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Allgemeine Zeitung. Nr. 173. Augsburg, 21. Juni 1840.

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Mexico.

Englische Blätter schreiben aus Veracruz vom 2 Mai: Campeche hat sich für unabhängig von der Republik Mexico erklärt, der Präsident Bustamante jedoch rückt mit Truppen gegen die Insurgenten. General Santa Anna ist, ernstlich krank, auf seinem Landsitze.

Spanien.

Die Angaben über Balmaseda's Stärke weichen sehr von einander ab. Von zwei vor mir liegenden Briefen aus Aranda de Duero schätzt sie der eine auf höchstens 1200 Mann, während der andere deren mindestens 2000 zu Fuß und 800 zu Pferd annimmt. Gewiß ist, daß der Cabecilla den Meister in der Gegend spielt, und der Schrecken seines Namens so groß ist, daß zwei Zeilen von seiner Hand hinreichen, um auf den Dörfern die übertriebensten Brandschatzungen einzutreiben. Ja am 5 Jun. trieb er die Frechheit so weit, von der Stadt Aranda 5000 Zwieback, 1000 Arobas Mehl und eine bedeutende Menge Wein und Schlachtvieh zur Verproviantirung des Forts von Carazo zu fordern, die ihm jedoch verweigert wurden. Carazo liegt auf einer steilen Höhe in der Sierra von Burgos; schon Pfarrer Merino hatte seiner Zeit die Vortheile seiner Lage erkannt, und dessen Befestigung versucht. Balmaseda hat nun eine Abtheilung von 200 Mann daselbst zurückgelassen, unter deren Hut 2000 bei Todesstrafe zusammengejagte Bauern an dessen Verschanzung arbeiten. Auch zu Ayllon (im Gebirge, das Guadalajara von Segovia trennt), wo 30,000 Realen erpreßt wurden, blieb eine namhafte Abtheilung stehen. In dem niedergebrannten Nava überließen sich die Rebellen, den ruchlosesten Ausschweifungen, schändeten Weiber und Mädchen, und metzelten einen Theil der Bevölkerung nieder. Dem Alcalde von Riaza ließ Balmaseda schriftlich bedeuten, die obrigkeitlichen Gebäude sogleich in Brand zu stecken und Sorge zu tragen, daß die Flammen hoch aufloderten, damit er von seinem Hauptquartier aus das Feuer erschauen möge, widrigenfalls er in Person nach Riaza kommen und die Häuser aller Liberalen und aller Glieder des Ayuntamiento in Asche legen würde. Fliegende Schaaren durchstreifen links und rechts die Gegend, die Wohnungen plündernd, und alle ehemaligen Soldaten des Prätendenten zu den Waffen rufend. Die Milicianos von Roa sind mit Weib und Kind noch immer zu Pennafiel; die von Olmedillo widerstanden wacker in ihrem Thurme. Zwei Briefposten und drei Diligencen wurden angehalten und Wagen und Papiere verbrannt. Die Truppen der Constitutionellen sammelten sich zahlreich um Santo Domingo de la Cazalda. Sie sollten sich in drei Colonnen theilen, deren eine der Oberst Lara, eine zweite der Vicekönig von Navarra, General Rivero, in Person befehligen würde. Man sah jeden Augenblick einer entscheidenden Bewegung entgegen. - Die Armee des Doppelherzogs de la Victoria und von Morella (letzterer Titel ist nebst dem Großkreuz des goldenen Vließes seine neueste Belohnung) ist am 2 Junius gegen Catalonien aufgebrochen; der Obergeneral, der am 6 bei Mequinenza auf Booten über den Ebro setzte, sollte den 7 zu Lerida und den 8 oder 9 zu Iguelada eintreffen, wo er die Ankunft Ihrer Majestäten erwarten wollte, deren Abreise auf den 11 festgesetzt schien.

Aus der Mancha und von Guadalajara lauten die Briefe fortwährend kläglich. Verwüstung und Plünderung waren an der Tagesordnung. Zu Beteta wurden in den ersten Tagen des Monats alle dort festgehaltenen Geiseln erschossen, ihre Weiber und Töchter auf öffentlichem Platze geschändet. Die in Valencia herumstreifenden Rotten brannten in ihrer rasenden Wuth alle Saaten nieder, zerstörten und zerstampften Weinberge, Rüben- und Krautfelder. - Andrerseits übte Balboa unmenschliche Rache. "Zum Uebermaaß unserer Schande, ruft der ministerielle Castellano aus, sieht man in der Mancha einen General kalten Blutes und ohne Recht und Urtheil Frauen und Mädchen, alt und jung, ermorden, deren einziges Verbrechen darin besteht, das Weib, die Tochter, oder Verwandte eines Carlisten zu seyn." Die Bande der Meuterer von Fernan-Caballero hatte am Himmelfahrtstage das Städtchen Alcubillas überfallen, vom frühen Morgen bis in die Nacht die schmählichsten Excesse verübt, und vor ihrem Abzuge noch den eben von Infantes dort angekommenen Don Pedro Gonzalez Ortaga ermordet. Als die Kunde dieses Vorfalls


Mexico.

