Allgemeine Zeitung. Nr. 174. Augsburg, 22. Juni 1840.Deutschland. München, 20 Jun, Ein diesen Morgen erschienenes Regierungsblatt bringt eine Bekanntmachung, das bei der Ausfertigung und Erledigung der Begleitscheine zu beobachtende Verfahren betreffend. - Ein katholischer Missionär, Pater Nicola, der sich seit einigen Wochen hier aufhält, und die Bewilligung zu einer Collecte für die durch Brand verunglückten Christen in Pera nachsuchte und erhielt, hat bis jetzt, den Beitrag Sr. Maj. des Königs von 500 fl. mitgerechnet, eine Summe von 1500 fl. zu jenem frommen Zwecke gesammelt - ein neuer Beweis des regen Wohlthätigkeitssinns der hiesigen Einwohner, der nie ermüdet, wie oft und viel er auch in Anspruch genommen wird. - Se. kais. Hoh. der Erzherzog Vicekönig von Italien hat dem hiesigen Lithographen Driendl für die Uebersendung eines lithographirten Bildes (den Gnadenact Sr. Maj. des Kaisers in Mailand vorstellend) eine sehr werthvolle goldene Tabatiere zustellen lassen. - Heute starb hier, von allen die ihn kannten betrauert, der königl. Oberappellationsrath v. Reindl. Heidelberg, 14 Jun. Die Gesammtzahl der Studirenden in diesem Halbjahre beträgt 701 und hat also im Verhältniß zum vorigen Halbjahre um 41 zugenommen, und zwar ist diese Zunahme besonders in der juristischen, demnächst auch in der medicinischen Facultät bemerklich. Ein nicht geringer Theil der neu Immatriculirten ist von preußischen Universitäten und Gymnasien gekommen. (K. Z.) Frankfurt a M., 18 Jun. In Bieberich, wohin heute die russische Kaiserfamilie mit der Prinzessin Marie von Hessen abgereist ist, wird im herzoglichen Schlosse große Tafel statt finden. Dahin begab sich auch die gestern hier von Wiesbaden eingetroffene Großfürstin Helene von Rußland. Der großherzoglich hessische Hof hat sich nach Darmstadt zurückbegeben. Die kaiserlich russische Familie wird heute noch in Ems eintreffen, der Großfürst Thronfolger aber, wie es heißt, von da eine Reise nach Holland unternehmen. Ueber die Rückreise des Kaisers ist noch nichts bekannt. - Gestern trafen hier unter vielen andern Personen der k. belgische Minister am Bundestag, Hr. Nothomb, der k. französische Geschäftsträger am kurfürstlichen hessischen Hofe, Graf Bearn, und der großherzoglich badische Generallieutenant, Freihr. v. Stockhorn ein. Frankfurt a. M., 10 Jun. Der Aufenthalt der Kaiserin von Rußland in Ems wird zwei Monate andauern, und während dieser Zeit auch der großh. hessische Hof in diesem Badeorte verweilen. Von Berlin werden mehrere hohe Personen, vielleicht selbst der König, in Ems erwartet. Kassel, 16 Jun. Die Session des dießmaligen Landtags naht sich ihrem Ende; nach mehrmonatlichen schwierigen Arbeiten des Finanzausschusses steht das Finanzgesetz heute auf der Tagesordnung, und wird wahrscheinlich noch in dieser Woche seine Erledigung finden. Das Land kann mit den Resultaten desselben (über welche Sie fortlaufende kurze Berichte in den einheimischen Blättern finden) zufrieden seyn, denn obgleich die Gesammtbewilligung für die nächste dreijährige Finanzperiode die laufende beinahe um 1 Million Thaler übersteigt, kann doch ein sehr bedeutender Erlaß (von etwa 70,000 Thlr.) an der Grundsteuer stattfinden, da die indirecten Steuern seit Anschluß an den preußischen Zollverein mit jedem Jahre um ein Bedeutendes gestiegen sind. Die Mehrausgabe wird hauptsächlich durch Straßen- und andere Bauten veranlaßt. Nach Bewilligung