dem Diphthong au hervorgegangene au, z. B.: [fremdsprachliches Material], Buch; [fremdsprachliches Material], Fuß; [fremdsprachliches Material], Pflug; [fremdsprachliches Material], Schnur; [fremdsprachliches Material], Stuhl; [fremdsprachliches Material], Tuch, wobei auch in dem Niederdeutschen, besonders in der Bauernsprache, das au sich erhalten hat, z. B. Buch, nd. Bok, Bauernspr. Bauk; Pflug, nd. Plog, Bauernspr. Plaug; Schnur, nd. Snor, Bauernspr. Snaur; Stuhl, nd. Stol, Bauernspr. Staul; Tuch, nd. Dok, Bauernspr. Dauk u. s. w., welche Aussprache man aber auch noch heute im mannichfachsten Wechsel aus jüdischem Munde hört.
Das [fremdsprachliches Material] vertritt auch die Stelle des althochdeutschen wurzelhaf- ten o, welches, besonders vor den Consonanten d, t, z, s, h, r, n, aus au oder ou verdichtet ist. Vgl. Hahn, a. a. O., S. 3. Aus dieser Auflösung des o in au ergibt sich noch besonders die bereits obenerwähnte Bedeutsamkeit des [fremdsprachliches Material] in seiner Beziehung zu [fremdsprachliches Material], wie auch die aus vernachlässigter Orthographie entstandene Sub- stituirung des [fremdsprachliches Material] für den Laut o, wovon oben Kap. 54 die Rede gewesen ist. Trotz aller grammatischen Vernachlässigung läßt sich nun doch noch eine Unterscheidung des Lautes o im Jüdischdeut- schen durchfinden. Auch hier bietet das Niederdeutsche eine Ver- gleichung dar. Das hochdeutsche o verwandelt sich im Niederdeut- schen in ein langes a, z. B.: Kloben, Klaven; Vogel, Vagel; bohren, bahren; geschoren, scharen; gehoben, haven u. s. w., wobei in der Bauernsprache für das o wiederum das au sich vor- drängt, z. B.: Klauven, Vaugel, schauren, hauven u. s. w. Das hochdeutsche au verwandelt sich im Niederdeutschen in ein langes o, z. B.: Buch, Bok; Fluch, Flok; gut, god; husten, hosten; Schnur, Snor; thun, don u. s. w., wobei in der Bauernsprache das au sich wieder geltend macht, z. B.: Bauk, Flauk, gaud, hausten, Snaur, daun. Es ist klar, daß das durch [fremdsprachliches Material] ausge- drückte o vom Anbeginn eine diphthongische Geltung und die Be-
Brust; Dorst, Durst; Göt, Guß; Nöt, Nuß, wobei bemerkenswerth ist, daß gerade bei diesen Ausnahmen das aufmerksame Ohr in der Bauernsprache, namentlich der holsteinischen Mundart, noch ziemlich deutlich den Diphthong ua, aus welchem das o ebenfalls in dialektischer Verdichtung erscheint, wieder durch- klingen hört, z. B.: Buotter, Buorst, Duorst, Guöt, Nuöt u. s. w.
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dem Diphthong au hervorgegangene û, z. B.: [fremdsprachliches Material], Buch; [fremdsprachliches Material], Fuß; [fremdsprachliches Material], Pflug; [fremdsprachliches Material], Schnur; [fremdsprachliches Material], Stuhl; [fremdsprachliches Material], Tuch, wobei auch in dem Niederdeutſchen, beſonders in der Bauernſprache, das au ſich erhalten hat, z. B. Buch, nd. Bôk, Bauernſpr. Bauk; Pflug, nd. Plôg, Bauernſpr. Plaug; Schnur, nd. Snôr, Bauernſpr. Snaur; Stuhl, nd. Stôl, Bauernſpr. Staul; Tuch, nd. Dôk, Bauernſpr. Dauk u. ſ. w., welche Ausſprache man aber auch noch heute im mannichfachſten Wechſel aus jüdiſchem Munde hört.
