später das Lateinische durch Germanen zum Romanischen, so kann es bei dieser erwiesenen einflußreichen Berührung der Semiten mit den alten Aegyptern und deren Sprache kaum noch zweifelhaft sein, daß die hebräischen Abbreviaturen, ungeachtet der mehr oder minder eingetretenen Verbleichung der hebräischen Buchstaben als Bilder sinnlich wahrnehmbarer Gegenstände, mit den altägyptischen Hieroglyphen in Verbindung stehen und diesen ihren Ursprung verdanken. Faßt man mit stetem und festem Hinblick auf die ur- sprüngliche Bilddarstellung der hebräischen Buchstaben die ägypti- schen Hieroglyphen ins Auge, so erkennt man, wie der gründlich forschende Bock auf bei weitem positiverer Spur geht als der be- rühmte Champollion, welcher in seinem "Precis du systeme hie- roglyphique des anciens Egyptiens" (Paris 1824) mit franzö- sischer Gelehrtenkühnheit die hieroglyphischen Buchstaben für bloße symbolische Zeichen ohne Buchstabenwerth erklärt, während Bock ihnen mit voller Berechtigung auch einen Laut- oder Buchstaben- werth beilegt, wozu er eine Reihe treffender Belege gibt. Hier nur einige Beispiele, um zu beweisen, daß die Hieroglyphen in der That, wie Bock darthut, nicht nur auch Buchstabenwerth haben, sondern daß sie sogar, wie man behaupten darf, wahre Abbre- viaturen sind. Vorweg ist zu bemerken, daß die alten Aegypter wie die Hebräer nur die Consonanten schrieben und daß der Lesende die Vocale hinzusetzen muß. Zuerst also mit Bock's Er- läuterung die Hieroglyphe Fig. 1.
[Abbildung]
Das Wort Oüschiret = Osiris besteht aus einem Mund, os, in agyptischer Sprache Schna; in diesem Munde ist eine Sonne, Sol, ägypt. Ren; unter beiden Zeichen ruht eine Sphynx, ägypt. Tsünko. Die Anfangsbuchstaben dieser drei ägyptischen Wörter geben uns die Consonanten Sch-R-T, von Oü-Sch-i-R-en-T. Oü lautet auch on, wie wir bei Onuphis sehen werden, e und ee wie i, t wie s.
Nach Fig. 3 bei Bock erscheint Osiris noch folgendermaßen:
ſpäter das Lateiniſche durch Germanen zum Romaniſchen, ſo kann es bei dieſer erwieſenen einflußreichen Berührung der Semiten mit den alten Aegyptern und deren Sprache kaum noch zweifelhaft ſein, daß die hebräiſchen Abbreviaturen, ungeachtet der mehr oder minder eingetretenen Verbleichung der hebräiſchen Buchſtaben als Bilder ſinnlich wahrnehmbarer Gegenſtände, mit den altägyptiſchen Hieroglyphen in Verbindung ſtehen und dieſen ihren Urſprung verdanken. Faßt man mit ſtetem und feſtem Hinblick auf die ur- ſprüngliche Bilddarſtellung der hebräiſchen Buchſtaben die ägypti- ſchen Hieroglyphen ins Auge, ſo erkennt man, wie der gründlich forſchende Bock auf bei weitem poſitiverer Spur geht als der be- rühmte Champollion, welcher in ſeinem „Précis du système hié- roglyphique des anciens Égyptiens“ (Paris 1824) mit franzö- ſiſcher Gelehrtenkühnheit die hieroglyphiſchen Buchſtaben für bloße ſymboliſche Zeichen ohne Buchſtabenwerth erklärt, während Bock ihnen mit voller Berechtigung auch einen Laut- oder Buchſtaben- werth beilegt, wozu er eine Reihe treffender Belege gibt. Hier nur einige Beiſpiele, um zu beweiſen, daß die Hieroglyphen in der That, wie Bock darthut, nicht nur auch Buchſtabenwerth haben, ſondern daß ſie ſogar, wie man behaupten darf, wahre Abbre- viaturen ſind. Vorweg iſt zu bemerken, daß die alten Aegypter wie die Hebräer nur die Conſonanten ſchrieben und daß der Leſende die Vocale hinzuſetzen muß. Zuerſt alſo mit Bock’s Er- läuterung die Hieroglyphe Fig. 1.
[Abbildung]
Das Wort Oüschiret = Osiris beſteht aus einem Mund, os, in agyptiſcher Sprache Schna; in dieſem Munde iſt eine Sonne, Sol, ägypt. Rē; unter beiden Zeichen ruht eine Sphynx, ägypt. Tsünko. Die Anfangsbuchſtaben dieſer drei ägyptiſchen Wörter geben uns die Conſonanten Sch-R-T, von Oü-Sch-i-R-ē-T. Oü lautet auch ō, wie wir bei Onuphis ſehen werden, ĕ und ĕĕ wie i, t wie s.
