Der norddeutsche Dialekt tönt überall durch; so ist Ma- dihne nur das entstellte Martine (medino), da in der nieder- deutschen Aussprache das r nach einem Vocal und vor einem Con- sonanten gewöhnlich wegfällt, z. B. Matten für Marten, Döst für Dörst, Durst; Bost für Borst, Brust. Jm logischen Ver- ständniß sind die Begriffe zuweilen willkürlich sehr erweitert oder auch sehr eingeschränkt, z. B. Classern (im Original steht ver- druckt Claffern) von keli und emo, Pistole, Schießgewehr, Jn- strument zum Schrecken### ist hier allgemein zum Diebsgeräth oder specifisch zu Diebsschlüsseln, Dietrichen gerechnet. Esche, Geliebte, überhaupt Weib, Frau, Ehefrau. Kettenschub, Einbruch zur Nachtzeit, ist allgemein Stehlen mittels Einschleichens in Häuser. Masematte heben, einen gewaltsamen Diebstahl begehen, sehr beschränkt, da Massematten jeder Diebstahl, jede Diebsbeute ist, und heben besonders auch für das Wiederherausholen des Masse- matten aus dem Versteck (Kawure) gebräuchlich ist. Ferner Ger- lach (für Gallach), Dorfprediger, allgemein jeder Geistliche; Gal- lon, Mond (für Challon), Fenster, der durch das Fenster drin- gende Schein u. s. w. Originelle Ausdrücke sind Gollo, Bürger- meister, hergeleitet von [irrelevantes Material - Zeichen fehlt], rosch hagolo, Haupt der Ver- triebenen, Ehrentitel des obersten Rabbiners. Hollmusch, Sturm, verdorben aus [irrelevantes Material - Zeichen fehlt], halmus, Hammer, vom hebr. [irrelevantes Material - Zeichen fehlt], halam, stoßen, schlagen, zerschlagen. Labstock, richtiger Slabbstock, Löffel, vom niederdeutschen Slabbern, wie die Hunde und Katzen mit der Zunge trinken, überhaupt trinken, auch allzu geschwind reden, plappern. Richey, a. a. O., S. 256. Pisacken, knebeln, im Niederdeutschen sehr stark gebräuchlich. Richey, a. a. O., S. 186, erklärt es mit plagen, Stöße geben, abdreschen, vexare, verberare, contundere. Umsonst bemüht man sich, für dieses Wort eine
Verkabbern — verbergen.
Verſchütten — verhaften.
Zinke — ein Pettſchaft, ein Wink.
Zosken — Pferd.
Zoskenhändler — Pferdedieb.
Zibisheichus — Stockſchläge.
Der norddeutſche Dialekt tönt überall durch; ſo iſt Ma- dihne nur das entſtellte Martine (medino), da in der nieder- deutſchen Ausſprache das r nach einem Vocal und vor einem Con- ſonanten gewöhnlich wegfällt, z. B. Matten für Marten, Döſt für Dörſt, Durſt; Boſt für Borſt, Bruſt. Jm logiſchen Ver- ſtändniß ſind die Begriffe zuweilen willkürlich ſehr erweitert oder auch ſehr eingeſchränkt, z. B. Claſſern (im Original ſteht ver- druckt Claffern) von keli und emo, Piſtole, Schießgewehr, Jn- ſtrument zum Schrecken### iſt hier allgemein zum Diebsgeräth oder ſpecifiſch zu Diebsſchlüſſeln, Dietrichen gerechnet. Eſche, Geliebte, überhaupt Weib, Frau, Ehefrau. Kettenſchub, Einbruch zur Nachtzeit, iſt allgemein Stehlen mittels Einſchleichens in Häuſer. Maſematte heben, einen gewaltſamen Diebſtahl begehen, ſehr beſchränkt, da Maſſematten jeder Diebſtahl, jede Diebsbeute iſt, und heben beſonders auch für das Wiederherausholen des Maſſe- matten aus dem Verſteck (Kawure) gebräuchlich iſt. Ferner Ger- lach (für Gallach), Dorfprediger, allgemein