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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862.

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Duchenen Eche
eine Börse, ein Portemonnaie aus der Tasche stehlen; eine Luppe drücken,
eine Uhr aus der Tasche stehlen; davon Paddendrücker, Beutelzieher;
Luppendrücker, Uhrendieb; Torfdrücker, allgemein der Taschendieb.
Duchenen, das priesterliche Segnen in der Synagoge, bei welchem der Prie-
ster die Hände in eigenthümlicher Weise vor das Gesicht hält und bei wel-
chem das Volk (bei Strafe sofortiger Erblindung) nicht auf den Priester sehen
darf, sondern das Haupt neigen muß; in der Gaunersprache bedeutet duche-
nen
vor den Augen des Freiers unvermerkt und geschickt etwas wegstehlen,
namentlich beim Schottenfällen, Chalfenen und Ennevotennemachen.
Eine hebräische Ableitung läßt sich nicht finden. Der Stamm scheint deutsch
zu sein und zwar von tauchen, nd. düken, holländ. duiken, engl. to duck,
dän. dycke, schwed. dyka. Jm Niederdeutschen scheint das sehr stark gebräuch-
liche Ducksen, Betrügereien, Lügen, Diebereien, und ducksen, betrügen,
lügen, stehlen, aus diesem Stammwort entstanden zu sein.
Duckes, Duckos (lat. dux), der Herzog, Fürst; Fem. Duckeste. Duckes-
medine,
das Herzogthum, Fürstenthum. Godelduckesmedine Stangen,
das Großherzogthum Baden.
Dullgoi, Dullmeister, Wortspiel mit Schullgoi, Schullmeister (dul, dal,
arm, goi, Christ), der (meistens arme) christliche Schulmeister.
Durchbruch, das Aushängen einer Thür. Massematten auf Durchbruch,
Diebstahl mit Ausheben der Thür, gewöhnlich mit Wegbrechen der meistens
vorstehenden Thürangeln.
Durchmackenen, s. Macke.
Durchsippern, s. Sofer.
Durchzug, der Faden, Bindfaden, Nähgarn.
Durma, verdorben von adomo, die Erde, Erdboden.
Dusse, das Schloß, sowol das Einsteck- und Kastenschloß wie das Vorhänge-
schloß. Dussen, schließen, aufschließen, festschließen. Losdussen, los-
schließen. Dussemelochner, der Schlosser. Dussen ist wol, wie deissen
und diesen, von tosen, ahd. doz, goth. thiutan, rauschen, abzuleiten; vgl.
Deissen.
E.
Ebbes, eppes, etwas, irgendein; durchaus nicht specifisch jüdischdeutsch, son-
dern vom ahd. ethes, eddes, eteleih, etelich, irgendein, vielleicht auch mit
eht, Substanz, Habe, Gut, zusammenhängend; im Schwäbischen ist Epper
jemand; eppen (bei Hebel öbbe, öbbis), etwa (wie im Hochdeutschen eben,
ja eben). Hat dir eppen Epper eppes than? hat dir etwa jemand
etwas gethan? Hierher scheint auch der bei Thiele angeführte Warnungsruf
der Gauner: Eppel! zu gehören, zur Bezeichnung, daß etwas (eine Störung
oder Gefahr) nahe ist. Vgl. Tendlau, Nr. 168, und Schmid, S. 154.
Eche, die Eche, der Jammer, Klage, Elend; vom Anfangswort [irrelevantes Material - Zeichen fehlt], echah,
wie, des Klageliedes Jeremiä; vgl. auch den Anfang des frankfurter Brand-
liedes, Th. III, S. 487. Echen, echen, eichen, ächzen, klagen, jammern.
Echelicht, ein trübe und düster brennendes Licht. Echetel (Fslspr.), das
Zuchthaus.