Englische Blätter schreiben aus Veracruz vom 2 Mai: Campeche hat sich für unabhängig von der Republik Mexico erklärt, der Präsident Bustamante jedoch rückt mit Truppen gegen die Insurgenten. General Santa Anna ist, ernstlich krank, auf seinem Landsitze.

Spanien.

Die Angaben über Balmaseda's Stärke weichen sehr von einander ab. Von zwei vor mir liegenden Briefen aus Aranda de Duero schätzt sie der eine auf höchstens 1200 Mann, während der andere deren mindestens 2000 zu Fuß und 800 zu Pferd annimmt. Gewiß ist, daß der Cabecilla den Meister in der Gegend spielt, und der Schrecken seines Namens so groß ist, daß zwei Zeilen von seiner Hand hinreichen, um auf den Dörfern die übertriebensten Brandschatzungen einzutreiben. Ja am 5 Jun. trieb er die Frechheit so weit, von der Stadt Aranda 5000 Zwieback, 1000 Arobas Mehl und eine bedeutende Menge Wein und Schlachtvieh zur Verproviantirung des Forts von Carazo zu fordern, die ihm jedoch verweigert wurden. Carazo liegt auf einer steilen Höhe in der Sierra von Burgos; schon Pfarrer Merino hatte seiner Zeit die Vortheile seiner Lage erkannt, und dessen Befestigung versucht. Balmaseda hat nun eine Abtheilung von 200 Mann daselbst zurückgelassen, unter deren Hut 2000 bei Todesstrafe zusammengejagte Bauern an dessen Verschanzung arbeiten. Auch zu Ayllon (im Gebirge, das Guadalajara von Segovia trennt), wo 30,000 Realen erpreßt wurden, blieb eine namhafte Abtheilung stehen. In dem niedergebrannten Nava überließen sich die Rebellen, den ruchlosesten Ausschweifungen, schändeten Weiber und Mädchen, und metzelten einen Theil der Bevölkerung nieder. Dem Alcalde von Riaza ließ Balmaseda schriftlich bedeuten, die obrigkeitlichen Gebäude sogleich in Brand zu stecken und Sorge zu tragen, daß die Flammen hoch aufloderten, damit er von seinem Hauptquartier aus das Feuer erschauen möge, widrigenfalls er in Person nach Riaza kommen und die Häuser aller Liberalen und aller Glieder des Ayuntamiento in Asche legen würde. Fliegende Schaaren durchstreifen links und rechts die Gegend, die Wohnungen plündernd, und alle ehemaligen Soldaten des Prätendenten zu den Waffen rufend. Die Milicianos von Roa sind mit Weib und Kind noch immer zu Peñafiel; die von Olmedillo widerstanden wacker in ihrem Thurme. Zwei Briefposten und drei Diligencen wurden angehalten und Wagen und Papiere verbrannt. Die Truppen der Constitutionellen sammelten sich zahlreich um Santo Domingo de la Cazalda. Sie sollten sich in drei Colonnen theilen, deren eine der Oberst Lara, eine zweite der Vicekönig von Navarra, General Rivero, in Person befehligen würde. Man sah jeden Augenblick einer entscheidenden Bewegung entgegen. – Die Armee des Doppelherzogs de la Victoria und von Morella (letzterer Titel ist nebst dem Großkreuz des goldenen Vließes seine neueste Belohnung) ist am 2 Junius gegen Catalonien aufgebrochen; der Obergeneral, der am 6 bei Mequinenza auf Booten über den Ebro setzte, sollte den 7 zu Lerida und den 8 oder 9 zu Iguelada eintreffen, wo er die Ankunft Ihrer Majestäten erwarten wollte, deren Abreise auf den 11 festgesetzt schien.

Aus der Mancha und von Guadalajara lauten die Briefe fortwährend kläglich. Verwüstung und Plünderung waren an der Tagesordnung. Zu Beteta wurden in den ersten Tagen des Monats alle dort festgehaltenen Geiseln erschossen, ihre Weiber und Töchter auf öffentlichem Platze geschändet. Die in Valencia herumstreifenden Rotten brannten in ihrer rasenden Wuth alle Saaten nieder, zerstörten und zerstampften Weinberge, Rüben- und Krautfelder. Andrerseits übte Balboa unmenschliche Rache. „Zum Uebermaaß unserer Schande, ruft der ministerielle Castellano aus, sieht man in der Mancha einen General kalten Blutes und ohne Recht und Urtheil Frauen und Mädchen, alt und jung, ermorden, deren einziges Verbrechen darin besteht, das Weib, die Tochter, oder Verwandte eines Carlisten zu seyn.“ Die Bande der Meuterer von Fernan-Caballero hatte am Himmelfahrtstage das Städtchen Alcubillas überfallen, vom frühen Morgen bis in die Nacht die schmählichsten Excesse verübt, und vor ihrem Abzuge noch den eben von Infantes dort angekommenen Don Pedro Gonzalez Ortaga ermordet. Als die Kunde dieses Vorfalls