des Budgets wird dem Vernehmen nach die hannover'sche Verfassungsangelegenheit in Anregung gebracht werden. - Ein Gedicht von Franz Dingelstedt, um Jordans Befreiung bittend, hat sich der größten Theilnahme in unserm Lande zu erfreuen gehabt, welche schon daraus ersichtlich, daß dasselbe aus dem Stuttgarter Morgenblatte in dem Hersfelder Hessenboten und andern hessischen Localblättern abgedruckt ist, und in unserer Stadt in vielfältigen Abschriften circulirt. Dresden, 14 Jun. In der gestrigen Abendsitzung der zweiten Kammer waren lauter Petitionen auf der Tagesordnung, von welchen nur die der Leipziger Bank, wegen Gestattung der Emittirung kleinerer Banknoten, eine umfängliche Discussion hervorrief. Die Deputation hatte sich beifällig erklärt und wenn auch nicht Appoints zu 1 Thlr. doch dergleichen zu 5 Thlr. bevorwortet, für den Fall aber, daß die Kammer nicht darauf eingehen oder ein gemeinschaftlicher Beschluß beider Kammern nicht mehr zu ermöglichen seyn sollte, die Petition an die Regierung abzugeben vorgeschlagen. Das letztere wird denn nun auch, obwohl muthmaßlich ohne sonderlichen Erfolg, geschehen, da sich die Kammer gegen das erstere - Ausgabe kleiner Banknoten bis zu 5 Thlr. herab - mit 38 gegen 23 Stimmen erklärt hat. Für das Deputationsgutachten, ja zum Theil mit dem Wunsche, daß noch kleinere Appoints der Bank auszugeben gestattet werden möchte, sprachen sich v. Watzdorf, v. Thielau, Meisel, Coith und der Präsident aus. Dagegen waren Sachße, Clauß aus Chemnitz und Rahlenbeck. Die Regierung, welche durch den Minister v. Zeschau und den Geheimrath v. Wietersheim an der Debatte Theil nahm, gehörte der letztern Partei an. Der Minister v. Zeschau namentlich erklärte, es seyen nicht financielle Gründe, welche der Emittirung kleiner Banknoten entgegenträten, sondern weit wichtigere Rücksichten. Man sey daher überall dagegen, z. B. in Frankreich und Bayern, welches letztere doch die Banken sehr begünstige. Das Beispiel von Oesterreich, auf dessen Nationalbank Coith hingewiesen hatte, beweise nichts, denn dort seyen der Bank Vergünstigungen der hier bezeichneten Art zugestanden worden, als die Regierung in Verlegenheit gewesen. Ueber den günstigen Stand der dortigen Bankactien stehe ihm kein Urtheil zu. Uebrigens sey es zu verwundern, daß die Leipziger Bank ein solches Ansuchen stelle, da sie selbst zugebe, daß sie an dem Verhältnisse Schuld sey, durch welches sie in ihren Operationen gehemmt werde. Sachße hatte auf die in Sachsen circulirenden preußischen Papiere hingewiesen; aber v. Watzdorf meinte, Sachsen sey Preußen gerade nicht zum Danke verpflichtet, wenn es in die Vergangenheit zurückblicke. Billig sey es, der Leipziger Bank die erbetene Vergünstigung zuzugestehen, da sie die Eisenbahncompagnie auch genösse. Rahlenbeck erklärte, er habe gegen die Eisenbahnscheine eine wahre Antipathie, und Clauß aus Chemnitz äußerte, die Leipziger Bank habe sich nicht gemeinnützig gemacht, da sie die Chemnitzer Zweigbank nicht ins Leben treten lasse; sein Wunsch sey eine sächsische Nationalbank. Sachße fügte bei, es sey die beanspruchte Vergünstigung nichts weiter als eine Unterstützung aus Staatscassen; denn die Bank mache durch die Emittirung von 150,000 Thlrn. Banknoten einen Profit von 6000 Thlrn. Hiergegen bemerkte der Präsident, als Vorstand der berichterstattenden dritten Deputation, das sey ein Irrthum, denn zwei Drittel des Betrags müßten dafür