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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862.

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alphabetische Ordnung, doch mit überraschendem Verständniß cor-
rect redigirt. Die Gaunersprache tritt darin mit ganzer Eigen-
thümlichkeit und Vollständigkeit als durchaus deutsche Volkssprache
hervor mit jüdischdeutschen und andern Zuthaten aus todten und
lebenden Sprachen. Den deutschen Wörtern ist eine metaphorische
Bedeutung beigelegt, welche stets treffend, scharfsinnig und voll
Laune, Spott und Satire ist. Das Judendeutsch tritt bei weitem
nicht so farbig hervor wie in den ältern Vocabularen, weil es
schon im deutschen Volksmunde verbraucht und verstümmelt ist.
Zieht man in Betracht, daß in der Hempel'schen Bande sich wenig
oder gar keine Juden befanden, so überrascht es um so mehr, daß
der jüdischdeutsche Beisatz zu den Vocabeln nahezu den fünften Theil
ausmacht. Das Wörterbuch folgt hier in vollständigem und genauem
Abdrucke, wie es im Original auf Fol. 12--15 enthalten ist.

Spitzbuben-Sprache
oder
Wahlerey und Roth-Welsch,
Wie solche von dem inhafftirten Andreas Hempeln
angegeben worden.

[Spaltenumbruch]
Ein Paar Schue
Strümpffe
Hosen
Ein Hembde
Ein Huth
Eine Mütze
Ein Paar Handschu
Ein Rock
Ein Mantel
Eine Hand
Eine Ficke
Die 2 Finger, womit sie in die
Ficken fahren
Das Schnupff-Tuch, das sie einen
aus der Ficken ziehen
Ein Geld-Beutel
[Spaltenumbruch]
Trittlinge
Streifflinge
Weitlinge
Ein Gemsel
Ein Ober-Mann
Ein Pätz
Greifflinge
Ein Stürtz
Ein Fang
Eine Föhme
Eine Mulde
Scheeren
Ein weisser Schnee
Ein Dorff

alphabetiſche Ordnung, doch mit überraſchendem Verſtändniß cor-
rect redigirt. Die Gaunerſprache tritt darin mit ganzer Eigen-
thümlichkeit und Vollſtändigkeit als durchaus deutſche Volksſprache
hervor mit jüdiſchdeutſchen und andern Zuthaten aus todten und
lebenden Sprachen. Den deutſchen Wörtern iſt eine metaphoriſche
Bedeutung beigelegt, welche ſtets treffend, ſcharfſinnig und voll
Laune, Spott und Satire iſt. Das Judendeutſch tritt bei weitem
nicht ſo farbig hervor wie in den ältern Vocabularen, weil es
ſchon im deutſchen Volksmunde verbraucht und verſtümmelt iſt.
Zieht man in Betracht, daß in der Hempel’ſchen Bande ſich wenig
oder gar keine Juden befanden, ſo überraſcht es um ſo mehr, daß
der jüdiſchdeutſche Beiſatz zu den Vocabeln nahezu den fünften Theil
ausmacht. Das Wörterbuch folgt hier in vollſtändigem und genauem
Abdrucke, wie es im Original auf Fol. 12—15 enthalten iſt.

Spitzbuben-Sprache
oder
Wahlerey und Roth-Welſch,
Wie ſolche von dem inhafftirten Andreas Hempeln
angegeben worden.

[Spaltenumbruch]
Ein Paar Schue
Strümpffe
Hoſen
Ein Hembde
Ein Huth
Eine Mütze
Ein Paar Handſchu
Ein Rock
Ein Mantel
Eine Hand
Eine Ficke
Die 2 Finger, womit ſie in die
Ficken fahren
Das Schnupff-Tuch, das ſie einē
aus der Ficken ziehen
Ein Geld-Beutel
[Spaltenumbruch]
Trittlinge
Streifflinge
Weitlinge
Ein Gemſel
Ein Ober-Mann
Ein Pätz
Greifflinge
Ein Stürtz
Ein Fang
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Eine Mulde
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Ein weisſer Schnee
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[93/0105] alphabetiſche Ordnung, doch mit überraſchendem Verſtändniß cor- rect redigirt. Die Gaunerſprache tritt darin mit ganzer Eigen- thümlichkeit und Vollſtändigkeit als durchaus deutſche Volksſprache hervor mit jüdiſchdeutſchen und andern Zuthaten aus todten und lebenden Sprachen. Den deutſchen Wörtern iſt eine metaphoriſche Bedeutung beigelegt, welche ſtets treffend, ſcharfſinnig und voll Laune, Spott und Satire iſt. Das Judendeutſch tritt bei weitem nicht ſo farbig hervor wie in den ältern Vocabularen, weil es ſchon im deutſchen Volksmunde verbraucht und verſtümmelt iſt. Zieht man in Betracht, daß in der Hempel’ſchen Bande ſich wenig oder gar keine Juden befanden, ſo überraſcht es um ſo mehr, daß der jüdiſchdeutſche Beiſatz zu den Vocabeln nahezu den fünften Theil ausmacht. Das Wörterbuch folgt hier in vollſtändigem und genauem Abdrucke, wie es im Original auf Fol. 12—15 enthalten iſt. Spitzbuben-Sprache oder Wahlerey und Roth-Welſch, Wie ſolche von dem inhafftirten Andreas Hempeln angegeben worden. Ein Paar Schue Strümpffe Hoſen Ein Hembde Ein Huth Eine Mütze Ein Paar Handſchu Ein Rock Ein Mantel Eine Hand Eine Ficke Die 2 Finger, womit ſie in die Ficken fahren Das Schnupff-Tuch, das ſie einē aus der Ficken ziehen Ein Geld-Beutel Trittlinge Streifflinge Weitlinge Ein Gemſel Ein Ober-Mann Ein Pätz Greifflinge Ein Stürtz Ein Fang Eine Föhme Eine Mulde Scheeren Ein weisſer Schnee Ein Dorff

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/105>, abgerufen am 18.05.2024.