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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.

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auftreten, oder auf die ursprünglichen richtigen Namen ist weit
weniger Werth zu legen, als auf die Namen, unter welchen der
Gauner in der Gaunerwelt bekannt ist. Es ist daher ein großes
Verdienst der neuern Polizeiliteratur, namentlich der Zeitschriften,
daß sie beständig auf die verschiedenen Namen, welche dieses oder
jenes Subject führt, aufmerksam machen, da hierdurch die wahre
Person und die Verhältnisse viel leichter ermittelt werden können.

Die Führung mehrerer Namen bei den Juden, welche ihnen
jetzt von den meisten Gesetzgebungen untersagt ist, rührt bekannt-
lich von der Namensänderung her, welche Abraham (ursprünglich
Abram) und Sarah (Sarai) nach Genes., Kap. 17, V. 5 und 15,
und Jsrael (Jakob), Genes., Kap. 32, V. 28, auf göttlichen Be-
fehl vornahm, sowie auch von den Beinamen, welche der sterbende
Jsrael (Genes., Kap. 49) beim letzten Segnen seinen Söhnen
beilegte. 1) Die Aenderung des Namens galt bei den Juden seit
undenklichen Zeiten als ein Mittel, ein unglückliches Geschick in
ein günstigeres zu verwandeln, weshalb in solchen Fällen bis auf
die neueste Zeit, z. B. bei schweren Krankheiten, die Reconvale-
scenten entweder auf dem Krankenbette oder in der Synagoge
vom Rabbiner sich benschen (segnen) und einen andern Namen
beilegen ließen. Sehr häufig lassen die Juden auch ihren Ge-
schlechtsnamen, namentlich die Namen Kohen und Levi, fort, und
begnügen sich mit dem speciellen Vornamen.

Zu diesen uralten Willkürlichkeiten, denen erst, wie bemerkt,
in neuester Zeit Einhalt gethan ist, kommt aber die von den jüdi-
schen Gaunern stark ausgebeutete allgemeine Verstümmelung der
ursprünglichen Namen, welche aber auch wieder in der schlechten
Aussprache ihren Grund hat. Diese Verstümmelungen sind so
arg und durchgreifend, daß sie dem Polizeimann geläufig sein
müssen, weshalb denn nach den schon von Selig in seinem "Lehr-
buch der jüdisch-deutschen Sprache", S. 62, und von Schwencken,
a. a. O., S. 27, gegebenen Verzeichnissen die hauptsächlichsten
Verstümmelungen hier angeführt werden sollen:

1) z. B. Juda, Arje, Löwe; Benjamin, Seew, Wolf u. s. w.

auftreten, oder auf die urſprünglichen richtigen Namen iſt weit
weniger Werth zu legen, als auf die Namen, unter welchen der
Gauner in der Gaunerwelt bekannt iſt. Es iſt daher ein großes
Verdienſt der neuern Polizeiliteratur, namentlich der Zeitſchriften,
daß ſie beſtändig auf die verſchiedenen Namen, welche dieſes oder
jenes Subject führt, aufmerkſam machen, da hierdurch die wahre
Perſon und die Verhältniſſe viel leichter ermittelt werden können.

Die Führung mehrerer Namen bei den Juden, welche ihnen
jetzt von den meiſten Geſetzgebungen unterſagt iſt, rührt bekannt-
lich von der Namensänderung her, welche Abraham (urſprünglich
Abram) und Sarah (Sarai) nach Geneſ., Kap. 17, V. 5 und 15,
und Jſrael (Jakob), Geneſ., Kap. 32, V. 28, auf göttlichen Be-
fehl vornahm, ſowie auch von den Beinamen, welche der ſterbende
Jſrael (Geneſ., Kap. 49) beim letzten Segnen ſeinen Söhnen
beilegte. 1) Die Aenderung des Namens galt bei den Juden ſeit
undenklichen Zeiten als ein Mittel, ein unglückliches Geſchick in
ein günſtigeres zu verwandeln, weshalb in ſolchen Fällen bis auf
die neueſte Zeit, z. B. bei ſchweren Krankheiten, die Reconvale-
ſcenten entweder auf dem Krankenbette oder in der Synagoge
vom Rabbiner ſich benſchen (ſegnen) und einen andern Namen
beilegen ließen. Sehr häufig laſſen die Juden auch ihren Ge-
ſchlechtsnamen, namentlich die Namen Kohen und Levi, fort, und
begnügen ſich mit dem ſpeciellen Vornamen.

