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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862.

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Pflonen Pink
Compositionen, z. B. Stichlingspflanzer, Kluftpflanzer, Schneider:
Trittlingspflanzer, Schuster; Lechempflanzer, Bäcker u. s. w. Der
Pflanz,
die Lüge, der Vorwand; einen Pflanz setzen, jemand etwas
vorlügen, weiß machen (Fslspr.). Pläntel, Pflänzchen, verborgenes, von
Diebstählen herrührendes Geld.
Pflonen, s. Flonen.
Pfund, fünf Gulden; gutes Pfund, zehn Gulden (Fslspr.).
Pich, Picht, auch wol Pech, Geld; die Ableitung von pecunia ist gesucht;
vielleicht nur die flüchtige deutsche Buchstabenbetonung von Pag, Pach, [irrelevantes Material - Zeichen fehlt]
oder [irrelevantes Material - Zeichen fehlt], Pg oder Pch ohne bestimmten Vocal; vgl. Pag und Bach.
Picken, Pickcheder, Pickgordel, s. Bicken.
Pickenbe, s. Pessach.
Pickling, der Nagel.
Pilegesch (pilegesch, pallax, pellex, Beischläfer, Beischläferin), Pilagsche,
Pilegsche,
auch verdorben Pilegöschen (nd. deminutive Benennung für
Gans, Gos, und von Spiehlen, Feder, Federkiel), die Concubine, Beglei-
terin auf Streifzügen, Hausirerin, besonders auch die Begleiterin der Dreh-
orgelspieler, welche in die Häuser geht und Geld sammelt; vgl. Th. II, S. 9.
Pille, verdorben aus dem nd. Spill, Spiel, das böse Spiel, die schwere
Krankheit, besonders Epilepsie, Fallsucht, schwere Noth; die Pille haben,
das böse Spiel haben, von der Epilepsie befallen, behaftet sein; auf die
Pille schnurren,
als simulanter Epileptiker betteln und vagiren; vgl.
Tippel, und Th. II, S. 42.
Pilmern, rauchen; Pilmerstab, die Tabackspfeife. Nur bei Zimmermann;
die Ableitung ist dunkel.
Pilpel (polal), der Pfeffer; Pilpul, das scharfsinnige Disputiren, scharfes
Verhör, scharfe Verhandlung. Pilpel sein, mephalpel sein, scharf dis-
putiren, scharf verhandeln, hadern, streiten.
Pilsel, s. Bessule.
Pink, Pinke, Fink, Finke, Pünke, Funke, kommt zunächst im Bedeler
orden als "binck, ein bur" vor (Th. I, S. 203) und dann bei Andreas Hem-
pel: "ein Pincke, eine Mannsperson" (Th. IV, S. 94). Die Abstammung
ist wol von Pünk, Pünkel, vorragender, erhabener Theil, banschige Masse,
Bund, Bündel, bair. Pienk, sowol Finke (fringilla, im Mittellat. pincio),
wie die übelgewachsene, verkrüppelte Person, Bestie oder Pflanze (Schmeller,
I, 287). Jm Schwäbischen ist Bunkes, Hosenbunkes, der kurze, dicke,
knopfichte Bursche; Schmid, S. 107. Pinke ist übrigens im Gaunermunde
von Finke und Funke stark verdrängt worden, obschon auch diese wieder
bereits zu populär geworden sind, um specifisch gaunerischen Bestand haben
zu können. Die Bedeutung ist Bursche, Handwerksbursche, Knecht, dem
Knolle, Knollfink des duisburger Vocabulars entsprechend (s. Th. IV,
S. 108), sowie dem studentischen Knote (Genosse), dem rohen, ungebildeten
Handwerksburschen. Doch hat Finke und Funke immer noch den Nebenbegriff
des verschmitzten, lockern, liederlichen Burschen. Jm Niederdeutschen ist Fink
und Pink noch durchweg für penis gebräuchlich. Jn der Schindersprache ist
Pink jede Mannsperson, die nicht zum Scharfrichterstande gehört oder aus
ihm geboren ist. Finke ist in der Studentensprache jeder Student, welcher
Pflonen Pink
Compoſitionen, z. B. Stichlingspflanzer, Kluftpflanzer, Schneider:
Trittlingspflanzer, Schuſter; Lechempflanzer, Bäcker u. ſ. w. Der
Pflanz,
die Lüge, der Vorwand; einen Pflanz ſetzen, jemand etwas
vorlügen, weiß machen (Fſlſpr.). Pläntel, Pflänzchen, verborgenes, von
Diebſtählen herrührendes Geld.
