an den Kobß kommen, so bringet man sie an die Schniegeyley, oder Bau.
Wenn ein Weißkäuffer auf dem Marckte was mausen will, und siehets einer, so spricht der andere: Schuff dich, laß hocken, der spents. (Gehe fort, laß es stehen, der siehets.) Wenn sie nun von dem Stande weggehen, und der so sie gesehen hat, ihnen nach siehet, und mit dem Cramer redet, so sprechen sie: Sehet doch, wie der Schnauffer kappt, i. e. verräth.
Wenn die Weißkäuffere auf der Strassen zusammen kommen, fragen sie einander: Hast du auch ein gut Geschäffte gehabt? Da antwortet denn der andere: Ach nein! ich habe ein linck Geschäffte gehabt, es ist nicht küstig gewesen, es waren gar zu viel Kapp- Mäuse da (ich habe keinen guten Marckt gehabt, es waren zu viel Verräther da.) Wenn einer etwas aus einer Bude stehlen will, rufft er den andern zu: Kraute doch herbey, hier wollen wir was aufthun oder zopffen.
Wenn die Freyer-Schupper oder Kartten-Spiehlere einen Bauer oder Handwercks-Burschen sehen, und mercken, daß er viel Geld bey sich habe, instruiren sie einen von denen Freyer-Schup- pern, daß er den Bauer oder Handwercks-Bürschgen anreden und fragen muß, wo er hin wolle? bittet ihn, er möchte doch mit da und da hin gehen, er wolle eine Kanne Bier vor ihm bezahlen, und ob er ihm nicht ein Briefflein an seinen Bruder oder Schwe- ster nehmen? Wenn nun der Bauer nebst dem Freyerschupper in ein Bier-Hauß kommen, so sitzen derer letztern schon ein Stück 3. oder 4. übern Tische, und reden den Bauer oder reisenden Handwercks-Pursch an: Freund, wo kommt ihr her, und wo wollet ihr hin? Wenn nun der Frembde zur Antwort giebet, da hat mich der ehrliche Freund gebethen, ich möchte ihm doch ein Briefflein mit zu seiner Schwester nehmen, alsdenn spricht derjenige, so den Frembden ins Wirths-Hauß geführet hat: Freund, wollet ihr hier nicht ein wenig warten, ich will hingehen, und mir ein Briefflein machen lassen? Unterdeß aber bringen jene die Karte übern Tisch, und bereden den Frembden daß er mit spiehlen muß, wenn nun solches geschiehet, legen sie die Karte darnach, daß der Fremde
an den Kobß kommen, ſo bringet man ſie an die Schniegeyley, oder Bau.
Wenn ein Weißkäuffer auf dem Marckte was mauſen will, und ſiehets einer, ſo ſpricht der andere: Schuff dich, laß hocken, der ſpents. (Gehe fort, laß es ſtehen, der ſiehets.) Wenn ſie nun von dem Stande weggehen, und der ſo ſie geſehen hat, ihnen nach ſiehet, und mit dem Cramer redet, ſo ſprechen ſie: Sehet doch, wie der Schnauffer kappt, i. e. verräth.
Wenn die Weißkäuffere auf der Straſſen zuſammen kommen, fragen ſie einander: Haſt du auch ein gut Geſchäffte gehabt? Da antwortet denn der andere: Ach nein! ich habe ein linck Geſchäffte gehabt, es iſt nicht küſtig geweſen, es waren gar zu viel Kapp- Mäuſe da (ich habe keinen guten Marckt gehabt, es waren zu viel Verräther da.) Wenn einer etwas aus einer Bude ſtehlen will, rufft er den andern zu: Kraute doch herbey, hier wollen wir was aufthun oder zopffen.
Wenn die Freyer-Schupper oder Kartten-Spiehlere einen Bauer oder Handwercks-Burſchē ſehen, und mercken, daß er viel Geld bey ſich habe, instruiren ſie einen von denen Freyer-Schup- pern, daß er den Bauer oder Handwercks-Bürſchgen anreden und fragen muß, wo er hin wolle? bittet ihn, er möchte doch mit da und da hin gehen, er wolle eine Kanne Bier vor ihm bezahlen, und ob er ihm nicht ein Briefflein an ſeinen Bruder oder Schwe- ſter nehmen? Wenn nun der Bauer nebſt dem Freyerſchupper in ein Bier-Hauß kommen, ſo ſitzen derer letztern ſchon ein Stück 3. oder 4. übern Tiſche, und reden den Bauer oder reiſenden Handwercks-Purſch an: Freund, wo kommt ihr her, und wo wollet ihr hin? Wenn nun der Frembde zur Antwort giebet, da hat mich der ehrliche Freund gebethen, ich möchte ihm doch ein Briefflein mit zu ſeiner Schweſter nehmen, alsdenn ſpricht derjenige, ſo den Frembden ins Wirths-Hauß geführet hat: Freund, wollet ihr hier nicht ein wenig warten, ich will hingehen, und mir ein Briefflein machen lasſen? Unterdeß aber bringen jene die Karte übern Tiſch, und bereden den Frembden daß er mit ſpiehlen muß, wenn nun ſolches geſchiehet, legen ſie die Karte darnach, daß der Fremde
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0113"n="101"/>
an den Kobß kommen, ſo bringet man ſie an die Schniegeyley,<lb/>
oder Bau.</p><lb/><p>Wenn ein Weißkäuffer auf dem Marckte was mauſen will,<lb/>