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[1377/0002] Mexico. Englische Blätter schreiben aus Veracruz vom 2 Mai: Campeche hat sich für unabhängig von der Republik Mexico erklärt, der Präsident Bustamante jedoch rückt mit Truppen gegen die Insurgenten. General Santa Anna ist, ernstlich krank, auf seinem Landsitze. _ Spanien.Bordeaux, 13 Jun. Die Angaben über Balmaseda's Stärke weichen sehr von einander ab. Von zwei vor mir liegenden Briefen aus Aranda de Duero schätzt sie der eine auf höchstens 1200 Mann, während der andere deren mindestens 2000 zu Fuß und 800 zu Pferd annimmt. Gewiß ist, daß der Cabecilla den Meister in der Gegend spielt, und der Schrecken seines Namens so groß ist, daß zwei Zeilen von seiner Hand hinreichen, um auf den Dörfern die übertriebensten Brandschatzungen einzutreiben. Ja am 5 Jun. trieb er die Frechheit so weit, von der Stadt Aranda 5000 Zwieback, 1000 Arobas Mehl und eine bedeutende Menge Wein und Schlachtvieh zur Verproviantirung des Forts von Carazo zu fordern, die ihm jedoch verweigert wurden. Carazo liegt auf einer steilen Höhe in der Sierra von Burgos; schon Pfarrer Merino hatte seiner Zeit die Vortheile seiner Lage erkannt, und dessen Befestigung versucht. Balmaseda hat nun eine Abtheilung von 200 Mann daselbst zurückgelassen, unter deren Hut 2000 bei Todesstrafe zusammengejagte Bauern an dessen Verschanzung arbeiten. Auch zu Ayllon (im Gebirge, das Guadalajara von Segovia trennt), wo 30,000 Realen erpreßt wurden, blieb eine namhafte Abtheilung stehen. In dem niedergebrannten Nava überließen sich die Rebellen, den ruchlosesten Ausschweifungen, schändeten Weiber und Mädchen, und metzelten einen Theil der Bevölkerung nieder. Dem Alcalde von Riaza ließ Balmaseda schriftlich bedeuten, die obrigkeitlichen Gebäude sogleich in Brand zu stecken und Sorge zu tragen, daß die Flammen hoch aufloderten, damit er von seinem Hauptquartier aus das Feuer erschauen möge, widrigenfalls er in Person nach Riaza kommen und die Häuser aller Liberalen und aller Glieder des Ayuntamiento in Asche legen würde. Fliegende Schaaren durchstreifen links und rechts die Gegend, die Wohnungen plündernd, und alle ehemaligen Soldaten des Prätendenten zu den Waffen rufend. Die Milicianos von Roa sind mit Weib und Kind noch immer zu Peñafiel; die von Olmedillo widerstanden wacker in ihrem Thurme. Zwei Briefposten und drei Diligencen wurden angehalten und Wagen und Papiere verbrannt. Die Truppen der Constitutionellen sammelten sich zahlreich um Santo Domingo de la Cazalda. Sie sollten sich in drei Colonnen theilen, deren eine der Oberst Lara, eine zweite der Vicekönig von Navarra, General Rivero, in Person befehligen würde. Man sah jeden Augenblick einer entscheidenden Bewegung entgegen. – Die Armee des Doppelherzogs de la Victoria und von Morella (letzterer Titel ist nebst dem Großkreuz des goldenen Vließes seine neueste Belohnung) ist am 2 Junius gegen Catalonien aufgebrochen; der Obergeneral, der am 6 bei Mequinenza auf Booten über den Ebro setzte, sollte den 7 zu Lerida und den 8 oder 9 zu Iguelada eintreffen, wo er die Ankunft Ihrer Majestäten erwarten wollte, deren Abreise auf den 11 festgesetzt schien. _ Bordeaux, 13 Jun. Aus der Mancha und von Guadalajara lauten die Briefe fortwährend kläglich. Verwüstung und Plünderung waren an der Tagesordnung. Zu Beteta wurden in den ersten Tagen des Monats alle dort festgehaltenen Geiseln erschossen, ihre Weiber und Töchter auf öffentlichem Platze geschändet. Die in Valencia herumstreifenden Rotten brannten in ihrer rasenden Wuth alle Saaten nieder, zerstörten und zerstampften Weinberge, Rüben- und Krautfelder. – Andrerseits übte Balboa unmenschliche Rache. „Zum Uebermaaß unserer Schande, ruft der ministerielle Castellano aus, sieht man in der Mancha einen General kalten Blutes und ohne Recht und Urtheil Frauen und Mädchen, alt und jung, ermorden, deren einziges Verbrechen darin besteht, das Weib, die Tochter, oder Verwandte eines Carlisten zu seyn.“ Die Bande der Meuterer von Fernan-Caballero hatte am Himmelfahrtstage das Städtchen Alcubillas überfallen, vom frühen Morgen bis in die Nacht die schmählichsten Excesse verübt, und vor ihrem Abzuge noch den eben von Infantes dort angekommenen Don Pedro Gonzalez Ortaga ermordet. Als die Kunde dieses Vorfalls

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 173. Augsburg, 21. Juni 1840, S. 1377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_173_18400621/2>, abgerufen am 22.11.2024.