Allgemeine Zeitung. Nr. 162. Augsburg, 10. Juni 1840.von Seite der Behörde die möglichste Unterstützung zugesagt, und vor der Hand die Bewilligung ertheilt worden, sich mit der Direction der Leipzig-Dresdener Eisenbahn in Einvernehmen zu setzen. Kommt dieser Plan, wie kaum zu zweifeln, in Ausführung, so wird man seiner Zeit, wenn die ältern Projecte ihre Realisirung erhalten haben werden, bei gehöriger Zusammenstimmung der Fahrten binnen 33 Stunden von hier bis Hamburg gelangen können. Griechenland. Athen, 27 Mai. Andreas Zaimis, Vicepräsident des Staatsraths und Ministerpräsident während der Abwesenheit des Königs, starb am 15 d. nach kurzem Krankenlager. Das Ableben dieses wichtigen Staatsmannes wurde sogleich dem König, der sich auf der Reise im Peloponnes befindet, angezeigt. Zaimis wird durch sein Wirken zur Befreiung seines Vaterlandes in der neuern Geschichte Griechenlands stets unter den ersten Namen glänzen. Er, ein Mann des Volkes, hatte auch ein Leichenbegängniß, das seines thatenreichen Lebens würdig war. Die ganze Garnison, alle Beamten und Tausende von Menschen begleiteten die irdische Hülle nach der Irenenkirche, wo nach der üblichen Todtenmesse der Staatsrath Trikupis eine Trauerrede hielt. Von dort ging der Zug nach dem allgemeinen Gottesacker. Die Enden des Bahrtuches trugen die Staatsräthe Church, Kolokotronis, Trikupis und Nota Bozzaris. Am Grabe wurde eine zweite Trauerrede von dem Generalsecretär des Staatsraths, Pannajoti Soutzos, gehalten, darauf die Leiche unter Ehrensalven der Erde übergeben. - Unsere thätige Gendarmerie fährt fort, in Verbindung mit der Landmiliz dem auf eine furchtbare Art überhand genommenen Unfug der Räuber zu steuern. Zur allgemeinen Freude des Volkes wurde bei Theben der berüchtigte Mamelaki, auf dessen Haupt 3000 Drachmen gesetzt waren, bei einem Ueberfall nebst einigen seiner Genossen getödtet. - Ritter Prokesch von Osten kehrte am 23 d. mit dem Lloyd'schen Dampfschiffe von seinem Urlaub auf seinen Posten als österreichischer Gesandter hieher zurück. - Täglich erwarten wir den bevollmächtigten Gesandten der Pforte, Constantin Mussurus, des Fürsten von Samos Schwiegersohn. Türkei. Konstantinopel, 21 Mai. Hr. v. Pontois, den man als abgenutzt darstellen wollte und dem viele Journale seine Fähigkeiten abzusprechen suchen, feiert in diesem Augenblick einen großen Triumph. Er ist die Seele der hiesigen Politik, und die Pforte, bei der man ihn zu verdächtigen suchte, schenkt ihm das vollkommenste Vertrauen. Chosrew Pascha, der wohl fühlt, daß er gegen die Verhältnisse nicht mehr ankämpfen kann, möchte jetzt gern einlenken; allein es scheint zu spät zu seyn, und man hat allen Grund zu glauben, daß er von den Geschäften entfernt wird. Hierauf kommt Alles an, um eine Ausgleichung zwischen der Pforte und Mehemed Ali ohne fremde Dazwischenkunft bewerkstelligen zu können. Reschid Pascha, der sich allerdings noch immer zu Lord Ponsonby hinneigt und mit dessen Politik, die, beiläufig gesagt, nicht genau die seines Cabinets ist, sich identificirt hat, scheint auch Besorgnisse zu hegen, und dürfte, wenn er sich nicht beeilt umzukehren, einen Nachfolger bekommen. Ihm liegt viel daran, seine Stelle zu bewahren und schon sucht er sich Hrn. v. Pontois zu nähern. Lord Ponsonby ist über den Wechsel der sich vorbereitenden Dinge sehr betreten; er