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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828.

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Der hinterste linke Bogen wird daher nur sehr schwach angefüllt, und im Ver-
laufe des sechsten Tages schwindet er ganz. Der Strom aus der linken Kammer
hat dagegen zuletzt die Richtung von oben nach unten, und füllt daher vorzüglich
die beiden vordersten Bogen an, die am tiefsten herabsteigen. Der mittlere
Bogen der rechten Seite mag am fünften Tage an beiden Strömen gleichen Antheil
haben, später aber nur an dem Strome aus der linken Kammer. Beide Ströme
nämlich, welche, ich möchte sagen, nur gezwungen durch die frühere Einfach-
heit des Kanals zusammenlaufen, lösen sich hier an der Spitze der Aortenzwiebel
allmählig eben so von einander, als schon früher an der Basis derselben, und am
Ende des sechsten und Anfange des siebenten Tages geht der Strom aus der
rechten Kammer nur in die hintern Bogen der rechten und den jetzt ebenfalls
hintersten Bogen der linken Seite. Der Strom aus der linken Kammer geht in
beide vordere Bogen und ausserdem, vielleicht weil er überhaupt der stärkere
Strom ist, auch in den mittlern Bogen der rechten Seite. Beide Ströme sind nun
im Innern der Aortenzwiebel völlig getrennte Kanäle, wie Injectionen mich ge-
lehrt haben, obgleich man äusserlich die Trennung nicht erkennt. Wir haben
also jetzt fünf Bogen, zwei auf der linken, drei auf der rechten Seite. Die bei-
den hintern Bogen beider Seiten werden von der rechten Kammer, die übrigen
von der linken Kammer ausgefüllt. Nach oben laufen sämmtliche Bogen einer
Seite in die Aortenwurzel dieser Seite zusammen. So bleibt das Verhältniss im
Grunde während der ganzen dritten Periode, jedoch mit allmähliger Umänderung,
indem die hintern Bogen sich mehr in die Lungen verzweigen. Wir werden im
nächsten §. diese Metamorphose genauer und im Zusammenhange mit der spätern
Form betrachten, nachdem wir hier ihren Uebergang aus der ersten Form berück-
sichtigt haben.

Endlich ist noch zu bemerken, dass das Herz jetzt mit einem Herzbeutelt. Herz-
beutel.

versehen scheint, den ich zuweilen auch am fünften Tage zu bemerken glaubte.
Von der Entwickelung desselben weiss ich nur so viel anzugeben, dass man auf
dem Herzen, nachdem es sich mit Muskelmasse umhüllt hat, eine Schicht durch-
sichtigen Stoffes bemerkt, bestimmt, den serösen Ueberzug des Herzens zu bilden.
Der äussere Theil des Herzbeutels wird eine ähnliche Bildungsweise haben.

Am Centraltheile des Nervensystems erkennt man jetzt ausser der zuerst auf-u. Rücken-
mark.

getretenen Hülle, welche an Festigkeit zugenommen hat, eine zweite innere eng
anliegende. Jene ist die harte, diese die weiche Hirn- und Rückenmarkshaut.
Das Rückenmark hat da, wo die Nerven der Extremitäten hervortreten, bedeutend
an Dicke zugenommen. Beide Verdickungen laufen aber noch zusammen, so
dass der ganze Rumpftheil verdickt ist gegen den weit dünnern Halstheil. Die

Der hinterste linke Bogen wird daher nur sehr schwach angefüllt, und im Ver-
laufe des sechsten Tages schwindet er ganz. Der Strom aus der linken Kammer
hat dagegen zuletzt die Richtung von oben nach unten, und füllt daher vorzüglich
die beiden vordersten Bogen an, die am tiefsten herabsteigen. Der mittlere
Bogen der rechten Seite mag am fünften Tage an beiden Strömen gleichen Antheil
haben, später aber nur an dem Strome aus der linken Kammer. Beide Ströme
nämlich, welche, ich möchte sagen, nur gezwungen durch die frühere Einfach-
heit des Kanals zusammenlaufen, lösen sich hier an der Spitze der Aortenzwiebel
allmählig eben so von einander, als schon früher an der Basis derselben, und am
Ende des sechsten und Anfange des siebenten Tages geht der Strom aus der
rechten Kammer nur in die hintern Bogen der rechten und den jetzt ebenfalls
hintersten Bogen der linken Seite. Der Strom aus der linken Kammer geht in
beide vordere Bogen und auſserdem, vielleicht weil er überhaupt der stärkere
Strom ist, auch in den mittlern Bogen der rechten Seite. Beide Ströme sind nun
im Innern der Aortenzwiebel völlig getrennte Kanäle, wie Injectionen mich ge-
lehrt haben, obgleich man äuſserlich die Trennung nicht erkennt. Wir haben
also jetzt fünf Bogen, zwei auf der linken, drei auf der rechten Seite. Die bei-
den hintern Bogen beider Seiten werden von der rechten Kammer, die übrigen
von der linken Kammer ausgefüllt. Nach oben laufen sämmtliche Bogen einer
Seite in die Aortenwurzel dieser Seite zusammen. So bleibt das Verhältniſs im
Grunde während der ganzen dritten Periode, jedoch mit allmähliger Umänderung,
indem die hintern Bogen sich mehr in die Lungen verzweigen. Wir werden im
nächsten §. diese Metamorphose genauer und im Zusammenhange mit der spätern
Form betrachten, nachdem wir hier ihren Uebergang aus der ersten Form berück-
sichtigt haben.