baar in der Bank niedergelegt oder sonst gedeckt werden. Auch könnten ja nicht, wie Sachße gethan, 5 Procent berechnet werden, sondern nur 4 1/2 und vielleicht noch weniger, also vermindere sich der Profit von 2000 Thlrn. beinahe auf 1000 Thlr. Da nun Sachße hiergegen remonstrirte, daß der Hr. Präsident wegen der 5 Procent selbst im Irrthume sey, indem er, Sachße, nach dem Facit nur 4 Procent angenommen habe, so schlug der Präsident vor, sie wollten ihre Irrthümer gegenseitig compensiren, was denn auch geschah. Das Resultat der Abstimmung über die Hauptsache war übrigens das bereits angegebene. Unter Deutschland. München, 20 Jun, Ein diesen Morgen erschienenes Regierungsblatt bringt eine Bekanntmachung, das bei der Ausfertigung und Erledigung der Begleitscheine zu beobachtende Verfahren betreffend. – Ein katholischer Missionär, Pater Nicolà, der sich seit einigen Wochen hier aufhält, und die Bewilligung zu einer Collecte für die durch Brand verunglückten Christen in Pera nachsuchte und erhielt, hat bis jetzt, den Beitrag Sr. Maj. des Königs von 500 fl. mitgerechnet, eine Summe von 1500 fl. zu jenem frommen Zwecke gesammelt – ein neuer Beweis des regen Wohlthätigkeitssinns der hiesigen Einwohner, der nie ermüdet, wie oft und viel er auch in Anspruch genommen wird. – Se. kais. Hoh. der Erzherzog Vicekönig von Italien hat dem hiesigen Lithographen Driendl für die Uebersendung eines lithographirten Bildes (den Gnadenact Sr. Maj. des Kaisers in Mailand vorstellend) eine sehr werthvolle goldene Tabatière zustellen lassen. – Heute starb hier, von allen die ihn kannten betrauert, der königl. Oberappellationsrath v. Reindl. Heidelberg, 14 Jun. Die Gesammtzahl der Studirenden in diesem Halbjahre beträgt 701 und hat also im Verhältniß zum vorigen Halbjahre um 41 zugenommen, und zwar ist diese Zunahme besonders in der juristischen, demnächst auch in der medicinischen Facultät bemerklich. Ein nicht geringer Theil der neu Immatriculirten ist von preußischen Universitäten und Gymnasien gekommen. (K. Z.) Frankfurt a M., 18 Jun. In Bieberich, wohin heute die russische Kaiserfamilie mit der Prinzessin Marie von Hessen abgereist ist, wird im herzoglichen Schlosse große Tafel statt finden. Dahin begab sich auch die gestern hier von Wiesbaden eingetroffene Großfürstin Helene von Rußland. Der großherzoglich hessische Hof hat sich nach Darmstadt zurückbegeben. Die kaiserlich russische Familie wird heute noch in Ems eintreffen, der Großfürst Thronfolger aber, wie es heißt, von da eine Reise nach Holland unternehmen. Ueber die Rückreise des Kaisers ist noch nichts bekannt. – Gestern trafen hier unter vielen andern Personen der k. belgische Minister am Bundestag, Hr. Nothomb, der k. französische Geschäftsträger am kurfürstlichen hessischen Hofe, Graf Bearn, und der großherzoglich badische Generallieutenant, Freihr. v. Stockhorn ein. Frankfurt a. M., 10 Jun. Der Aufenthalt der Kaiserin von Rußland in Ems wird zwei Monate andauern, und während dieser Zeit auch der großh. hessische Hof in diesem Badeorte verweilen. Von Berlin werden mehrere hohe Personen, vielleicht selbst der König, in Ems erwartet. Kassel, 16 Jun. Die Session des dießmaligen Landtags naht sich ihrem Ende; nach mehrmonatlichen schwierigen Arbeiten des Finanzausschusses steht das Finanzgesetz heute auf der Tagesordnung, und wird wahrscheinlich noch in dieser Woche seine Erledigung finden. Das Land kann mit den Resultaten