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Allgemeine Zeitung. Nr. 170. Augsburg, 18. Juni 1840.

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Minister der öffentlichen Arbeiten ermächtigt werden soll, der Compagnie der Eisenbahn von Orleans eine jährliche Unterstützung von 1,600,000 Fr. zu bezahlen. Das Amendement findet keine Unterstützung, eben so wenig ein anderes von Hrn. Dietrich. Hr. Luneau sprach wiederholt gegen den Artikel der Commission. Hr. Beaumont sucht ihn zu widerlegen. (Abgang der Post.)

[irrelevantes Material] Die Pairskammer, welche am 12 Jun. die Erörterung über das Salzgesetz begonnen hatte, fuhr am 13 darin fort. Der Justizminister erklärt in dieser Sitzung, es sey nothwendig, daß diese Frage in der gegenwärtigen Session noch irgend eine Lösung erhalte, indem sich zu viele Privat- und Fiscalinteressen daran knüpften, die sonst höchlich compromittirt seyn würden. Auch bemerkt er, daß nicht das von der Commission vorgeschlagene System, sondern nur das von der Regierung angetragene zulässig sey.

Der National sagt in Beziehung auf die Abwesenheit des Hrn. Garnier Pages bei dem reformistischen Banket in Paris (S. das gestrige Schreiben aus Paris): "Hr. Garnier Pages war nicht bei dem Banket, weil man ihn nicht eingeladen hatte; und er ward nicht eingeladen, weil man diese Einladung bloß an die Mitglieder des reformistischen Comite's vom letzten Jahre ergehen ließ."

Die Debatten über die Eisenbahnangelegenheiten dauern in der Deputirtenkammer fort, und werden noch einige Tage wegnehmen. Der Entwurf der Regierung und der Vorschlag der Commission wollen den Compagnien, welche die Bahnen von Paris nach Orleans, von Straßburg nach Basel, und von Andrezieux nach Roanne unternommen haben, zu Hülfe kommen, der erstern durch seine von dem Staate zu leistende Garantie, daß die Einschüsse wenigstens 3Procent Zinsen ertragen werden, den beiden andern durch Darlehen aus den Staatscassen. Nach der Ansicht vieler Deputirten wird heute der Garantievorschlag angenommen, und das nämliche Princip auch in Bezug auf die zwei anderen Bahnen angewendet werden. Man zieht das System der Garantie der Zinsen aus dem Grunde vor, weil es im schlimmsten Fall den Staat zu nicht sehr bedeutenden Ausgaben nöthigt, die durch die Vortheile, welche die Eisenbahn dem allgemeinen Verkehr bringt, weit aufgewogen werden; außerdem ist zu hoffen, daß jenes Garantieversprechen des Staates eine bedeutende moralische Wirkung auf die Unterbringung der Actien äußern, und so vielleicht der Fall gar nicht eintreten wird, die Garantie des Staats in Anspruch zu nehmen. Hinsichtlich der Tarife des Personengeldes wird die Kammer der Regierung die Macht ertheilen, dieselben im Verhältniß der Ausgaben der Unternehmer zu erhöhen. Drei andere Bahnen, von denen der Entwurf spricht, die von Nismes nach Montpellier, dann von Lille nach Dünkirchen und Valenciennes (letztere zur Verbindung mit den belgischen Bahnen), will die Regierung auf eigene Rechnung erbauen. Allem Vermuthen nach findet dieser Theil des Entwurfs großen Widerspruch. Die jetzigen Debatten haben wiederum den Kleinigkeitssinn einer großen Anzahl der Deputirten zur Schau gestellt. Man will nicht begreifen, daß jede Eisenbahn nicht allein ein Interesse für die einzelnen Localitäten darbietet, an denen sie vorbeiführt, sondern daß sie auch im Allgemeinen dem ganzen Königreich zu Nutzen kömmt durch die Beförderung der Verbindungen zwischen den verschiedenen Theilen desselben. So will dann jeder Deputirte nur diejenige Eisenbahn gelten lassen, die sein Dorf berührt, oder worin er oder seine Freunde Actien genommen haben.

