sämmtlichen Einschnitte dienen dazu, den Schlüssel für die durch die Besatzung gegebene besondere Construction des Schlosses ge- eignet zu machen. Um nämlich die Bewegung jedes der äußern Form nach zum Schlosse passenden Schlüssels zu verhindern, wird ein zu beiden Seiten rechtwinkelig gebogenes Stück Blech U in der Höhe einer halben Bartbreite über dem Schlüsselloch ange- bracht und bei W an dem Schloßblech vernietet, auch über dem Schlüsselloch L in geeigneter Weite (h h h) ausgeschnitten, sodaß, wenn der Schlüssel in das Schloß gesteckt und gedreht wird, dies so angenietete Blech, der Mittelbruch genannt, in den mittel- sten langen Einschnitt des Barts, welcher auch Mittelbruch ge- nannt wird, geräth, der so zweigetheilte Bart sich zu beiden Sei- ten dieses Blechs bewegt, und das zwischen diesem Mittelbruch und der Decke befindliche Bartstück den Riegel in dem Einschnitt M faßt und hin- und herschiebt. Der Mittelbruch hindert also schon den Gebrauch jedes Schlüssels, der nicht mit dem ihm an- gepaßten Einschnitt (Mittelbruch) versehen ist. Da nun aber die- ser Einschnitt sehr leicht mit der Bogenfeile oder Laubsäge in den Bart zu machen ist und somit nur ein geringes Hinderniß bietet, so hat man den Mittelbruch mit noch andern Vorrichtungen ver- sehen, welche die Bewegung jedes fremden Schlüssels verhindern. Diese Vorrichtungen, Besatzungen, sind überaus zahlreich und künstlich, und lassen der Erfindung einen reichen Spielraum. Da es sich aber hier nur darum handelt, einen Begriff von der Be- stimmung und Construction der Besatzung zu geben, so wird hier nicht einmal die allgemeinste Eintheilung der Besatzungen ange- führt, sondern nur einfach die Besatzung der Figur 1 deutlich ge- macht. Auf und unter dem Mittelbruch U sind nun die kreis- runden Stückchen Blech e und g so genau aufgelöthet, daß die Kreuze e e und g g des bewegten Schlüssels in sie eingreifen. Somit wird für jeden fremden Schlüssel, der nicht mit dem Mittel- bruch und mit den Kreuzen genau nach der ganzen Besatzung eingerichtet ist, die Bewegung im Schlosse unthunlich gemacht. Diese Besatzungen werden nun auf höchst mannichfache und zum
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ſämmtlichen Einſchnitte dienen dazu, den Schlüſſel für die durch die Beſatzung gegebene beſondere Conſtruction des Schloſſes ge- eignet zu machen. Um nämlich die Bewegung jedes der äußern Form nach zum Schloſſe paſſenden Schlüſſels zu verhindern, wird ein zu beiden Seiten rechtwinkelig gebogenes Stück Blech U in der Höhe einer halben Bartbreite über dem Schlüſſelloch ange- bracht und bei W an dem Schloßblech vernietet, auch über dem Schlüſſelloch L in geeigneter Weite (h h h) ausgeſchnitten, ſodaß, wenn der Schlüſſel in das Schloß geſteckt und gedreht wird, dies ſo angenietete Blech, der Mittelbruch genannt, in den mittel- ſten langen Einſchnitt des Barts, welcher auch Mittelbruch ge- nannt wird, geräth, der ſo zweigetheilte Bart ſich zu beiden Sei- ten dieſes Blechs bewegt, und das zwiſchen dieſem Mittelbruch und der Decke befindliche Bartſtück den Riegel in dem Einſchnitt M faßt und hin- und herſchiebt. Der Mittelbruch hindert alſo ſchon den Gebrauch jedes Schlüſſels, der nicht mit dem ihm an- gepaßten Einſchnitt (Mittelbruch) verſehen iſt. Da nun aber die- ſer Einſchnitt ſehr leicht mit der Bogenfeile oder Laubſäge in den Bart zu machen iſt und ſomit