Das [fremdsprachliches Material] vertritt auch die Stelle des althochdeutſchen wurzelhaf- ten ô, welches, beſonders vor den Conſonanten d, t, z, s, h, r, n, aus au oder ou verdichtet iſt. Vgl. Hahn, a. a. O., S. 3. Aus dieſer Auflöſung des ô in au ergibt ſich noch beſonders die bereits obenerwähnte Bedeutſamkeit des [fremdsprachliches Material] in ſeiner Beziehung zu [fremdsprachliches Material], wie auch die aus vernachläſſigter Orthographie entſtandene Sub- ſtituirung des [fremdsprachliches Material] für den Laut o, wovon oben Kap. 54 die Rede geweſen iſt. Trotz aller grammatiſchen Vernachläſſigung läßt ſich nun doch noch eine Unterſcheidung des Lautes o im Jüdiſchdeut- ſchen durchfinden. Auch hier bietet das Niederdeutſche eine Ver- gleichung dar. Das hochdeutſche ô verwandelt ſich im Niederdeut- ſchen in ein langes â, z. B.: Kloben, Klaven; Vogel, Vagel; bohren, bahren; geſchoren, ſchâren; gehoben, haven u. ſ. w., wobei in der Bauernſprache für das o wiederum das au ſich vor- drängt, z. B.: Klauven, Vaugel, ſchauren, hauven u. ſ. w. Das hochdeutſche û verwandelt ſich im Niederdeutſchen in ein langes ô, z. B.: Buch, Bôk; Fluch, Flôk; gut, gôd; huſten, hôſten; Schnur, Snôr; thun, dôn u. ſ. w., wobei in der Bauernſprache das au ſich wieder geltend macht, z. B.: Bauk, Flauk, gaud, hauſten, Snaur, daun. Es iſt klar, daß das durch [fremdsprachliches Material] ausge- drückte ô vom Anbeginn eine diphthongiſche Geltung und die Be-
Bruſt; Dorſt, Durſt; Göt, Guß; Nöt, Nuß, wobei bemerkenswerth iſt, daß gerade bei dieſen Ausnahmen das aufmerkſame Ohr in der Bauernſprache, namentlich der holſteiniſchen Mundart, noch ziemlich deutlich den Diphthong ua, aus welchem das ô ebenfalls in dialektiſcher Verdichtung erſcheint, wieder durch- klingen hört, z. B.: Buotter, Buorſt, Duorſt, Guöt, Nuöt u. ſ. w.
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dem Diphthong au hervorgegangene û, z. B.: _ , Buch; _ ,
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au ſich erhalten hat, z. B. Buch, nd. Bôk, Bauernſpr. Bauk;
Pflug, nd. Plôg, Bauernſpr. Plaug; Schnur, nd. Snôr,
Bauernſpr. Snaur; Stuhl, nd. Stôl, Bauernſpr. Staul; Tuch,
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aber auch noch heute im mannichfachſten Wechſel aus jüdiſchem
Munde hört.
Das _ vertritt auch die Stelle des althochdeutſchen wurzelhaf-
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n, aus au oder ou verdichtet iſt. Vgl. Hahn, a. a. O., S. 3.
Aus dieſer Auflöſung des ô in au ergibt ſich noch beſonders die
bereits obenerwähnte Bedeutſamkeit des _ in ſeiner Beziehung zu
_ , wie auch die aus vernachläſſigter Orthographie entſtandene Sub-
ſtituirung des _ für den Laut o, wovon oben Kap. 54 die Rede
geweſen iſt. Trotz aller grammatiſchen Vernachläſſigung läßt ſich
nun doch noch eine Unterſcheidung des Lautes o im Jüdiſchdeut-
ſchen durchfinden. Auch hier bietet das Niederdeutſche eine Ver-
gleichung dar. Das hochdeutſche ô verwandelt ſich im Niederdeut-
ſchen in ein langes â, z. B.: Kloben, Klaven; Vogel, Vagel;
bohren, bahren; geſchoren, ſchâren; gehoben, haven u. ſ. w.,
wobei in der Bauernſprache für das o wiederum das au ſich vor-
drängt, z. B.: Klauven, Vaugel, ſchauren, hauven u. ſ. w. Das
hochdeutſche û verwandelt ſich im Niederdeutſchen in ein langes ô,
z. B.: Buch, Bôk; Fluch, Flôk; gut, gôd; huſten, hôſten;
Schnur, Snôr; thun, dôn u. ſ. w., wobei in der Bauernſprache
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hauſten, Snaur, daun. Es iſt klar, daß das durch _ ausge-
drückte ô vom Anbeginn eine diphthongiſche Geltung und die Be-
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3) Bruſt; Dorſt, Durſt; Göt, Guß; Nöt, Nuß, wobei bemerkenswerth iſt,
daß gerade bei dieſen Ausnahmen das aufmerkſame Ohr in der Bauernſprache,
namentlich der holſteiniſchen Mundart, noch ziemlich deutlich den Diphthong ua,
aus welchem das ô ebenfalls in dialektiſcher Verdichtung erſcheint, wieder durch-
klingen hört, z. B.: Buotter, Buorſt, Duorſt, Guöt, Nuöt u. ſ. w.
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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/325>, abgerufen am 16.07.2024.
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