Zu dieſen uralten Willkürlichkeiten, denen erſt, wie bemerkt,
in neueſter Zeit Einhalt gethan iſt, kommt aber die von den jüdi-
ſchen Gaunern ſtark ausgebeutete allgemeine Verſtümmelung der
urſprünglichen Namen, welche aber auch wieder in der ſchlechten
Ausſprache ihren Grund hat. Dieſe Verſtümmelungen ſind ſo
arg und durchgreifend, daß ſie dem Polizeimann geläufig ſein
müſſen, weshalb denn nach den ſchon von Selig in ſeinem „Lehr-
buch der jüdiſch-deutſchen Sprache“, S. 62, und von Schwencken,
a. a. O., S. 27, gegebenen Verzeichniſſen die hauptſächlichſten
Verſtümmelungen hier angeführt werden ſollen:

1) z. B. Juda, Arje, Löwe; Benjamin, Seew, Wolf u. ſ. w.
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[69/0081] auftreten, oder auf die urſprünglichen richtigen Namen iſt weit weniger Werth zu legen, als auf die Namen, unter welchen der Gauner in der Gaunerwelt bekannt iſt. Es iſt daher ein großes Verdienſt der neuern Polizeiliteratur, namentlich der Zeitſchriften, daß ſie beſtändig auf die verſchiedenen Namen, welche dieſes oder jenes Subject führt, aufmerkſam machen, da hierdurch die wahre Perſon und die Verhältniſſe viel leichter ermittelt werden können. Die Führung mehrerer Namen bei den Juden, welche ihnen jetzt von den meiſten Geſetzgebungen unterſagt iſt, rührt bekannt- lich von der Namensänderung her, welche Abraham (urſprünglich Abram) und Sarah (Sarai) nach Geneſ., Kap. 17, V. 5 und 15, und Jſrael (Jakob), Geneſ., Kap. 32, V. 28, auf göttlichen Be- fehl vornahm, ſowie auch von den Beinamen, welche der ſterbende Jſrael (Geneſ., Kap. 49) beim letzten Segnen ſeinen Söhnen beilegte. 1) Die Aenderung des Namens galt bei den Juden ſeit undenklichen Zeiten als ein Mittel, ein unglückliches Geſchick in ein günſtigeres zu verwandeln, weshalb in ſolchen Fällen bis auf die neueſte Zeit, z. B. bei ſchweren Krankheiten, die Reconvale- ſcenten entweder auf dem Krankenbette oder in der Synagoge vom Rabbiner ſich benſchen (ſegnen) und einen andern Namen beilegen ließen. Sehr häufig laſſen die Juden auch ihren Ge- ſchlechtsnamen, namentlich die Namen Kohen und Levi, fort, und begnügen ſich mit dem ſpeciellen Vornamen. Zu dieſen uralten Willkürlichkeiten, denen erſt, wie bemerkt, in neueſter Zeit Einhalt gethan iſt, kommt aber die von den jüdi- ſchen Gaunern ſtark ausgebeutete allgemeine Verſtümmelung der urſprünglichen Namen, welche aber auch wieder in der ſchlechten Ausſprache ihren Grund hat. Dieſe Verſtümmelungen ſind ſo arg und durchgreifend, daß ſie dem Polizeimann geläufig ſein müſſen, weshalb denn nach den ſchon von Selig in ſeinem „Lehr- buch der jüdiſch-deutſchen Sprache“, S. 62, und von Schwencken, a. a. O., S. 27, gegebenen Verzeichniſſen die hauptſächlichſten Verſtümmelungen hier angeführt werden ſollen: 1) z. B. Juda, Arje, Löwe; Benjamin, Seew, Wolf u. ſ. w.

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum02_1858/81>, abgerufen am 26.11.2024.