Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.und Ueberraschung gemachte Diebsbeute, besonders die aus dem Von der behenden Operation werden die Torfdrucker auch Das Torfdrucken ist der rasche heimliche Diebstahl gegen Per- aufbewahrt ist. Die Schreibart Dorf ist falsch (vgl. "Waldheimer Wörter- buch", unter Geldbeutel). Bemerkenswerth ist die in Norddeutschland volks- bräuchliche Redensart, vorzüglich beim Spielen "den Torf bringen", d. h. "den Gewinn bringen". So sagt der übermüthige, des Gewinnes sichere Kartenspieler: "He sall mi den Torf wol bringen!" d. h. "Er soll mir den Gewinn wol bringen, lassen!" 1) Davon das niederdeutsche Trek oder Treek, Zug, Streich, Possen, Manier, Weise, Redeweise. Jemant eene slimme treek speelen, je- mand einen schlimmen Streich spielen (vgl. Kramer, a. a. O., I, 400 u. 401). 2) Von Padde, die Geldbörse. Eine Padde drücken, eine Börse
aus der Tasche ziehen. Padde ist der Gegensatz von Tafel oder Platt- mulje, der Brieftasche. Das lose in der Tasche befindliche Geld (Pich) wird loses Pulver genannt. Padde ist vom Niederdeutschen abzuleiten, wo es Kröte, besonders Schildkröte bedeutet, daher das Wort Schildpatt. Ebenso werden im Niederdeutschen die Klappen, welche äußerlich die Rocktaschen bedecken, Padden oder Patten genannt. und Ueberraſchung gemachte Diebsbeute, beſonders die aus dem Von der behenden Operation werden die Torfdrucker auch Das Torfdrucken iſt der raſche heimliche Diebſtahl gegen Per- aufbewahrt iſt. Die Schreibart Dorf iſt falſch (vgl. „Waldheimer Wörter- buch“, unter Geldbeutel). Bemerkenswerth iſt die in Norddeutſchland volks- bräuchliche Redensart, vorzüglich beim Spielen „den Torf bringen“, d. h. „den Gewinn bringen“. So ſagt der übermüthige, des Gewinnes ſichere Kartenſpieler: „He ſall mi den Torf wol bringen!“ d. h. „Er ſoll mir den Gewinn wol bringen, laſſen!“ 1) Davon das niederdeutſche Trek oder Treek, Zug, Streich, Poſſen, Manier, Weiſe, Redeweiſe. Jemant eene ſlimme treek ſpeelen, je- mand einen ſchlimmen Streich ſpielen (vgl. Kramer, a. a. O., I, 400 u. 401). 2) Von Padde, die Geldbörſe. Eine Padde drücken, eine Börſe
aus der Taſche ziehen. Padde iſt der Gegenſatz von Tafel oder Platt- mulje, der Brieftaſche. Das loſe in der Taſche befindliche Geld (Pich) wird loſes Pulver genannt. Padde iſt vom Niederdeutſchen abzuleiten, wo es Kröte, beſonders Schildkröte bedeutet, daher das Wort Schildpatt. Ebenſo werden im Niederdeutſchen die Klappen, welche äußerlich die Rocktaſchen bedecken, Padden oder Patten genannt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0236" n="224"/> und Ueberraſchung gemachte Diebsbeute, beſonders die aus dem<lb/> Taſchendiebſtahl gewonnene Beute. Das Wort <hi rendition="#g">drucken</hi> kommt<lb/> einzeln nicht in der Gaunerſprache vor, ſondern iſt nur in der<lb/> Zuſammenſetzung mit <hi rendition="#g">Torf</hi> gebräuchlich. Es iſt offenbar nur<lb/> eine Verſtümmelung des niederdeutſchen Worts <hi rendition="#g">Trekken</hi> <note place="foot" n="1)">Davon das niederdeutſche <hi rendition="#g">Trek</hi> oder <hi rendition="#g">Treek,</hi> Zug, Streich, Poſſen,<lb/> Manier, Weiſe, Redeweiſe. <hi rendition="#g">Jemant eene ſlimme treek ſpeelen,</hi> je-<lb/> mand einen ſchlimmen Streich ſpielen (vgl. Kramer, a. a. O., <hi rendition="#aq">I,</hi> 400 u. 401).</note> ziehen,<lb/> was ſich auch aus der früher üblichen hochdeutſchen Bezeichnung<lb/><hi rendition="#g">Beutelzieher</hi> für Torfdrucker ergibt.</p><lb/> <p>Von der behenden Operation werden die Torfdrucker auch<lb/><hi rendition="#g">Cheilefzieher</hi> (von <gap reason="fm" unit="words"/> [<hi rendition="#aq">chelef</hi>], Fett, Talg), und in ſchlechter<lb/> Ueberſetzung auch <hi rendition="#g">Seifenſieder</hi> genannt, ohne daß mit dieſer<lb/> Benennung eine beſondere Art der Taſchendieberei bezeichnet wird.