Abbildungen, der möglichsten Deutlichkeit, nicht entsprochen haben. Des-<lb/>
wegen ist 1) in den Längsdurchschnitten auf die vom dritten Tage an auftretende Krümmung<lb/>
des Kopf- und Schwanzendes nach der Seite nicht Rücksicht genommen, sondern die Mittel-<lb/>
fläche des Körpers ist als eine Ebene angesehen. Eben so ist 2) in allen diesen Durch-<lb/>
schnitten der Harnsack als in der Mittelfläche des Körpers gelegen betrachtet, und auch das Herz<lb/>
mit seinen einzelnen Theilen. Endlich sind 3) die späteren Embryonen vom dritten Tage an<lb/>
ein wenig aus der Krümmung gezogen, jedoch so, daſs der Embryo des fünften Tages immer<lb/>
mehr gekrümmt erscheint, als der des vierten, und dieser mehr als der dreitägige, wodurch<lb/>
das gegenseitige Verhältniſs weniger gestört ist.</p><lb/><p>In allen Abbildungen ist die Dotterhaut durch eine punktirte Linie, die Keimhaut<lb/>
durch drei verschieden gefärbte Linien angedeutet, indem das Schleimblatt gelb, das Gefäſs-<lb/>
blatt roth und das seröse Blatt schwarz gefärbt ist. Dieselben Farben sind in den Theilen bei-<lb/>
behalten, in welche sich die Keimhaut umwandelt. Wo aber der Schnitt auf ein wirkliches<lb/>
Blutgefäſs trifft, ist dieses durch Zinnober angedeutet, während das Gefäſsblatt als solches mit<lb/>
Carmin gezeichnet ist. Um das später sich findende Körpervenensystem von den Dottervenen<lb/>
(die zum Pfortadersystem gehören) zu unterscheiden, sind die erstern blau gezeichnet. Die<lb/>
Dottergefäſse sind aber mit Zinnober gefärbt, sie mögen Arterien oder Venen seyn.</p><lb/><p>Um den Zusammenhang der Gefäſse verständlicher zu machen, sind auch seitliche<lb/>
Gefäſse angegeben. Diese sind aber nicht durch ausgezogene, sondern durch punktirte Linien<lb/>
angedeutet, damit das Auge sich sogleich bei der Ansicht orientiren möge über das, was in<lb/>
der Mittelebene und was auſser ihr liegt. In den Längsdurchschnitten konnten Rückenmark<lb/>
und Rückenplatten nicht unterschieden werden, ohne der Deutlichkeit zu schaden.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">L l</fw><lb/></div></div></back></text></TEI>
[265/0297]
Erklärung der Abbildungen.
Tafel I. und II.
Die beiden ersten Tafeln enthalten Abbildungen von Durchschnitten des Hühner-
Embryo aus der ersten Zeit der Bebrütung, und sollen anschaulich machen, wie ein Theil des
Keimes sich in den Embryo umwandelt. Sämmtliche Abbildungen sind ungefähr sechsmal
vergröſsert. Die Durchschnitte sind theils Längsdurchschnitte, theils Queerdurchschnitte.
Im Allgemeinen ist der Gesichtspunkt immer im Auge behalten worden, alle Theile in ihrer
gegenseitigen Lage darzustellen. Indessen würde eine zu strenge Befolgung dieses Grundsatzes
dem Zwecke der Abbildungen, der möglichsten Deutlichkeit, nicht entsprochen haben. Des-
wegen ist 1) in den Längsdurchschnitten auf die vom dritten Tage an auftretende Krümmung
des Kopf- und Schwanzendes nach der Seite nicht Rücksicht genommen, sondern die Mittel-
fläche des Körpers ist als eine Ebene angesehen. Eben so ist 2) in allen diesen Durch-
schnitten der Harnsack als in der Mittelfläche des Körpers gelegen betrachtet, und auch das Herz
mit seinen einzelnen Theilen. Endlich sind 3) die späteren Embryonen vom dritten Tage an
ein wenig aus der Krümmung gezogen, jedoch so, daſs der Embryo des fünften Tages immer
mehr gekrümmt erscheint, als der des vierten, und dieser mehr als der dreitägige, wodurch
das gegenseitige Verhältniſs weniger gestört ist.
In allen Abbildungen ist die Dotterhaut durch eine punktirte Linie, die Keimhaut
durch drei verschieden gefärbte Linien angedeutet, indem das Schleimblatt gelb, das Gefäſs-
blatt roth und das seröse Blatt schwarz gefärbt ist. Dieselben Farben sind in den Theilen bei-
behalten, in welche sich die Keimhaut umwandelt. Wo aber der Schnitt auf ein wirkliches
Blutgefäſs trifft, ist dieses durch Zinnober angedeutet, während das Gefäſsblatt als solches mit
Carmin gezeichnet ist. Um das später sich findende Körpervenensystem von den Dottervenen
(die zum Pfortadersystem gehören) zu unterscheiden, sind die erstern blau gezeichnet. Die
Dottergefäſse sind aber mit Zinnober gefärbt, sie mögen Arterien oder Venen seyn.
Um den Zusammenhang der Gefäſse verständlicher zu machen, sind auch seitliche
Gefäſse angegeben. Diese sind aber nicht durch ausgezogene, sondern durch punktirte Linien
angedeutet, damit das Auge sich sogleich bei der Ansicht orientiren möge über das, was in
der Mittelebene und was auſser ihr liegt. In den Längsdurchschnitten konnten Rückenmark
und Rückenplatten nicht unterschieden werden, ohne der Deutlichkeit zu schaden.
L l
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828/297>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.