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Allgemeine Zeitung. Nr. 180. Augsburg, 28. Juni 1840.

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Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonntag
Nr. 180.
28 Junius 1840.
Spanien.

In Folge der innern Spaltungen unter den Feinden der Ordnung ist die Ruhe der Hauptstadt völlig gesichert. General Balboa, dessen Festigkeit bekannt ist, hat Befehl erhalten, sich während der Abwesenheit der Königin Madrid zu nähern. Seine Energie wird den Unruhestiftern Einhalt thun, wenn sie unklug genug wären, sich gehen zu lassen. Der französische Gesandte ist von Aranjuez noch nicht wieder zurück. Man glaubt, daß die zurückgebliebenen Minister nach dem Schluß der Cortes in vierzehn Tagen sich zur Königin begeben werden. Um dieselbe Zeit soll sich Hr. Mundoz mit seiner Mutter und Schwester in die Schweiz begeben.

Cabrera war den 8 Juni mit 2000 Mann in Berga eingerückt. Sein erstes Geschäft war die Verhaftung der Mörder des Grafen von Espanna. Fünf davon, worunter der Commandant Castannoles, der Pfarrer Ferrer und der Domherr Fors, wurden erschossen; zwei andere erlitten die Strafe der Garrotte. Weitere Executionen standen bevor. Der Hauptmörder Espanna's, Bep-al-Oli (sein wahrer Name ist Miguel Pons), ward den 12 in Ketten zu Berga eingebracht, wo der Tod seiner wartete. Die Unterwerfung Segarra's beschränkte sich, wie ich vermuthet, zuerst nur auf dessen Person. Der General war am 12 mit seinem Aide-de-Camp und ungefähr 30 Soldaten heimlich aus Prats de Llusanes in der Richtung gegen Vich aufgebrochen, von wo ihm General Carbo, verabredetermaßen, ein Detaschement entgegenzusenden versprochen hatte. Zu San Bartolomeo de Grau angelangt, witterten jedoch die Begleiter Segarra's Verrath und wollten den General verhaften. Da spornte dieser sein Pferd zu rascher Flucht, streckte seinen ihm nachsetzenden Adjutanten zu Boden, und konnte so, in hohem Saatfelde versteckt, die Ankunft der entgegen geschickten Christinos abwarten. Seitdem hat Segarra von Vich aus einen Aufruf an seine ehemaligen Waffengefährten gerichtet, in Folge dessen sich auch täglich ganze Schaaren von Ausreißern stellen. 20,000 Mann Fußvolk und 3000 Reiter, unter Espartero, sind um Lerida vereinigt. 9000 Mann stehen zu Vich unter General Carbo. "Bei der ersten entscheidenden Bewegung auf Manresa - sagt der Postillon von Gerona - dürfte, was noch von Rebellen unter den Waffen, sich entweder der Königin unterwerfen, oder über Campdevanol, ein Punkt, der nicht umsonst durch auserlesene Mannschaft bewacht wird, sein Heil jenseits der Berge suchen." Die Vortruppen Cabrera's standen den 15 noch bei Pons (auf halbem Wege zwischen Lerida und Berga); Ros d'Eroles (eigentlich Bartolomeo Perredon) hielt in der Umgegend von Organna und die Bande des Estartus zu San Pau nächst Campredon. - Balmaseda war, jedem Gefechte ausweichend, bei Annäherung des Obersten Lara, den 13 von Pennna Coba auf Cobaleda zurückgegangen, von wo er suchen dürfte, seine alten Raubhöhlen, Beteta und Cannete, wieder zu gewinnen. Oberst Lara folgte ihm auf den Fersen und hatte ihm bereits eine Heerde von 1000 Merinos wieder abgejagt. General Piquero hielt Carazo, wo der Cabecilla 200 Mann Besatzung zurückgelassen, eng blokirt. Die Garnison hatte Mangel an Lebensmitteln und lange Vertheidigung ist daher unmöglich. (Es ist bekanntlich seitdem gefallen.) - Den 13, von Guadalajara weg, übernahm General Concha die Escorte Ihrer Majestäten, die er bis Medinaceli geleitet. Sein Aufbruch gegen Balmaseda konnte also frühestens den 16 erfolgen.

(Moniteur.) Telegraphische Depesche. Bayonne, 22 Jun. Der Generalcommandant der 20sten Militärdivision an den Kriegsminister. Am 25 wurden 7 Bataillone und 9 Schwadronen Factiosen, welche das Geleite der beiden Königinnen angreifen sollten, zwischen Siguenza und Medina Celi durch die Division des Generals Concha völlig geschlagen. Die Rebellen unter Palacios' Befehle verloren viele Leute; man machte 1400 Gefangene, worunter 105 Officiere und drei Hauptanführer.

