die Umschrift erst nach Auflöthung des Ringes auf den Rand der entwertheten Münze aufgeschlagen wurde. Bemerkenswerth ist, daß die ziemlich dicken Blechplatten dieses Thalers so fest auf der innern Bleiplatte sitzen, daß sie bei einer dem Schmelzen des Bleies beinahe gleichgebrachten Glühhitze sich nicht lösen. Sehr auffallend ist dabei, daß die Münze auf der rech- ten Seite des Wappens beträchtlich dünner ist, als auf der linken. Wahrscheinlich ist also das Blei geschmolzen zwischen die ungleich nebeneinander gestellten Blechplatten hin- eingegossen worden.
Während schon seit mehreren Jahren besonders viele bairische Gulden 1) in solcher Weise entwerthet und in Umlauf gesetzt wor- den sind, ist dieser Betrug neuerdings ganz vorzüglich an preußi- schen Einthalerstücken von 1855 versucht worden. Zweithalerstücke sind weniger bemerkt worden. Die Platten scheinen auch von diesen größern Münzen schwieriger herabgeschnitten werden zu kön- nen. Jedenfalls läßt sich die frische Löthung an neuen Münzen besser verbergen als an ältern. Dennoch kann man den Be- trug ziemlich leicht und sicher erkennen. Alle entwerthete Münzen der Art fallen schon beim Zählen zwischen den Fingern durch ihren sehr scharfen Rand auf, der sich schon im bloßen flüch- tigen Gefühl merklich von dem Rande ungefälschter Geldstücke unterscheidet. Ebenso unterscheidet sich die stets unordentlich und unregelmäßig angebrachte Randumschrift entwerthe- ter Münzen sehr augenfällig von der accuraten und saubern Randumschrift ungefälschter Geldstücke. Ein leichter Feilstrich auf der Randecke der verdächtigen Münze, oder ein leichtes Wegschlei- fen auf einem gewöhnlichen Wetzstein, legt den gefährlichen Be- trug unverkennbar bloß, welcher oft sogar von Silberarbeitern erst dann erkannt wird, wenn sie solche Münzen einschmelzen.
1) Ganz kürzlich ist mir auch ein Silberrubel (von 1842) vorgekommen. Ein russischer Jude hatte ihn bei der Abreise einem Marqueur in einem hie- sigen Hotel als Trinkgeld gegeben, und soll einen beträchtlichen Vorrath Silber- [rubel] mit sich geführt haben, welche wahrscheinlich in gleicher Weise ent- werthet waren.
die Umſchrift erſt nach Auflöthung des Ringes auf den Rand der entwertheten Münze aufgeſchlagen wurde. Bemerkenswerth iſt, daß die ziemlich dicken Blechplatten dieſes Thalers ſo feſt auf der innern Bleiplatte ſitzen, daß ſie bei einer dem Schmelzen des Bleies beinahe gleichgebrachten Glühhitze ſich nicht löſen. Sehr auffallend iſt dabei, daß die Münze auf der rech- ten Seite des Wappens beträchtlich dünner iſt, als auf der linken. Wahrſcheinlich iſt alſo das Blei geſchmolzen zwiſchen die ungleich nebeneinander geſtellten Blechplatten hin- eingegoſſen worden.
Während ſchon ſeit mehreren Jahren beſonders viele bairiſche Gulden 1) in ſolcher Weiſe entwerthet und in Umlauf geſetzt wor- den ſind, iſt dieſer Betrug neuerdings ganz vorzüglich an preußi- ſchen Einthalerſtücken von 1855 verſucht worden. Zweithalerſtücke ſind weniger bemerkt worden. Die Platten ſcheinen auch von dieſen größern Münzen ſchwieriger herabgeſchnitten werden zu kön- nen. Jedenfalls läßt ſich die friſche Löthung an neuen Münzen beſſer verbergen als an ältern. Dennoch kann man den Be- trug ziemlich leicht und ſicher erkennen. Alle entwerthete Münzen der Art fallen ſchon beim Zählen zwiſchen den Fingern durch ihren ſehr ſcharfen Rand auf, der ſich ſchon im bloßen flüch- tigen Gefühl merklich von dem Rande ungefälſchter Geldſtücke unterſcheidet. Ebenſo unterſcheidet ſich die ſtets unordentlich und unregelmäßig angebrachte Randumſchrift entwerthe- ter Münzen ſehr augenfällig von der accuraten und ſaubern Randumſchrift ungefälſchter Geldſtücke. Ein leichter Feilſtrich auf der Randecke der verdächtigen Münze, oder ein leichtes Wegſchlei- fen auf einem gewöhnlichen Wetzſtein, legt den gefährlichen Be- trug unverkennbar bloß, welcher oft ſogar von Silberarbeitern erſt dann erkannt wird, wenn ſie ſolche Münzen einſchmelzen.
