Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862.Weilen sich keiner zu Haus befind, So kann ich suchen, wie ich ihm beweg und überwind. Jch will mich allgemach ankleiden und zieren. Vielleicht kann ich ihn durch mein Schanheit verführen. Er wert bald zu Haus anlangen. Denn er ist nur ein wenig ausgangen. (Joseph spatzirt herein.) Joseph! Warum tretstu zuruck? Dein närrische Possen hab ich schon gesehen genug. Tret her zu mir. Jch hab was zu reden mit dir. Mein Schatz, der da wohnt in meinem Herzen, Thu doch ab meine Schmerzen. Schau mich an, bin doch nit so miserabel, Auch noch so capabel, Als du eine findst unter hiesige Damen allen. Drum zeige mir diesen Gefallen. So du dich nit gutwillig willst drein begeben, So laß ich dich brengen um, ums Leben. (Antwort Joseph:) Antlaß sie von mir mit solche Wort, Oder ich geh lieber von dem Herrn fort. Sie melt, sie will mich lassen brengen ums Leben. Das wert ihr die Himmel nit zugeben, Weilen es nit rechtmässiger Weis' geschicht. Drum färchte mich vor diesem nicht. (Sagt Selicha:) Jch sehe wohl, als du unmöglich bist zu brengen in ein andern Stand. Zudem muß ich besorgen, du machst den Herrn bekannt. Darum auch sollstu sterben durch diesem Schwert. Da bin ich sicher, als keiner hört. (Sagt Pickelhering:) Genädigste Frau, was mag doch sein passirt, Worüber ihr so seit erzörnt und chagrinirt? (Sagt Selicha:) Mein getreuester Pickelhering, ich weiß kein Raht anzufangen Ueber diese Materie, welche hier ist vorgegangen. Joseph ist allhier gewesen. Weilen ſich keiner zu Haus befind, So kann ich ſuchen, wie ich ihm beweg und überwind. Jch will mich allgemach ankleiden und zieren. Vielleicht kann ich ihn durch mein Schanheit verführen. Er wert bald zu Haus anlangen. Denn er iſt nur ein wenig ausgangen. (Joſeph ſpatzirt herein.) Joſeph! Warum tretſtu zuruck? Dein närriſche Poſſen hab ich ſchon geſehen genug. Tret her zu mir. Jch hab was zu reden mit dir. Mein Schatz, der da wohnt in meinem Herzen, Thu doch ab meine Schmerzen. Schau mich an, bin doch nit ſo miſerabel, Auch noch ſo capabel, Als du eine findſt unter hieſige Damen allen. Drum zeige mir dieſen Gefallen. So du dich nit gutwillig willſt drein begeben, So laß ich dich brengen um, ums Leben. (Antwort Joſeph:) Antlaß ſie von mir mit ſolche Wort, Oder ich geh lieber von dem Herrn fort. Sie melt, ſie will mich laſſen brengen ums Leben. Das wert ihr die Himmel nit zugeben, Weilen es nit rechtmäſſiger Weiſ’ geſchicht. Drum färchte mich vor dieſem nicht. (Sagt Selicha:) Jch ſehe wohl, als du unmöglich biſt zu brengen in ein andern Stand. Zudem muß ich beſorgen, du machſt den Herrn bekannt. Darum auch ſollſtu ſterben durch dieſem Schwert. Da bin ich ſicher, als keiner hört. (Sagt Pickelhering:) Genädigſte Frau, was mag doch ſein paſſirt, Worüber ihr ſo ſeit erzörnt und chagrinirt? (Sagt Selicha:) Mein getreueſter Pickelhering, ich weiß kein Raht anzufangen Ueber dieſe Materie, welche hier iſt vorgegangen. Joſeph iſt allhier geweſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0541" n="507"/> <l>Weilen ſich keiner zu Haus befind,</l><lb/> <l>So kann ich ſuchen, wie ich ihm beweg und überwind.</l><lb/> <l>Jch will mich allgemach ankleiden und zieren.</l><lb/> <l>Vielleicht kann ich ihn durch mein Schanheit verführen.</l><lb/> <l>Er wert bald zu Haus anlangen.</l><lb/> <l>Denn er iſt nur ein wenig ausgangen. <stage>(<hi rendition="#g">Joſeph</hi> ſpatzirt herein.)</stage></l><lb/> <l>Joſeph! 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Weilen ſich keiner zu Haus befind,
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Jch will mich allgemach ankleiden und zieren.
Vielleicht kann ich ihn durch mein Schanheit verführen.
Er wert bald zu Haus anlangen.
Denn er iſt nur ein wenig ausgangen. (Joſeph ſpatzirt herein.)
Joſeph! Warum tretſtu zuruck?
Dein närriſche Poſſen hab ich ſchon geſehen genug.
Tret her zu mir.
Jch hab was zu reden mit dir.
Mein Schatz, der da wohnt in meinem Herzen,
Thu doch ab meine Schmerzen.
Schau mich an, bin doch nit ſo miſerabel,
Auch noch ſo capabel,
Als du eine findſt unter hieſige Damen allen.
Drum zeige mir dieſen Gefallen.
So du dich nit gutwillig willſt drein begeben,
So laß ich dich brengen um, ums Leben.
(Antwort Joſeph:)
Antlaß ſie von mir mit ſolche Wort,
Oder ich geh lieber von dem Herrn fort.
Sie melt, ſie will mich laſſen brengen ums Leben.
Das wert ihr die Himmel nit zugeben,
Weilen es nit rechtmäſſiger Weiſ’ geſchicht.
Drum färchte mich vor dieſem nicht.
(Sagt Selicha:)
Jch ſehe wohl, als du unmöglich biſt zu brengen in ein andern Stand.
Zudem muß ich beſorgen, du machſt den Herrn bekannt.
Darum auch ſollſtu ſterben durch dieſem Schwert.
Da bin ich ſicher, als keiner hört.
(Sagt Pickelhering:)
Genädigſte Frau, was mag doch ſein paſſirt,
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(Sagt Selicha:)
Mein getreueſter Pickelhering, ich weiß kein Raht anzufangen
Ueber dieſe Materie, welche hier iſt vorgegangen.
Joſeph iſt allhier geweſen.
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