jeder Geiſtliche; Gal- lon, Mond (für Challon), Fenſter, der durch das Fenſter drin- gende Schein u. ſ. w. Originelle Ausdrücke ſind Gollo, Bürger- meiſter, hergeleitet von [irrelevantes Material – Zeichen fehlt], rosch hagolo, Haupt der Ver- triebenen, Ehrentitel des oberſten Rabbiners. Hollmuſch, Sturm, verdorben aus [irrelevantes Material – Zeichen fehlt], halmus, Hammer, vom hebr. [irrelevantes Material – Zeichen fehlt], halam, ſtoßen, ſchlagen, zerſchlagen. Labſtock, richtiger Slabbſtock, Löffel, vom niederdeutſchen Slabbern, wie die Hunde und Katzen mit der Zunge trinken, überhaupt trinken, auch allzu geſchwind reden, plappern. Richey, a. a. O., S. 256. Piſacken, knebeln, im Niederdeutſchen ſehr ſtark gebräuchlich. Richey, a. a. O., S. 186, erklärt es mit plagen, Stöße geben, abdreſchen, vexare, verberare, contundere. Umſonſt bemüht man ſich, für dieſes Wort eine
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Verkabbern — verbergen.
Verſchütten — verhaften.
Zinke — ein Pettſchaft, ein Wink.
Zosken — Pferd.
Zoskenhändler — Pferdedieb.
Zibisheichus — Stockſchläge.
Der norddeutſche Dialekt tönt überall durch; ſo iſt Ma-
dihne nur das entſtellte Martine (medino), da in der nieder-
deutſchen Ausſprache das r nach einem Vocal und vor einem Con-
ſonanten gewöhnlich wegfällt, z. B. Matten für Marten, Döſt
für Dörſt, Durſt; Boſt für Borſt, Bruſt. Jm logiſchen Ver-
ſtändniß ſind die Begriffe zuweilen willkürlich ſehr erweitert oder
auch ſehr eingeſchränkt, z. B. Claſſern (im Original ſteht ver-
druckt Claffern) von keli und emo, Piſtole, Schießgewehr, Jn-
ſtrument zum Schrecken### iſt hier allgemein zum Diebsgeräth oder
ſpecifiſch zu Diebsſchlüſſeln, Dietrichen gerechnet. Eſche, Geliebte,
überhaupt Weib, Frau, Ehefrau. Kettenſchub, Einbruch zur
Nachtzeit, iſt allgemein Stehlen mittels Einſchleichens in Häuſer.
Maſematte heben, einen gewaltſamen Diebſtahl begehen, ſehr
beſchränkt, da Maſſematten jeder Diebſtahl, jede Diebsbeute iſt,
und heben beſonders auch für das Wiederherausholen des Maſſe-
matten aus dem Verſteck (Kawure) gebräuchlich iſt. Ferner Ger-
lach (für Gallach), Dorfprediger, allgemein jeder Geiſtliche; Gal-
lon, Mond (für Challon), Fenſter, der durch das Fenſter drin-
gende Schein u. ſ. w. Originelle Ausdrücke ſind Gollo, Bürger-
meiſter, hergeleitet von _ , rosch hagolo, Haupt der Ver-
triebenen, Ehrentitel des oberſten Rabbiners. Hollmuſch, Sturm,
verdorben aus _ , halmus, Hammer, vom hebr. _ , halam,
ſtoßen, ſchlagen, zerſchlagen. Labſtock, richtiger Slabbſtock,
Löffel, vom niederdeutſchen Slabbern, wie die Hunde und Katzen
mit der Zunge trinken, überhaupt trinken, auch allzu geſchwind
reden, plappern. Richey, a. a. O., S. 256. Piſacken, knebeln,
im Niederdeutſchen ſehr ſtark gebräuchlich. Richey, a. a. O., S. 186,
erklärt es mit plagen, Stöße geben, abdreſchen, vexare, verberare,
contundere. Umſonſt bemüht man ſich, für dieſes Wort eine
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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/241>, abgerufen am 24.11.2024.
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