desselben (über welche Sie fortlaufende kurze Berichte in den einheimischen Blättern finden) zufrieden seyn, denn obgleich die Gesammtbewilligung für die nächste dreijährige Finanzperiode die laufende beinahe um 1 Million Thaler übersteigt, kann doch ein sehr bedeutender Erlaß (von etwa 70,000 Thlr.) an der Grundsteuer stattfinden, da die indirecten Steuern seit Anschluß an den preußischen Zollverein mit jedem Jahre um ein Bedeutendes gestiegen sind. Die Mehrausgabe wird hauptsächlich durch Straßen- und andere Bauten veranlaßt. Nach Bewilligung des Budgets wird dem Vernehmen nach die hannover'sche Verfassungsangelegenheit in Anregung gebracht werden. – Ein Gedicht von Franz Dingelstedt, um Jordans Befreiung bittend, hat sich der größten Theilnahme in unserm Lande zu erfreuen gehabt, welche schon daraus ersichtlich, daß dasselbe aus dem Stuttgarter Morgenblatte in dem Hersfelder Hessenboten und andern hessischen Localblättern abgedruckt ist, und in unserer Stadt in vielfältigen Abschriften circulirt. Dresden, 14 Jun. In der gestrigen Abendsitzung der zweiten Kammer waren lauter Petitionen auf der Tagesordnung, von welchen nur die der Leipziger Bank, wegen Gestattung der Emittirung kleinerer Banknoten, eine umfängliche Discussion hervorrief. Die Deputation hatte sich beifällig erklärt und wenn auch nicht Appoints zu 1 Thlr. doch dergleichen zu 5 Thlr. bevorwortet, für den Fall aber, daß die Kammer nicht darauf eingehen oder ein gemeinschaftlicher Beschluß beider Kammern nicht mehr zu ermöglichen seyn sollte, die Petition an die Regierung abzugeben vorgeschlagen. Das letztere wird denn nun auch, obwohl muthmaßlich ohne sonderlichen Erfolg, geschehen, da sich die Kammer gegen das erstere – Ausgabe kleiner Banknoten bis zu 5 Thlr. herab – mit 38 gegen 23 Stimmen erklärt hat. Für das Deputationsgutachten, ja zum Theil mit dem Wunsche, daß noch kleinere Appoints der Bank auszugeben gestattet werden möchte, sprachen sich v. Watzdorf, v. Thielau, Meisel, Coith und der Präsident aus. Dagegen waren Sachße, Clauß aus Chemnitz und Rahlenbeck. Die Regierung, welche durch den Minister v. Zeschau und den Geheimrath v. Wietersheim an der Debatte Theil nahm, gehörte der letztern Partei an. Der Minister v. Zeschau namentlich erklärte, es seyen nicht financielle Gründe, welche der Emittirung kleiner Banknoten entgegenträten, sondern weit wichtigere Rücksichten. Man sey daher überall dagegen, z. B. in Frankreich und Bayern, welches letztere doch die Banken sehr begünstige. Das Beispiel von Oesterreich, auf dessen Nationalbank Coith hingewiesen hatte, beweise nichts, denn dort seyen der Bank Vergünstigungen der hier bezeichneten Art zugestanden worden, als die Regierung in Verlegenheit gewesen. Ueber den günstigen Stand der dortigen Bankactien stehe ihm kein Urtheil zu. Uebrigens sey es zu verwundern, daß die Leipziger Bank ein solches Ansuchen stelle, da sie selbst zugebe, daß sie an dem Verhältnisse Schuld sey, durch welches sie in ihren Operationen gehemmt werde. Sachße hatte auf die in Sachsen circulirenden preußischen Papiere hingewiesen; aber v. Watzdorf meinte, Sachsen sey Preußen gerade nicht zum Danke verpflichtet, wenn es in die Vergangenheit zurückblicke. Billig sey es, der Leipziger Bank die erbetene Vergünstigung zuzugestehen, da sie die Eisenbahncompagnie auch genösse. Rahlenbeck erklärte, er habe gegen die Eisenbahnscheine eine wahre Antipathie, und Clauß