Die Frucht der Politik des Hrn. Thiers hat sich jetzt am Baume der Erkenntniß offenbart: sie ist gereift und herabgefallen; sie hat sich als Auflösung der Linken ergeben. Durch Odilon-Barrot hatte die Politik des Hrn. Thiers sich gezeitigt, aber durch Schütteln am Baum hatte er selbst die Frucht zum Falle gebracht. Was ist aus diesem durchschnittenen Apfel herausgekommen? was sich immer bei Zersetzung von morosen, boudirenden Parteien ergeben wird, die als Banner nur allgemeine Mottos aufstecken, statt durchdachter Plane einer mündigen Politik. Während der Restauration hatte die Linke eine bestimmte Polemik gegen das Bestehende, daher trugen ihre Negationen einen mehr oder minder bedeutenden Charakter; seit der Juliusrevolution hat sich die Linke zuerst von den Demagogen und Tribunen abgelöst, dann von den Lafayettisten oder Amerikanischgesinnten, jetzt auch schwankt in ihren Reih und Gliedern was man eine halb und halb anglomanisch gesinnte Partei nennen könnte, zu denen, in sehr getrennten Nuancen, de Sade und Odilon-Barrot gehören. Was bleibt übrig? Murrer, Exbonapartisten, Alles, was liberal sich nannte, ohne einen Funken ächter Liberalität zu besitzen, und gerade diese Masse der Linken löst sich heute vollkommen auf; sie ist es, welche sich debandirt hat, seitdem Thiers Minister geworden. Als Zeichen, daß sie schon früher längst gewünscht hatte, auseinanderzugehen, daß sie aus der Wüste heraus nach dem Canaan lechzte, als nach dem gelobten Lande, und (wie der Courrier und das Siecle mit Recht gesagt haben) schon früherhin dem Ministerium Passy oder Teste anheimgefallen war, haben die Journale der Linken sich nicht gegen jene Tendenz erhoben. Diese Politik des Hrn. Thiers zeugt von großer Gescheidtheit, während sie den Resten des Ministeriums Teste oder Passy zum großen Aerger gereicht, weil ein anderer erntet, was sie gesäet. Da aber die politische Capacität des Hrn. Thiers ihre politische Gewöhnlichkeit übertrumpft hat, da Hr. Thiers ein weit festerer Halt ist für diese aufgelöste Partei als das Ministerium Passy einer gewesen wäre, so begreift man, daß die Linke lieber sich dem Hrn. Thiers, als dem Hrn. Passy angeschlossen. Von heute an gibt es keine alte Linke mehr; sie ist, wo noch nicht durchaus, doch schon zum größten Theil amortirt in die Reihen eines linken Centrums. Was aber noch merkwürdiger ist: Thiers hat weder der Linken noch seinem linken Centrum vieles vergeben. Er denkt wie Napoleon, sein Vorbild, in seiner eigenen Person den revolutionären Rührigkeiten eine Satisfaction zu geben, übrigens keineswegs die revolutionären Tendenzen und besonders nicht die revolutionären Gehässigkeiten zuzulassen. Heute ist also Thiers zu der ziemlich befestigten Stellung gekommen, wo er auf mehr oder minder vollkommene Auflösung der alten Parteien denken kann, was sein eigentliches Bestreben ist. Was die Legitimisten der Kammer betrifft, so ist Berryer sein persönlicher Freund, und hat ihn stets in der Kammer, während aller Discussionen, lobend und schonend gehoben. Es ist wahr, die Legitimisten des alten Regime werden ihm nie ganz hold seyn, aber viele von ihnen sind keineswegs so intractabel als man denkt, und er begegnet ihnen mit ausgezeichneter, persönlicher Höflichkeit. Man weiß, wie Napoleon ebenfalls eine große Masse derselben an sich gezogen. Die Partei der eigentlichen Legitimität ist bestimmt, nach und nach ganz aufzuhören und zu ersterben wie die Partei der englischen Stuarts. Da Thiers weder der katholischen Religion, noch dem großen Gutsbesitz, noch den alten Namen feind ist; da er noch dazu sich im Stand sieht, durch Napoleonische Reminiscenzen kriegerischer Thaten einen Theil der legitimistischen Jugend zu erfreuen (weil der Ruhm hier leicht zur Nationalsache wird, zur Sache der Jugend und des gemeinen Mannes), so hat er als Gegner nur die legitimistischen Journale, und diese besitzen bei dem denkenden und gebildeten Theile der Legitimisten gar keinen Credit, weil die Gazette Bombast

Minister der öffentlichen Arbeiten ermächtigt werden soll, der Compagnie der Eisenbahn von Orleans eine jährliche Unterstützung von 1,600,000 Fr. zu bezahlen. Das Amendement findet keine Unterstützung, eben so wenig ein anderes von Hrn. Dietrich. Hr. Luneau sprach wiederholt gegen den Artikel der Commission. Hr. Beaumont sucht ihn zu widerlegen. (Abgang der Post.)