hat in aller Eile ein Dampfboot mit einem Courier abgeschickt, der sich über Toulon nach London begibt. Er scheint nicht nur sein Cabinet über die Mißstimmung aufklären zu wollen, welche hier wegen der Unthätigkeit der Cabinets, die sich in den orientalischen Angelegenheiten kund gegeben, herrscht, sondern er räth demselben von neuem, kräftige Maaßregeln zu ergreifen, um Mehemed Ali zu intimidiren. In London ist man aber, so viel hier verlautet, keineswegs mehr mit Lord Ponsonby einverstanden. Er soll sogar von einem Mitgliede des brittischen Cabinets den Rath erhalten haben, keinen zu übertriebenen Diensteifer zu zeigen, auch seinen Haß zu mildern, den er gegen Mehemed Ali nährt und sich mehr an das wirklich Vorhandene zu halten, als sich in unausführbaren Projecten zu gefallen. Lord Ponsonby ist schwer zu rathen. Inzwischen sinkt sein Einfluß hier sichtbar. China. Der Standard theilt aus den Capblättern Nachrichten aus China bis zum 4 Februar mit (unsere letzten directen gingen bis zum 20 Jan.), nach denen es scheint, daß die Chinesen entschlossen sind, jedem Versuche einer Accordation, ausgenommen auf ihren eigenen Bedingungen zu widerstehen. Sie hatten einige große europäische Schiffe gekauft, mit der Absicht, sie zu dem ausbrechenden Kriege mit Großbritannien zu bewaffnen und zu bemannen. von Seite der Behörde die möglichste Unterstützung zugesagt, und vor der Hand die Bewilligung ertheilt worden, sich mit der Direction der Leipzig-Dresdener Eisenbahn in Einvernehmen zu setzen. Kommt dieser Plan, wie kaum zu zweifeln, in Ausführung, so wird man seiner Zeit, wenn die ältern Projecte ihre Realisirung erhalten haben werden, bei gehöriger Zusammenstimmung der Fahrten binnen 33 Stunden von hier bis Hamburg gelangen können. Griechenland. Athen, 27 Mai. Andreas Zaimis, Vicepräsident des Staatsraths und Ministerpräsident während der Abwesenheit des Königs, starb am 15 d. nach kurzem Krankenlager. Das Ableben dieses wichtigen Staatsmannes wurde sogleich dem König, der sich auf der Reise im Peloponnes befindet, angezeigt. Zaimis wird durch sein Wirken zur Befreiung seines Vaterlandes in der neuern Geschichte Griechenlands stets unter den ersten Namen glänzen. Er, ein Mann des Volkes, hatte auch ein Leichenbegängniß, das seines thatenreichen Lebens würdig war. Die ganze Garnison, alle Beamten und Tausende von Menschen begleiteten die irdische Hülle nach der Irenenkirche, wo nach der üblichen Todtenmesse der Staatsrath Trikupis eine Trauerrede hielt. Von dort ging der Zug nach dem allgemeinen Gottesacker. Die Enden des Bahrtuches trugen die Staatsräthe Church, Kolokotronis, Trikupis und Nota Bozzaris. Am Grabe wurde eine zweite Trauerrede von dem Generalsecretär des Staatsraths, Pannajoti Soutzos, gehalten, darauf die Leiche unter Ehrensalven der Erde übergeben. – Unsere thätige Gendarmerie fährt fort, in Verbindung mit der Landmiliz dem auf eine furchtbare Art überhand genommenen Unfug der Räuber zu steuern. Zur allgemeinen Freude des Volkes wurde bei Theben der berüchtigte Mamelaki, auf dessen Haupt 3000 Drachmen gesetzt waren, bei einem Ueberfall nebst einigen seiner Genossen getödtet. – Ritter Prokesch von Osten kehrte am 23 d. mit dem Lloyd'schen Dampfschiffe von seinem Urlaub auf seinen Posten als österreichischer Gesandter hieher zurück. – Täglich erwarten wir den bevollmächtigten