Vor allem aber strebte der Verfasser, auf den unerschütter- lichen festen Grund hinzuweisen, auf welchem das deutsche Fami- lienhaus und das deutsche Bürgerthum mit seiner christlich-deut- schen Zucht und Sitte und die geheiligten Jnstitutionen der Kirche und des Staats gegründet sind, auf welchen sich aber sogar jetzt der rohe sensualistische und atheistische Materialismus als Hort und Förderer des gewerblichen Verbrechens vermessen her- aufgewagt hat, um die schlecht versteckten wunden Stellen des social-politischen Körpers zu erspähen und jede Schwäche zum tückischen Angriff und Niederwerfen zu benutzen. Möchten die verworfenen Bilder, welche der Verfasser aus dem tiefsten Schlamm menschlicher Sünde heraufbeschwören und vor Augen stellen mußte, den Feind, seinen Kampf und Sieg deutlich kennbar machen, und der vorliegenden, um aller drohenden Gefahr und Noth willen unter- nommenen Arbeit des Verfassers ein solches Verständniß bereiten, wie der gerade schlichte Mann der Wahrheit, Luther, solches dem ältesten sittlichen Noth- und Hülfsbüchlein gegen den Betrug, dem Liber Vagatorum, gönnte, indem er in der Vorrede seiner Ausgabe sagte: "Jch habs aber für gut angesehen, das solch büchlin nicht alleine am tage bliebe, sondern auch fast vberall gemein wurde, damit man doch sehe vnd greiffe, wie der teuffel so gewaltig ynn der welt regiere, obs helffen wolte, das man klug würde, vnd sich für yhm ein mal fursehen wolte!"
Lübeck, im August 1858. Benedict Ave-Lallemant, Doctor beider Rechte.
Vor allem aber ſtrebte der Verfaſſer, auf den unerſchütter- lichen feſten Grund hinzuweiſen, auf welchem das deutſche Fami- lienhaus und das deutſche Bürgerthum mit ſeiner chriſtlich-deut- ſchen Zucht und Sitte und die geheiligten Jnſtitutionen der Kirche und des Staats gegründet ſind, auf welchen ſich aber ſogar jetzt der rohe ſenſualiſtiſche und atheiſtiſche Materialismus als Hort und Förderer des gewerblichen Verbrechens vermeſſen her- aufgewagt hat, um die ſchlecht verſteckten wunden Stellen des ſocial-politiſchen Körpers zu erſpähen und jede Schwäche zum tückiſchen Angriff und Niederwerfen zu benutzen. Möchten die verworfenen Bilder, welche der Verfaſſer aus dem tiefſten Schlamm menſchlicher Sünde heraufbeſchwören und vor Augen ſtellen mußte, den Feind, ſeinen Kampf und Sieg deutlich kennbar machen, und der vorliegenden, um aller drohenden Gefahr und Noth willen unter- nommenen Arbeit des Verfaſſers ein ſolches Verſtändniß bereiten, wie der gerade ſchlichte Mann der Wahrheit, Luther, ſolches dem älteſten ſittlichen Noth- und Hülfsbüchlein gegen den Betrug, dem Liber Vagatorum, gönnte, indem er in der Vorrede ſeiner Ausgabe ſagte: „Jch habs aber für gut angeſehen, das ſolch büchlin nicht alleine am tage bliebe, ſondern auch faſt vberall gemein wurde, damit man doch ſehe vnd greiffe, wie der teuffel ſo gewaltig ynn der welt regiere, obs helffen wolte, das man klug würde, vnd ſich für yhm ein mal furſehen wolte!“
Lübeck, im Auguſt 1858. Benedict Avé-Lallemant, Doctor beider Rechte.