Großbritannien.

Der Proceß Courvoisiers vor dem großen Criminalgerichtshof ward am 18 unter Anwesenheit einer vornehmen Zuschauermenge (darunter auch der Herzog von Sussex) eröffnet, und ist seitdem in einer dreitägigen Sitzung am 20 zu Ende gebracht worden. Die erste Sitzung war am Donnerstag um 10 Uhr. Ein Modell des Hauses Lord W. Russels stand auf der Tafel. Courvoisier erschien in anständiger schwarzer Kleidung mit fester Haltung. Nach dem Verlesen des Anklageactes und auf die gewöhnliche Frage, ob er schuldig oder nichtschuldig sey, antwortete er mit leiser aber ruhiger Stimme: Nicht schuldig. Vom Actuar (Clerk of the arraigns) ward ihm darauf eröffnet, daß er als Fremder das Recht habe, eine halb aus Fremden zusammengesetzte Jury zu verlangen; er erklärte jedoch, daß er von Engländern gerichtet zu werden wünsche. Die zwölf Geschwornen legten hierauf ihren Eid in die Hände des Common-Sergeant ab, ohne daß C. gegen einen derselben etwas eingewandt hätte. Die beiden Richter, Lord Oberrichter (Chief Justice) Tindal und Baron


Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonntag
Nr. 180.
28 Junius 1840.
Spanien.

In Folge der innern Spaltungen unter den Feinden der Ordnung ist die Ruhe der Hauptstadt völlig gesichert. General Balboa, dessen Festigkeit bekannt ist, hat Befehl erhalten, sich während der Abwesenheit der Königin Madrid zu nähern. Seine Energie wird den Unruhestiftern Einhalt thun, wenn sie unklug genug wären, sich gehen zu lassen. Der französische Gesandte ist von Aranjuez noch nicht wieder zurück. Man glaubt, daß die zurückgebliebenen Minister nach dem Schluß der Cortes in vierzehn Tagen sich zur Königin begeben werden. Um dieselbe Zeit soll sich Hr. Muñoz mit seiner Mutter und Schwester in die Schweiz begeben.

Cabrera war den 8 Juni mit 2000 Mann in Berga eingerückt. Sein erstes Geschäft war die Verhaftung der Mörder des Grafen von España. Fünf davon, worunter der Commandant Castañoles, der Pfarrer Ferrer und der Domherr Fors, wurden erschossen; zwei andere erlitten die Strafe der Garrotte. Weitere Executionen standen bevor. Der Hauptmörder España's, Bep-al-Oli (sein wahrer Name ist Miguel Pons), ward den 12 in Ketten zu Berga eingebracht, wo der Tod seiner wartete. Die Unterwerfung Segarra's beschränkte sich, wie ich vermuthet, zuerst nur auf dessen Person. Der General war am 12 mit seinem Aide-de-Camp und ungefähr 30 Soldaten heimlich aus Prats de Llusanes in der Richtung gegen Vich aufgebrochen, von wo ihm General Carbo, verabredetermaßen, ein Detaschement entgegenzusenden versprochen hatte. Zu San Bartolomeo de Grau angelangt, witterten jedoch die Begleiter Segarra's Verrath und wollten den General verhaften. Da spornte dieser sein Pferd zu rascher Flucht, streckte seinen ihm nachsetzenden Adjutanten zu Boden, und konnte so, in hohem Saatfelde versteckt, die Ankunft der entgegen geschickten Christinos abwarten. Seitdem hat Segarra von Vich aus einen Aufruf an seine ehemaligen Waffengefährten gerichtet, in Folge dessen sich auch täglich ganze Schaaren von Ausreißern stellen. 20,000 Mann Fußvolk und 3000 Reiter, unter Espartero, sind um Lerida vereinigt. 9000 Mann stehen zu Vich unter General Carbo. „Bei der ersten entscheidenden Bewegung auf Manresa – sagt der Postillon von Gerona – dürfte, was noch von Rebellen unter den Waffen, sich entweder der Königin unterwerfen, oder über Campdevanol, ein Punkt, der nicht umsonst durch auserlesene Mannschaft bewacht wird, sein Heil jenseits der Berge suchen.“ Die Vortruppen Cabrera's standen den 15 noch bei Pons (auf halbem Wege zwischen Lerida und Berga); Ros d'Eroles (eigentlich Bartolomeo Perredon) hielt in der Umgegend von Orgaña und die Bande des Estartus zu San Pau nächst Campredon. – Balmaseda war, jedem Gefechte ausweichend, bei Annäherung des Obersten Lara, den 13 von Penña Coba auf Cobaleda zurückgegangen, von wo er suchen dürfte, seine alten Raubhöhlen, Beteta und Cañete, wieder zu gewinnen. Oberst Lara folgte ihm auf den Fersen und hatte ihm bereits eine Heerde von 1000 Merinos wieder abgejagt. General Piquero hielt Carazo, wo der Cabecilla 200 Mann Besatzung zurückgelassen, eng blokirt. Die Garnison hatte Mangel an Lebensmitteln und lange Vertheidigung ist daher unmöglich. (Es ist bekanntlich seitdem gefallen.) – Den 13, von Guadalajara weg, übernahm General Concha die Escorte Ihrer Majestäten, die er bis Medinaceli geleitet. Sein Aufbruch gegen Balmaseda konnte also frühestens den 16 erfolgen.