Gesandten der Pforte, Constantin Mussurus, des Fürsten von Samos Schwiegersohn. Türkei. Konstantinopel, 21 Mai. Hr. v. Pontois, den man als abgenutzt darstellen wollte und dem viele Journale seine Fähigkeiten abzusprechen suchen, feiert in diesem Augenblick einen großen Triumph. Er ist die Seele der hiesigen Politik, und die Pforte, bei der man ihn zu verdächtigen suchte, schenkt ihm das vollkommenste Vertrauen. Chosrew Pascha, der wohl fühlt, daß er gegen die Verhältnisse nicht mehr ankämpfen kann, möchte jetzt gern einlenken; allein es scheint zu spät zu seyn, und man hat allen Grund zu glauben, daß er von den Geschäften entfernt wird. Hierauf kommt Alles an, um eine Ausgleichung zwischen der Pforte und Mehemed Ali ohne fremde Dazwischenkunft bewerkstelligen zu können. Reschid Pascha, der sich allerdings noch immer zu Lord Ponsonby hinneigt und mit dessen Politik, die, beiläufig gesagt, nicht genau die seines Cabinets ist, sich identificirt hat, scheint auch Besorgnisse zu hegen, und dürfte, wenn er sich nicht beeilt umzukehren, einen Nachfolger bekommen. Ihm liegt viel daran, seine Stelle zu bewahren und schon sucht er sich Hrn. v. Pontois zu nähern. Lord Ponsonby ist über den Wechsel der sich vorbereitenden Dinge sehr betreten; er hat in aller Eile ein Dampfboot mit einem Courier abgeschickt, der sich über Toulon nach London begibt. Er scheint nicht nur sein Cabinet über die Mißstimmung aufklären zu wollen, welche hier wegen der Unthätigkeit der Cabinets, die sich in den orientalischen Angelegenheiten kund gegeben, herrscht, sondern er räth demselben von neuem, kräftige Maaßregeln zu ergreifen, um Mehemed Ali zu intimidiren. In London ist man aber, so viel hier verlautet, keineswegs mehr mit Lord Ponsonby einverstanden. Er soll sogar von einem Mitgliede des brittischen Cabinets den Rath erhalten haben, keinen zu übertriebenen Diensteifer zu zeigen, auch seinen Haß zu mildern, den er gegen Mehemed Ali nährt und sich mehr an das wirklich Vorhandene zu halten, als sich in unausführbaren Projecten zu gefallen. Lord Ponsonby ist schwer zu rathen. Inzwischen sinkt sein Einfluß hier sichtbar. China. Der Standard theilt aus den Capblättern Nachrichten aus China bis zum 4 Februar mit (unsere letzten directen gingen bis zum 20 Jan.), nach denen es scheint, daß die Chinesen entschlossen sind, jedem Versuche einer Accordation, ausgenommen auf ihren eigenen Bedingungen zu widerstehen. Sie hatten einige große europäische Schiffe gekauft, mit der Absicht, sie zu dem ausbrechenden Kriege mit Großbritannien zu bewaffnen und zu bemannen. <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0008" n="1296"/> von Seite der Behörde die möglichste Unterstützung zugesagt, und vor der Hand die Bewilligung ertheilt worden, sich mit der Direction der Leipzig-Dresdener Eisenbahn in Einvernehmen zu setzen. 