Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.Fünfundsiebzigstes Kapitel. e) Die Rochlim. Das durch die heimlichen Hausirer, Pascher oder Pasch- 1) Das jüdisch-deutsche [fremdsprachliches Material - fehlt] (rochel), Plural [fremdsprachliches Material - fehlt] (rochlim), ist vom
hebräischen [fremdsprachliches Material - fehlt] (rogal), herumlaufen, verleumden, zwischentragen, auskund- schaften, abzuleiten und bedeutet zunächst den Verleumder, Zwischenträger, Klätscher, und davon, weil die Tabuletkrämer in ihrer Beweglichkeit schon frühe als besondere Neuigkeitskrämer und Zwischenträger auftraten und ange- sehen wurden, den Hausirer, Tabuletkrämer, besonders Olitätenhändler. Für Apotheker ist im Jüdisch-Deutschen das vom hebräischen [fremdsprachliches Material - fehlt] (rokach), wür- zen, Oel, Salben bereiten, abzuleitende Raukeach mit den übrigen Deriva- ten: Maisse raukeach, Apothekergeschäft; Raukach und Rikkuach, Sal- ben; Rakkach, Plural Rakkochim, Salbenbereiter; Rikkocho, Plural Rikkochoss, Salbenbereiterin; Rekach, und Merkocho, Confitüren; Mer- kachoss, wohlriechende Salben und Merkochim, Apothekerwaaren, Con- fitüren u. s. w. Vgl. Selig, a. a. O., S. 290 u. 294. Ueber das Hausiren vgl. Kap. 89. Fünfundſiebzigſtes Kapitel. η) Die Rochlim. Das durch die heimlichen Hauſirer, Paſcher oder Paſch- 1) Das jüdiſch-deutſche [fremdsprachliches Material – fehlt] (rochel), Plural [fremdsprachliches Material – fehlt] (rochlim), iſt vom
hebräiſchen [fremdsprachliches Material – fehlt] (rogal), herumlaufen, verleumden, zwiſchentragen, auskund- ſchaften, abzuleiten und bedeutet zunächſt den Verleumder, Zwiſchenträger, Klätſcher, und davon, weil die Tabuletkrämer in ihrer Beweglichkeit ſchon frühe als beſondere Neuigkeitskrämer und Zwiſchenträger auftraten und ange- ſehen wurden, den Hauſirer, Tabuletkrämer, beſonders Olitätenhändler. Für Apotheker iſt im Jüdiſch-Deutſchen das vom hebräiſchen [fremdsprachliches Material – fehlt] (rokach), wür- zen, Oel, Salben bereiten, abzuleitende Raukeach mit den übrigen Deriva- ten: Maiſſe raukeach, Apothekergeſchäft; Raukach und Rikkuach, Sal- ben; Rakkach, Plural Rakkochim, Salbenbereiter; Rikkocho, Plural Rikkochoſſ, Salbenbereiterin; Rekach, und Merkocho, Confitüren; Mer- kachoſſ, wohlriechende Salben und Merkochim, Apothekerwaaren, Con- fitüren u. ſ. w. Vgl. Selig, a. a. O., S. 290 u. 294. Ueber das Hauſiren vgl. Kap. 89. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0282" n="270"/> <div n="4"> <head><hi rendition="#fr">Fünfundſiebzigſtes Kapitel.</hi><lb/> η) <hi rendition="#fr">Die Rochlim.</hi></head><lb/> <p>Das durch die heimlichen Hauſirer, <hi rendition="#g">Paſcher</hi> oder <hi rendition="#g">Paſch-<lb/> kuſener, Medinegeier</hi> (vgl. die Etymologie, Kap. 89) in die-<lb/> ſem oder jenem Kunſtzweige mehr oder minder cultivirte Jedionen<lb/> wird auch noch als beſondere <hi rendition="#g">Quackſalberei</hi> von den <hi rendition="#g">Rochlim</hi><lb/> betrieben. <hi rendition="#g">Rochel</hi> oder <hi rendition="#g">Rauchel</hi> <note place="foot" n="1)">Das jüdiſch-deutſche <gap reason="fm" unit="words"/> (<hi rendition="#aq">rochel</hi>), Plural <gap reason="fm" unit="words"/> (<hi rendition="#aq">rochlim</hi>), iſt vom<lb/> hebräiſchen <gap reason="fm" unit="words"/> (<hi rendition="#aq">rogal</hi>), herumlaufen, verleumden, zwiſchentragen, auskund-<lb/> ſchaften, abzuleiten und bedeutet zunächſt den Verleumder, Zwiſchenträger,<lb/> Klätſcher, und davon, weil die Tabuletkrämer in ihrer Beweglichkeit ſchon<lb/> frühe als beſondere Neuigkeitskrämer und Zwiſchenträger auftraten und ange-<lb/> ſehen wurden, den Hauſirer, Tabuletkrämer, beſonders Olitätenhändler. Für<lb/> Apotheker iſt im Jüdiſch-Deutſchen das vom hebräiſchen <gap reason="fm" unit="words"/> (<hi rendition="#aq">rokach</hi>), wür-<lb/> zen, Oel, Salben bereiten, abzuleitende <hi rendition="#g">Raukeach</hi> mit den übrigen Deriva-<lb/> ten: <hi rendition="#g">Maiſſe