Pflonen, ſ. Flonen.
Pfund, fünf Gulden; gutes Pfund, zehn Gulden (Fſlſpr.).
Pich, Picht, auch wol Pech, Geld; die Ableitung von pecunia iſt geſucht;
vielleicht nur die flüchtige deutſche Buchſtabenbetonung von Pag, Pach, [irrelevantes Material – Zeichen fehlt]
oder [irrelevantes Material – Zeichen fehlt], Pg oder Pch ohne beſtimmten Vocal; vgl. Pag und Bach.
Picken, Pickcheder, Pickgordel, ſ. Bicken.
Pickenbe, ſ. Peſſach.
Pickling, der Nagel.
Pilegeſch (pilegesch, πάλλαξ, pellex, Beiſchläfer, Beiſchläferin), Pilagſche,
Pilegſche,
auch verdorben Pilegöſchen (nd. deminutive Benennung für
Gans, Gôs, und von Spiehlen, Feder, Federkiel), die Concubine, Beglei-
terin auf Streifzügen, Hauſirerin, beſonders auch die Begleiterin der Dreh-
orgelſpieler, welche in die Häuſer geht und Geld ſammelt; vgl. Th. II, S. 9.
Pille, verdorben aus dem nd. Spill, Spiel, das böſe Spiel, die ſchwere
Krankheit, beſonders Epilepſie, Fallſucht, ſchwere Noth; die Pille haben,
das böſe Spiel haben, von der Epilepſie befallen, behaftet ſein; auf die
Pille ſchnurren,
als ſimulanter Epileptiker betteln und vagiren; vgl.
Tippel, und Th. II, S. 42.
Pilmern, rauchen; Pilmerſtab, die Tabackspfeife. Nur bei Zimmermann;
die Ableitung iſt dunkel.
Pilpel (polal), der Pfeffer; Pilpul, das ſcharfſinnige Disputiren, ſcharfes
Verhör, ſcharfe Verhandlung. Pilpel ſein, mephalpel ſein, ſcharf dis-
putiren, ſcharf verhandeln, hadern, ſtreiten.
Pilſel, ſ. Beſſule.
Pink, Pinke, Fink, Finke, Pünke, Funke, kommt zunächſt im Bedeler
orden als „binck, ein bur“ vor (Th. I, S. 203) und dann bei Andreas Hem-
pel: „ein Pincke, eine Mannsperſon“ (Th. IV, S. 94). Die Abſtammung
iſt wol von Pünk, Pünkel, vorragender, erhabener Theil, banſchige Maſſe,
Bund, Bündel, bair. Pienk, ſowol Finke (fringilla, im Mittellat. pincio),
wie die übelgewachſene, verkrüppelte Perſon, Beſtie oder Pflanze (Schmeller,
I, 287). Jm Schwäbiſchen iſt Bunkes, Hoſenbunkes, der kurze, dicke,
knopfichte Burſche; Schmid, S. 107. Pinke iſt übrigens im Gaunermunde
von Finke und Funke ſtark verdrängt worden, obſchon auch dieſe wieder
bereits zu populär geworden ſind, um ſpecifiſch gauneriſchen Beſtand haben
zu können. Die Bedeutung iſt Burſche, Handwerksburſche, Knecht, dem
Knolle, Knollfink des duisburger Vocabulars entſprechend (ſ. Th. IV,
S. 108), ſowie dem ſtudentiſchen Knote (Genoſſe), dem rohen, ungebildeten
Handwerksburſchen. Doch hat Finke und Funke immer noch den Nebenbegriff
des verſchmitzten, lockern, liederlichen Burſchen. Jm Niederdeutſchen iſt Fink
und Pink noch durchweg für penis gebräuchlich. Jn der Schinderſprache iſt
Pink jede Mannsperſon, die nicht zum Scharfrichterſtande gehört oder aus
ihm geboren iſt. Finke iſt in der Studentenſprache jeder Student, welcher