und ſiehets einer, ſo ſpricht der andere: Schuff dich, laß hocken,<lb/>
der ſpents. (Gehe fort, laß es ſtehen, der ſiehets.) Wenn ſie nun<lb/>
von dem Stande weggehen, und der ſo ſie geſehen hat, ihnen<lb/>
nach ſiehet, und mit dem Cramer redet, ſo ſprechen ſie: Sehet<lb/>
doch, wie der Schnauffer kappt, <hirendition="#aq">i. e.</hi> verräth.</p><lb/><p>Wenn die Weißkäuffere auf der Straſſen zuſammen kommen,<lb/>
fragen ſie einander: Haſt du auch ein gut Geſchäffte gehabt? Da<lb/>
antwortet denn der andere: Ach nein! ich habe ein linck Geſchäffte<lb/>
gehabt, es iſt nicht küſtig geweſen, es waren gar zu viel Kapp-<lb/>
Mäuſe da (ich habe keinen guten Marckt gehabt, es waren zu<lb/>
viel Verräther da.) Wenn einer etwas aus einer Bude ſtehlen<lb/>
will, rufft er den andern zu: Kraute doch herbey, hier wollen wir<lb/>
was aufthun oder zopffen.</p><lb/><p>Wenn die Freyer-Schupper oder Kartten-Spiehlere einen<lb/>
Bauer oder Handwercks-Burſchēſehen, und mercken, daß er viel<lb/>
Geld bey ſich habe, <hirendition="#aq">instrui</hi>ren ſie einen von denen Freyer-Schup-<lb/>
pern, daß er den Bauer oder Handwercks-Bürſchgen anreden und<lb/>
fragen muß, wo er hin wolle? bittet ihn, er möchte doch mit da<lb/>
und da hin gehen, er wolle eine Kanne Bier vor ihm bezahlen,<lb/>
und ob er ihm nicht ein Briefflein an ſeinen Bruder oder Schwe-<lb/>ſter nehmen? Wenn nun der Bauer nebſt dem Freyerſchupper<lb/>
in ein Bier-Hauß kommen, ſo ſitzen derer letztern ſchon ein Stück<lb/>
3. oder 4. übern Tiſche, und reden den Bauer oder reiſenden<lb/>
Handwercks-Purſch an: Freund, wo kommt ihr her, und wo wollet<lb/>
ihr hin? Wenn nun der Frembde zur Antwort giebet, da hat mich<lb/>
der ehrliche Freund gebethen, ich möchte ihm doch ein Briefflein<lb/>
mit zu ſeiner Schweſter nehmen, alsdenn ſpricht derjenige, ſo den<lb/>
Frembden ins Wirths-Hauß geführet hat: Freund, wollet ihr hier<lb/>
nicht ein wenig warten, ich will hingehen, und mir ein Briefflein<lb/>
machen lasſen? Unterdeß aber bringen jene die Karte übern Tiſch,<lb/>
und bereden den Frembden daß er mit ſpiehlen muß, wenn nun<lb/>ſolches geſchiehet, legen ſie die Karte darnach, daß der Fremde<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[101/0113]
an den Kobß kommen, ſo bringet man ſie an die Schniegeyley,
oder Bau.
Wenn ein Weißkäuffer auf dem Marckte was mauſen will,
und ſiehets einer, ſo ſpricht der andere: Schuff dich, laß hocken,
der ſpents. (Gehe fort, laß es ſtehen, der ſiehets.) Wenn ſie nun
von dem Stande weggehen, und der ſo ſie geſehen hat, ihnen
nach ſiehet, und mit dem Cramer redet, ſo ſprechen ſie: Sehet
doch, wie der Schnauffer kappt, i. e. verräth.
Wenn die Weißkäuffere auf der Straſſen zuſammen kommen,
fragen ſie einander: Haſt du auch ein gut Geſchäffte gehabt? Da
antwortet denn der andere: Ach nein! ich habe ein linck Geſchäffte
gehabt, es iſt nicht küſtig geweſen, es waren gar zu viel Kapp-
Mäuſe da (ich habe keinen guten Marckt gehabt, es waren zu
viel Verräther da.) Wenn einer etwas aus einer Bude ſtehlen
will, rufft er den andern zu: Kraute doch herbey, hier wollen wir
was aufthun oder zopffen.
Wenn die Freyer-Schupper oder Kartten-Spiehlere einen
Bauer oder Handwercks-Burſchē ſehen, und mercken, daß er viel
Geld bey ſich habe, instruiren ſie einen von denen Freyer-Schup-
pern, daß er den Bauer oder Handwercks-Bürſchgen anreden und
fragen muß, wo er hin wolle? bittet ihn, er möchte doch mit da
und da hin gehen, er wolle eine Kanne Bier vor ihm bezahlen,
und ob er ihm nicht ein Briefflein an ſeinen Bruder oder Schwe-
ſter nehmen? Wenn nun der Bauer nebſt dem Freyerſchupper
in ein Bier-Hauß kommen, ſo ſitzen derer letztern ſchon ein Stück
3. oder 4. übern Tiſche, und reden den Bauer oder reiſenden
Handwercks-Purſch an: Freund, wo kommt ihr her, und wo wollet
ihr hin? Wenn nun der Frembde zur Antwort giebet, da hat mich
der ehrliche Freund gebethen, ich möchte ihm doch ein Briefflein
mit zu ſeiner Schweſter nehmen, alsdenn ſpricht derjenige, ſo den
Frembden ins Wirths-Hauß geführet hat: Freund, wollet ihr hier
nicht ein wenig warten, ich will hingehen, und mir ein Briefflein
machen lasſen? Unterdeß aber bringen jene die Karte übern Tiſch,
und bereden den Frembden daß er mit ſpiehlen muß, wenn nun
ſolches geſchiehet, legen ſie die Karte darnach, daß der Fremde
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/113>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.