[irrelevantes Material] Die Pairskammer, welche am 12 Jun. die Erörterung über das Salzgesetz begonnen hatte, fuhr am 13 darin fort. Der Justizminister erklärt in dieser Sitzung, es sey nothwendig, daß diese Frage in der gegenwärtigen Session noch irgend eine Lösung erhalte, indem sich zu viele Privat- und Fiscalinteressen daran knüpften, die sonst höchlich compromittirt seyn würden. Auch bemerkt er, daß nicht das von der Commission vorgeschlagene System, sondern nur das von der Regierung angetragene zulässig sey.

Der National sagt in Beziehung auf die Abwesenheit des Hrn. Garnier Pagès bei dem reformistischen Banket in Paris (S. das gestrige Schreiben aus Paris): „Hr. Garnier Pagès war nicht bei dem Banket, weil man ihn nicht eingeladen hatte; und er ward nicht eingeladen, weil man diese Einladung bloß an die Mitglieder des reformistischen Comité's vom letzten Jahre ergehen ließ.“

Die Debatten über die Eisenbahnangelegenheiten dauern in der Deputirtenkammer fort, und werden noch einige Tage wegnehmen. Der Entwurf der Regierung und der Vorschlag der Commission wollen den Compagnien, welche die Bahnen von Paris nach Orleans, von Straßburg nach Basel, und von Andrezieux nach Roanne unternommen haben, zu Hülfe kommen, der erstern durch seine von dem Staate zu leistende Garantie, daß die Einschüsse wenigstens 3Procent Zinsen ertragen werden, den beiden andern durch Darlehen aus den Staatscassen. Nach der Ansicht vieler Deputirten wird heute der Garantievorschlag angenommen, und das nämliche Princip auch in Bezug auf die zwei anderen Bahnen angewendet werden. Man zieht das System der Garantie der Zinsen aus dem Grunde vor, weil es im schlimmsten Fall den Staat zu nicht sehr bedeutenden Ausgaben nöthigt, die durch die Vortheile, welche die Eisenbahn dem allgemeinen Verkehr bringt, weit aufgewogen werden; außerdem ist zu hoffen, daß jenes Garantieversprechen des Staates eine bedeutende moralische Wirkung auf die Unterbringung der Actien äußern, und so vielleicht der Fall gar nicht eintreten wird, die Garantie des Staats in Anspruch zu nehmen. Hinsichtlich der Tarife des Personengeldes wird die Kammer der Regierung die Macht ertheilen, dieselben im Verhältniß der Ausgaben der Unternehmer zu erhöhen. Drei andere Bahnen, von denen der Entwurf spricht, die von Nismes nach Montpellier, dann von Lille nach Dünkirchen und Valenciennes (letztere zur Verbindung mit den belgischen Bahnen), will die Regierung auf eigene Rechnung erbauen. Allem Vermuthen nach findet dieser Theil des Entwurfs großen Widerspruch. Die jetzigen Debatten haben wiederum den Kleinigkeitssinn einer großen Anzahl der Deputirten zur Schau gestellt. Man will nicht begreifen, daß jede Eisenbahn nicht allein ein Interesse für die einzelnen Localitäten darbietet, an denen sie vorbeiführt, sondern daß sie auch im Allgemeinen dem ganzen Königreich zu Nutzen kömmt durch die Beförderung der Verbindungen zwischen den verschiedenen Theilen desselben. So will dann jeder Deputirte nur diejenige Eisenbahn gelten lassen, die sein Dorf berührt, oder worin er oder seine Freunde Actien genommen haben.

