Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862.vocabeln sehr nachlässig und verdorben hingestellt. Das Lexikon Auch das waldheimer Lexikon ist zu selten und zu wichtig, 1) Der lange Titel ist: "Beschreibung des Chur-Sachsischen allgemeinen
Zucht- Waysen- und Armen-Hauses, Welches Se. Königl. Maj. in Pohlen und Churfl. Durchl. zu Sachsen, Dero Churfürstenthum und incorporirten Landen zum besten, in dem zwischen Dreßden und Leipzig gelegenen und unter das Amt Rochlitz gehörigen Städtgen Waldheim Anno 1716 allergnädigst aufrichten lassen. Auf Befehl einer hohen Commission zum Druck übergeben, auch bey dieser neuen Auflage mit einem Rothwelschen und Zigeunerischen LEXICO, einem saubern Kupfferstiche und andern Merckwürdigkeiten vermehret. Erste und zweite u. s. w. Nachricht. Dreßden und Leipzig 1726." Auf der Rückseite des Titelblattes deutet ein salbungsvolles deutsches Akrostichon auf den Namen Lowendal, und auf S. 3--8 ist mit unausstehlich abgeschmackter Latinität und fast burlesker Druckweise eine mit C. G. W. unterzeichnete apostrophirende Dar- legung der Zwecke, für welche das Jnstitut bestimmt und nicht bestimmt ist, enthalten, in welcher fast alle gräcisirenden Bezeichnungen für fromme Stiftun- gen aus dem Justinianeischen Coder in Contribution gesetzt sind. vocabeln ſehr nachläſſig und verdorben hingeſtellt. Das Lexikon Auch das waldheimer Lexikon iſt zu ſelten und zu wichtig, 1) Der lange Titel iſt: „Beſchreibung des Chur-Sachſiſchen allgemeinen
Zucht- Wayſen- und Armen-Hauſes, Welches Se. Königl. Maj. in Pohlen und Churfl. Durchl. zu Sachſen, Dero Churfürſtenthum und incorporirten Landen zum beſten, in dem zwiſchen Dreßden und Leipzig gelegenen und unter das Amt Rochlitz gehörigen Städtgen Waldheim Anno 1716 allergnädigſt aufrichten laſſen. Auf Befehl einer hohen Commission zum Druck übergeben, auch bey dieſer neuen Auflage mit einem Rothwelſchen und Zigeuneriſchen LEXICO, einem ſaubern Kupfferſtiche und andern Merckwürdigkeiten vermehret. Erſte und zweite u. ſ. w. Nachricht. Dreßden und Leipzig 1726.“ Auf der Rückſeite des Titelblattes deutet ein ſalbungsvolles deutſches Akroſtichon auf den Namen Lowendal, und auf S. 3—8 iſt mit unausſtehlich abgeſchmackter Latinität und faſt burlesker Druckweiſe eine mit C. G. W. unterzeichnete apoſtrophirende Dar- legung der Zwecke, für welche das Jnſtitut beſtimmt und nicht beſtimmt iſt, enthalten, in welcher faſt alle gräciſirenden Bezeichnungen für fromme Stiftun- gen aus dem Juſtinianeiſchen Coder in Contribution geſetzt ſind. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0123" n="111"/> vocabeln ſehr nachläſſig und verdorben hingeſtellt. Das Lexikon<lb/> gibt am Schluß ebenfalls einige ſehr wenig zuſammenhängende<lb/> Redensarten, welche aber lange nicht ſo unbefangen wie in der<lb/> Wahlerei aufgefaßt und durchaus nicht mit gleicher natürlicher<lb/> Behendigkeit wiedergegeben ſind. Zu beachten iſt wieder der<lb/> prägnantere jüdiſchdeutſche Zuſatz, was ſich daraus erklärt, daß<lb/> die Landesregierung ſofort nach der Entlarvung einer waldheimer<lb/> Gaunerin umfaſſende Unterſuchungen an verſchiedenen Orten an-<lb/> ſtellen ließ, ſodaß das Wörterbuch nicht einſeitig von der wald-<lb/> heimer Gaunerin und ihren beiden Söhnen oder von einer ein-<lb/> zelnen Gaunergruppe herſtammt, ſondern weithin aus verſchiedenen<lb/> Beamtenkreiſen geſammelt iſt und in den „Waldheimer Nachrichten<lb/> von 1722“ (ſiebente Nachricht, S. 145 fg.) nur geſammelt und<lb/> alphabetiſch geordnet zu ſein ſcheint. Jnſofern iſt es eine ſehr in-<lb/> tereſſante Urkunde über die deutſche Gaunerſprache mindeſtens eines<lb/> ganzen Landes, wenn es auch andererſeits große Unkenntniß und<lb/> Vernachläſſigung der Gaunerſprache ſelbſt ſattſam darlegt.</p><lb/> <p>Auch das waldheimer Lexikon iſt zu ſelten und zu wichtig,<lb/> als daß es hier nicht zum Abdruck gelangen ſollte. Es leitet ſich<lb/> am beſten ein, wenn der §. 