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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.

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ratzen, wovon Ratscher, Ratzer 1), Spieler, welches Bischoff
"Kochem. Losch.", S. 51, fälschlich für den Kartenspieler
allein
gebraucht. Zchokken und Sechokken 2), vom Hebräischen
[fremdsprachliches Material - fehlt] (zachak) oder [fremdsprachliches Material - fehlt] (sachak), lachen, scherzen, verspotten,
jemand in Schande bringen, spielen, besonders mit link und siuf
verbunden, falsch spielen; Link-Sechokker, falscher Spieler.
Daher das jüdisch-deutsche Zachkan und Zachkener, der Spieler
überhaupt, und Siufer Zachkener, der falsche Spieler. Das
jüdisch-deutsche Kelef (vgl. oben) ist die Spielkarte, welche im
Liber Vagatorum Brief 3) (niederdeutsch Bref, Brev von brevis)
genannt wird; Kelefen, überhaupt mit der Karte spielen (vgl.
oben Kap. 71). Der alte, auch noch jetzt gebräuchliche deutsche
Gaunerausdruck für Kartenspiel, besonders betrügliches Karten-
spiel ist Hadder; für Kartenspielen Haddern, vom deutschen
Hadern d. i. streiten, um die Wette streiten, welchem analog
für Würfel das Wort Ribling im Liber Vagatorum vorkommt,
vielleicht vom Hebräischen [fremdsprachliches Material - fehlt] (rib, riw), welches ganz die Be-
deutung des deutschen Haderns oder Hadderns hat, und wobei,
wie das so bei äußerst vielen hebräischen Wörtern der Fall ist,
die deutsche Endigung dem hebräischen Stammwort angehängt ist.
Für Würfel sind noch die alten Ausdrücke Reger (motor, con-
cutiens
) und Rührling, beide deutschen Ursprungs, gebräuch-
lich. Jm Jüdisch-Deutschen ist noch Kuwio ([fremdsprachliches Material - fehlt]), Plural
Kuwjooss ([fremdsprachliches Material - fehlt]), wahrscheinlich wegen der Höhlung der Würfel
oder des Würfelbechers, vom chaldäischen [fremdsprachliches Material - fehlt], wölben, oder auch von
[fremdsprachliches Material - fehlt], Helm, und Kuwojostoss ([fremdsprachliches Material - fehlt]), der Würfelspieler und

1) Ratschen (von Ratze, der Ratz, der Rätzer, der Jltis) gebräuch-
licher Volksausdruck vorzüglich des 17. Jahrhunderts, für stehlen, rauben, an
sich bringen. Vgl. v. Stieler, S. 1524.
2) Wol zu unterscheiden von Zgokker, Hauseinschleicher. Vgl. Kap. 52.
3) Der gesiegelte Brief, Sendbrief wird dagegen im Liber Vagatorum
mit Bsaffot bezeichnet, wol vom hebräischen [fremdsprachliches Material - fehlt] (sephet; jüdisch-deutsch
sephes), Pech, geschmolzene träufelnde Flüssigkeit, Harz, Lack, zum Zusam-
menkleben des Briefs. Der Sendbrief, namentlich die officielle Depesche, ist
Jggeress ([fremdsprachliches Material - fehlt]), welches aus dem spätern Hebraismus vollständig in das
Jüdisch-Deutsche übergegangen ist.

ratzen, wovon Ratſcher, Ratzer 1), Spieler, welches Biſchoff
„Kochem. Loſch.“, S. 51, fälſchlich für den Kartenſpieler
allein
gebraucht. Zchokken und Sechokken 2), vom Hebräiſchen
[fremdsprachliches Material – fehlt] (zachak) oder [fremdsprachliches Material – fehlt] (sachak), lachen, ſcherzen, verſpotten,
jemand in Schande bringen, ſpielen, beſonders mit link und ſiuf
verbunden, falſch ſpielen; Link-Sechokker, falſcher Spieler.
Daher das jüdiſch-deutſche Zachkan und Zachkener, der Spieler
überhaupt, und Siufer Zachkener, der falſche Spieler. Das
jüdiſch-deutſche Kelef (vgl. oben) iſt die Spielkarte, welche im
Liber Vagatorum Brief 3) (niederdeutſch Bref, Brev von brevis)
genannt wird; Kelefen, überhaupt mit der Karte ſpielen (vgl.
oben Kap. 71). Der alte, auch noch jetzt gebräuchliche deutſche
Gaunerausdruck für Kartenſpiel, beſonders betrügliches Karten-
ſpiel iſt Hadder; für Kartenſpielen Haddern, vom deutſchen
Hadern d. i. ſtreiten, um die Wette ſtreiten, welchem analog
für Würfel das Wort Ribling im Liber Vagatorum vorkommt,
vielleicht vom Hebräiſchen [fremdsprachliches Material – fehlt] (rib, riw), welches ganz die Be-
deutung des deutſchen Haderns oder Hadderns hat, und wobei,
wie das ſo bei äußerſt vielen hebräiſchen Wörtern der Fall iſt,
die deutſche Endigung dem hebräiſchen Stammwort angehängt iſt.
Für Würfel ſind noch die alten Ausdrücke Reger (motor, con-
cutiens
) und Rührling, beide deutſchen Urſprungs, gebräuch-
lich. Jm Jüdiſch-Deutſchen iſt noch Kuwio ([fremdsprachliches Material – fehlt]), Plural
Kuwjooſſ ([fremdsprachliches Material – fehlt]), wahrſcheinlich wegen der Höhlung der Würfel
oder des Würfelbechers, vom chaldäiſchen [fremdsprachliches Material – fehlt], wölben, oder auch von
[fremdsprachliches Material – fehlt], Helm, und Kuwojoſtoſſ ([fremdsprachliches Material – fehlt]), der Würfelſpieler und

