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Allgemeine Zeitung. Nr. 166. Augsburg, 14. Juni 1840.

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ein großer Geist, aber er verachtete die Menschen viel zu sehr, als daß er sie hätte gut regieren können. Cromwell hatte eine Religion, obwohl durch Fanatismus getrübt, einen Glauben an das Höhere und Theilnahme an dem, was ihn umgab. Napoleon machte sich selbst zum Gott und aus seinesgleichen seine Werkzeuge."

Frankreich.

Die Königin ist am 9 Jun. um 1 Uhr von ihrer Reise nach Brüssel wieder in Paris angekommen.

Die Herzoge von Orleans und Aumale sind am 8 Jun. Abends in Paris angekommen.

(Commerce.) Der Ernennung des Hrn. Mathieu de la Redorte zur spanischen Botschaft soll in kurzem die des Grafen Roger zu einer diplomatischen Mission folgen. Der Graf Waleski soll durch eine außerordentliche Mission ebenfalls in die Diplomatie eingeführt werden.

Hr. Nepomucene Lemercier, Mitglied der französischen Akademie, ist in Folge einer Krankheit von wenigen Tagen gestorben. Er war 70 Jahr alt. In einem Alter von 16 Jahren hatte er sein erstes Trauerspiel aufführen lassen; erst 20 Jahre später ward sein bestes Trauerspiel Agamemnon aufgeführt. Er ward 1810 in die französische Akademie an die Stelle des Hrn. Noigeon aufgenommen.

(Courrier francais.) Folgendes liest man diesen Abend im Messager, einem der Regierung gehörenden Journal: "Hr. Petit von Bantel mußte wünschen, daß man anderwärts, als im Arriegedepartement, von seiner Fähigkeit und Energie Gebrauch mache." Noch vorher erläutert dasselbe Journal die Veränderungen im Personal durch den ehrenwerthen Eifer, geleistete Dienste zu belohnen. Dieß heißt klar gesprochen und die Bevölkerung des Cantal, die Hr. Petit de Bantel jetzt zu administriren hat, weiß zum voraus, was sie von der Energie ihres neuen Präfecten zu erwarten hat, wenn sich Gelegenheit ergeben sollte, diese anzuwenden.

In der Sitzung der Deputirtenkammer vom 8 Jun. ward die Erörterung des Budgets des Seeministeriums beendigt. Hr. Estancelin hatte im Laufe der Erörterung den Wunsch ausgedrückt, daß die Colonien nicht bloß durch Colonialabgeordnete, sondern ebenso, wie die andern Theile Frankreichs, in der Kammer repräsentirt werden möchten.

[irrelevantes Material] In der Sitzung der Deputirtenkammer am 9 Jun. bestieg zuerst Hr. Roy im Pairscostume die Tribune, und verlas den jährlichen Commissionsbericht zur Aufsicht der Tilgungs-, Depots- und Consignationscasse. Die Einnahmen der Tilgungscasse beliefen sich 1839 auf 216 Millionen. Davon wurden 121 Millionen zum Rückkauf dreiprocentiger Renten verwendet, und am 1 Jan. 1840 blieben 95 Millionen in Casse. Nach dieser Verlesung entfernte sich die Commission mit ihrem Präsidenten, Hr. Roy an der Spitze. Die Kammer erörterte hierauf das Budget des Finanzministeriums, mit dem sie bald zu Ende kam. Nur ein Theil davon, der zum Ministerium der öffentlichen Arbeiten gehört, und den Titel außerordentliche Arbeiten führt, bleibt noch zu erledigen. Zum Schlusse votirte die Kammer noch ohne Erörterung mehrere örtliche Interessen betreffende Entwürfe.

(Temps.) Wenn ganz Paris die Reise nach St. Helena machen könnte, so würde dieß sicher geschehen; der Eifer zu dieser Pilgerfahrt ist allgemein; man müßte, um alle Wünsche zu befriedigen, eine Arche Noä bauen. Selbst die Damen sprechen nur von dem Besuche des sogenannten Geraniumsthals auf St. Helena; das Grab Napoleons ist für uns das heilige Grab geworden. - Mehrere der alten Diener Napoleons erhielten die Erlaubniß, die Fahrt mitzumachen. Auch der alte Mameluk Rustan, der den Kaiser in den Zeiten der Trübsal so schmählich verlassen, suchte die Erlaubniß zur Reise dahin nach, ward aber wie billig abgewiesen. - Hr. Laffitte hat im Garten seines Hotels eine kolossale marmorne Statue Napoleons errichten lassen.