<TEI><text><front><divn="1"><pbfacs="#f0014"n="XVI"/><p>Vor allem aber ſtrebte der Verfaſſer, auf den unerſchütter-<lb/>
lichen feſten Grund hinzuweiſen, auf welchem das deutſche Fami-<lb/>
lienhaus und das deutſche Bürgerthum mit ſeiner chriſtlich-deut-<lb/>ſchen Zucht und Sitte und die geheiligten Jnſtitutionen der Kirche<lb/>
und des Staats gegründet ſind, auf welchen ſich aber ſogar<lb/>
jetzt der rohe ſenſualiſtiſche und atheiſtiſche Materialismus als<lb/>
Hort und Förderer des gewerblichen Verbrechens vermeſſen her-<lb/>
aufgewagt hat, um die ſchlecht verſteckten wunden Stellen des<lb/>ſocial-politiſchen Körpers zu erſpähen und jede Schwäche zum<lb/>
tückiſchen Angriff und Niederwerfen zu benutzen. Möchten die<lb/>
verworfenen Bilder, welche der Verfaſſer aus dem tiefſten Schlamm<lb/>
menſchlicher Sünde heraufbeſchwören und vor Augen ſtellen mußte,<lb/>
den Feind, ſeinen Kampf und Sieg deutlich kennbar machen, und<lb/>
der vorliegenden, um aller drohenden Gefahr und Noth willen unter-<lb/>
nommenen Arbeit des Verfaſſers ein ſolches Verſtändniß bereiten, wie<lb/>
der gerade ſchlichte Mann der Wahrheit, <hirendition="#g">Luther</hi>, ſolches dem älteſten<lb/>ſittlichen Noth- und Hülfsbüchlein gegen den Betrug, dem <hirendition="#aq">Liber<lb/>
Vagatorum</hi>, gönnte, indem er in der Vorrede ſeiner Ausgabe<lb/>ſagte: „Jch habs aber für gut angeſehen, das ſolch büchlin nicht<lb/>
alleine am tage bliebe, ſondern auch faſt vberall gemein wurde,<lb/>
damit man doch ſehe vnd greiffe, wie der teuffel ſo gewaltig ynn<lb/>
der welt regiere, obs helffen wolte, das man klug würde, vnd<lb/>ſich für yhm ein mal furſehen wolte!“</p><lb/><closer><salute><hirendition="#et"><hirendition="#g">Lübeck</hi>, im Auguſt 1858.<lb/><hirendition="#b">Benedict Avé-Lallemant,</hi><lb/>
Doctor beider Rechte.</hi></salute></closer></div><lb/></front></text></TEI>
[XVI/0014]
Vor allem aber ſtrebte der Verfaſſer, auf den unerſchütter-
lichen feſten Grund hinzuweiſen, auf welchem das deutſche Fami-
lienhaus und das deutſche Bürgerthum mit ſeiner chriſtlich-deut-
ſchen Zucht und Sitte und die geheiligten Jnſtitutionen der Kirche
und des Staats gegründet ſind, auf welchen ſich aber ſogar
jetzt der rohe ſenſualiſtiſche und atheiſtiſche Materialismus als
Hort und Förderer des gewerblichen Verbrechens vermeſſen her-
aufgewagt hat, um die ſchlecht verſteckten wunden Stellen des
ſocial-politiſchen Körpers zu erſpähen und jede Schwäche zum
tückiſchen Angriff und Niederwerfen zu benutzen. Möchten die
verworfenen Bilder, welche der Verfaſſer aus dem tiefſten Schlamm
menſchlicher Sünde heraufbeſchwören und vor Augen ſtellen mußte,
den Feind, ſeinen Kampf und Sieg deutlich kennbar machen, und
der vorliegenden, um aller drohenden Gefahr und Noth willen unter-
nommenen Arbeit des Verfaſſers ein ſolches Verſtändniß bereiten, wie
der gerade ſchlichte Mann der Wahrheit, Luther, ſolches dem älteſten
ſittlichen Noth- und Hülfsbüchlein gegen den Betrug, dem Liber
Vagatorum, gönnte, indem er in der Vorrede ſeiner Ausgabe
ſagte: „Jch habs aber für gut angeſehen, das ſolch büchlin nicht
alleine am tage bliebe, ſondern auch faſt vberall gemein wurde,
damit man doch ſehe vnd greiffe, wie der teuffel ſo gewaltig ynn
der welt regiere, obs helffen wolte, das man klug würde, vnd
ſich für yhm ein mal furſehen wolte!“
Lübeck, im Auguſt 1858.
Benedict Avé-Lallemant,
Doctor beider Rechte.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. XVI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum01_1858/14>, abgerufen am 08.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.