aus Chemnitz äußerte, die Leipziger Bank habe sich nicht gemeinnützig gemacht, da sie die Chemnitzer Zweigbank nicht ins Leben treten lasse; sein Wunsch sey eine sächsische Nationalbank. Sachße fügte bei, es sey die beanspruchte Vergünstigung nichts weiter als eine Unterstützung aus Staatscassen; denn die Bank mache durch die Emittirung von 150,000 Thlrn. Banknoten einen Profit von 6000 Thlrn. Hiergegen bemerkte der Präsident, als Vorstand der berichterstattenden dritten Deputation, das sey ein Irrthum, denn zwei Drittel des Betrags müßten dafür baar in der Bank niedergelegt oder sonst gedeckt werden. Auch könnten ja nicht, wie Sachße gethan, 5 Procent berechnet werden, sondern nur 4 1/2 und vielleicht noch weniger, also vermindere sich der Profit von 2000 Thlrn. beinahe auf 1000 Thlr. Da nun Sachße hiergegen remonstrirte, daß der Hr. Präsident wegen der 5 Procent selbst im Irrthume sey, indem er, Sachße, nach dem Facit nur 4 Procent angenommen habe, so schlug der Präsident vor, sie wollten ihre Irrthümer gegenseitig compensiren, was denn auch geschah. Das Resultat der Abstimmung über die Hauptsache war übrigens das bereits angegebene. 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Hoh. der Erzherzog Vicekönig von Italien hat dem hiesigen Lithographen Driendl für die Uebersendung eines lithographirten Bildes (den Gnadenact Sr. Maj. des Kaisers in Mailand vorstellend) eine sehr werthvolle goldene Tabatière zustellen lassen. – Heute starb hier, von allen die ihn kannten betrauert, der königl. Oberappellationsrath v. Reindl.</p> </div><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Heidelberg,</hi> 14 Jun.</dateline> <p> Die Gesammtzahl der Studirenden in diesem Halbjahre beträgt 701 und hat also im Verhältniß zum vorigen Halbjahre um 41 zugenommen, und zwar ist diese Zunahme besonders in der juristischen, demnächst auch in der medicinischen Facultät bemerklich. Ein nicht geringer Theil der neu Immatriculirten ist von preußischen Universitäten und Gymnasien gekommen. (K. 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Das Land kann mit den Resultaten desselben (über welche Sie fortlaufende kurze Berichte in den einheimischen Blättern finden) zufrieden seyn, denn obgleich die Gesammtbewilligung für die nächste dreijährige Finanzperiode die laufende beinahe um 1 Million Thaler übersteigt, kann doch ein sehr bedeutender Erlaß (von etwa 70,000 Thlr.) an der Grundsteuer stattfinden, da die indirecten Steuern seit Anschluß an den preußischen Zollverein mit jedem Jahre um ein Bedeutendes gestiegen sind. Die Mehrausgabe wird hauptsächlich durch Straßen- und andere Bauten veranlaßt. Nach Bewilligung des Budgets wird dem Vernehmen nach die hannover'sche Verfassungsangelegenheit in Anregung gebracht werden. – Ein Gedicht von Franz Dingelstedt, um Jordans Befreiung bittend, hat sich der größten Theilnahme in unserm Lande zu erfreuen gehabt, welche schon daraus ersichtlich, daß dasselbe aus dem Stuttgarter Morgenblatte in dem Hersfelder Hessenboten und andern hessischen Localblättern abgedruckt ist, und in unserer Stadt in vielfältigen Abschriften circulirt.</p> </div><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Dresden,</hi> 14 Jun.