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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.

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Es sint ouch etlich Frowen, die tund sich us, wie das
inen an den Brüsten wee sie, und die nemment ein Miltze und
schellent das ze einer Siten und legent das über die Brüste und
kerent das geschelte Ende uß, und bestrichent das mit Blut, daz
man wenen solle, es sient die Brüste.

Es sint ouch etlich Blinde und Krüppel, die ire Kint desto
härter haltent mit Frost und mit andern Dingen, so si junge
sint daz sie ouch lamme und blind werden, daß man ihnen desto
eh das Allmosen gebe.

Es ist ouch etlicher die stosset sin Hand in ein Handschu und
henckent die an den Hals und sprichet, er habe St. Antonien
Buß;

Und dise die da andeigent, das ist gegangen uf dem Terich,
das ist uf dem Lande mit dem Klant und mit dem Lume, daß
ist mit Eisenhaltungen, als ob sie gefangen weren gewessen; und
wen die zusammen kommen in die Pöse daz ist die Herberg, so
wollent si haben ein Breitfus, das ist ein Gans und Flughart
das sint Hüner und Johanns gnug, das ist der Wein; wen si
den verschechent werdent, daß ist so si truncken werdent, so hebet sich
ein Jnnen daß ist ein Spilen mit den Rüblingen daß sint Würffel,
wen den etliche verinnet, daß ist verspielet, daß er nit me hat,
so wil er ein Narunge anfachen, damitte so wird er wercken
daß ist, veretscht, daß es die schuder sichent gewar werdent, das
sint die Ambtlüte daselbs, so wird er gebrukt in der Gabel, daz
ist gefangen, in der Statt, ist es daz es umtich narung ist, daß
ist bös, so wirt er geflösselt oder gemögen daz ist ertrenckt, ist es
aber klein gefüge narunge die nit vast bösse ist, so schnidet man
ime die Lüselinge ab, daß sind die Oren.

Diß ist ir Rottwelsche.

Lem ist Brott.

Johann, Wein.

Boßhart, Fleisch.

Laberte, Eyer.

Ein Ruheling, ein Verbun, ein Breitfus, ist eine Gans.

Ein Flughart, ein Hun.

9*

Es ſint ouch etlich Frowen, die tund ſich us, wie das
inen an den Brüſten wee ſie, und die nemment ein Miltze und
ſchellent das ze einer Siten und legent das über die Brüſte und
kerent das geſchelte Ende uß, und beſtrichent das mit Blut, daz
man wenen ſolle, es ſient die Brüſte.

Es ſint ouch etlich Blinde und Krüppel, die ire Kint deſto
härter haltent mit Froſt und mit andern Dingen, ſo ſi junge
ſint daz ſie ouch lamme und blind werden, daß man ihnen deſto
eh das Allmoſen gebe.

Es iſt ouch etlicher die ſtoſſet ſin Hand in ein Handſchu und
henckent die an den Hals und ſprichet, er habe St. Antonien
Buß;

Und diſe die da andeigent, das iſt gegangen uf dem Terich,
das iſt uf dem Lande mit dem Klant und mit dem Lume, daß
iſt mit Eiſenhaltungen, als ob ſie gefangen weren geweſſen; und
wen die zuſammen kommen in die Pöſe daz iſt die Herberg, ſo
wollent ſi haben ein Breitfus, das iſt ein Gans und Flughart
das ſint Hüner und Johanns gnug, das iſt der Wein; wen ſi
den verſchechent werdent, daß iſt ſo ſi truncken werdent, ſo hebet ſich
ein Jnnen daß iſt ein Spilen mit den Rüblingen daß ſint Würffel,
wen den etliche verinnet, daß iſt verſpielet, daß er nit me hat,
ſo wil er ein Narunge anfachen, damitte ſo wird er wercken
daß iſt, veretſcht, daß es die ſchuder ſichent gewar werdent, das
ſint die Ambtlüte daſelbs, ſo wird er gebrukt in der Gabel, daz
iſt gefangen, in der Statt, iſt es daz es umtich narung iſt, daß
iſt bös, ſo wirt er geflöſſelt oder gemögen daz iſt ertrenckt, iſt es
aber klein gefüge narunge die nit vaſt böſſe iſt, ſo ſchnidet man
ime die Lüſelinge ab, daß ſind die Oren.

Diß iſt ir Rottwelſche.

Lem iſt Brott.

Johann, Wein.

Boßhart, Fleiſch.

Laberte, Eyer.

Ein Ruheling, ein Verbun, ein Breitfus, iſt eine Gans.

Ein Flughart, ein Hun.

9*
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[131/0147] Es ſint ouch etlich Frowen, die tund ſich us, wie das inen an den Brüſten wee ſie, und die nemment ein Miltze und ſchellent das ze einer Siten und legent das über die Brüſte und kerent das geſchelte Ende uß, und beſtrichent das mit Blut, daz man wenen ſolle, es ſient die Brüſte. Es ſint ouch etlich Blinde und Krüppel, die ire Kint deſto härter haltent mit Froſt und mit andern Dingen, ſo ſi junge ſint daz ſie ouch lamme und blind werden, daß man ihnen deſto eh das Allmoſen gebe. Es iſt ouch etlicher die ſtoſſet ſin Hand in ein Handſchu und henckent die an den Hals und ſprichet, er habe St. Antonien Buß; Und diſe die da andeigent, das iſt gegangen uf dem Terich, das iſt uf dem Lande mit dem Klant und mit dem Lume, daß iſt mit Eiſenhaltungen, als ob ſie gefangen weren geweſſen; und wen die zuſammen kommen in die Pöſe daz iſt die Herberg, ſo wollent ſi haben ein Breitfus, das iſt ein Gans und Flughart das ſint Hüner und Johanns gnug, das iſt der Wein; wen ſi den verſchechent werdent, daß iſt ſo ſi truncken werdent, ſo hebet ſich ein Jnnen daß iſt ein Spilen mit den Rüblingen daß ſint Würffel, wen den etliche verinnet, daß iſt verſpielet, daß er nit me hat, ſo wil er ein Narunge anfachen, damitte ſo wird er wercken daß iſt, veretſcht, daß es die ſchuder ſichent gewar werdent, das ſint die Ambtlüte daſelbs, ſo wird er gebrukt in der Gabel, daz iſt gefangen, in der Statt, iſt es daz es umtich narung iſt, daß iſt bös, ſo wirt er geflöſſelt oder gemögen daz iſt ertrenckt, iſt es aber klein gefüge narunge die nit vaſt böſſe iſt, ſo ſchnidet man ime die Lüſelinge ab, daß ſind die Oren. Diß iſt ir Rottwelſche. Lem iſt Brott. Johann, Wein. Boßhart, Fleiſch. Laberte, Eyer. Ein Ruheling, ein Verbun, ein Breitfus, iſt eine Gans. Ein Flughart, ein Hun. 9*

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum01_1858/147>, abgerufen am 22.11.2024.