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[583/0595] Pflonen Pink Compoſitionen, z. B. Stichlingspflanzer, Kluftpflanzer, Schneider: Trittlingspflanzer, Schuſter; Lechempflanzer, Bäcker u. ſ. w. Der Pflanz, die Lüge, der Vorwand; einen Pflanz ſetzen, jemand etwas vorlügen, weiß machen (Fſlſpr.). Pläntel, Pflänzchen, verborgenes, von Diebſtählen herrührendes Geld. Pflonen, ſ. Flonen. Pfund, fünf Gulden; gutes Pfund, zehn Gulden (Fſlſpr.). Pich, Picht, auch wol Pech, Geld; die Ableitung von pecunia iſt geſucht; vielleicht nur die flüchtige deutſche Buchſtabenbetonung von Pag, Pach, _ oder _ , Pg oder Pch ohne beſtimmten Vocal; vgl. Pag und Bach. Picken, Pickcheder, Pickgordel, ſ. Bicken. Pickenbe, ſ. Peſſach. Pickling, der Nagel. Pilegeſch (pilegesch, πάλλαξ, pellex, Beiſchläfer, Beiſchläferin), Pilagſche, Pilegſche, auch verdorben Pilegöſchen (nd. deminutive Benennung für Gans, Gôs, und von Spiehlen, Feder, Federkiel), die Concubine, Beglei- terin auf Streifzügen, Hauſirerin, beſonders auch die Begleiterin der Dreh- orgelſpieler, welche in die Häuſer geht und Geld ſammelt; vgl. Th. II, S. 9. Pille, verdorben aus dem nd. Spill, Spiel, das böſe Spiel, die ſchwere Krankheit, beſonders Epilepſie, Fallſucht, ſchwere Noth; die Pille haben, das böſe Spiel haben, von der Epilepſie befallen, behaftet ſein; auf die Pille ſchnurren, als ſimulanter Epileptiker betteln und vagiren; vgl. Tippel, und Th. II, S. 42. Pilmern, rauchen; Pilmerſtab, die Tabackspfeife. Nur bei Zimmermann; die Ableitung iſt dunkel. Pilpel (polal), der Pfeffer; Pilpul, das ſcharfſinnige Disputiren, ſcharfes Verhör, ſcharfe Verhandlung. Pilpel ſein, mephalpel ſein, ſcharf dis- putiren, ſcharf verhandeln, hadern, ſtreiten. Pilſel, ſ. Beſſule. Pink, Pinke, Fink, Finke, Pünke, Funke, kommt zunächſt im Bedeler orden als „binck, ein bur“ vor (Th. I, S. 203) und dann bei Andreas Hem- pel: „ein Pincke, eine Mannsperſon“ (Th. IV, S. 94). Die Abſtammung iſt wol von Pünk, Pünkel, vorragender, erhabener Theil, banſchige Maſſe, Bund, Bündel, bair. Pienk, ſowol Finke (fringilla, im Mittellat. pincio), wie die übelgewachſene, verkrüppelte Perſon, Beſtie oder Pflanze (Schmeller, I, 287). Jm Schwäbiſchen iſt Bunkes, Hoſenbunkes, der kurze, dicke, knopfichte Burſche; Schmid, S. 107. Pinke iſt übrigens im Gaunermunde von Finke und Funke ſtark verdrängt worden, obſchon auch dieſe wieder bereits zu populär geworden ſind, um ſpecifiſch gauneriſchen Beſtand haben zu können. Die Bedeutung iſt Burſche, Handwerksburſche, Knecht, dem Knolle, Knollfink des duisburger Vocabulars entſprechend (ſ. Th. IV, S. 108), ſowie dem ſtudentiſchen Knote (Genoſſe), dem rohen, ungebildeten Handwerksburſchen. Doch hat Finke und Funke immer noch den Nebenbegriff des verſchmitzten, lockern, liederlichen Burſchen. Jm Niederdeutſchen iſt Fink und Pink noch durchweg für penis gebräuchlich. Jn der Schinderſprache iſt Pink jede Mannsperſon, die nicht zum Scharfrichterſtande gehört oder aus ihm geboren iſt. Finke iſt in der Studentenſprache jeder Student, welcher

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862, S. 583. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/595>, abgerufen am 24.11.2024.