</dateline> <p> In der gestrigen Abendsitzung der zweiten Kammer waren lauter Petitionen auf der Tagesordnung, von welchen nur die der Leipziger Bank, wegen Gestattung der Emittirung kleinerer Banknoten, eine umfängliche Discussion hervorrief. Die Deputation hatte sich beifällig erklärt und wenn auch nicht Appoints zu 1 Thlr. doch dergleichen zu 5 Thlr. bevorwortet, für den Fall aber, daß die Kammer nicht darauf eingehen oder ein gemeinschaftlicher Beschluß beider Kammern nicht mehr zu ermöglichen seyn sollte, die Petition an die Regierung abzugeben vorgeschlagen. Das letztere wird denn nun auch, obwohl muthmaßlich ohne sonderlichen Erfolg, geschehen, da sich die Kammer gegen das erstere – Ausgabe kleiner Banknoten bis zu 5 Thlr. herab – mit 38 gegen 23 Stimmen erklärt hat. Für das Deputationsgutachten, ja zum Theil mit dem Wunsche, daß noch kleinere Appoints der Bank auszugeben gestattet werden möchte, sprachen sich v. Watzdorf, v. Thielau, Meisel, Coith und der Präsident aus. Dagegen waren Sachße, Clauß aus Chemnitz und Rahlenbeck. Die Regierung, welche durch den Minister v. Zeschau und den Geheimrath v. Wietersheim an der Debatte Theil nahm, gehörte der letztern Partei an. Der Minister v. Zeschau namentlich erklärte, es seyen nicht financielle Gründe, welche der Emittirung kleiner Banknoten entgegenträten, sondern weit wichtigere Rücksichten. Man sey daher überall dagegen, z. B. in Frankreich und Bayern, welches letztere doch die Banken sehr begünstige. Das Beispiel von Oesterreich, auf dessen Nationalbank Coith hingewiesen hatte, beweise nichts, denn dort seyen der Bank Vergünstigungen der hier bezeichneten Art zugestanden worden, als die Regierung in Verlegenheit gewesen. Ueber den günstigen Stand der dortigen Bankactien stehe ihm kein Urtheil zu. Uebrigens sey es zu verwundern, daß die Leipziger Bank ein solches Ansuchen stelle, da sie selbst zugebe, daß sie an dem Verhältnisse Schuld sey, durch welches sie in ihren Operationen gehemmt werde. Sachße hatte auf die in Sachsen circulirenden preußischen Papiere hingewiesen; aber v. Watzdorf meinte, Sachsen sey Preußen gerade nicht zum Danke verpflichtet, wenn es in die Vergangenheit zurückblicke. Billig sey es, der Leipziger Bank die erbetene Vergünstigung zuzugestehen, da sie die Eisenbahncompagnie auch genösse. Rahlenbeck erklärte, er habe gegen die Eisenbahnscheine eine wahre Antipathie, und Clauß aus Chemnitz äußerte, die Leipziger Bank habe sich nicht gemeinnützig gemacht, da sie die Chemnitzer Zweigbank nicht ins Leben treten lasse; sein Wunsch sey eine sächsische Nationalbank. Sachße fügte bei, es sey die beanspruchte Vergünstigung nichts weiter als eine Unterstützung aus Staatscassen; denn die Bank mache durch die Emittirung von 150,000 Thlrn. Banknoten einen Profit von 6000 Thlrn. Hiergegen bemerkte der Präsident, als Vorstand der berichterstattenden dritten Deputation, das sey ein Irrthum, denn zwei Drittel des Betrags müßten dafür baar in der Bank niedergelegt oder sonst gedeckt werden. Auch könnten ja nicht, wie Sachße gethan, 5 Procent berechnet werden, sondern nur 4 1/2 und vielleicht noch weniger, also vermindere sich der Profit von 2000 Thlrn. beinahe auf 1000 Thlr. Da nun Sachße hiergegen remonstrirte, daß der Hr. Präsident wegen der 5 Procent selbst im Irrthume sey, indem er, Sachße, nach dem Facit nur 4 Procent angenommen habe, so schlug der Präsident vor, sie wollten ihre Irrthümer gegenseitig compensiren, was denn auch geschah. Das Resultat der Abstimmung über die Hauptsache war übrigens das bereits angegebene. Unter<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1391/0007]
Deutschland.