Ein französisches Blatt enthält hinsichtlich der zwei Millionen, die Joseph Bonaparte für die Translation der Asche Napoleons und für die Invaliden der Kaisergarde angewiesen hat, Folgendes: "Der Kaiser befahl durch ein Decret vom 8 Mai 1815, Frankreich solle ihm seine Civilliste, selbst während seines Aufenthalts auf der Insel Elba, auszahlen. Somit ließ er sich aus dem Schatz über 26 Millionen 500,000 Fr. auszahlen; aber er erhielt in baarem Gelde nur 13 Millionen 496,578 Fr. 18 C. Am 7, 8 und 9 Jun. stellte man ihm eine Summe von 12 Millionen 646,540 Fr. in Anweisungen auf Staatswaldungen zu. Diese Anweisungen wurden durch eine königliche Ordonnanz vom 16 Jul. 1815 annullirt. Das Resultat der Großmuth des Hrn. Joseph Bonaparte würde demnach nur darin bestehen, seiner Schatulle 2 Millionen zu vindiciren; denn erkennt man die erwähnten 2 Millionen als Geschenk an, so muß man auch die andern 2 Millionen, die dem Grafen Survilliers verbleiben, anerkennen. Es ist übrigens nicht das erstemal, daß die Familie Napoleon bemüht ist, jenen durch die Ordonnanz Ludwig XVIII annullirten Anweisungen Anerkennung zu verschaffen. Außer den beiden Lucian Bonaparte eingehändigten Millionen und außer den vier Millionen, die Joseph Bonaparte in seinem Portefeuille hat, bleiben noch 6 Millionen 640,540 Fr. übrig, die der Kaiser unter Hortensia, seine Schwester Elisa und seine Mutter vertheilt hatte. Dieselben hatten die Sorge für ihre Interessen einem Mitgliede der Kammer zur Zeit der Restauration anvertraut, das auch in der gegenwärtigen Kammer Sitz hat. Dieses hat auch zu verschiedenenmalen die Ansprüche der Genannten geltend gemacht, indeß stets ohne Erfolg. Kurz, statt von der Freigebigkeit Joseph Napoleons 2 Millionen zu erhalten, würde die Nation in die Lage versetzt werden, zwölf Millionen und mehr zu zahlen, die allerdings, wie jener mit so großer Aufrichtigkeit eingesteht, der Schweiß des Armen und das Blut der Tapfern seyn würden."

(Commerce.) Algier, 30 Mai. Der Militär-Oberintendant Marchand de la Ribellerie, der kurz vor der Expedition, zu der er gehörte, angekommen, ist am 28 im Spital des Dey an der Ruhr gestorben. Alle Kriegsbeamten haben Befehl erhalten, sich auf Montag zum Aufbruch bereit zu halten. Die Expedition wird sich zuerst nach Osten richten, und sich dann Miliana's bemächtigen. Am 28 ist ein Convoi nach Blida abgegangen; es ist noch nicht zurück. Es braucht inzwischen Zeit zum Aufladen, und morgen Abend nach der Maison Carre zu fahren, von wo es Montag mit der Armee aufbrechen wird. Obrist Lamoriciere ist von dem Conseilpräsidenten nach Frankreich berufen, und fährt heute auf dem Acheron ab. Er wird in Paris, wo sein Werth geschätzt wird, den Lohn für seine Tapferkeit erhalten und als Marechal de Camp und Commandant einer mobilen Colonne zurückkommen. Die Colonisten freuen sich über seine Abreise, weil sie auf seine Rückkehr rechnen und überzeugt sind, daß seine Anwesenheit in Paris der Colonie nützlich seyn werde.

Es ist nunmehr Hoffnung zur Abschließung des projectirten Handelstractats mit England vorhanden; eine Anzahl der den Handels- und Seestädten angehörigen Deputirten hat den Handelsminister gebeten, der Kammer einen Gesetzesentwurf vorzulegen, der die Regierung ermächtige,

ein großer Geist, aber er verachtete die Menschen viel zu sehr, als daß er sie hätte gut regieren können. Cromwell hatte eine Religion, obwohl durch Fanatismus getrübt, einen Glauben an das Höhere und Theilnahme an dem, was ihn umgab. Napoleon machte sich selbst zum Gott und aus seinesgleichen seine Werkzeuge.“

Frankreich.