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Die ganze Garnison, alle Beamten und Tausende von Menschen begleiteten die irdische Hülle nach der Irenenkirche, wo nach der üblichen Todtenmesse der Staatsrath Trikupis eine Trauerrede hielt. Von dort ging der Zug nach dem allgemeinen Gottesacker. Die Enden des Bahrtuches trugen die Staatsräthe Church, Kolokotronis, Trikupis und Nota Bozzaris. Am Grabe wurde eine zweite Trauerrede von dem Generalsecretär des Staatsraths, Pannajoti Soutzos, gehalten, darauf die Leiche unter Ehrensalven der Erde übergeben. – Unsere thätige Gendarmerie fährt fort, in Verbindung mit der Landmiliz dem auf eine furchtbare Art überhand genommenen Unfug der Räuber zu steuern. Zur allgemeinen Freude des Volkes wurde bei Theben der berüchtigte Mamelaki, auf dessen Haupt 3000 Drachmen gesetzt waren, bei einem Ueberfall nebst einigen seiner Genossen getödtet. – Ritter Prokesch von Osten kehrte am 23 d. mit dem Lloyd'schen Dampfschiffe von seinem Urlaub auf seinen Posten als österreichischer Gesandter hieher zurück. – Täglich erwarten wir den bevollmächtigten Gesandten der Pforte, Constantin Mussurus, des Fürsten von Samos Schwiegersohn.</p><lb/> </div> </div> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Türkei.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Konstantinopel,</hi> 21 Mai.</dateline> <p> Hr. v. Pontois, den man als abgenutzt darstellen wollte und dem viele Journale seine Fähigkeiten abzusprechen suchen, feiert in diesem Augenblick einen großen Triumph. Er ist die Seele der hiesigen Politik, und die Pforte, bei der man ihn zu verdächtigen suchte, schenkt ihm das vollkommenste Vertrauen. Chosrew Pascha, der wohl fühlt, daß er gegen die Verhältnisse nicht mehr ankämpfen kann, möchte jetzt gern einlenken; allein es scheint zu spät zu seyn, und man hat allen Grund zu glauben, daß er von den Geschäften entfernt wird. Hierauf kommt Alles an, um eine Ausgleichung zwischen der Pforte und Mehemed Ali ohne fremde Dazwischenkunft bewerkstelligen zu können. Reschid Pascha, der sich allerdings noch immer zu Lord Ponsonby hinneigt und mit dessen Politik, die, beiläufig gesagt, nicht genau die seines Cabinets ist, sich identificirt hat, scheint auch Besorgnisse zu hegen, und dürfte, wenn er sich nicht beeilt umzukehren, einen Nachfolger bekommen. Ihm liegt viel daran, seine Stelle zu bewahren und schon sucht er sich Hrn. v. Pontois zu nähern. Lord Ponsonby ist über den Wechsel der sich vorbereitenden Dinge sehr betreten; er hat in aller Eile ein Dampfboot mit einem Courier abgeschickt, der sich über Toulon nach London begibt. Er scheint nicht nur sein Cabinet über die Mißstimmung aufklären zu wollen, welche hier wegen der Unthätigkeit der Cabinets, die sich in den orientalischen Angelegenheiten kund gegeben, herrscht, sondern er räth demselben von neuem, kräftige Maaßregeln zu ergreifen, um Mehemed Ali zu intimidiren. In London ist man aber, so viel hier verlautet, keineswegs mehr mit Lord Ponsonby einverstanden. Er soll sogar von einem Mitgliede des brittischen Cabinets den Rath erhalten haben, keinen zu übertriebenen Diensteifer zu zeigen, auch seinen Haß zu mildern, den er gegen Mehemed Ali nährt und sich mehr an das wirklich Vorhandene zu halten, als sich in unausführbaren Projecten zu gefallen. Lord Ponsonby ist schwer zu rathen. 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von Seite der Behörde die möglichste Unterstützung zugesagt, und vor der Hand die Bewilligung ertheilt worden, sich mit der Direction der Leipzig-Dresdener Eisenbahn in Einvernehmen zu setzen. Kommt dieser Plan, wie kaum zu zweifeln, in Ausführung, so wird man seiner Zeit, wenn die ältern Projecte ihre Realisirung erhalten haben werden, bei gehöriger Zusammenstimmung der Fahrten binnen 33 Stunden von hier bis Hamburg gelangen können.
Griechenland.
