Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bachstrom, Johann Friedrich: Die Kunst zu Schwimmen. Berlin, 1742.

Bild:
<< vorherige Seite

Brief-Träger, indem er die Meer-Enge von Sici-
lien schwimmend zu passiren vermochte.

Jch stellete mir daher vor, daß man alle Men-
schen, so formiren könte, als besagtes Mägdgen von
Natur, oder vielmehr Zufalls-weise, beschaffen
war, wenn man den neugebohrnen Kindern von
Zeit zu Zeit das Athmen benähme, und dadurch
verwehrte, daß das kleine Oval-Loch sich nicht zu-
schlösse. Des Lebens halber ist dabei nichts zube-
sorgen, sintemahl man nur damit die Probe bei
Hunden nnd Pferden machen kan; Auch nicht der
Gesundheit und Kräffte wegen, immassen vorbe-
sagtes Mägdgen ziemlich bei Leibe und Kräfften ge-
wesen. Denn da der Mensch die vornehmste von
allen Creaturen ist, muß er auch alles dessen, was
man bei andern Thieren erblicket, fähig seyn, falls
er sich nur seines Witzes und seiner Vernunft, die
ihn über alle andre Thiere erheben, bedienen will.
Gleichwie man aber versäumet hat, die Menschen
wider die Erstickung im Wasser zu verwahren, und
sie geschickt zumachen, die breitesten und tieffesten
Flüsse entweder schwimmend, oder auf ihrem
Grunde gehend, zu passiren; so sahe ich mich genö-
thiget, es mit einigen anderen besondren Hülfs-
Mitteln zu versuchen, bis ich eines ausgefunden
hätte, welches alle Leute in einem Schiff-Bruch
retten, auch ihnen zur Passirung des breitesten
Stroms, und dieses ohne die geringste Machine,
oder wenigstens ohne viele Beschwerden, Mühe,
und Kosten, dienlich seyn könte.

Jn-

Brief-Traͤger, indem er die Meer-Enge von Sici-
lien ſchwimmend zu paſſiren vermochte.

Jch ſtellete mir daher vor, daß man alle Men-
ſchen, ſo formiren koͤnte, als beſagtes Maͤgdgen von
Natur, oder vielmehr Zufalls-weiſe, beſchaffen
war, wenn man den neugebohrnen Kindern von
Zeit zu Zeit das Athmen benaͤhme, und dadurch
verwehrte, daß das kleine Oval-Loch ſich nicht zu-
ſchloͤſſe. Des Lebens halber iſt dabei nichts zube-
ſorgen, ſintemahl man nur damit die Probe bei
Hunden nnd Pferden machen kan; Auch nicht der
Geſundheit und Kraͤffte wegen, immaſſen vorbe-
ſagtes Maͤgdgen ziemlich bei Leibe und Kraͤfften ge-
weſen. Denn da der Menſch die vornehmſte von
allen Creaturen iſt, muß er auch alles deſſen, was
man bei andern Thieren erblicket, faͤhig ſeyn, falls
er ſich nur ſeines Witzes und ſeiner Vernunft, die
ihn uͤber alle andre Thiere erheben, bedienen will.
Gleichwie man aber verſaͤumet hat, die Menſchen
wider die Erſtickung im Waſſer zu verwahren, und
ſie geſchickt zumachen, die breiteſten und tieffeſten
Fluͤſſe entweder ſchwimmend, oder auf ihrem
Grunde gehend, zu paſſiren; ſo ſahe ich mich genoͤ-
thiget, es mit einigen anderen beſondren Huͤlfs-
Mitteln zu verſuchen, bis ich eines ausgefunden
haͤtte, welches alle Leute in einem Schiff-Bruch
retten, auch ihnen zur Paſſirung des breiteſten
Stroms, und dieſes ohne die geringſte Machine,
oder wenigſtens ohne viele Beſchwerden, Muͤhe,
und Koſten, dienlich ſeyn koͤnte.

