Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.von Hochstapplern, Medinegeiern, Paschkusenern u. s. w. (wie von Siebzigstes Kapitel. b) Das Wahrsagen. Der schon im fernsten Alterthum erkennbare, zu einer Menge 1) Vgl. Jakob Grimm, "Deutsche Mythologie", S. 224 fg. 2) Merkwürdig ist "Lex Salic.", Tit. 67, wo zuerst von Zusammen-
künften der Hexen und vom Kochen im Hexenkessel die Rede ist (I) und wo (III) die stria, quae hominem comederit, 200 solidi büßen soll. Georgisch, C. J. G. A., S. 126 u. 127. Grimm beweist a. a. O., S. 587 fg., daß bis auf die jüngste Zeit in dem ganzen Hexenwesen noch ein offenbarer Zu- sammenhang mit den Opfern, Volksversammlungen und der Geisterwelt der alten Deutschen zu erkennen ist. von Hochſtapplern, Medinegeiern, Paſchkuſenern u. ſ. w. (wie von Siebzigſtes Kapitel. β) Das Wahrſagen. Der ſchon im fernſten Alterthum erkennbare, zu einer Menge 1) Vgl. Jakob Grimm, „Deutſche Mythologie“, S. 224 fg. 2) Merkwürdig iſt „Lex Salic.“, Tit. 67, wo zuerſt von Zuſammen-
künften der Hexen und vom Kochen im Hexenkeſſel die Rede iſt (I) und wo (III) die stria, quae hominem comederit, 200 solidi büßen ſoll. Georgiſch, C. J. G. A., S. 126 u. 127. Grimm beweiſt a. a. O., S. 587 fg., daß bis auf die jüngſte Zeit in dem ganzen Hexenweſen noch ein offenbarer Zu- ſammenhang mit den Opfern, Volksverſammlungen und der Geiſterwelt der alten Deutſchen zu erkennen iſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0261" n="249"/> von Hochſtapplern, Medinegeiern, Paſchkuſenern u. ſ. w. (wie von<lb/> den frühern Felingern) betrieben wird, wenn ſie den Schuck ab-<lb/> halten oder Strade halten.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="4"> <head><hi rendition="#fr">Siebzigſtes Kapitel.</hi><lb/> β) <hi rendition="#fr">Das Wahrſagen.</hi></head><lb/> <p>Der ſchon im fernſten Alterthum erkennbare, zu einer Menge<lb/> von Mitteln und Formen der verſchiedenſten Art greifende Hang<lb/> des Menſchen, zukünftige Dinge vorherzuſehen und dazu eine vor-<lb/> zugsweiſe Begabung zu erlangen, welche beſonders den mit der<lb/> Gottheit näher in Verbindung ſtehenden Prieſtern und Prieſterin-<lb/> nen zugeſchrieben wurde, iſt auch ſchon im älteſten deutſchen<lb/> Heidenthume ſichtbar, wo nicht nur die Alrunen <note place="foot" n="1)">Vgl. Jakob Grimm, „Deutſche Mythologie“, S. 224 fg.</note> aus dem Blute<lb/> der geopferten Gefangenen, ſondern auch die Familienväter aus<lb/> dem Looswerfen, Vogelflug, Pferdewiehern, Begegnen von Thieren<lb/> u. ſ. w. weiſſagten. Neben dieſem Göttercultus bildete ſich jedoch,<lb/> wie Grimm, a. a. O., S. 579, treffend bemerkt, <hi rendition="#g">ausnahms-<lb/> weiſe,</hi> nicht als Gegenſatz, die Zauberei aus, welche höhere ge-<lb/> heime Kräfte ſchädlich wirken läßt. Die Zauberei wurde im ger-<lb/> maniſchen Heidenthum vorzugsweiſe den Frauen zugeſchrieben,<lb/> welche ſich zuſammenthaten und in größern Verſammlungen ihr<lb/> Weſen trieben. Das Chriſtenthum bildete dieſe vorgefundene,<lb/> durchaus heidniſche Erſcheinung weiter aus, und gab manche Zu-<lb/> thaten dazu. <note place="foot" n="2)">Merkwürdig iſt „<hi rendition="#aq">Lex Salic.</hi>“, Tit. 67, wo zuerſt von Zuſammen-<lb/> künften der Hexen und vom Kochen im Hexenkeſſel die Rede iſt (<hi rendition="#aq">I</hi>) und wo<lb/> (<hi rendition="#aq">III</hi>) die <hi rendition="#aq">stria, quae hominem comederit, 200 solidi</hi> büßen ſoll. Georgiſch,<lb/><hi rendition="#aq">C. J. G. A.,</hi> S. 126 u. 127. Grimm beweiſt a. a. O., S. 587 fg., daß<lb/> bis auf die jüngſte Zeit in dem ganzen Hexenweſen noch ein offenbarer Zu-<lb/> ſammenhang mit den Opfern, Volksverſammlungen und der Geiſterwelt der<lb/> alten Deutſchen zu erkennen iſt.</note> Allmählich drängte ſich die dem deutſchen Heiden-<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [249/0261]
von Hochſtapplern, Medinegeiern, Paſchkuſenern u. ſ. w. (wie von
den frühern Felingern) betrieben wird, wenn ſie den Schuck ab-
halten oder Strade halten.
Siebzigſtes Kapitel.
β) Das Wahrſagen.
Der ſchon im fernſten Alterthum erkennbare, zu einer Menge
von Mitteln und Formen der verſchiedenſten Art greifende Hang
des Menſchen, zukünftige Dinge vorherzuſehen und dazu eine vor-
zugsweiſe Begabung zu erlangen, welche beſonders den mit der
Gottheit näher in Verbindung ſtehenden Prieſtern und Prieſterin-
nen zugeſchrieben wurde, iſt auch ſchon im älteſten deutſchen
Heidenthume ſichtbar, wo nicht nur die Alrunen 1) aus dem Blute
der geopferten Gefangenen, ſondern auch die Familienväter aus
dem Looswerfen, Vogelflug, Pferdewiehern, Begegnen von Thieren
u. ſ. w. weiſſagten. Neben dieſem Göttercultus bildete ſich jedoch,
wie Grimm, a. a. O., S. 579, treffend bemerkt, ausnahms-
weiſe, nicht als Gegenſatz, die Zauberei aus, welche höhere ge-
heime Kräfte ſchädlich wirken läßt. Die Zauberei wurde im ger-
maniſchen Heidenthum vorzugsweiſe den Frauen zugeſchrieben,
welche ſich zuſammenthaten und in größern Verſammlungen ihr
Weſen trieben. Das Chriſtenthum bildete dieſe vorgefundene,
durchaus heidniſche Erſcheinung weiter aus, und gab manche Zu-
thaten dazu. 2) Allmählich drängte ſich die dem deutſchen Heiden-
1) Vgl. Jakob Grimm, „Deutſche Mythologie“, S. 224 fg.
2) Merkwürdig iſt „Lex Salic.“, Tit. 67, wo zuerſt von Zuſammen-
künften der Hexen und vom Kochen im Hexenkeſſel die Rede iſt (I) und wo
(III) die stria, quae hominem comederit, 200 solidi büßen ſoll. Georgiſch,
C. J. G. A., S. 126 u. 127. Grimm beweiſt a. a. O., S. 587 fg., daß
bis auf die jüngſte Zeit in dem ganzen Hexenweſen noch ein offenbarer Zu-
ſammenhang mit den Opfern, Volksverſammlungen und der Geiſterwelt der
alten Deutſchen zu erkennen iſt.
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