Athen, 27 Mai. Andreas Zaimis, Vicepräsident des Staatsraths und Ministerpräsident während der Abwesenheit des Königs, starb am 15 d. nach kurzem Krankenlager. Das Ableben dieses wichtigen Staatsmannes wurde sogleich dem König, der sich auf der Reise im Peloponnes befindet, angezeigt. Zaimis wird durch sein Wirken zur Befreiung seines Vaterlandes in der neuern Geschichte Griechenlands stets unter den ersten Namen glänzen. Er, ein Mann des Volkes, hatte auch ein Leichenbegängniß, das seines thatenreichen Lebens würdig war. Die ganze Garnison, alle Beamten und Tausende von Menschen begleiteten die irdische Hülle nach der Irenenkirche, wo nach der üblichen Todtenmesse der Staatsrath Trikupis eine Trauerrede hielt. Von dort ging der Zug nach dem allgemeinen Gottesacker. Die Enden des Bahrtuches trugen die Staatsräthe Church, Kolokotronis, Trikupis und Nota Bozzaris. Am Grabe wurde eine zweite Trauerrede von dem Generalsecretär des Staatsraths, Pannajoti Soutzos, gehalten, darauf die Leiche unter Ehrensalven der Erde übergeben. – Unsere thätige Gendarmerie fährt fort, in Verbindung mit der Landmiliz dem auf eine furchtbare Art überhand genommenen Unfug der Räuber zu steuern. Zur allgemeinen Freude des Volkes wurde bei Theben der berüchtigte Mamelaki, auf dessen Haupt 3000 Drachmen gesetzt waren, bei einem Ueberfall nebst einigen seiner Genossen getödtet. – Ritter Prokesch von Osten kehrte am 23 d. mit dem Lloyd'schen Dampfschiffe von seinem Urlaub auf seinen Posten als österreichischer Gesandter hieher zurück. – Täglich erwarten wir den bevollmächtigten Gesandten der Pforte, Constantin Mussurus, des Fürsten von Samos Schwiegersohn.
Türkei.
Konstantinopel, 21 Mai. Hr. v. Pontois, den man als abgenutzt darstellen wollte und dem viele Journale seine Fähigkeiten abzusprechen suchen, feiert in diesem Augenblick einen großen Triumph. Er ist die Seele der hiesigen Politik, und die Pforte, bei der man ihn zu verdächtigen suchte, schenkt ihm das vollkommenste Vertrauen. Chosrew Pascha, der wohl fühlt, daß er gegen die Verhältnisse nicht mehr ankämpfen kann, möchte jetzt gern einlenken; allein es scheint zu spät zu seyn, und man hat allen Grund zu glauben, daß er von den Geschäften entfernt wird. Hierauf kommt Alles an, um eine Ausgleichung zwischen der Pforte und Mehemed Ali ohne fremde Dazwischenkunft bewerkstelligen zu können. Reschid Pascha, der sich allerdings noch immer zu Lord Ponsonby hinneigt und mit dessen Politik, die, beiläufig gesagt, nicht genau die seines Cabinets ist, sich identificirt hat, scheint auch Besorgnisse zu hegen, und dürfte, wenn er sich nicht beeilt umzukehren, einen Nachfolger bekommen. Ihm liegt viel daran, seine Stelle zu bewahren und schon sucht er sich Hrn. v. Pontois zu nähern. Lord Ponsonby ist über den Wechsel der sich vorbereitenden Dinge sehr betreten; er hat in aller Eile ein Dampfboot mit einem Courier abgeschickt, der sich über Toulon nach London begibt. Er scheint nicht nur sein Cabinet über die Mißstimmung aufklären zu wollen, welche hier wegen der Unthätigkeit der Cabinets, die sich in den orientalischen Angelegenheiten kund gegeben, herrscht, sondern er räth demselben von neuem, kräftige Maaßregeln zu ergreifen, um Mehemed Ali zu intimidiren. In London ist man aber, so viel hier verlautet, keineswegs mehr mit Lord Ponsonby einverstanden. Er soll sogar von einem Mitgliede des brittischen Cabinets den Rath erhalten haben, keinen zu übertriebenen Diensteifer zu zeigen, auch seinen Haß zu mildern, den er gegen Mehemed Ali nährt und sich mehr an das wirklich Vorhandene zu halten, als sich in unausführbaren Projecten zu gefallen. Lord Ponsonby ist schwer zu rathen. Inzwischen sinkt sein Einfluß hier sichtbar.
China.
Der Standard theilt aus den Capblättern Nachrichten aus China bis zum 4 Februar mit (unsere letzten directen gingen bis zum 20 Jan.), nach denen es scheint, daß die Chinesen entschlossen sind, jedem Versuche einer Accordation, ausgenommen auf ihren eigenen Bedingungen zu widerstehen. Sie hatten einige große europäische Schiffe gekauft, mit der Absicht, sie zu dem ausbrechenden Kriege mit Großbritannien zu bewaffnen und zu bemannen.
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