Flachsstengeln, welche durch Brechen, Schwingen und Hecheln davon abgesondert werden; nd. Schäw, Adj. schäw'sch; schäw- schen Keerl, ein gemeiner, schmuziger Mensch. Vgl. Heinsius, "Wörterbuch", IV, 68, 2; Adelung, III, 1313.
Doch genug der Beispiele, welche hinreichen mögen, einen Begriff vom Geist und Wesen der Prostitution und ihrer frechen Sprache zu geben, von welcher noch weitere und namentlich auch jüdischdeutsche Ausdrücke im Wörterbuch vorkommen werden. Das Gesagte muß aber auch genügen, um den verderbenbringenden Dämon selbst, vor allem aber das zu erkennen, was um aller Ge- fahr und Noth willen gesagt werden muß: daß bei diesem von der Polizei gekannten und beschönigten, sittevernichtenden, Staat und Kirche bedrohenden, noch immer ungestört waltenden Wesen der Prostitution diese selbst weit weniger das strafbare Laster des Volkes als das Verbrechen der Polizei ist, dessen objectiver That- bestand offen in den Bordellen daliegt und dessen subjectiven That- bestand der schuldige Theil nicht mehr von sich abweisen darf, und um welcher schweren Schuld willen doch endlich -- endlich dem ungeheuern Elend mit Ernst und Strenge ein Ende geschafft wer- den muß!
Vierzigstes Kapitel. 3) Der Galimatias.
Schon aus der bisherigen Darstellung kann man sehen, daß jeder socialpolitische Kreis wie ein fruchtbares Quelland aus der Tiefe seines Bodens dem Hauptstamm der deutschen Sprache einen reichen, lebendigen Zuwachs zuführt, in dessen lebhafte Bewegung die Kunst des Gaunerthums tief hineingetaucht hat, um von der Strömung getragen zu werden und sich zu jenem lebendigen, wenn auch bröckeligen und verschieblichen Ganzen zusammenzuthun, wel- ches die Kunstsprache des Gaunerthums darstellt. So buntfarbig und bis zur Unnatürlichkeit verschiedenartig die gaunerischen Sprach- stoffe auch zusammengesetzt sind, so haben sie doch, ganz abgesehen
Flachsſtengeln, welche durch Brechen, Schwingen und Hecheln davon abgeſondert werden; nd. Schäw, Adj. ſchäw’ſch; ſchäw- ſchen Keerl, ein gemeiner, ſchmuziger Menſch. Vgl. Heinſius, „Wörterbuch“, IV, 68, 2; Adelung, III, 1313.
Doch genug der Beiſpiele, welche hinreichen mögen, einen Begriff vom Geiſt und Weſen der Proſtitution und ihrer frechen Sprache zu geben, von welcher noch weitere und namentlich auch jüdiſchdeutſche Ausdrücke im Wörterbuch vorkommen werden. Das Geſagte muß aber auch genügen, um den verderbenbringenden Dämon ſelbſt, vor allem aber das zu erkennen, was um aller Ge- fahr und Noth willen geſagt werden muß: daß bei dieſem von der Polizei gekannten und beſchönigten, ſittevernichtenden, Staat und Kirche bedrohenden, noch immer ungeſtört waltenden Weſen der Proſtitution dieſe ſelbſt weit weniger das ſtrafbare Laſter des Volkes als das Verbrechen der Polizei iſt, deſſen objectiver That- beſtand offen in den Bordellen daliegt und deſſen ſubjectiven That- beſtand der ſchuldige Theil nicht mehr von ſich abweiſen darf, und um welcher ſchweren Schuld willen doch endlich — endlich dem ungeheuern Elend mit Ernſt und Strenge ein Ende geſchafft wer- den muß!
Vierzigſtes Kapitel. 3) Der Galimatias.
Schon aus der bisherigen Darſtellung kann man ſehen, daß jeder ſocialpolitiſche Kreis wie ein fruchtbares Quelland aus der Tiefe ſeines Bodens dem Hauptſtamm der deutſchen Sprache einen reichen, lebendigen Zuwachs zuführt, in deſſen lebhafte Bewegung die Kunſt des Gaunerthums tief hineingetaucht hat, um von der Strömung getragen zu werden und ſich zu jenem lebendigen, wenn auch bröckeligen und verſchieblichen Ganzen zuſammenzuthun, wel- ches die Kunſtſprache des Gaunerthums darſtellt. So buntfarbig und bis zur Unnatürlichkeit verſchiedenartig die gauneriſchen Sprach- ſtoffe auch zuſammengeſetzt ſind, ſo haben ſie doch, ganz abgeſehen
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Flachsſtengeln, welche durch Brechen, Schwingen und Hecheln
davon abgeſondert werden; nd. Schäw, Adj. ſchäw’ſch; ſchäw-
ſchen Keerl, ein gemeiner, ſchmuziger Menſch. Vgl. Heinſius,
„Wörterbuch“, IV, 68, 2; Adelung, III, 1313.
Doch genug der Beiſpiele, welche hinreichen mögen, einen
Begriff vom Geiſt und Weſen der Proſtitution und ihrer frechen
Sprache zu geben, von welcher noch weitere und namentlich auch
jüdiſchdeutſche Ausdrücke im Wörterbuch vorkommen werden. Das
Geſagte muß aber auch genügen, um den verderbenbringenden
Dämon ſelbſt, vor allem aber das zu erkennen, was um aller Ge-
fahr und Noth willen geſagt werden muß: daß bei dieſem von
der Polizei gekannten und beſchönigten, ſittevernichtenden, Staat
und Kirche bedrohenden, noch immer ungeſtört waltenden Weſen
der Proſtitution dieſe ſelbſt weit weniger das ſtrafbare Laſter des
Volkes als das Verbrechen der Polizei iſt, deſſen objectiver That-
beſtand offen in den Bordellen daliegt und deſſen ſubjectiven That-
beſtand der ſchuldige Theil nicht mehr von ſich abweiſen darf, und
um welcher ſchweren Schuld willen doch endlich — endlich dem
ungeheuern Elend mit Ernſt und Strenge ein Ende geſchafft wer-
den muß!
Vierzigſtes Kapitel.
3) Der Galimatias.
Schon aus der bisherigen Darſtellung kann man ſehen, daß
jeder ſocialpolitiſche Kreis wie ein fruchtbares Quelland aus der
Tiefe ſeines Bodens dem Hauptſtamm der deutſchen Sprache einen
reichen, lebendigen Zuwachs zuführt, in deſſen lebhafte Bewegung
die Kunſt des Gaunerthums tief hineingetaucht hat, um von der
Strömung getragen zu werden und ſich zu jenem lebendigen, wenn
auch bröckeligen und verſchieblichen Ganzen zuſammenzuthun, wel-
ches die Kunſtſprache des Gaunerthums darſtellt. So buntfarbig
und bis zur Unnatürlichkeit verſchiedenartig die gauneriſchen Sprach-
ſtoffe auch zuſammengeſetzt ſind, ſo haben ſie doch, ganz abgeſehen
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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/205>, abgerufen am 24.11.2024.
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