Die Königin ist am 9 Jun. um 1 Uhr von ihrer Reise nach Brüssel wieder in Paris angekommen.

Die Herzoge von Orleans und Aumale sind am 8 Jun. Abends in Paris angekommen.

(Commerce.) Der Ernennung des Hrn. Mathieu de la Redorte zur spanischen Botschaft soll in kurzem die des Grafen Roger zu einer diplomatischen Mission folgen. Der Graf Waleski soll durch eine außerordentliche Mission ebenfalls in die Diplomatie eingeführt werden.

Hr. Nepomucène Lemercier, Mitglied der französischen Akademie, ist in Folge einer Krankheit von wenigen Tagen gestorben. Er war 70 Jahr alt. In einem Alter von 16 Jahren hatte er sein erstes Trauerspiel aufführen lassen; erst 20 Jahre später ward sein bestes Trauerspiel Agamemnon aufgeführt. Er ward 1810 in die französische Akademie an die Stelle des Hrn. Noigeon aufgenommen.

(Courrier français.) Folgendes liest man diesen Abend im Messager, einem der Regierung gehörenden Journal: „Hr. Petit von Bantel mußte wünschen, daß man anderwärts, als im Arriègedepartement, von seiner Fähigkeit und Energie Gebrauch mache.“ Noch vorher erläutert dasselbe Journal die Veränderungen im Personal durch den ehrenwerthen Eifer, geleistete Dienste zu belohnen. Dieß heißt klar gesprochen und die Bevölkerung des Cantal, die Hr. Petit de Bantel jetzt zu administriren hat, weiß zum voraus, was sie von der Energie ihres neuen Präfecten zu erwarten hat, wenn sich Gelegenheit ergeben sollte, diese anzuwenden.

In der Sitzung der Deputirtenkammer vom 8 Jun. ward die Erörterung des Budgets des Seeministeriums beendigt. Hr. Estancelin hatte im Laufe der Erörterung den Wunsch ausgedrückt, daß die Colonien nicht bloß durch Colonialabgeordnete, sondern ebenso, wie die andern Theile Frankreichs, in der Kammer repräsentirt werden möchten.

[irrelevantes Material] In der Sitzung der Deputirtenkammer am 9 Jun. bestieg zuerst Hr. Roy im Pairscostume die Tribune, und verlas den jährlichen Commissionsbericht zur Aufsicht der Tilgungs-, Depots- und Consignationscasse. Die Einnahmen der Tilgungscasse beliefen sich 1839 auf 216 Millionen. Davon wurden 121 Millionen zum Rückkauf dreiprocentiger Renten verwendet, und am 1 Jan. 1840 blieben 95 Millionen in Casse. Nach dieser Verlesung entfernte sich die Commission mit ihrem Präsidenten, Hr. Roy an der Spitze. Die Kammer erörterte hierauf das Budget des Finanzministeriums, mit dem sie bald zu Ende kam. Nur ein Theil davon, der zum Ministerium der öffentlichen Arbeiten gehört, und den Titel außerordentliche Arbeiten führt, bleibt noch zu erledigen. Zum Schlusse votirte die Kammer noch ohne Erörterung mehrere örtliche Interessen betreffende Entwürfe.

(Temps.) Wenn ganz Paris die Reise nach St. Helena machen könnte, so würde dieß sicher geschehen; der Eifer zu dieser Pilgerfahrt ist allgemein; man müßte, um alle Wünsche zu befriedigen, eine Arche Noä bauen. Selbst die Damen sprechen nur von dem Besuche des sogenannten Geraniumsthals auf St. Helena; das Grab Napoleons ist für uns das heilige Grab geworden. – Mehrere der alten Diener Napoleons erhielten die Erlaubniß, die Fahrt mitzumachen. Auch der alte Mameluk Rustan, der den Kaiser in den Zeiten der Trübsal so schmählich verlassen, suchte die Erlaubniß zur Reise dahin nach, ward aber wie billig abgewiesen. – Hr. Laffitte hat im Garten seines Hotels eine kolossale marmorne Statue Napoleons errichten lassen.

