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Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 1. 2. Aufl. Berlin, 1753.

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Das zweyte Hauptstück, erste Abtheilung.
§. 22.

Was wegen der Geltung der Noten so wohl bey den
Zeichen als auch kleinen Nötgen zu bemercken ist, werde ich alle-
zeit bey der Erklärung derselben anführen. Ausserdem findet
man die letztern nach ihrer wahren Geltung in den Probe-Stü-
cken ausgedrückt.

§. 23.

Alle durch kleine Nötgen angedeutete Manieren ge-
hören zur folgenden Note; folglich darf niemals der vorhergehenden
etwas von ihrer Geltung abgebrochen werden, indem blos die
folgende so viel verliehrt, als die kleinen Nötgen betragen. Diese
Anmerckung ist um so viel nöthiger, je mehr gemeiniglich hier-
wider gefehlet wird, und je weniger ich habe verhindern können,
daß zuweilen bey den gehäuften Zeichen der Finger-Setzung, der
Manieren und des Vortrags, der Raum bey den Probe-Stü-
cken erfordert hat, daß einige kleine Nötgen von ihrer Hauptnote,
wozu sie gehören, haben müssen abgerissen werden.

§. 24.

Vermöge dieser Regel werden also statt der folgen-
den Haupt-Note diese kleinen Nötgen zum Basse oder andern Stim-
men zugleich angeschlagen. Man schleift durch sie in die folgende
Note hinein; hierwider wird gar sehr oft gefehlet, indem man
auf eine rauhe Art in die Haupt-Note hinein plumpt, nachdem
noch wohl gar darzu die mit den kleinen Noten vergesellschaftete
Manieren ungeschickt an- und heraus gebracht worden sind.

§. 25.

Da man bey unserm heutigen Geschmacke, wozu die
Jtaliänische gute Sing-Art ein ansehnliches mit beygetragen hat,
nicht mit den Frantzösischen Manieren allein auskommen kan; so
habe ich die Manieren von mehr als einer Nation zusammen
tragen müssen. Jch habe ihnen einige neue beygefügt: Jch
glaube auch, daß bey dem Claviere so wohl als andern Jnstru-
menten die Spiel-Art die beste sey, welche auf eine geschickte Art
das Propre und Brillante des Französischen Geschmacks mit dem

Schmei-
Das zweyte Hauptſtuͤck, erſte Abtheilung.
§. 22.

Was wegen der Geltung der Noten ſo wohl bey den
Zeichen als auch kleinen Noͤtgen zu bemercken iſt, werde ich alle-
zeit bey der Erklaͤrung derſelben anfuͤhren. Auſſerdem findet
man die letztern nach ihrer wahren Geltung in den Probe-Stuͤ-
cken ausgedruͤckt.

§. 23.

Alle durch kleine Noͤtgen angedeutete Manieren ge-
hoͤren zur folgenden Note; folglich darf niemals der vorhergehenden
etwas von ihrer Geltung abgebrochen werden, indem blos die
folgende ſo viel verliehrt, als die kleinen Noͤtgen betragen. Dieſe
Anmerckung iſt um ſo viel noͤthiger, je mehr gemeiniglich hier-
wider gefehlet wird, und je weniger ich habe verhindern koͤnnen,
daß zuweilen bey den gehaͤuften Zeichen der Finger-Setzung, der
Manieren und des Vortrags, der Raum bey den Probe-Stuͤ-
cken erfordert hat, daß einige kleine Noͤtgen von ihrer Hauptnote,
wozu ſie gehoͤren, haben muͤſſen abgeriſſen werden.

§. 24.

Vermoͤge dieſer Regel werden alſo ſtatt der folgen-
den Haupt-Note dieſe kleinen Noͤtgen zum Baſſe oder andern Stim-
men zugleich angeſchlagen. Man ſchleift durch ſie in die folgende
Note hinein; hierwider wird gar ſehr oft gefehlet, indem man
auf eine rauhe Art in die Haupt-Note hinein plumpt, nachdem
noch wohl gar darzu die mit den kleinen Noten vergeſellſchaftete
Manieren ungeſchickt an- und heraus gebracht worden ſind.

§. 25.

Da man bey unſerm heutigen Geſchmacke, wozu die
Jtaliaͤniſche gute Sing-Art ein anſehnliches mit beygetragen hat,
nicht mit den Frantzoͤſiſchen Manieren allein auskommen kan; ſo
habe ich die Manieren von mehr als einer Nation zuſammen
tragen muͤſſen. Jch habe ihnen einige neue beygefuͤgt: Jch
glaube auch, daß bey dem Claviere ſo wohl als andern Jnſtru-
menten die Spiel-Art die beſte ſey, welche auf eine geſchickte Art
das Propre und Brillante des Franzoͤſiſchen Geſchmacks mit dem

Schmei-
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[52/0060] Das zweyte Hauptſtuͤck, erſte Abtheilung. §. 22. Was wegen der Geltung der Noten ſo wohl bey den Zeichen als auch kleinen Noͤtgen zu bemercken iſt, werde ich alle- zeit bey der Erklaͤrung derſelben anfuͤhren. Auſſerdem findet man die letztern nach ihrer wahren Geltung in den Probe-Stuͤ- cken ausgedruͤckt. §. 23. Alle durch kleine Noͤtgen angedeutete Manieren ge- hoͤren zur folgenden Note; folglich darf niemals der vorhergehenden etwas von ihrer Geltung abgebrochen werden, indem blos die folgende ſo viel verliehrt, als die kleinen Noͤtgen betragen. Dieſe Anmerckung iſt um ſo viel noͤthiger, je mehr gemeiniglich hier- wider gefehlet wird, und je weniger ich habe verhindern koͤnnen, daß zuweilen bey den gehaͤuften Zeichen der Finger-Setzung, der Manieren und des Vortrags, der Raum bey den Probe-Stuͤ- cken erfordert hat, daß einige kleine Noͤtgen von ihrer Hauptnote, wozu ſie gehoͤren, haben muͤſſen abgeriſſen werden. §. 24. Vermoͤge dieſer Regel werden alſo ſtatt der folgen- den Haupt-Note dieſe kleinen Noͤtgen zum Baſſe oder andern Stim- men zugleich angeſchlagen. Man ſchleift durch ſie in die folgende Note hinein; hierwider wird gar ſehr oft gefehlet, indem man auf eine rauhe Art in die Haupt-Note hinein plumpt, nachdem noch wohl gar darzu die mit den kleinen Noten vergeſellſchaftete Manieren ungeſchickt an- und heraus gebracht worden ſind. §. 25. Da man bey unſerm heutigen Geſchmacke, wozu die Jtaliaͤniſche gute Sing-Art ein anſehnliches mit beygetragen hat, nicht mit den Frantzoͤſiſchen Manieren allein auskommen kan; ſo habe ich die Manieren von mehr als einer Nation zuſammen tragen muͤſſen. Jch habe ihnen einige neue beygefuͤgt: Jch glaube auch, daß bey dem Claviere ſo wohl als andern Jnſtru- menten die Spiel-Art die beſte ſey, welche auf eine geſchickte Art das Propre und Brillante des Franzoͤſiſchen Geſchmacks mit dem Schmei-

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Zitationshilfe: Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 1. 2. Aufl. Berlin, 1753, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch01_1759/60>, abgerufen am 24.11.2024.