_ München, 20 Jun, Ein diesen Morgen erschienenes Regierungsblatt bringt eine Bekanntmachung, das bei der Ausfertigung und Erledigung der Begleitscheine zu beobachtende Verfahren betreffend. – Ein katholischer Missionär, Pater Nicolà, der sich seit einigen Wochen hier aufhält, und die Bewilligung zu einer Collecte für die durch Brand verunglückten Christen in Pera nachsuchte und erhielt, hat bis jetzt, den Beitrag Sr. Maj. des Königs von 500 fl. mitgerechnet, eine Summe von 1500 fl. zu jenem frommen Zwecke gesammelt – ein neuer Beweis des regen Wohlthätigkeitssinns der hiesigen Einwohner, der nie ermüdet, wie oft und viel er auch in Anspruch genommen wird. – Se. kais. Hoh. der Erzherzog Vicekönig von Italien hat dem hiesigen Lithographen Driendl für die Uebersendung eines lithographirten Bildes (den Gnadenact Sr. Maj. des Kaisers in Mailand vorstellend) eine sehr werthvolle goldene Tabatière zustellen lassen. – Heute starb hier, von allen die ihn kannten betrauert, der königl. Oberappellationsrath v. Reindl.
_ Heidelberg, 14 Jun. Die Gesammtzahl der Studirenden in diesem Halbjahre beträgt 701 und hat also im Verhältniß zum vorigen Halbjahre um 41 zugenommen, und zwar ist diese Zunahme besonders in der juristischen, demnächst auch in der medicinischen Facultät bemerklich. Ein nicht geringer Theil der neu Immatriculirten ist von preußischen Universitäten und Gymnasien gekommen. (K. Z.)
_ Frankfurt a M., 18 Jun. In Bieberich, wohin heute die russische Kaiserfamilie mit der Prinzessin Marie von Hessen abgereist ist, wird im herzoglichen Schlosse große Tafel statt finden. Dahin begab sich auch die gestern hier von Wiesbaden eingetroffene Großfürstin Helene von Rußland. Der großherzoglich hessische Hof hat sich nach Darmstadt zurückbegeben. Die kaiserlich russische Familie wird heute noch in Ems eintreffen, der Großfürst Thronfolger aber, wie es heißt, von da eine Reise nach Holland unternehmen. Ueber die Rückreise des Kaisers ist noch nichts bekannt. – Gestern trafen hier unter vielen andern Personen der k. belgische Minister am Bundestag, Hr. Nothomb, der k. französische Geschäftsträger am kurfürstlichen hessischen Hofe, Graf Bearn, und der großherzoglich badische Generallieutenant, Freihr. v. Stockhorn ein.
_ Frankfurt a. M., 10 Jun. Der Aufenthalt der Kaiserin von Rußland in Ems wird zwei Monate andauern, und während dieser Zeit auch der großh. hessische Hof in diesem Badeorte verweilen. Von Berlin werden mehrere hohe Personen, vielleicht selbst der König, in Ems erwartet.
_ Kassel, 16 Jun. Die Session des dießmaligen Landtags naht sich ihrem Ende; nach mehrmonatlichen schwierigen Arbeiten des Finanzausschusses steht das Finanzgesetz heute auf der Tagesordnung, und wird wahrscheinlich noch in dieser Woche seine Erledigung finden. Das Land kann mit den Resultaten desselben (über welche Sie fortlaufende kurze Berichte in den einheimischen Blättern finden) zufrieden seyn, denn obgleich die Gesammtbewilligung für die nächste dreijährige Finanzperiode die laufende beinahe um 1 Million Thaler übersteigt, kann doch ein sehr bedeutender Erlaß (von etwa 70,000 Thlr.) an der Grundsteuer stattfinden, da die indirecten Steuern seit Anschluß an den preußischen Zollverein mit jedem Jahre um ein Bedeutendes gestiegen sind. Die Mehrausgabe wird hauptsächlich durch Straßen- und andere Bauten veranlaßt. Nach Bewilligung des Budgets wird dem Vernehmen nach die hannover'sche Verfassungsangelegenheit in Anregung gebracht werden. – Ein Gedicht von Franz Dingelstedt, um Jordans Befreiung bittend, hat sich der größten Theilnahme in unserm Lande zu erfreuen gehabt, welche schon daraus ersichtlich, daß dasselbe aus dem Stuttgarter Morgenblatte in dem Hersfelder Hessenboten und andern hessischen Localblättern abgedruckt ist, und in unserer Stadt in vielfältigen Abschriften circulirt.