Endlich ist noch zu bemerken, daſs das Herz jetzt mit einem Herzbeutelt. Herz-
beutel.

versehen scheint, den ich zuweilen auch am fünften Tage zu bemerken glaubte.
Von der Entwickelung desselben weiſs ich nur so viel anzugeben, daſs man auf
dem Herzen, nachdem es sich mit Muskelmasse umhüllt hat, eine Schicht durch-
sichtigen Stoffes bemerkt, bestimmt, den serösen Ueberzug des Herzens zu bilden.
Der äuſsere Theil des Herzbeutels wird eine ähnliche Bildungsweise haben.

Am Centraltheile des Nervensystems erkennt man jetzt auſser der zuerst auf-u. Rücken-
mark.

getretenen Hülle, welche an Festigkeit zugenommen hat, eine zweite innere eng
anliegende. Jene ist die harte, diese die weiche Hirn- und Rückenmarkshaut.
Das Rückenmark hat da, wo die Nerven der Extremitäten hervortreten, bedeutend
an Dicke zugenommen. Beide Verdickungen laufen aber noch zusammen, so
daſs der ganze Rumpftheil verdickt ist gegen den weit dünnern Halstheil. Die

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[101/0131] Der hinterste linke Bogen wird daher nur sehr schwach angefüllt, und im Ver- laufe des sechsten Tages schwindet er ganz. Der Strom aus der linken Kammer hat dagegen zuletzt die Richtung von oben nach unten, und füllt daher vorzüglich die beiden vordersten Bogen an, die am tiefsten herabsteigen. Der mittlere Bogen der rechten Seite mag am fünften Tage an beiden Strömen gleichen Antheil haben, später aber nur an dem Strome aus der linken Kammer. Beide Ströme nämlich, welche, ich möchte sagen, nur gezwungen durch die frühere Einfach- heit des Kanals zusammenlaufen, lösen sich hier an der Spitze der Aortenzwiebel allmählig eben so von einander, als schon früher an der Basis derselben, und am Ende des sechsten und Anfange des siebenten Tages geht der Strom aus der rechten Kammer nur in die hintern Bogen der rechten und den jetzt ebenfalls hintersten Bogen der linken Seite. Der Strom aus der linken Kammer geht in beide vordere Bogen und auſserdem, vielleicht weil er überhaupt der stärkere Strom ist, auch in den mittlern Bogen der rechten Seite. Beide Ströme sind nun im Innern der Aortenzwiebel völlig getrennte Kanäle, wie Injectionen mich ge- lehrt haben, obgleich man äuſserlich die Trennung nicht erkennt. Wir haben also jetzt fünf Bogen, zwei auf der linken, drei auf der rechten Seite. Die bei- den hintern Bogen beider Seiten werden von der rechten Kammer, die übrigen von der linken Kammer ausgefüllt. Nach oben laufen sämmtliche Bogen einer Seite in die Aortenwurzel dieser Seite zusammen. So bleibt das Verhältniſs im Grunde während der ganzen dritten Periode, jedoch mit allmähliger Umänderung, indem die hintern Bogen sich mehr in die Lungen verzweigen. Wir werden im nächsten §. diese Metamorphose genauer und im Zusammenhange mit der spätern Form betrachten, nachdem wir hier ihren Uebergang aus der ersten Form berück- sichtigt haben. Endlich ist noch zu bemerken, daſs das Herz jetzt mit einem Herzbeutel versehen scheint, den ich zuweilen auch am fünften Tage zu bemerken glaubte. Von der Entwickelung desselben weiſs ich nur so viel anzugeben, daſs man auf dem Herzen, nachdem es sich mit Muskelmasse umhüllt hat, eine Schicht durch- sichtigen Stoffes bemerkt, bestimmt, den serösen Ueberzug des Herzens zu bilden. Der äuſsere Theil des Herzbeutels wird eine ähnliche Bildungsweise haben. t. Herz- beutel. Am Centraltheile des Nervensystems erkennt man jetzt auſser der zuerst auf- getretenen Hülle, welche an Festigkeit zugenommen hat, eine zweite innere eng anliegende. Jene ist die harte, diese die weiche Hirn- und Rückenmarkshaut. Das Rückenmark hat da, wo die Nerven der Extremitäten hervortreten, bedeutend an Dicke zugenommen. Beide Verdickungen laufen aber noch zusammen, so daſs der ganze Rumpftheil verdickt ist gegen den weit dünnern Halstheil. Die u. Rücken- mark.

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Zitationshilfe: Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828/131>, abgerufen am 22.11.2024.