Duchenen Eche
eine Börſe, ein Portemonnaie aus der Taſche ſtehlen; eine Luppe drücken,
eine Uhr aus der Taſche ſtehlen; davon Paddendrücker, Beutelzieher;
Luppendrücker, Uhrendieb; Torfdrücker, allgemein der Taſchendieb.
Duchenen, das prieſterliche Segnen in der Synagoge, bei welchem der Prie-
ſter die Hände in eigenthümlicher Weiſe vor das Geſicht hält und bei wel-
chem das Volk (bei Strafe ſofortiger Erblindung) nicht auf den Prieſter ſehen
darf, ſondern das Haupt neigen muß; in der Gaunerſprache bedeutet duche-
nen
vor den Augen des Freiers unvermerkt und geſchickt etwas wegſtehlen,
namentlich beim Schottenfällen, Chalfenen und Ennevotennemachen.
Eine hebräiſche Ableitung läßt ſich nicht finden. Der Stamm ſcheint deutſch
zu ſein und zwar von tauchen, nd. düken, holländ. duiken, engl. to duck,
dän. dycke, ſchwed. dyka. Jm Niederdeutſchen ſcheint das ſehr ſtark gebräuch-
liche Duckſen, Betrügereien, Lügen, Diebereien, und duckſen, betrügen,
lügen, ſtehlen, aus dieſem Stammwort entſtanden zu ſein.
Duckes, Duckos (lat. dux), der Herzog, Fürſt; Fem. Duckeſte. Duckes-
medine,
das Herzogthum, Fürſtenthum. Godelduckesmedine Stangen,
das Großherzogthum Baden.
Dullgoi, Dullmeiſter, Wortſpiel mit Schullgoi, Schullmeiſter (dul, dal,
arm, goi, Chriſt), der (meiſtens arme) chriſtliche Schulmeiſter.
Durchbruch, das Aushängen einer Thür. Maſſematten auf Durchbruch,
Diebſtahl mit Ausheben der Thür, gewöhnlich mit Wegbrechen der meiſtens
vorſtehenden Thürangeln.
Durchmackenen, ſ. Macke.
Durchſippern, ſ. Sofer.
Durchzug, der Faden, Bindfaden, Nähgarn.
Durma, verdorben von adomo, die Erde, Erdboden.
Duſſe, das Schloß, ſowol das Einſteck- und Kaſtenſchloß wie das Vorhänge-
ſchloß. Duſſen, ſchließen, aufſchließen, feſtſchließen. Losduſſen, los-
ſchließen. Duſſemelochner, der Schloſſer. Duſſen iſt wol, wie deiſſen
und dieſen, von toſen, ahd. dôz, goth. thiutan, rauſchen, abzuleiten; vgl.
Deiſſen.
E.
Ebbes, eppes, etwas, irgendein; durchaus nicht ſpecifiſch jüdiſchdeutſch, ſon-
dern vom ahd. ethes, eddes, etelîh, etelich, irgendein, vielleicht auch mit
êht, Subſtanz, Habe, Gut, zuſammenhängend; im Schwäbiſchen iſt Epper
jemand; eppen (bei Hebel öbbe, öbbis), etwa (wie im Hochdeutſchen eben,
ja eben). Hat dir eppen Epper eppes than? hat dir etwa jemand
etwas gethan? Hierher ſcheint auch der bei Thiele angeführte Warnungsruf
der Gauner: Eppel! zu gehören, zur Bezeichnung, daß etwas (eine Störung
oder Gefahr) nahe iſt. Vgl. Tendlau, Nr. 168, und Schmid, S. 154.
Eche, die Eche, der Jammer, Klage, Elend; vom Anfangswort [irrelevantes Material – Zeichen fehlt], êchah,
wie, des Klageliedes Jeremiä; vgl. auch den Anfang des frankfurter Brand-
liedes, Th. III, S. 487. Echen, êchen, eichen, ächzen, klagen, jammern.
Echelicht, ein trübe und düſter brennendes Licht. Echetel (Fſlſpr.), das
Zuchthaus.