nur ein geringes Hinderniß bietet, ſo hat man den Mittelbruch mit noch andern Vorrichtungen ver- ſehen, welche die Bewegung jedes fremden Schlüſſels verhindern. Dieſe Vorrichtungen, Beſatzungen, ſind überaus zahlreich und künſtlich, und laſſen der Erfindung einen reichen Spielraum. Da es ſich aber hier nur darum handelt, einen Begriff von der Be- ſtimmung und Conſtruction der Beſatzung zu geben, ſo wird hier nicht einmal die allgemeinſte Eintheilung der Beſatzungen ange- führt, ſondern nur einfach die Beſatzung der Figur 1 deutlich ge- macht. Auf und unter dem Mittelbruch U ſind nun die kreis- runden Stückchen Blech e und g ſo genau aufgelöthet, daß die Kreuze e e und g g des bewegten Schlüſſels in ſie eingreifen. Somit wird für jeden fremden Schlüſſel, der nicht mit dem Mittel- bruch und mit den Kreuzen genau nach der ganzen Beſatzung eingerichtet iſt, die Bewegung im Schloſſe unthunlich gemacht. Dieſe Beſatzungen werden nun auf höchſt mannichfache und zum
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ſämmtlichen Einſchnitte dienen dazu, den Schlüſſel für die durch
die Beſatzung gegebene beſondere Conſtruction des Schloſſes ge-
eignet zu machen. Um nämlich die Bewegung jedes der äußern
Form nach zum Schloſſe paſſenden Schlüſſels zu verhindern, wird
ein zu beiden Seiten rechtwinkelig gebogenes Stück Blech U in
der Höhe einer halben Bartbreite über dem Schlüſſelloch ange-
bracht und bei W an dem Schloßblech vernietet, auch über dem
Schlüſſelloch L in geeigneter Weite (h h h) ausgeſchnitten, ſodaß,
wenn der Schlüſſel in das Schloß geſteckt und gedreht wird, dies
ſo angenietete Blech, der Mittelbruch genannt, in den mittel-
ſten langen Einſchnitt des Barts, welcher auch Mittelbruch ge-
nannt wird, geräth, der ſo zweigetheilte Bart ſich zu beiden Sei-
ten dieſes Blechs bewegt, und das zwiſchen dieſem Mittelbruch
und der Decke befindliche Bartſtück den Riegel in dem Einſchnitt
M faßt und hin- und herſchiebt. Der Mittelbruch hindert alſo
ſchon den Gebrauch jedes Schlüſſels, der nicht mit dem ihm an-
gepaßten Einſchnitt (Mittelbruch) verſehen iſt. Da nun aber die-
ſer Einſchnitt ſehr leicht mit der Bogenfeile oder Laubſäge in den
Bart zu machen iſt und ſomit nur ein geringes Hinderniß bietet,
ſo hat man den Mittelbruch mit noch andern Vorrichtungen ver-
ſehen, welche die Bewegung jedes fremden Schlüſſels verhindern.
Dieſe Vorrichtungen, Beſatzungen, ſind überaus zahlreich und
künſtlich, und laſſen der Erfindung einen reichen Spielraum. Da
es ſich aber hier nur darum handelt, einen Begriff von der Be-
ſtimmung und Conſtruction der Beſatzung zu geben, ſo wird hier
nicht einmal die allgemeinſte Eintheilung der Beſatzungen ange-
führt, ſondern nur einfach die Beſatzung der Figur 1 deutlich ge-
macht. Auf und unter dem Mittelbruch U ſind nun die kreis-
runden Stückchen Blech e und g ſo genau aufgelöthet, daß die
Kreuze e e und g g des bewegten Schlüſſels in ſie eingreifen.
Somit wird für jeden fremden Schlüſſel, der nicht mit dem Mittel-
bruch und mit den Kreuzen genau nach der ganzen Beſatzung
eingerichtet iſt, die Bewegung im Schloſſe unthunlich gemacht.
Dieſe Beſatzungen werden nun auf höchſt mannichfache und zum
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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum02_1858/175>, abgerufen am 20.11.2024.
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