(Moniteur.) Telegraphische Depesche. Bayonne, 22 Jun. Der Generalcommandant der 20sten Militärdivision an den Kriegsminister. Am 25 wurden 7 Bataillone und 9 Schwadronen Factiosen, welche das Geleite der beiden Königinnen angreifen sollten, zwischen Siguenza und Medina Celi durch die Division des Generals Concha völlig geschlagen. Die Rebellen unter Palacios' Befehle verloren viele Leute; man machte 1400 Gefangene, worunter 105 Officiere und drei Hauptanführer.

Großbritannien.

Der Proceß Courvoisiers vor dem großen Criminalgerichtshof ward am 18 unter Anwesenheit einer vornehmen Zuschauermenge (darunter auch der Herzog von Sussex) eröffnet, und ist seitdem in einer dreitägigen Sitzung am 20 zu Ende gebracht worden. Die erste Sitzung war am Donnerstag um 10 Uhr. Ein Modell des Hauses Lord W. Russels stand auf der Tafel. Courvoisier erschien in anständiger schwarzer Kleidung mit fester Haltung. Nach dem Verlesen des Anklageactes und auf die gewöhnliche Frage, ob er schuldig oder nichtschuldig sey, antwortete er mit leiser aber ruhiger Stimme: Nicht schuldig. Vom Actuar (Clerk of the arraigns) ward ihm darauf eröffnet, daß er als Fremder das Recht habe, eine halb aus Fremden zusammengesetzte Jury zu verlangen; er erklärte jedoch, daß er von Engländern gerichtet zu werden wünsche. Die zwölf Geschwornen legten hierauf ihren Eid in die Hände des Common-Sergeant ab, ohne daß C. gegen einen derselben etwas eingewandt hätte. Die beiden Richter, Lord Oberrichter (Chief Justice) Tindal und Baron