Ein französisches Blatt enthält hinsichtlich der zwei Millionen, die Joseph Bonaparte für die Translation der Asche Napoleons und für die Invaliden der Kaisergarde angewiesen hat, Folgendes: „Der Kaiser befahl durch ein Decret vom 8 Mai 1815, Frankreich solle ihm seine Civilliste, selbst während seines Aufenthalts auf der Insel Elba, auszahlen. Somit ließ er sich aus dem Schatz über 26 Millionen 500,000 Fr. auszahlen; aber er erhielt in baarem Gelde nur 13 Millionen 496,578 Fr. 18 C. Am 7, 8 und 9 Jun. stellte man ihm eine Summe von 12 Millionen 646,540 Fr. in Anweisungen auf Staatswaldungen zu. Diese Anweisungen wurden durch eine königliche Ordonnanz vom 16 Jul. 1815 annullirt. Das Resultat der Großmuth des Hrn. Joseph Bonaparte würde demnach nur darin bestehen, seiner Schatulle 2 Millionen zu vindiciren; denn erkennt man die erwähnten 2 Millionen als Geschenk an, so muß man auch die andern 2 Millionen, die dem Grafen Survilliers verbleiben, anerkennen. Es ist übrigens nicht das erstemal, daß die Familie Napoleon bemüht ist, jenen durch die Ordonnanz Ludwig XVIII annullirten Anweisungen Anerkennung zu verschaffen. Außer den beiden Lucian Bonaparte eingehändigten Millionen und außer den vier Millionen, die Joseph Bonaparte in seinem Portefeuille hat, bleiben noch 6 Millionen 640,540 Fr. übrig, die der Kaiser unter Hortensia, seine Schwester Elisa und seine Mutter vertheilt hatte. Dieselben hatten die Sorge für ihre Interessen einem Mitgliede der Kammer zur Zeit der Restauration anvertraut, das auch in der gegenwärtigen Kammer Sitz hat. Dieses hat auch zu verschiedenenmalen die Ansprüche der Genannten geltend gemacht, indeß stets ohne Erfolg. Kurz, statt von der Freigebigkeit Joseph Napoleons 2 Millionen zu erhalten, würde die Nation in die Lage versetzt werden, zwölf Millionen und mehr zu zahlen, die allerdings, wie jener mit so großer Aufrichtigkeit eingesteht, der Schweiß des Armen und das Blut der Tapfern seyn würden.“

(Commerce.) Algier, 30 Mai. Der Militär-Oberintendant Marchand de la Ribellerie, der kurz vor der Expedition, zu der er gehörte, angekommen, ist am 28 im Spital des Dey an der Ruhr gestorben. Alle Kriegsbeamten haben Befehl erhalten, sich auf Montag zum Aufbruch bereit zu halten. Die Expedition wird sich zuerst nach Osten richten, und sich dann Miliana's bemächtigen. Am 28 ist ein Convoi nach Blida abgegangen; es ist noch nicht zurück. Es braucht inzwischen Zeit zum Aufladen, und morgen Abend nach der Maison Carré zu fahren, von wo es Montag mit der Armee aufbrechen wird. Obrist Lamoricière ist von dem Conseilpräsidenten nach Frankreich berufen, und fährt heute auf dem Acheron ab. Er wird in Paris, wo sein Werth geschätzt wird, den Lohn für seine Tapferkeit erhalten und als Maréchal de Camp und Commandant einer mobilen Colonne zurückkommen. Die Colonisten freuen sich über seine Abreise, weil sie auf seine Rückkehr rechnen und überzeugt sind, daß seine Anwesenheit in Paris der Colonie nützlich seyn werde.

Es ist nunmehr Hoffnung zur Abschließung des projectirten Handelstractats mit England vorhanden; eine Anzahl der den Handels- und Seestädten angehörigen Deputirten hat den Handelsminister gebeten, der Kammer einen Gesetzesentwurf vorzulegen, der die Regierung ermächtige,