_ Dresden, 14 Jun. In der gestrigen Abendsitzung der zweiten Kammer waren lauter Petitionen auf der Tagesordnung, von welchen nur die der Leipziger Bank, wegen Gestattung der Emittirung kleinerer Banknoten, eine umfängliche Discussion hervorrief. Die Deputation hatte sich beifällig erklärt und wenn auch nicht Appoints zu 1 Thlr. doch dergleichen zu 5 Thlr. bevorwortet, für den Fall aber, daß die Kammer nicht darauf eingehen oder ein gemeinschaftlicher Beschluß beider Kammern nicht mehr zu ermöglichen seyn sollte, die Petition an die Regierung abzugeben vorgeschlagen. Das letztere wird denn nun auch, obwohl muthmaßlich ohne sonderlichen Erfolg, geschehen, da sich die Kammer gegen das erstere – Ausgabe kleiner Banknoten bis zu 5 Thlr. herab – mit 38 gegen 23 Stimmen erklärt hat. Für das Deputationsgutachten, ja zum Theil mit dem Wunsche, daß noch kleinere Appoints der Bank auszugeben gestattet werden möchte, sprachen sich v. Watzdorf, v. Thielau, Meisel, Coith und der Präsident aus. Dagegen waren Sachße, Clauß aus Chemnitz und Rahlenbeck. Die Regierung, welche durch den Minister v. Zeschau und den Geheimrath v. Wietersheim an der Debatte Theil nahm, gehörte der letztern Partei an. Der Minister v. Zeschau namentlich erklärte, es seyen nicht financielle Gründe, welche der Emittirung kleiner Banknoten entgegenträten, sondern weit wichtigere Rücksichten. Man sey daher überall dagegen, z. B. in Frankreich und Bayern, welches letztere doch die Banken sehr begünstige. Das Beispiel von Oesterreich, auf dessen Nationalbank Coith hingewiesen hatte, beweise nichts, denn dort seyen der Bank Vergünstigungen der hier bezeichneten Art zugestanden worden, als die Regierung in Verlegenheit gewesen. Ueber den günstigen Stand der dortigen Bankactien stehe ihm kein Urtheil zu. Uebrigens sey es zu verwundern, daß die Leipziger Bank ein solches Ansuchen stelle, da sie selbst zugebe, daß sie an dem Verhältnisse Schuld sey, durch welches sie in ihren Operationen gehemmt werde. Sachße hatte auf die in Sachsen circulirenden preußischen Papiere hingewiesen; aber v. Watzdorf meinte, Sachsen sey Preußen gerade nicht zum Danke verpflichtet, wenn es in die Vergangenheit zurückblicke. Billig sey es, der Leipziger Bank die erbetene Vergünstigung zuzugestehen, da sie die Eisenbahncompagnie auch genösse. Rahlenbeck erklärte, er habe gegen die Eisenbahnscheine eine wahre Antipathie, und Clauß aus Chemnitz äußerte, die Leipziger Bank habe sich nicht gemeinnützig gemacht, da sie die Chemnitzer Zweigbank nicht ins Leben treten lasse; sein Wunsch sey eine sächsische Nationalbank. Sachße fügte bei, es sey die beanspruchte Vergünstigung nichts weiter als eine Unterstützung aus Staatscassen; denn die Bank mache durch die Emittirung von 150,000 Thlrn. Banknoten einen Profit von 6000 Thlrn. Hiergegen bemerkte der Präsident, als Vorstand der berichterstattenden dritten Deputation, das sey ein Irrthum, denn zwei Drittel des Betrags müßten dafür baar in der Bank niedergelegt oder sonst gedeckt werden. Auch könnten ja nicht, wie Sachße gethan, 5 Procent berechnet werden, sondern nur 4 1/2 und vielleicht noch weniger, also vermindere sich der Profit von 2000 Thlrn. beinahe auf 1000 Thlr. Da nun Sachße hiergegen remonstrirte, daß der Hr. Präsident wegen der 5 Procent selbst im Irrthume sey, indem er, Sachße, nach dem Facit nur 4 Procent angenommen habe, so schlug der Präsident vor, sie wollten ihre Irrthümer gegenseitig compensiren, was denn auch geschah. Das Resultat der Abstimmung über die Hauptsache war übrigens das bereits angegebene. Unter
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(2016-06-28T11:37:15Z)
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