Gauners von Fach. Chess, Chessen ist das in den Anfangs- buchstaben Cheth, Chess ([fremdsprachliches Material]) verkürzte Chochem, Kochemer (vgl. ebend.). Loschon, Loschen, Loschaun ist das hebräische [fremdsprachliches Material], laschon, die Zunge, Rede, Sprache, glossa, lingua.Kohl, Stimme, Sprache, wovon kohlen, kalein, sprechen, ist das hebr. [fremdsprachliches Material], kol, Plur. [fremdsprachliches Material], kolos, Stimme, Gerücht, im Plural auch das Donnerwetter, wovon [fremdsprachliches Material], kauloniss, eine belfernde, kreischende Frauensperson, Xanthippe. Jn Kaloschensprache (es gibt sogar Galochensprache!) ist das Kaloschen eine Zusammen- ziehung von Kochemerloschen. Jn Jenischsprache, Jenischkohl er- klärt sich das Jenisch nach I, 12 in gleicher Bedeutung mit Chochem aus [fremdsprachliches Material], jada, wissen, und [fremdsprachliches Material], isch, Mann. Jm Ausdruck Schurersprache leitet sich das Schurer ab aus dem zig. Tschor, Schorr, Dieb. Doch bleibt Schorr, Schurer immer ein Schimpfname unter den Gaunern und kommt im übrigen im- mermehr außer Gebrauch, obschon recht bestimmt schuren für han- deln, Massematten handeln, stehlen, als unverfänglicher, rein tech- nischer Ausdruck gebraucht wird, z. B. Lowenschuren, Weiß- käuferei treiben, besonders Schottenfällen. Plattensprache, Platten- kohl, von platt, platte Leute, Gaunergenossen, Hehler, Chessen- spieße, von [fremdsprachliches Material], palat, glatt sein, fliehen, bergen (vgl. I, 12) war der stehende Kunstausdruck in der Bande des Balthasar Krummfinger in der Mitte des vorigen Jahrhunderts (vgl. I, 234), ist jedoch jetzt weniger im Gebrauch als früher. Ueber Fisel und Fiselsprache wird weiter unten besonders gesprochen werden.
Als eine sprachliche Verirrung muß der von Bischoff seinem zu Neustadt 1822 erschienenen, so unkritischen wie unzuverlässigen Wörterbuche vorgesetzte Titel: "Kocheme Waldiwerei" erscheinen. Bischoff ist so unbewandert und unsicher in der Gaunersprache, daß er nicht einmal das Titelwort Waldiwerei 1) im Wörterbuch selbst erläutert. Nur für sprechen (S. 67), sagen und reden (S. 63) hat er neben schmusen, stecken, schranzen2) auch noch den
1) Vgl. oben Kap. 10, Note 1.
2)Stecken ist, wie im Hochdeutschen, heimlich reden, heimlich zu ver-
Ave-Lallemant, Gaunerthum. III. 3
Gauners von Fach. Cheſſ, Cheſſen iſt das in den Anfangs- buchſtaben Cheth, Cheſſ ([fremdsprachliches Material]) verkürzte Chochem, Kochemer (vgl. ebend.). Loſchon, Loſchen, Loſchaun iſt das hebräiſche [fremdsprachliches Material], laschon, die Zunge, Rede, Sprache, γλῶσσα, lingua.Kohl, Stimme, Sprache, wovon kohlen, καλεῖν, ſprechen, iſt das hebr. [fremdsprachliches Material], kol, Plur. [fremdsprachliches Material], kolos, Stimme, Gerücht, im Plural auch das Donnerwetter, wovon [fremdsprachliches Material], kauloniss, eine belfernde, kreiſchende Frauensperſon, Xanthippe. Jn Kaloſchenſprache (es gibt ſogar Galochenſprache!) iſt das Kaloſchen eine Zuſammen- ziehung von Kochemerloſchen. Jn Jeniſchſprache, Jeniſchkohl er- klärt ſich das Jeniſch nach I, 12 in gleicher Bedeutung mit Chochem aus [fremdsprachliches Material], jada, wiſſen, und [fremdsprachliches Material], isch, Mann. Jm Ausdruck Schurerſprache leitet ſich das Schurer ab aus dem zig. Tſchor, Schorr, Dieb. Doch bleibt Schorr, Schurer immer ein Schimpfname unter den Gaunern und kommt im übrigen im- mermehr außer Gebrauch, obſchon recht beſtimmt ſchuren für han- deln, Maſſematten handeln, ſtehlen, als unverfänglicher, rein tech- niſcher Ausdruck gebraucht wird, z. B. Lowenſchuren, Weiß- käuferei treiben, beſonders Schottenfällen. Plattenſprache, Platten- kohl, von platt, platte Leute, Gaunergenoſſen, Hehler, Cheſſen- ſpieße, von [fremdsprachliches Material], palat, glatt ſein, fliehen, bergen (vgl. I, 12) war der ſtehende Kunſtausdruck in der Bande des Balthaſar Krummfinger in der Mitte des vorigen Jahrhunderts (vgl. I, 234), iſt jedoch jetzt weniger im Gebrauch als früher. Ueber Fiſel und Fiſelſprache wird weiter unten beſonders geſprochen werden.