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[535/0547] Duchenen Eche eine Börſe, ein Portemonnaie aus der Taſche ſtehlen; eine Luppe drücken, eine Uhr aus der Taſche ſtehlen; davon Paddendrücker, Beutelzieher; Luppendrücker, Uhrendieb; Torfdrücker, allgemein der Taſchendieb. Duchenen, das prieſterliche Segnen in der Synagoge, bei welchem der Prie- ſter die Hände in eigenthümlicher Weiſe vor das Geſicht hält und bei wel- chem das Volk (bei Strafe ſofortiger Erblindung) nicht auf den Prieſter ſehen darf, ſondern das Haupt neigen muß; in der Gaunerſprache bedeutet duche- nen vor den Augen des Freiers unvermerkt und geſchickt etwas wegſtehlen, namentlich beim Schottenfällen, Chalfenen und Ennevotennemachen. Eine hebräiſche Ableitung läßt ſich nicht finden. Der Stamm ſcheint deutſch zu ſein und zwar von tauchen, nd. düken, holländ. duiken, engl. to duck, dän. dycke, ſchwed. dyka. Jm Niederdeutſchen ſcheint das ſehr ſtark gebräuch- liche Duckſen, Betrügereien, Lügen, Diebereien, und duckſen, betrügen, lügen, ſtehlen, aus dieſem Stammwort entſtanden zu ſein. Duckes, Duckos (lat. dux), der Herzog, Fürſt; Fem. Duckeſte. Duckes- medine, das Herzogthum, Fürſtenthum. Godelduckesmedine Stangen, das Großherzogthum Baden. Dullgoi, Dullmeiſter, Wortſpiel mit Schullgoi, Schullmeiſter (dul, dal, arm, goi, Chriſt), der (meiſtens arme) chriſtliche Schulmeiſter. Durchbruch, das Aushängen einer Thür. Maſſematten auf Durchbruch, Diebſtahl mit Ausheben der Thür, gewöhnlich mit Wegbrechen der meiſtens vorſtehenden Thürangeln. Durchmackenen, ſ. Macke. Durchſippern, ſ. Sofer. Durchzug, der Faden, Bindfaden, Nähgarn. Durma, verdorben von adomo, die Erde, Erdboden. Duſſe, das Schloß, ſowol das Einſteck- und Kaſtenſchloß wie das Vorhänge- ſchloß. Duſſen, ſchließen, aufſchließen, feſtſchließen. Losduſſen, los- ſchließen. Duſſemelochner, der Schloſſer. Duſſen iſt wol, wie deiſſen und dieſen, von toſen, ahd. dôz, goth. thiutan, rauſchen, abzuleiten; vgl. Deiſſen. E. Ebbes, eppes, etwas, irgendein; durchaus nicht ſpecifiſch jüdiſchdeutſch, ſon- dern vom ahd. ethes, eddes, etelîh, etelich, irgendein, vielleicht auch mit êht, Subſtanz, Habe, Gut, zuſammenhängend; im Schwäbiſchen iſt Epper jemand; eppen (bei Hebel öbbe, öbbis), etwa (wie im Hochdeutſchen eben, ja eben). Hat dir eppen Epper eppes than? hat dir etwa jemand etwas gethan? Hierher ſcheint auch der bei Thiele angeführte Warnungsruf der Gauner: Eppel! zu gehören, zur Bezeichnung, daß etwas (eine Störung oder Gefahr) nahe iſt. Vgl. Tendlau, Nr. 168, und Schmid, S. 154. Eche, die Eche, der Jammer, Klage, Elend; vom Anfangswort _ , êchah, wie, des Klageliedes Jeremiä; vgl. auch den Anfang des frankfurter Brand- liedes, Th. III, S. 487. Echen, êchen, eichen, ächzen, klagen, jammern. Echelicht, ein trübe und düſter brennendes Licht. Echetel (Fſlſpr.), das Zuchthaus.

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862, S. 535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/547>, abgerufen am 24.11.2024.