1) Ratſchen (von Ratze, der Ratz, der Rätzer, der Jltis) gebräuch-
licher Volksausdruck vorzüglich des 17. Jahrhunderts, für ſtehlen, rauben, an
ſich bringen. Vgl. v. Stieler, S. 1524.
2) Wol zu unterſcheiden von Zgokker, Hauseinſchleicher. Vgl. Kap. 52.
3) Der geſiegelte Brief, Sendbrief wird dagegen im Liber Vagatorum
mit Bſaffot bezeichnet, wol vom hebräiſchen [fremdsprachliches Material – fehlt] (sephet; jüdiſch-deutſch
sephes), Pech, geſchmolzene träufelnde Flüſſigkeit, Harz, Lack, zum Zuſam-
menkleben des Briefs. Der Sendbrief, namentlich die officielle Depeſche, iſt
Jggereſſ ([fremdsprachliches Material – fehlt]), welches aus dem ſpätern Hebraismus vollſtändig in das
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[276/0288] ratzen, wovon Ratſcher, Ratzer 1), Spieler, welches Biſchoff „Kochem. Loſch.“, S. 51, fälſchlich für den Kartenſpieler allein gebraucht. Zchokken und Sechokken 2), vom Hebräiſchen _ (zachak) oder _ (sachak), lachen, ſcherzen, verſpotten, jemand in Schande bringen, ſpielen, beſonders mit link und ſiuf verbunden, falſch ſpielen; Link-Sechokker, falſcher Spieler. Daher das jüdiſch-deutſche Zachkan und Zachkener, der Spieler überhaupt, und Siufer Zachkener, der falſche Spieler. Das jüdiſch-deutſche Kelef (vgl. oben) iſt die Spielkarte, welche im Liber Vagatorum Brief 3) (niederdeutſch Bref, Brev von brevis) genannt wird; Kelefen, überhaupt mit der Karte ſpielen (vgl. oben Kap. 71). Der alte, auch noch jetzt gebräuchliche deutſche Gaunerausdruck für Kartenſpiel, beſonders betrügliches Karten- ſpiel iſt Hadder; für Kartenſpielen Haddern, vom deutſchen Hadern d. i. ſtreiten, um die Wette ſtreiten, welchem analog für Würfel das Wort Ribling im Liber Vagatorum vorkommt, vielleicht vom Hebräiſchen _ (rib, riw), welches ganz die Be- deutung des deutſchen Haderns oder Hadderns hat, und wobei, wie das ſo bei äußerſt vielen hebräiſchen Wörtern der Fall iſt, die deutſche Endigung dem hebräiſchen Stammwort angehängt iſt. Für Würfel ſind noch die alten Ausdrücke Reger (motor, con- cutiens) und Rührling, beide deutſchen Urſprungs, gebräuch- lich. Jm Jüdiſch-Deutſchen iſt noch Kuwio (_ ), Plural Kuwjooſſ (_ ), wahrſcheinlich wegen der Höhlung der Würfel oder des Würfelbechers, vom chaldäiſchen _ , wölben, oder auch von _ , Helm, und Kuwojoſtoſſ (_ ), der Würfelſpieler und 1) Ratſchen (von Ratze, der Ratz, der Rätzer, der Jltis) gebräuch- licher Volksausdruck vorzüglich des 17. Jahrhunderts, für ſtehlen, rauben, an ſich bringen. Vgl. v. Stieler, S. 1524. 2) Wol zu unterſcheiden von Zgokker, Hauseinſchleicher. Vgl. Kap. 52. 3) Der geſiegelte Brief, Sendbrief wird dagegen im Liber Vagatorum mit Bſaffot bezeichnet, wol vom hebräiſchen _ (sephet; jüdiſch-deutſch sephes), Pech, geſchmolzene träufelnde Flüſſigkeit, Harz, Lack, zum Zuſam- menkleben des Briefs. Der Sendbrief, namentlich die officielle Depeſche, iſt Jggereſſ (_ ), welches aus dem ſpätern Hebraismus vollſtändig in das Jüdiſch-Deutſche übergegangen iſt.

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum02_1858/288>, abgerufen am 27.11.2024.