Als eine ſprachliche Verirrung muß der von Biſchoff ſeinem zu Neuſtadt 1822 erſchienenen, ſo unkritiſchen wie unzuverläſſigen Wörterbuche vorgeſetzte Titel: „Kocheme Waldiwerei“ erſcheinen. Biſchoff iſt ſo unbewandert und unſicher in der Gaunerſprache, daß er nicht einmal das Titelwort Waldiwerei 1) im Wörterbuch ſelbſt erläutert. Nur für ſprechen (S. 67), ſagen und reden (S. 63) hat er neben ſchmuſen, ſtecken, ſchranzen2) auch noch den
1) Vgl. oben Kap. 10, Note 1.
2)Stecken iſt, wie im Hochdeutſchen, heimlich reden, heimlich zu ver-
Avé-Lallemant, Gaunerthum. III. 3
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Gauners von Fach. Cheſſ, Cheſſen iſt das in den Anfangs-
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gibt ſogar Galochenſprache!) iſt das Kaloſchen eine Zuſammen-
ziehung von Kochemerloſchen. Jn Jeniſchſprache, Jeniſchkohl er-
klärt ſich das Jeniſch nach I, 12 in gleicher Bedeutung mit
Chochem aus _ , jada, wiſſen, und _ , isch, Mann. Jm
Ausdruck Schurerſprache leitet ſich das Schurer ab aus dem
zig. Tſchor, Schorr, Dieb. Doch bleibt Schorr, Schurer immer
ein Schimpfname unter den Gaunern und kommt im übrigen im-
mermehr außer Gebrauch, obſchon recht beſtimmt ſchuren für han-
deln, Maſſematten handeln, ſtehlen, als unverfänglicher, rein tech-
niſcher Ausdruck gebraucht wird, z. B. Lowenſchuren, Weiß-
käuferei treiben, beſonders Schottenfällen. Plattenſprache, Platten-
kohl, von platt, platte Leute, Gaunergenoſſen, Hehler, Cheſſen-
ſpieße, von _ , palat, glatt ſein, fliehen, bergen (vgl. I, 12)
war der ſtehende Kunſtausdruck in der Bande des Balthaſar
Krummfinger in der Mitte des vorigen Jahrhunderts (vgl. I,
234), iſt jedoch jetzt weniger im Gebrauch als früher. Ueber Fiſel
und Fiſelſprache wird weiter unten beſonders geſprochen werden.
Als eine ſprachliche Verirrung muß der von Biſchoff ſeinem
zu Neuſtadt 1822 erſchienenen, ſo unkritiſchen wie unzuverläſſigen
Wörterbuche vorgeſetzte Titel: „Kocheme Waldiwerei“ erſcheinen.
Biſchoff iſt ſo unbewandert und unſicher in der Gaunerſprache,
daß er nicht einmal das Titelwort Waldiwerei 1) im Wörterbuch
ſelbſt erläutert. Nur für ſprechen (S. 67), ſagen und reden (S. 63)
hat er neben ſchmuſen, ſtecken, ſchranzen 2) auch noch den
1) Vgl. oben Kap. 10, Note 1.
2) Stecken iſt, wie im Hochdeutſchen, heimlich reden, heimlich zu ver-
Avé-Lallemant, Gaunerthum. III. 3
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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/67>, abgerufen am 28.11.2024.
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