Die Frucht der Politik des Hrn. Thiers hat sich jetzt am Baume der Erkenntniß offenbart: sie ist gereift und herabgefallen; sie hat sich als Auflösung der Linken ergeben. Durch Odilon-Barrot hatte die Politik des Hrn. Thiers sich gezeitigt, aber durch Schütteln am Baum hatte er selbst die Frucht zum Falle gebracht. Was ist aus diesem durchschnittenen Apfel herausgekommen? was sich immer bei Zersetzung von morosen, boudirenden Parteien ergeben wird, die als Banner nur allgemeine Mottos aufstecken, statt durchdachter Plane einer mündigen Politik. Während der Restauration hatte die Linke eine bestimmte Polemik gegen das Bestehende, daher trugen ihre Negationen einen mehr oder minder bedeutenden Charakter; seit der Juliusrevolution hat sich die Linke zuerst von den Demagogen und Tribunen abgelöst, dann von den Lafayettisten oder Amerikanischgesinnten, jetzt auch schwankt in ihren Reih und Gliedern was man eine halb und halb anglomanisch gesinnte Partei nennen könnte, zu denen, in sehr getrennten Nuancen, de Sade und Odilon-Barrot gehören. Was bleibt übrig? Murrer, Exbonapartisten, Alles, was liberal sich nannte, ohne einen Funken ächter Liberalität zu besitzen, und gerade diese Masse der Linken löst sich heute vollkommen auf; sie ist es, welche sich débandirt hat, seitdem Thiers Minister geworden. Als Zeichen, daß sie schon früher längst gewünscht hatte, auseinanderzugehen, daß sie aus der Wüste heraus nach dem Canaan lechzte, als nach dem gelobten Lande, und (wie der Courrier und das Siècle mit Recht gesagt haben) schon früherhin dem Ministerium Passy oder Teste anheimgefallen war, haben die Journale der Linken sich nicht gegen jene Tendenz erhoben. Diese Politik des Hrn. Thiers zeugt von großer Gescheidtheit, während sie den Resten des Ministeriums Teste oder Passy zum großen Aerger gereicht, weil ein anderer erntet, was sie gesäet. Da aber die politische Capacität des Hrn. Thiers ihre politische Gewöhnlichkeit übertrumpft hat, da Hr. Thiers ein weit festerer Halt ist für diese aufgelöste Partei als das Ministerium Passy einer gewesen wäre, so begreift man, daß die Linke lieber sich dem Hrn. Thiers, als dem Hrn. Passy angeschlossen. Von heute an gibt es keine alte Linke mehr; sie ist, wo noch nicht durchaus, doch schon zum größten Theil amortirt in die Reihen eines linken Centrums. Was aber noch merkwürdiger ist: Thiers hat weder der Linken noch seinem linken Centrum vieles vergeben. Er denkt wie Napoleon, sein Vorbild, in seiner eigenen Person den revolutionären Rührigkeiten eine Satisfaction zu geben, übrigens keineswegs die revolutionären Tendenzen und besonders nicht die revolutionären Gehässigkeiten zuzulassen. Heute ist also Thiers zu der ziemlich befestigten Stellung gekommen, wo er auf mehr oder minder vollkommene Auflösung der alten Parteien denken kann, was sein eigentliches Bestreben ist. Was die Legitimisten der Kammer betrifft, so ist Berryer sein persönlicher Freund, und hat ihn stets in der Kammer, während aller Discussionen, lobend und schonend gehoben. Es ist wahr, die Legitimisten des alten Regime werden ihm nie ganz hold seyn, aber viele von ihnen sind keineswegs so intractabel als man denkt, und er begegnet ihnen mit ausgezeichneter, persönlicher Höflichkeit. Man weiß, wie Napoleon ebenfalls eine große Masse derselben an sich gezogen. Die Partei der eigentlichen Legitimität ist bestimmt, nach und nach ganz aufzuhören und zu ersterben wie die Partei der englischen Stuarts. Da Thiers weder der katholischen Religion, noch dem großen Gutsbesitz, noch den alten Namen feind ist; da er noch dazu sich im Stand sieht, durch Napoleonische Reminiscenzen kriegerischer Thaten einen Theil der legitimistischen Jugend zu erfreuen (weil der Ruhm hier leicht zur Nationalsache wird, zur Sache der Jugend und des gemeinen Mannes), so hat er als Gegner nur die legitimistischen Journale, und diese besitzen bei dem denkenden und gebildeten Theile der Legitimisten gar keinen Credit, weil die Gazette Bombast