1) Ganz kürzlich iſt mir auch ein Silberrubel (von 1842) vorgekommen. Ein ruſſiſcher Jude hatte ihn bei der Abreiſe einem Marqueur in einem hie- ſigen Hotel als Trinkgeld gegeben, und ſoll einen beträchtlichen Vorrath Silber- [rubel] mit ſich geführt haben, welche wahrſcheinlich in gleicher Weiſe ent- werthet waren.
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die Umſchrift erſt nach Auflöthung des Ringes auf den Rand der
entwertheten Münze aufgeſchlagen wurde. Bemerkenswerth iſt,
daß die ziemlich dicken Blechplatten dieſes Thalers ſo feſt auf der
innern Bleiplatte ſitzen, daß ſie bei einer dem Schmelzen
des Bleies beinahe gleichgebrachten Glühhitze ſich nicht
löſen. Sehr auffallend iſt dabei, daß die Münze auf der rech-
ten Seite des Wappens beträchtlich dünner iſt, als auf der linken.
Wahrſcheinlich iſt alſo das Blei geſchmolzen zwiſchen
die ungleich nebeneinander geſtellten Blechplatten hin-
eingegoſſen worden.
Während ſchon ſeit mehreren Jahren beſonders viele bairiſche
Gulden 1) in ſolcher Weiſe entwerthet und in Umlauf geſetzt wor-
den ſind, iſt dieſer Betrug neuerdings ganz vorzüglich an preußi-
ſchen Einthalerſtücken von 1855 verſucht worden. Zweithalerſtücke
ſind weniger bemerkt worden. Die Platten ſcheinen auch von
dieſen größern Münzen ſchwieriger herabgeſchnitten werden zu kön-
nen. Jedenfalls läßt ſich die friſche Löthung an neuen Münzen
beſſer verbergen als an ältern. Dennoch kann man den Be-
trug ziemlich leicht und ſicher erkennen. Alle entwerthete Münzen
der Art fallen ſchon beim Zählen zwiſchen den Fingern durch
ihren ſehr ſcharfen Rand auf, der ſich ſchon im bloßen flüch-
tigen Gefühl merklich von dem Rande ungefälſchter Geldſtücke
unterſcheidet. Ebenſo unterſcheidet ſich die ſtets unordentlich
und unregelmäßig angebrachte Randumſchrift entwerthe-
ter Münzen ſehr augenfällig von der accuraten und ſaubern
Randumſchrift ungefälſchter Geldſtücke. Ein leichter Feilſtrich auf
der Randecke der verdächtigen Münze, oder ein leichtes Wegſchlei-
fen auf einem gewöhnlichen Wetzſtein, legt den gefährlichen Be-
trug unverkennbar bloß, welcher oft ſogar von Silberarbeitern
erſt dann erkannt wird, wenn ſie ſolche Münzen einſchmelzen.
1) Ganz kürzlich iſt mir auch ein Silberrubel (von 1842) vorgekommen.
Ein ruſſiſcher Jude hatte ihn bei der Abreiſe einem Marqueur in einem hie-
ſigen Hotel als Trinkgeld gegeben, und ſoll einen beträchtlichen Vorrath Silber-
rubel mit ſich geführt haben, welche wahrſcheinlich in gleicher Weiſe ent-
werthet waren.
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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum02_1858/230>, abgerufen am 16.02.2025.
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