raukeach,</hi> Apothekergeſchäft; <hi rendition="#g">Raukach</hi> und <hi rendition="#g">Rikkuach,</hi> Sal-<lb/> ben; <hi rendition="#g">Rakkach,</hi> Plural <hi rendition="#g">Rakkochim,</hi> Salbenbereiter; <hi rendition="#g">Rikkocho,</hi> Plural<lb/><hi rendition="#g">Rikkochoſſ,</hi> Salbenbereiterin; <hi rendition="#g">Rekach,</hi> und <hi rendition="#g">Merkocho,</hi> Confitüren; <hi rendition="#g">Mer-<lb/> kachoſſ,</hi> wohlriechende Salben und <hi rendition="#g">Merkochim,</hi> Apothekerwaaren, Con-<lb/> fitüren u. ſ. w. Vgl. Selig, a. a. O., S. 290 u. 294. Ueber das <hi rendition="#g">Hauſiren</hi><lb/> vgl. Kap. 89.</note>, Plural <hi rendition="#g">Rochlim,</hi> iſt der<lb/> umherziehende Kräuter-, Olitäten- und Spezereihändler, ambu-<lb/> lanter Apotheker, Quackſalber, Wunderdoctor. Schon im Mittel-<lb/> alter, und ganz beſonders ſpäter im 17. und 18. Jahrhundert bis<lb/> tief in das 19. Jahrhundert hinein, ſpielten die ambulanten Ta-<lb/> buletkrämer unter dem Namen <hi rendition="#g">Felinger</hi> (vgl. Kap. 60) eine<lb/> große Rolle, und trieben den ärgſten Betrug als Quackſalber,<lb/> Zauberer, Schatzgräber, Beſchwörer u. dgl., welchem Treiben<lb/> freilich ſeit der Einführung einer beſſern polizeilichen Aufſicht, und<lb/> beſonders durch die neuerliche Einführung tüchtiger Medicinal-<lb/> ordnungen, allerdings ſehr bedeutender Abbruch gethan iſt, während<lb/> noch zu Anfang dieſes Jahrhunderts die „Staatsfelinger“, von<lb/> Komödianten, Seiltänzern, Gauklern, Affen und Hunden be-<lb/> gleitet, in Equipagen einherfuhren, und mit Atteſtaten und Con-<lb/> ceſſionen verſehen, mitten in den Städten auf offenen Plätzen ihre<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [270/0282]
Fünfundſiebzigſtes Kapitel.
η) Die Rochlim.
Das durch die heimlichen Hauſirer, Paſcher oder Paſch-
kuſener, Medinegeier (vgl. die Etymologie, Kap. 89) in die-
ſem oder jenem Kunſtzweige mehr oder minder cultivirte Jedionen
wird auch noch als beſondere Quackſalberei von den Rochlim
betrieben. Rochel oder Rauchel 1), Plural Rochlim, iſt der
umherziehende Kräuter-, Olitäten- und Spezereihändler, ambu-
lanter Apotheker, Quackſalber, Wunderdoctor. Schon im Mittel-
alter, und ganz beſonders ſpäter im 17. und 18. Jahrhundert bis
tief in das 19. Jahrhundert hinein, ſpielten die ambulanten Ta-
buletkrämer unter dem Namen Felinger (vgl. Kap. 60) eine
große Rolle, und trieben den ärgſten Betrug als Quackſalber,
Zauberer, Schatzgräber, Beſchwörer u. dgl., welchem Treiben
freilich ſeit der Einführung einer beſſern polizeilichen Aufſicht, und
beſonders durch die neuerliche Einführung tüchtiger Medicinal-
ordnungen, allerdings ſehr bedeutender Abbruch gethan iſt, während
noch zu Anfang dieſes Jahrhunderts die „Staatsfelinger“, von
Komödianten, Seiltänzern, Gauklern, Affen und Hunden be-
gleitet, in Equipagen einherfuhren, und mit Atteſtaten und Con-
ceſſionen verſehen, mitten in den Städten auf offenen Plätzen ihre
1) Das jüdiſch-deutſche _ (rochel), Plural _ (rochlim), iſt vom
hebräiſchen _ (rogal), herumlaufen, verleumden, zwiſchentragen, auskund-
ſchaften, abzuleiten und bedeutet zunächſt den Verleumder, Zwiſchenträger,
Klätſcher, und davon, weil die Tabuletkrämer in ihrer Beweglichkeit ſchon
frühe als beſondere Neuigkeitskrämer und Zwiſchenträger auftraten und ange-
ſehen wurden, den Hauſirer, Tabuletkrämer, beſonders Olitätenhändler. Für
Apotheker iſt im Jüdiſch-Deutſchen das vom hebräiſchen _ (rokach), wür-
zen, Oel, Salben bereiten, abzuleitende Raukeach mit den übrigen Deriva-
ten: Maiſſe raukeach, Apothekergeſchäft; Raukach und Rikkuach, Sal-
ben; Rakkach, Plural Rakkochim, Salbenbereiter; Rikkocho, Plural
Rikkochoſſ, Salbenbereiterin; Rekach, und Merkocho, Confitüren; Mer-
kachoſſ, wohlriechende Salben und Merkochim, Apothekerwaaren, Con-
fitüren u. ſ. w. Vgl. Selig, a. a. O., S. 290 u. 294. Ueber das Hauſiren
vgl. Kap. 89.
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