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[1357/0005] Minister der öffentlichen Arbeiten ermächtigt werden soll, der Compagnie der Eisenbahn von Orleans eine jährliche Unterstützung von 1,600,000 Fr. zu bezahlen. Das Amendement findet keine Unterstützung, eben so wenig ein anderes von Hrn. Dietrich. Hr. Luneau sprach wiederholt gegen den Artikel der Commission. Hr. Beaumont sucht ihn zu widerlegen. (Abgang der Post.) _ Die Pairskammer, welche am 12 Jun. die Erörterung über das Salzgesetz begonnen hatte, fuhr am 13 darin fort. Der Justizminister erklärt in dieser Sitzung, es sey nothwendig, daß diese Frage in der gegenwärtigen Session noch irgend eine Lösung erhalte, indem sich zu viele Privat- und Fiscalinteressen daran knüpften, die sonst höchlich compromittirt seyn würden. Auch bemerkt er, daß nicht das von der Commission vorgeschlagene System, sondern nur das von der Regierung angetragene zulässig sey. Der National sagt in Beziehung auf die Abwesenheit des Hrn. Garnier Pagès bei dem reformistischen Banket in Paris (S. das gestrige Schreiben aus Paris): „Hr. Garnier Pagès war nicht bei dem Banket, weil man ihn nicht eingeladen hatte; und er ward nicht eingeladen, weil man diese Einladung bloß an die Mitglieder des reformistischen Comité's vom letzten Jahre ergehen ließ.“ _ Paris, 13 Jun. Die Debatten über die Eisenbahnangelegenheiten dauern in der Deputirtenkammer fort, und werden noch einige Tage wegnehmen. Der Entwurf der Regierung und der Vorschlag der Commission wollen den Compagnien, welche die Bahnen von Paris nach Orleans, von Straßburg nach Basel, und von Andrezieux nach Roanne unternommen haben, zu Hülfe kommen, der erstern durch seine von dem Staate zu leistende Garantie, daß die Einschüsse wenigstens 3Procent Zinsen ertragen werden, den beiden andern durch Darlehen aus den Staatscassen. Nach der Ansicht vieler Deputirten wird heute der Garantievorschlag angenommen, und das nämliche Princip auch in Bezug auf die zwei anderen Bahnen angewendet werden. Man zieht das System der Garantie der Zinsen aus dem Grunde vor, weil es im schlimmsten Fall den Staat zu nicht sehr bedeutenden Ausgaben nöthigt, die durch die Vortheile, welche die Eisenbahn dem allgemeinen Verkehr bringt, weit aufgewogen werden; außerdem ist zu hoffen, daß jenes Garantieversprechen des Staates eine bedeutende moralische Wirkung auf die Unterbringung der Actien äußern, und so vielleicht der Fall gar nicht eintreten wird, die Garantie des Staats in Anspruch zu nehmen. Hinsichtlich der Tarife des Personengeldes wird die Kammer der Regierung die Macht ertheilen, dieselben im Verhältniß der Ausgaben der Unternehmer zu erhöhen. Drei andere Bahnen, von denen der Entwurf spricht, die von Nismes nach Montpellier, dann von Lille nach Dünkirchen und Valenciennes (letztere zur Verbindung mit den belgischen Bahnen), will die Regierung auf eigene Rechnung erbauen. Allem Vermuthen nach findet dieser Theil des Entwurfs großen Widerspruch. Die jetzigen Debatten haben wiederum den Kleinigkeitssinn einer großen Anzahl der Deputirten zur Schau gestellt. Man will nicht begreifen, daß jede Eisenbahn nicht allein ein Interesse für die einzelnen Localitäten darbietet, an denen sie vorbeiführt, sondern daß sie auch im Allgemeinen dem ganzen Königreich zu Nutzen kömmt durch die Beförderung der Verbindungen zwischen den verschiedenen Theilen desselben. So will dann jeder Deputirte nur diejenige Eisenbahn gelten lassen, die sein Dorf berührt, oder worin er oder seine Freunde Actien genommen haben. _ Paris, 11 Jun. Die Frucht der Politik des Hrn. Thiers hat sich jetzt am Baume der Erkenntniß offenbart: sie ist gereift und herabgefallen; sie hat sich als Auflösung der Linken ergeben. Durch Odilon-Barrot hatte die Politik des Hrn. Thiers sich gezeitigt, aber durch Schütteln am Baum hatte er selbst die Frucht zum Falle