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[1322/0002] ein großer Geist, aber er verachtete die Menschen viel zu sehr, als daß er sie hätte gut regieren können. Cromwell hatte eine Religion, obwohl durch Fanatismus getrübt, einen Glauben an das Höhere und Theilnahme an dem, was ihn umgab. Napoleon machte sich selbst zum Gott und aus seinesgleichen seine Werkzeuge.“ Frankreich. _ Paris, 9 Jun. Die Königin ist am 9 Jun. um 1 Uhr von ihrer Reise nach Brüssel wieder in Paris angekommen. Die Herzoge von Orleans und Aumale sind am 8 Jun. Abends in Paris angekommen. (Commerce.) Der Ernennung des Hrn. Mathieu de la Redorte zur spanischen Botschaft soll in kurzem die des Grafen Roger zu einer diplomatischen Mission folgen. Der Graf Waleski soll durch eine außerordentliche Mission ebenfalls in die Diplomatie eingeführt werden. Hr. Nepomucène Lemercier, Mitglied der französischen Akademie, ist in Folge einer Krankheit von wenigen Tagen gestorben. Er war 70 Jahr alt. 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Estancelin hatte im Laufe der Erörterung den Wunsch ausgedrückt, daß die Colonien nicht bloß durch Colonialabgeordnete, sondern ebenso, wie die andern Theile Frankreichs, in der Kammer repräsentirt werden möchten. _ In der Sitzung der Deputirtenkammer am 9 Jun. bestieg zuerst Hr. Roy im Pairscostume die Tribune, und verlas den jährlichen Commissionsbericht zur Aufsicht der Tilgungs-, Depots- und Consignationscasse. Die Einnahmen der Tilgungscasse beliefen sich 1839 auf 216 Millionen. Davon wurden 121 Millionen zum Rückkauf dreiprocentiger Renten verwendet, und am 1 Jan. 1840 blieben 95 Millionen in Casse. Nach dieser Verlesung entfernte sich die Commission mit ihrem Präsidenten, Hr. Roy an der Spitze. Die Kammer erörterte hierauf das Budget des Finanzministeriums, mit dem sie bald zu Ende kam. Nur ein Theil davon, der zum Ministerium der öffentlichen Arbeiten gehört, und den Titel außerordentliche Arbeiten führt, bleibt noch zu erledigen. Zum Schlusse votirte die Kammer noch ohne Erörterung mehrere örtliche Interessen betreffende Entwürfe. (Temps.) Wenn ganz Paris die Reise nach St. Helena machen könnte, so würde dieß sicher geschehen; der Eifer zu dieser Pilgerfahrt ist allgemein; man müßte, um alle Wünsche zu befriedigen, eine Arche Noä bauen. Selbst die Damen sprechen nur von dem Besuche des sogenannten Geraniumsthals auf St. Helena; das Grab Napoleons ist für uns das heilige Grab geworden. – Mehrere der alten Diener Napoleons erhielten die Erlaubniß, die Fahrt mitzumachen. Auch der alte Mameluk Rustan, der den Kaiser in den Zeiten der Trübsal so schmählich verlassen, suchte die Erlaubniß zur Reise dahin nach, ward aber wie billig abgewiesen. – Hr. Laffitte hat im Garten seines Hotels eine kolossale marmorne Statue Napoleons errichten lassen. 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Algier, 30 Mai. Der Militär-Oberintendant Marchand de la Ribellerie, der kurz vor der Expedition, zu der er gehörte, angekommen, ist am 28 im Spital des Dey an der Ruhr gestorben. Alle Kriegsbeamten haben Befehl erhalten, sich auf Montag zum Aufbruch bereit zu halten. Die Expedition wird sich zuerst nach Osten richten, und sich dann Miliana's bemächtigen. Am 28 ist ein Convoi nach Blida abgegangen; es ist noch nicht zurück. Es braucht inzwischen Zeit zum Aufladen, und morgen Abend nach der Maison Carré zu fahren, von wo es Montag mit der Armee aufbrechen wird. Obrist Lamoricière ist von dem Conseilpräsidenten nach Frankreich berufen, und fährt heute auf dem Acheron ab. Er wird in Paris, wo sein Werth geschätzt wird, den Lohn für seine Tapferkeit erhalten und als Maréchal de Camp und Commandant einer mobilen Colonne zurückkommen. Die Colonisten freuen sich über seine Abreise, weil sie auf seine Rückkehr rechnen und überzeugt sind, daß seine Anwesenheit in Paris der Colonie nützlich seyn werde. _ Paris, 9 Jun. Es ist nunmehr Hoffnung zur Abschließung des projectirten Handelstractats mit England vorhanden; eine Anzahl der den Handels- und Seestädten angehörigen Deputirten hat den Handelsminister gebeten, der Kammer einen Gesetzesentwurf vorzulegen, der die Regierung ermächtige,

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (?): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 166. Augsburg, 14. Juni 1840, S. 1322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_166_18400614/2>, abgerufen am 25.04.2024.