Nach Fig. 3 bei Bock erſcheint Osiris noch folgendermaßen:
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0369"n="335"/>ſpäter das Lateiniſche durch Germanen zum Romaniſchen, ſo kann<lb/>
es bei dieſer erwieſenen einflußreichen Berührung der Semiten mit<lb/>
den alten Aegyptern und deren Sprache kaum noch zweifelhaft<lb/>ſein, daß die hebräiſchen Abbreviaturen, ungeachtet der mehr oder<lb/>
minder eingetretenen Verbleichung der hebräiſchen Buchſtaben als<lb/>
Bilder ſinnlich wahrnehmbarer Gegenſtände, mit den altägyptiſchen<lb/>
Hieroglyphen in Verbindung ſtehen und dieſen ihren Urſprung<lb/>
verdanken. Faßt man mit ſtetem und feſtem Hinblick auf die ur-<lb/>ſprüngliche <hirendition="#g">Bildd</hi>arſtellung der hebräiſchen Buchſtaben die ägypti-<lb/>ſchen Hieroglyphen ins Auge, ſo erkennt man, wie der gründlich<lb/>
forſchende Bock auf bei weitem poſitiverer Spur geht als der be-<lb/>
rühmte Champollion, welcher in ſeinem „<hirendition="#aq">Précis du système hié-<lb/>
roglyphique des anciens Égyptiens</hi>“ (Paris 1824) mit franzö-<lb/>ſiſcher Gelehrtenkühnheit die hieroglyphiſchen Buchſtaben für bloße<lb/>ſymboliſche Zeichen ohne Buchſtabenwerth erklärt, während Bock<lb/>
ihnen mit voller Berechtigung auch einen Laut- oder Buchſtaben-<lb/>
werth beilegt, wozu er eine Reihe treffender Belege gibt. Hier<lb/>
nur einige Beiſpiele, um zu beweiſen, daß die Hieroglyphen in der<lb/>
That, wie Bock darthut, nicht nur auch Buchſtabenwerth haben,<lb/>ſondern daß ſie ſogar, wie man behaupten darf, wahre Abbre-<lb/>
viaturen ſind. Vorweg iſt zu bemerken, daß die alten Aegypter<lb/>
wie die Hebräer nur die Conſonanten ſchrieben und daß der<lb/>
Leſende die Vocale hinzuſetzen muß. Zuerſt alſo mit Bock’s Er-<lb/>
läuterung die Hieroglyphe Fig. 1.<lb/><figure/> Das Wort <hirendition="#aq">Oüschiret = Osiris</hi> beſteht aus einem Mund, <hirendition="#aq">os,</hi> in<lb/>
agyptiſcher Sprache <hirendition="#aq">Schna;</hi> in dieſem Munde iſt eine Sonne,<lb/><hirendition="#aq">Sol,</hi> ägypt. <hirendition="#aq">Rē;</hi> unter beiden Zeichen ruht eine Sphynx, ägypt.<lb/><hirendition="#aq">Tsünko.</hi> Die Anfangsbuchſtaben dieſer drei ägyptiſchen Wörter<lb/>
geben uns die Conſonanten <hirendition="#aq">Sch-R-T,</hi> von <hirendition="#aq">Oü-Sch-i-R-ē-T. Oü</hi><lb/>
lautet auch <hirendition="#aq">ō,</hi> wie wir bei <hirendition="#aq">Onuphis</hi>ſehen werden, <hirendition="#aq">ĕ</hi> und <hirendition="#aq">ĕĕ</hi> wie<lb/><hirendition="#aq">i, t</hi> wie <hirendition="#aq">s.</hi></p><lb/><p>Nach Fig. 3 bei Bock erſcheint <hirendition="#aq">Osiris</hi> noch folgendermaßen:</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[335/0369]
ſpäter das Lateiniſche durch Germanen zum Romaniſchen, ſo kann
es bei dieſer erwieſenen einflußreichen Berührung der Semiten mit
den alten Aegyptern und deren Sprache kaum noch zweifelhaft
ſein, daß die hebräiſchen Abbreviaturen, ungeachtet der mehr oder
minder eingetretenen Verbleichung der hebräiſchen Buchſtaben als
Bilder ſinnlich wahrnehmbarer Gegenſtände, mit den altägyptiſchen
Hieroglyphen in Verbindung ſtehen und dieſen ihren Urſprung
verdanken. Faßt man mit ſtetem und feſtem Hinblick auf die ur-
ſprüngliche Bilddarſtellung der hebräiſchen Buchſtaben die ägypti-
ſchen Hieroglyphen ins Auge, ſo erkennt man, wie der gründlich
forſchende Bock auf bei weitem poſitiverer Spur geht als der be-
rühmte Champollion, welcher in ſeinem „Précis du système hié-
roglyphique des anciens Égyptiens“ (Paris 1824) mit franzö-
ſiſcher Gelehrtenkühnheit die hieroglyphiſchen Buchſtaben für bloße
ſymboliſche Zeichen ohne Buchſtabenwerth erklärt, während Bock
ihnen mit voller Berechtigung auch einen Laut- oder Buchſtaben-
werth beilegt, wozu er eine Reihe treffender Belege gibt. Hier
nur einige Beiſpiele, um zu beweiſen, daß die Hieroglyphen in der
That, wie Bock darthut, nicht nur auch Buchſtabenwerth haben,
ſondern daß ſie ſogar, wie man behaupten darf, wahre Abbre-
viaturen ſind. Vorweg iſt zu bemerken, daß die alten Aegypter
wie die Hebräer nur die Conſonanten ſchrieben und daß der
Leſende die Vocale hinzuſetzen muß. Zuerſt alſo mit Bock’s Er-
läuterung die Hieroglyphe Fig. 1.
[Abbildung]
Das Wort Oüschiret = Osiris beſteht aus einem Mund, os, in
agyptiſcher Sprache Schna; in dieſem Munde iſt eine Sonne,
Sol, ägypt. Rē; unter beiden Zeichen ruht eine Sphynx, ägypt.
Tsünko. Die Anfangsbuchſtaben dieſer drei ägyptiſchen Wörter
geben uns die Conſonanten Sch-R-T, von Oü-Sch-i-R-ē-T. Oü
lautet auch ō, wie wir bei Onuphis ſehen werden, ĕ und ĕĕ wie
i, t wie s.
Nach Fig. 3 bei Bock erſcheint Osiris noch folgendermaßen:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/369>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.