Jn-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0019" n="13"/>
Brief-Tra&#x0364;ger, indem er die Meer-Enge von Sici-<lb/>
lien &#x017F;chwimmend zu <hi rendition="#aq">pa&#x017F;&#x017F;ir</hi>en vermochte.</p><lb/>
        <p>Jch &#x017F;tellete mir daher vor, daß man alle Men-<lb/>
&#x017F;chen, &#x017F;o <hi rendition="#aq">formir</hi>en ko&#x0364;nte, als be&#x017F;agtes Ma&#x0364;gdgen von<lb/>
Natur, oder vielmehr Zufalls-wei&#x017F;e, be&#x017F;chaffen<lb/>
war, wenn man den neugebohrnen Kindern von<lb/>
Zeit zu Zeit das Athmen bena&#x0364;hme, und dadurch<lb/>
verwehrte, daß das kleine <hi rendition="#aq">Oval-</hi>Loch &#x017F;ich nicht zu-<lb/>
&#x017F;chlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Des Lebens halber i&#x017F;t dabei nichts zube-<lb/>
&#x017F;orgen, &#x017F;intemahl man nur damit die Probe bei<lb/>
Hunden nnd Pferden machen kan; Auch nicht der<lb/>
Ge&#x017F;undheit und Kra&#x0364;ffte wegen, imma&#x017F;&#x017F;en vorbe-<lb/>
&#x017F;agtes Ma&#x0364;gdgen ziemlich bei Leibe und Kra&#x0364;fften ge-<lb/>
we&#x017F;en. Denn da der Men&#x017F;ch die vornehm&#x017F;te von<lb/>
allen Creaturen i&#x017F;t, muß er auch alles de&#x017F;&#x017F;en, was<lb/>
man bei andern Thieren erblicket, fa&#x0364;hig &#x017F;eyn, falls<lb/>
er &#x017F;ich nur &#x017F;eines Witzes und &#x017F;einer Vernunft, die<lb/>
ihn u&#x0364;ber alle andre Thiere erheben, bedienen will.<lb/>
Gleichwie man aber ver&#x017F;a&#x0364;umet hat, die Men&#x017F;chen<lb/>
wider die Er&#x017F;tickung im Wa&#x017F;&#x017F;er zu verwahren, und<lb/>
&#x017F;ie ge&#x017F;chickt zumachen, die breite&#x017F;ten und tieffe&#x017F;ten<lb/>
Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e entweder &#x017F;chwimmend, oder auf ihrem<lb/>
Grunde gehend, zu <hi rendition="#aq">pa&#x017F;&#x017F;ir</hi>en; &#x017F;o &#x017F;ahe ich mich geno&#x0364;-<lb/>
thiget, es mit einigen anderen be&#x017F;ondren Hu&#x0364;lfs-<lb/>
Mitteln zu ver&#x017F;uchen, bis ich eines ausgefunden<lb/>
ha&#x0364;tte, welches alle Leute in einem Schiff-Bruch<lb/>
retten, auch ihnen zur <hi rendition="#aq">Pa&#x017F;&#x017F;ir</hi>ung des breite&#x017F;ten<lb/>
Stroms, und die&#x017F;es ohne die gering&#x017F;te <hi rendition="#aq">Machine,</hi><lb/>
oder wenig&#x017F;tens ohne viele Be&#x017F;chwerden, Mu&#x0364;he,<lb/>
und Ko&#x017F;ten, dienlich &#x017F;eyn ko&#x0364;nte.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Jn-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0019] Brief-Traͤger, indem er die Meer-Enge von Sici- lien ſchwimmend zu paſſiren vermochte. Jch ſtellete mir daher vor, daß man alle Men- ſchen, ſo formiren koͤnte, als beſagtes Maͤgdgen von Natur, oder vielmehr Zufalls-weiſe, beſchaffen war, wenn man den neugebohrnen Kindern von Zeit zu Zeit das Athmen benaͤhme, und dadurch verwehrte, daß das kleine Oval-Loch ſich nicht zu- ſchloͤſſe. Des Lebens halber iſt dabei nichts zube- ſorgen, ſintemahl man nur damit die Probe bei Hunden nnd Pferden machen kan; Auch nicht der Geſundheit und Kraͤffte wegen, immaſſen vorbe- ſagtes Maͤgdgen ziemlich bei Leibe und Kraͤfften ge- weſen. Denn da der Menſch die vornehmſte von allen Creaturen iſt, muß er auch alles deſſen, was man bei andern Thieren erblicket, faͤhig ſeyn, falls er ſich nur ſeines Witzes und ſeiner Vernunft, die ihn uͤber alle andre Thiere erheben, bedienen will. Gleichwie man aber verſaͤumet hat, die Menſchen wider die Erſtickung im Waſſer zu verwahren, und ſie geſchickt zumachen, die breiteſten und tieffeſten Fluͤſſe entweder ſchwimmend, oder auf ihrem Grunde gehend, zu paſſiren; ſo ſahe ich mich genoͤ- thiget, es mit einigen anderen beſondren Huͤlfs- Mitteln zu verſuchen, bis ich eines ausgefunden haͤtte, welches alle Leute in einem Schiff-Bruch retten, auch ihnen zur Paſſirung des breiteſten Stroms, und dieſes ohne die geringſte Machine, oder wenigſtens ohne viele Beſchwerden, Muͤhe, und Koſten, dienlich ſeyn koͤnte. Jn-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bachstrom_schwimmen_1742
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bachstrom_schwimmen_1742/19
Zitationshilfe: Bachstrom, Johann Friedrich: Die Kunst zu Schwimmen. Berlin, 1742, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bachstrom_schwimmen_1742/19>, abgerufen am 21.11.2024.