<lb/> Jn der berliner Gaunerſprache heißt der Torfdrucker auch <hi rendition="#g">Pad-<lb/> dendrücker</hi>. <note place="foot" n="2)">Von <hi rendition="#g">Padde,</hi> die Geldbörſe. <hi rendition="#g">Eine Padde drücken,</hi> eine Börſe<lb/> aus der Taſche ziehen. <hi rendition="#g">Padde</hi> iſt der Gegenſatz von <hi rendition="#g">Tafel</hi> oder <hi rendition="#g">Platt-<lb/> mulje,</hi> der Brieftaſche. Das loſe in der Taſche befindliche Geld (<hi rendition="#g">Pich</hi>)<lb/> wird <hi rendition="#g">loſes Pulver</hi> genannt. <hi rendition="#g">Padde</hi> iſt vom Niederdeutſchen abzuleiten,<lb/> wo es <hi rendition="#g">Kröte,</hi> beſonders <hi rendition="#g">Schildkröte</hi> bedeutet, daher das Wort <hi rendition="#g">Schildpatt</hi>.<lb/> Ebenſo werden im Niederdeutſchen die Klappen, welche äußerlich die Rocktaſchen<lb/> bedecken, <hi rendition="#g">Padden</hi> oder <hi rendition="#g">Patten</hi> genannt.</note></p><lb/> <p>Das Torfdrucken iſt der raſche heimliche Diebſtahl gegen Per-<lb/> ſonen an Gegenſtänden, welche die Perſon in ihrem unmittelbaren<lb/> körperlichen Verwahr hat, alſo nicht allein der Diebſtahl aus der<lb/> Taſche einer Perſon, ſondern auch an allen den Sachen, welche<lb/> eine Perſon unmittelbar am Körper hält oder trägt, wie der Dieb-<lb/> ſtahl aus und nebſt dem Armkorbe, aus und nebſt der Trage-<lb/> taſche, das heimliche Wegziehen eines Packets unter dem Arme<lb/> oder aus dem Bruſttheile eines Rocks u. ſ. w. Der Zefirgänger,<lb/><note xml:id="seg2pn_28_2" prev="#seg2pn_28_1" place="foot" n="3)">aufbewahrt iſt. Die Schreibart <hi rendition="#g">Dorf</hi> iſt falſch (vgl. „Waldheimer Wörter-<lb/> buch“, unter Geldbeutel). Bemerkenswerth iſt die in Norddeutſchland volks-<lb/> bräuchliche Redensart, vorzüglich beim Spielen „den Torf bringen“, d. h.<lb/> „den Gewinn bringen“. So ſagt der übermüthige, des Gewinnes ſichere<lb/> Kartenſpieler: „He ſall mi den Torf wol bringen!“ d. h. „Er ſoll mir den<lb/> Gewinn wol bringen, laſſen!“</note><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [224/0236]
und Ueberraſchung gemachte Diebsbeute, beſonders die aus dem
Taſchendiebſtahl gewonnene Beute. Das Wort drucken kommt
einzeln nicht in der Gaunerſprache vor, ſondern iſt nur in der
Zuſammenſetzung mit Torf gebräuchlich. Es iſt offenbar nur
eine Verſtümmelung des niederdeutſchen Worts Trekken 1) ziehen,
was ſich auch aus der früher üblichen hochdeutſchen Bezeichnung
Beutelzieher für Torfdrucker ergibt.
Von der behenden Operation werden die Torfdrucker auch
Cheilefzieher (von _ [chelef], Fett, Talg), und in ſchlechter
Ueberſetzung auch Seifenſieder genannt, ohne daß mit dieſer
Benennung eine beſondere Art der Taſchendieberei bezeichnet wird.
Jn der berliner Gaunerſprache heißt der Torfdrucker auch Pad-
dendrücker. 2)
Das Torfdrucken iſt der raſche heimliche Diebſtahl gegen Per-
ſonen an Gegenſtänden, welche die Perſon in ihrem unmittelbaren
körperlichen Verwahr hat, alſo nicht allein der Diebſtahl aus der
Taſche einer Perſon, ſondern auch an allen den Sachen, welche
eine Perſon unmittelbar am Körper hält oder trägt, wie der Dieb-
ſtahl aus und nebſt dem Armkorbe, aus und nebſt der Trage-
taſche, das heimliche Wegziehen eines Packets unter dem Arme
oder aus dem Bruſttheile eines Rocks u. ſ. w. Der Zefirgänger,
3)
1) Davon das niederdeutſche Trek oder Treek, Zug, Streich, Poſſen,
Manier, Weiſe, Redeweiſe. Jemant eene ſlimme treek ſpeelen, je-
mand einen ſchlimmen Streich ſpielen (vgl. Kramer, a. a. O., I, 400 u. 401).
2) Von Padde, die Geldbörſe. Eine Padde drücken, eine Börſe
aus der Taſche ziehen. Padde iſt der Gegenſatz von Tafel oder Platt-
mulje, der Brieftaſche. Das loſe in der Taſche befindliche Geld (Pich)
wird loſes Pulver genannt. Padde iſt vom Niederdeutſchen abzuleiten,
wo es Kröte, beſonders Schildkröte bedeutet, daher das Wort Schildpatt.
Ebenſo werden im Niederdeutſchen die Klappen, welche äußerlich die Rocktaſchen
bedecken, Padden oder Patten genannt.
3) aufbewahrt iſt. Die Schreibart Dorf iſt falſch (vgl. „Waldheimer Wörter-
buch“, unter Geldbeutel). Bemerkenswerth iſt die in Norddeutſchland volks-
bräuchliche Redensart, vorzüglich beim Spielen „den Torf bringen“, d. h.
„den Gewinn bringen“. So ſagt der übermüthige, des Gewinnes ſichere
Kartenſpieler: „He ſall mi den Torf wol bringen!“ d. h. „Er ſoll mir den
Gewinn wol bringen, laſſen!“
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