gebracht. Was ist aus diesem durchschnittenen Apfel herausgekommen? was sich immer bei Zersetzung von morosen, boudirenden Parteien ergeben wird, die als Banner nur allgemeine Mottos aufstecken, statt durchdachter Plane einer mündigen Politik. Während der Restauration hatte die Linke eine bestimmte Polemik gegen das Bestehende, daher trugen ihre Negationen einen mehr oder minder bedeutenden Charakter; seit der Juliusrevolution hat sich die Linke zuerst von den Demagogen und Tribunen abgelöst, dann von den Lafayettisten oder Amerikanischgesinnten, jetzt auch schwankt in ihren Reih und Gliedern was man eine halb und halb anglomanisch gesinnte Partei nennen könnte, zu denen, in sehr getrennten Nuancen, de Sade und Odilon-Barrot gehören. Was bleibt übrig? Murrer, Exbonapartisten, Alles, was liberal sich nannte, ohne einen Funken ächter Liberalität zu besitzen, und gerade diese Masse der Linken löst sich heute vollkommen auf; sie ist es, welche sich débandirt hat, seitdem Thiers Minister geworden. Als Zeichen, daß sie schon früher längst gewünscht hatte, auseinanderzugehen, daß sie aus der Wüste heraus nach dem Canaan lechzte, als nach dem gelobten Lande, und (wie der Courrier und das Siècle mit Recht gesagt haben) schon früherhin dem Ministerium Passy oder Teste anheimgefallen war, haben die Journale der Linken sich nicht gegen jene Tendenz erhoben. Diese Politik des Hrn. Thiers zeugt von großer Gescheidtheit, während sie den Resten des Ministeriums Teste oder Passy zum großen Aerger gereicht, weil ein anderer erntet, was sie gesäet. Da aber die politische Capacität des Hrn. Thiers ihre politische Gewöhnlichkeit übertrumpft hat, da Hr. Thiers ein weit festerer Halt ist für diese aufgelöste Partei als das Ministerium Passy einer gewesen wäre, so begreift man, daß die Linke lieber sich dem Hrn. Thiers, als dem Hrn. Passy angeschlossen. Von heute an gibt es keine alte Linke mehr; sie ist, wo noch nicht durchaus, doch schon zum größten Theil amortirt in die Reihen eines linken Centrums. Was aber noch merkwürdiger ist: Thiers hat weder der Linken noch seinem linken Centrum vieles vergeben. Er denkt wie Napoleon, sein Vorbild, in seiner eigenen Person den revolutionären Rührigkeiten eine Satisfaction zu geben, übrigens keineswegs die revolutionären Tendenzen und besonders nicht die revolutionären Gehässigkeiten zuzulassen. Heute ist also Thiers zu der ziemlich befestigten Stellung gekommen, wo er auf mehr oder minder vollkommene Auflösung der alten Parteien denken kann, was sein eigentliches Bestreben ist. Was die Legitimisten der Kammer betrifft, so ist Berryer sein persönlicher Freund, und hat ihn stets in der Kammer, während aller Discussionen, lobend und schonend gehoben. Es ist wahr, die Legitimisten des alten Regime werden ihm nie ganz hold seyn, aber viele von ihnen sind keineswegs so intractabel als man denkt, und er begegnet ihnen mit ausgezeichneter, persönlicher Höflichkeit. Man weiß, wie Napoleon ebenfalls eine große Masse derselben an sich gezogen. Die Partei der eigentlichen Legitimität ist bestimmt, nach und nach ganz aufzuhören und zu ersterben wie die Partei der englischen Stuarts. Da Thiers weder der katholischen Religion, noch dem großen Gutsbesitz, noch den alten Namen feind ist; da er noch dazu sich im Stand sieht, durch Napoleonische Reminiscenzen kriegerischer Thaten einen Theil der legitimistischen Jugend zu erfreuen (weil der Ruhm hier leicht zur Nationalsache wird, zur Sache der Jugend und des gemeinen Mannes), so hat er als Gegner nur die legitimistischen Journale, und diese besitzen bei dem denkenden und gebildeten Theile der Legitimisten gar keinen Credit, weil die Gazette Bombast

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 170. Augsburg, 18. Juni 1840, S. 1357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_170_18400618/5>, abgerufen am 23.11.2024.