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[1433/0001] Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. Sonntag Nr. 180. 28 Junius 1840.Spanien. _ Madrid, 15 Jun. In Folge der innern Spaltungen unter den Feinden der Ordnung ist die Ruhe der Hauptstadt völlig gesichert. General Balboa, dessen Festigkeit bekannt ist, hat Befehl erhalten, sich während der Abwesenheit der Königin Madrid zu nähern. Seine Energie wird den Unruhestiftern Einhalt thun, wenn sie unklug genug wären, sich gehen zu lassen. Der französische Gesandte ist von Aranjuez noch nicht wieder zurück. Man glaubt, daß die zurückgebliebenen Minister nach dem Schluß der Cortes in vierzehn Tagen sich zur Königin begeben werden. Um dieselbe Zeit soll sich Hr. Muñoz mit seiner Mutter und Schwester in die Schweiz begeben. _ Bordeaux, 21 Jun. Cabrera war den 8 Juni mit 2000 Mann in Berga eingerückt. Sein erstes Geschäft war die Verhaftung der Mörder des Grafen von España. Fünf davon, worunter der Commandant Castañoles, der Pfarrer Ferrer und der Domherr Fors, wurden erschossen; zwei andere erlitten die Strafe der Garrotte. Weitere Executionen standen bevor. Der Hauptmörder España's, Bep-al-Oli (sein wahrer Name ist Miguel Pons), ward den 12 in Ketten zu Berga eingebracht, wo der Tod seiner wartete. Die Unterwerfung Segarra's beschränkte sich, wie ich vermuthet, zuerst nur auf dessen Person. Der General war am 12 mit seinem Aide-de-Camp und ungefähr 30 Soldaten heimlich aus Prats de Llusanes in der Richtung gegen Vich aufgebrochen, von wo ihm General Carbo, verabredetermaßen, ein Detaschement entgegenzusenden versprochen hatte. Zu San Bartolomeo de Grau angelangt, witterten jedoch die Begleiter Segarra's Verrath und wollten den General verhaften. Da spornte dieser sein Pferd zu rascher Flucht, streckte seinen ihm nachsetzenden Adjutanten zu Boden, und konnte so, in hohem Saatfelde versteckt, die Ankunft der entgegen geschickten Christinos abwarten. Seitdem hat Segarra von Vich aus einen Aufruf an seine ehemaligen Waffengefährten gerichtet, in Folge dessen sich auch täglich ganze Schaaren von Ausreißern stellen. 20,000 Mann Fußvolk und 3000 Reiter, unter Espartero, sind um Lerida vereinigt. 9000 Mann stehen zu Vich unter General Carbo. „Bei der ersten entscheidenden Bewegung auf Manresa – sagt der Postillon von Gerona – dürfte, was noch von Rebellen unter den Waffen, sich entweder der Königin unterwerfen, oder über Campdevanol, ein Punkt, der nicht umsonst durch auserlesene Mannschaft bewacht wird, sein Heil jenseits der Berge suchen.“ Die Vortruppen Cabrera's standen den 15 noch bei Pons (auf halbem Wege zwischen Lerida und Berga); Ros d'Eroles (eigentlich Bartolomeo Perredon) hielt in der Umgegend von Orgaña und die Bande des Estartus zu San Pau nächst Campredon. – Balmaseda war, jedem Gefechte ausweichend, bei Annäherung des Obersten Lara, den 13 von Penña Coba auf Cobaleda zurückgegangen, von wo er suchen dürfte, seine alten Raubhöhlen, Beteta und Cañete, wieder zu gewinnen. Oberst Lara folgte ihm auf den Fersen und hatte ihm bereits eine Heerde von 1000 Merinos wieder abgejagt. General Piquero hielt Carazo, wo der Cabecilla 200 Mann Besatzung zurückgelassen, eng blokirt. Die Garnison hatte Mangel an Lebensmitteln und lange Vertheidigung ist daher unmöglich. (Es ist bekanntlich seitdem gefallen.) – Den 13, von Guadalajara weg, übernahm General Concha die Escorte Ihrer Majestäten, die er bis Medinaceli geleitet. Sein Aufbruch gegen Balmaseda konnte also frühestens den 16 erfolgen. (Moniteur.) Telegraphische Depesche. Bayonne, 22 Jun. Der Generalcommandant der 20sten Militärdivision an den Kriegsminister. Am 25 wurden 7 Bataillone und 9 Schwadronen Factiosen, welche das Geleite der beiden Königinnen angreifen sollten, zwischen Siguenza und Medina Celi durch die Division des Generals Concha völlig geschlagen. Die Rebellen unter Palacios' Befehle verloren viele Leute; man machte 1400 Gefangene, worunter 105 Officiere und drei Hauptanführer. Großbritannien. Der Proceß Courvoisiers vor dem großen Criminalgerichtshof ward am 18 unter Anwesenheit einer vornehmen Zuschauermenge (darunter auch der Herzog von Sussex) eröffnet, und ist seitdem in einer dreitägigen Sitzung am 20 zu Ende gebracht worden. Die erste Sitzung war am Donnerstag um 10 Uhr. Ein Modell des Hauses Lord W. Russels stand auf der Tafel. Courvoisier erschien in anständiger schwarzer Kleidung mit fester Haltung. Nach dem Verlesen des Anklageactes und auf die gewöhnliche Frage, ob er schuldig oder nichtschuldig sey, antwortete er mit leiser aber ruhiger Stimme: Nicht schuldig. Vom Actuar (Clerk of the arraigns) ward ihm darauf eröffnet, daß er als Fremder das Recht habe, eine halb aus Fremden zusammengesetzte Jury zu verlangen; er erklärte jedoch, daß er von Engländern gerichtet zu werden wünsche. Die zwölf Geschwornen legten hierauf ihren Eid in die Hände des Common-Sergeant ab, ohne daß C. gegen einen derselben etwas eingewandt hätte. Die beiden Richter, Lord Oberrichter (Chief Justice) Tindal und Baron

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 180. Augsburg, 28. Juni 1840, S. 1433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_180_18400628/1>, abgerufen am 28.03.2024.