12 der „Siebenten Nachricht <note place="foot" n="1)">Der lange Titel iſt: „Beſchreibung des Chur-Sachſiſchen allgemeinen<lb/> Zucht- Wayſen- und Armen-Hauſes, Welches Se. Königl. Maj. in Pohlen und<lb/> Churfl. Durchl. zu Sachſen, Dero Churfürſtenthum und <hi rendition="#aq">incorporir</hi>ten Landen<lb/> zum beſten, in dem zwiſchen Dreßden und Leipzig gelegenen und unter das Amt<lb/> Rochlitz gehörigen Städtgen Waldheim <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1716 allergnädigſt aufrichten<lb/> laſſen. Auf Befehl einer hohen <hi rendition="#aq">Commission</hi> zum Druck übergeben, auch bey<lb/> dieſer neuen Auflage mit einem Rothwelſchen und Zigeuneriſchen <hi rendition="#aq">LEXICO,</hi><lb/> einem ſaubern Kupfferſtiche und andern Merckwürdigkeiten vermehret. Erſte und<lb/> zweite u. ſ. w. Nachricht. Dreßden und Leipzig 1726.“ Auf der Rückſeite des<lb/> Titelblattes deutet ein ſalbungsvolles deutſches Akroſtichon auf den Namen<lb/><hi rendition="#aq">Lowendal,</hi> und auf S. 3—8 iſt mit unausſtehlich abgeſchmackter Latinität und<lb/> faſt burlesker Druckweiſe eine mit <hi rendition="#aq">C. G. W.</hi> unterzeichnete apoſtrophirende Dar-<lb/> legung der Zwecke, für welche das Jnſtitut beſtimmt und nicht beſtimmt iſt,<lb/> enthalten, in welcher faſt alle gräciſirenden Bezeichnungen für fromme Stiftun-<lb/> gen aus dem Juſtinianeiſchen Coder in Contribution geſetzt ſind.</note> von<lb/> dem (1716 gegründeten) Armenhauſe zu Waldheim“, welcher das<lb/> Lexikon enthält, hier ganz mitgetheilt wird.</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [111/0123]
vocabeln ſehr nachläſſig und verdorben hingeſtellt. Das Lexikon
gibt am Schluß ebenfalls einige ſehr wenig zuſammenhängende
Redensarten, welche aber lange nicht ſo unbefangen wie in der
Wahlerei aufgefaßt und durchaus nicht mit gleicher natürlicher
Behendigkeit wiedergegeben ſind. Zu beachten iſt wieder der
prägnantere jüdiſchdeutſche Zuſatz, was ſich daraus erklärt, daß
die Landesregierung ſofort nach der Entlarvung einer waldheimer
Gaunerin umfaſſende Unterſuchungen an verſchiedenen Orten an-
ſtellen ließ, ſodaß das Wörterbuch nicht einſeitig von der wald-
heimer Gaunerin und ihren beiden Söhnen oder von einer ein-
zelnen Gaunergruppe herſtammt, ſondern weithin aus verſchiedenen
Beamtenkreiſen geſammelt iſt und in den „Waldheimer Nachrichten
von 1722“ (ſiebente Nachricht, S. 145 fg.) nur geſammelt und
alphabetiſch geordnet zu ſein ſcheint. Jnſofern iſt es eine ſehr in-
tereſſante Urkunde über die deutſche Gaunerſprache mindeſtens eines
ganzen Landes, wenn es auch andererſeits große Unkenntniß und
Vernachläſſigung der Gaunerſprache ſelbſt ſattſam darlegt.
Auch das waldheimer Lexikon iſt zu ſelten und zu wichtig,
als daß es hier nicht zum Abdruck gelangen ſollte. Es leitet ſich
am beſten ein, wenn der §. 12 der „Siebenten Nachricht 1) von
dem (1716 gegründeten) Armenhauſe zu Waldheim“, welcher das
Lexikon enthält, hier ganz mitgetheilt wird.
1) Der lange Titel iſt: „Beſchreibung des Chur-Sachſiſchen allgemeinen
Zucht- Wayſen- und Armen-Hauſes, Welches Se. Königl. Maj. in Pohlen und
Churfl. Durchl. zu Sachſen, Dero Churfürſtenthum und incorporirten Landen
zum beſten, in dem zwiſchen Dreßden und Leipzig gelegenen und unter das Amt
Rochlitz gehörigen Städtgen Waldheim Anno 1716 allergnädigſt aufrichten
laſſen. Auf Befehl einer hohen Commission zum Druck übergeben, auch bey
dieſer neuen Auflage mit einem Rothwelſchen und Zigeuneriſchen LEXICO,
einem ſaubern Kupfferſtiche und andern Merckwürdigkeiten vermehret. Erſte und
zweite u. ſ. w. Nachricht. Dreßden und Leipzig 1726.“ Auf der Rückſeite des
Titelblattes deutet ein ſalbungsvolles deutſches Akroſtichon auf den Namen
Lowendal, und auf S. 3—8 iſt mit unausſtehlich abgeſchmackter Latinität und
faſt burlesker Druckweiſe eine mit C. G. W. unterzeichnete apoſtrophirende Dar-
legung der Zwecke, für welche das Jnſtitut beſtimmt und nicht beſtimmt iſt,
enthalten, in welcher faſt alle gräciſirenden Bezeichnungen für fromme Stiftun-
gen aus dem Juſtinianeiſchen Coder in Contribution geſetzt ſind.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |