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Allgemeine Zeitung. Nr. 162. Augsburg, 10. Juni 1840.

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Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Mittwoch
Nr. 162.
10 Juni 1840.
Portugal.

In den ostafrikanischen Gewässern, an der Küste von Mozambique, wird in den dortigen portugiesischen Colonien der Sklavenhandel in eben so großer Ausdehnung betrieben, wie in Westafrika. Im Laufe des Jahres 1839 wurden allein aus dem Hafen von Quillimance 12,000 Sklaven ausgeführt. Den englischen Kreuzern gelingt es zwar, hie und da ein Sklavenschiff zu nehmen, aber zur gänzlichen Unterdrückung dieses abscheulichen Gewerbs reichen sie weit nicht aus. Von den Gräueln des Sklavenhandels wird in englischen Blättern folgendes Beispiel berichtet. In Mozambique kam eine Brigg mit 200 Sklaven an. Sie hatte ursprünglich 900 Schwarze an Bord. Während eines Orkans jedoch wurden die Luken geschlossen, und als man nach dem Orkan wieder öffnete, fand man 300 Schwarze erstickt oder verhungert. Der Orkan begann von neuem, die Luken wurden wieder geschlossen, und es gingen noch 300 Schwarze zu Grunde; von den übrigen 300 starben weitere 100 auf der Fahrt nach Mozambique, wo die Brigg neuen Vorrath von Sklaven an Bord nahm.

Spanien.

Am 21 hat die Kammer mit 95 gegen 61 Stimmen die Grundlage des Gesetzesentwurfs über die Municipalitäten angenommen, welcher der Krone das Recht gibt, die Alcaden zu ernennen. Die Minorität, die gedroht hatte, sich zurückzuziehen, sobald dieser Artikel, der dem §. 70 der Constitution so entgegen sey, durchginge, hat bis jetzt nichts gethan, ihre Drohung in Erfüllung zu setzen.

Die Deputirtenkammer, die kaum vollzählig ist, im Augenblick, wo es sich darum handelt, die wichtigsten Gesetze für den Nationalcredit zu votiren, hat den Finanzminister bevollmächtigt 700 Millionen Realen zu 5 Proc. zu emittiren. Man hat in dem Votum der Kammer eine seltsame Spaltung bemerkt. Die Hälfte der 36 Mitglieder, die sich dem Regierungsproject widersetzen, gehören der Majorität an, die gewöhnlich mit dem Cabinet stimmt. Die Deputirten beeilen sich mehr als je, ihre Sitze und die Hauptstadt zu verlassen. Sobald für die Kosten des Cultus und den Unterhalt des Clerus gesorgt ist, wird die Vertreter der Nation nichts mehr zurückhalten können, und eine Prorogation der Cortes für die Zeit der Dauer der Reise der Königin ist fast gewiß. In Bezug auf diese Reise ist noch nichts entschieden; sie ist jedenfalls in Folge der Erscheinung von 3 Bataillonen Carlisten und Balmaseda's bei Guadalaxara aufgeschoben. Der Schrecken unter der Bevölkerung ist so groß gewesen, daß eine große Anzahl Landbewohner ihre Habseligkeiten gepackt und sich nach der Hauptstadt geflüchtet haben.

Der Carlismus stirbt, der Fanatismus seiner Vertheidiger ist allenthalben nur noch Lüge und Täuschung. Abfall und Verrath öffnen überall das Thor. Das Schicksal Morella's hing vom Widerstande des Forts San Pedro ab. San Pedro hat capitulirt. Am 25 Mai Morgens 9 Uhr erbot sich die Garnison, das Fort unter der Bedingung zu übergeben, daß man ihr erlaube in die Dienste der Königin zu treten, und Pässe denjenigen verwillige, die es vorzögen heim zu ziehen. Der Vorschlag ward verworfen, und das Feuer begann von neuem; da ergab sich das Fort auf Gnade und Ungnade. 15 Officiere und 264 Soldaten streckten die Waffen. Vier Kanonen wurden vorgefunden. Im Laufe des Tages räumten die Carlisten noch ein anderes kleineres Fort. Nach dem Falle von San Pedro Martyr rückte das Belagerungsheer näher an die Stadt. Am 26 früh wurde rechts von der Redoute de la Querola eine Batterie von acht 16Pfündern aufgeführt, deren Feuer, so wie das einer Batterie von Mörsern, das Geschütz des Schlosses in kurzer Zeit zum Schweigen brachte. Der Donner der Kanonen tobte ohne Unterbrechung. Zahlreiche und wohlgezielte Bomben hatten Gewölbe und Mauern des Schlosses schwer beschädigt, und waren zerstörend bis in die Batterie gedrungen. Mehrere Granaten hatten in der Stadt gezündet und einzelne Häuser standen in Flammen. Im Laufe des Tages gingen zwei Obersten zu den Belagerern über. Sie berichteten, daß Verwirrung und Uneinigkeit in der Stadt herrschten, Jedermann befehlen, Niemand gehorchen wolle, und die Soldaten sich weigerten, im Schlosse auszuhalten. Im constitutionellen Lager war Ueberfluß; Fische und andere Lebensmittel kamen in Menge aus Valencia, sieben Kaffee- und eine Menge von Weinschenken luden zu Erfrischungen ein, viele Neugierige hatten sich aus der Umgegend eingefunden. In der Nacht wurde eine neue Batterie von fünf 24Pfündern neben der der 16Pfünder errichtet, an einer weitern von 4 Kanonen gleichen Kalibers wurde gearbeitet. Die Batterien


Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Mittwoch
Nr. 162.
10 Juni 1840.
Portugal.

In den ostafrikanischen Gewässern, an der Küste von Mozambique, wird in den dortigen portugiesischen Colonien der Sklavenhandel in eben so großer Ausdehnung betrieben, wie in Westafrika. Im Laufe des Jahres 1839 wurden allein aus dem Hafen von Quillimance 12,000 Sklaven ausgeführt. Den englischen Kreuzern gelingt es zwar, hie und da ein Sklavenschiff zu nehmen, aber zur gänzlichen Unterdrückung dieses abscheulichen Gewerbs reichen sie weit nicht aus. Von den Gräueln des Sklavenhandels wird in englischen Blättern folgendes Beispiel berichtet. In Mozambique kam eine Brigg mit 200 Sklaven an. Sie hatte ursprünglich 900 Schwarze an Bord. Während eines Orkans jedoch wurden die Luken geschlossen, und als man nach dem Orkan wieder öffnete, fand man 300 Schwarze erstickt oder verhungert. Der Orkan begann von neuem, die Luken wurden wieder geschlossen, und es gingen noch 300 Schwarze zu Grunde; von den übrigen 300 starben weitere 100 auf der Fahrt nach Mozambique, wo die Brigg neuen Vorrath von Sklaven an Bord nahm.

Spanien.

Am 21 hat die Kammer mit 95 gegen 61 Stimmen die Grundlage des Gesetzesentwurfs über die Municipalitäten angenommen, welcher der Krone das Recht gibt, die Alcaden zu ernennen. Die Minorität, die gedroht hatte, sich zurückzuziehen, sobald dieser Artikel, der dem §. 70 der Constitution so entgegen sey, durchginge, hat bis jetzt nichts gethan, ihre Drohung in Erfüllung zu setzen.

Die Deputirtenkammer, die kaum vollzählig ist, im Augenblick, wo es sich darum handelt, die wichtigsten Gesetze für den Nationalcredit zu votiren, hat den Finanzminister bevollmächtigt 700 Millionen Realen zu 5 Proc. zu emittiren. Man hat in dem Votum der Kammer eine seltsame Spaltung bemerkt. Die Hälfte der 36 Mitglieder, die sich dem Regierungsproject widersetzen, gehören der Majorität an, die gewöhnlich mit dem Cabinet stimmt. Die Deputirten beeilen sich mehr als je, ihre Sitze und die Hauptstadt zu verlassen. Sobald für die Kosten des Cultus und den Unterhalt des Clerus gesorgt ist, wird die Vertreter der Nation nichts mehr zurückhalten können, und eine Prorogation der Cortes für die Zeit der Dauer der Reise der Königin ist fast gewiß. In Bezug auf diese Reise ist noch nichts entschieden; sie ist jedenfalls in Folge der Erscheinung von 3 Bataillonen Carlisten und Balmaseda's bei Guadalaxara aufgeschoben. Der Schrecken unter der Bevölkerung ist so groß gewesen, daß eine große Anzahl Landbewohner ihre Habseligkeiten gepackt und sich nach der Hauptstadt geflüchtet haben.

Der Carlismus stirbt, der Fanatismus seiner Vertheidiger ist allenthalben nur noch Lüge und Täuschung. Abfall und Verrath öffnen überall das Thor. Das Schicksal Morella's hing vom Widerstande des Forts San Pedro ab. San Pedro hat capitulirt. Am 25 Mai Morgens 9 Uhr erbot sich die Garnison, das Fort unter der Bedingung zu übergeben, daß man ihr erlaube in die Dienste der Königin zu treten, und Pässe denjenigen verwillige, die es vorzögen heim zu ziehen. Der Vorschlag ward verworfen, und das Feuer begann von neuem; da ergab sich das Fort auf Gnade und Ungnade. 15 Officiere und 264 Soldaten streckten die Waffen. Vier Kanonen wurden vorgefunden. Im Laufe des Tages räumten die Carlisten noch ein anderes kleineres Fort. Nach dem Falle von San Pedro Martyr rückte das Belagerungsheer näher an die Stadt. Am 26 früh wurde rechts von der Redoute de la Querola eine Batterie von acht 16Pfündern aufgeführt, deren Feuer, so wie das einer Batterie von Mörsern, das Geschütz des Schlosses in kurzer Zeit zum Schweigen brachte. Der Donner der Kanonen tobte ohne Unterbrechung. Zahlreiche und wohlgezielte Bomben hatten Gewölbe und Mauern des Schlosses schwer beschädigt, und waren zerstörend bis in die Batterie gedrungen. Mehrere Granaten hatten in der Stadt gezündet und einzelne Häuser standen in Flammen. Im Laufe des Tages gingen zwei Obersten zu den Belagerern über. Sie berichteten, daß Verwirrung und Uneinigkeit in der Stadt herrschten, Jedermann befehlen, Niemand gehorchen wolle, und die Soldaten sich weigerten, im Schlosse auszuhalten. Im constitutionellen Lager war Ueberfluß; Fische und andere Lebensmittel kamen in Menge aus Valencia, sieben Kaffee- und eine Menge von Weinschenken luden zu Erfrischungen ein, viele Neugierige hatten sich aus der Umgegend eingefunden. In der Nacht wurde eine neue Batterie von fünf 24Pfündern neben der der 16Pfünder errichtet, an einer weitern von 4 Kanonen gleichen Kalibers wurde gearbeitet. Die Batterien

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[1289/0001] Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. Mittwoch Nr. 162. 10 Juni 1840. Portugal. In den ostafrikanischen Gewässern, an der Küste von Mozambique, wird in den dortigen portugiesischen Colonien der Sklavenhandel in eben so großer Ausdehnung betrieben, wie in Westafrika. Im Laufe des Jahres 1839 wurden allein aus dem Hafen von Quillimance 12,000 Sklaven ausgeführt. Den englischen Kreuzern gelingt es zwar, hie und da ein Sklavenschiff zu nehmen, aber zur gänzlichen Unterdrückung dieses abscheulichen Gewerbs reichen sie weit nicht aus. Von den Gräueln des Sklavenhandels wird in englischen Blättern folgendes Beispiel berichtet. In Mozambique kam eine Brigg mit 200 Sklaven an. Sie hatte ursprünglich 900 Schwarze an Bord. Während eines Orkans jedoch wurden die Luken geschlossen, und als man nach dem Orkan wieder öffnete, fand man 300 Schwarze erstickt oder verhungert. Der Orkan begann von neuem, die Luken wurden wieder geschlossen, und es gingen noch 300 Schwarze zu Grunde; von den übrigen 300 starben weitere 100 auf der Fahrt nach Mozambique, wo die Brigg neuen Vorrath von Sklaven an Bord nahm. Spanien. Madrid, 27 Mai. Am 21 hat die Kammer mit 95 gegen 61 Stimmen die Grundlage des Gesetzesentwurfs über die Municipalitäten angenommen, welcher der Krone das Recht gibt, die Alcaden zu ernennen. Die Minorität, die gedroht hatte, sich zurückzuziehen, sobald dieser Artikel, der dem §. 70 der Constitution so entgegen sey, durchginge, hat bis jetzt nichts gethan, ihre Drohung in Erfüllung zu setzen. * Madrid, 30 Mai. Die Deputirtenkammer, die kaum vollzählig ist, im Augenblick, wo es sich darum handelt, die wichtigsten Gesetze für den Nationalcredit zu votiren, hat den Finanzminister bevollmächtigt 700 Millionen Realen zu 5 Proc. zu emittiren. Man hat in dem Votum der Kammer eine seltsame Spaltung bemerkt. Die Hälfte der 36 Mitglieder, die sich dem Regierungsproject widersetzen, gehören der Majorität an, die gewöhnlich mit dem Cabinet stimmt. Die Deputirten beeilen sich mehr als je, ihre Sitze und die Hauptstadt zu verlassen. Sobald für die Kosten des Cultus und den Unterhalt des Clerus gesorgt ist, wird die Vertreter der Nation nichts mehr zurückhalten können, und eine Prorogation der Cortes für die Zeit der Dauer der Reise der Königin ist fast gewiß. In Bezug auf diese Reise ist noch nichts entschieden; sie ist jedenfalls in Folge der Erscheinung von 3 Bataillonen Carlisten und Balmaseda's bei Guadalaxara aufgeschoben. Der Schrecken unter der Bevölkerung ist so groß gewesen, daß eine große Anzahl Landbewohner ihre Habseligkeiten gepackt und sich nach der Hauptstadt geflüchtet haben. ✝ Bordeaux, 3 Jun. Der Carlismus stirbt, der Fanatismus seiner Vertheidiger ist allenthalben nur noch Lüge und Täuschung. Abfall und Verrath öffnen überall das Thor. Das Schicksal Morella's hing vom Widerstande des Forts San Pedro ab. San Pedro hat capitulirt. Am 25 Mai Morgens 9 Uhr erbot sich die Garnison, das Fort unter der Bedingung zu übergeben, daß man ihr erlaube in die Dienste der Königin zu treten, und Pässe denjenigen verwillige, die es vorzögen heim zu ziehen. Der Vorschlag ward verworfen, und das Feuer begann von neuem; da ergab sich das Fort auf Gnade und Ungnade. 15 Officiere und 264 Soldaten streckten die Waffen. Vier Kanonen wurden vorgefunden. Im Laufe des Tages räumten die Carlisten noch ein anderes kleineres Fort. Nach dem Falle von San Pedro Martyr rückte das Belagerungsheer näher an die Stadt. Am 26 früh wurde rechts von der Redoute de la Querola eine Batterie von acht 16Pfündern aufgeführt, deren Feuer, so wie das einer Batterie von Mörsern, das Geschütz des Schlosses in kurzer Zeit zum Schweigen brachte. Der Donner der Kanonen tobte ohne Unterbrechung. Zahlreiche und wohlgezielte Bomben hatten Gewölbe und Mauern des Schlosses schwer beschädigt, und waren zerstörend bis in die Batterie gedrungen. Mehrere Granaten hatten in der Stadt gezündet und einzelne Häuser standen in Flammen. Im Laufe des Tages gingen zwei Obersten zu den Belagerern über. Sie berichteten, daß Verwirrung und Uneinigkeit in der Stadt herrschten, Jedermann befehlen, Niemand gehorchen wolle, und die Soldaten sich weigerten, im Schlosse auszuhalten. Im constitutionellen Lager war Ueberfluß; Fische und andere Lebensmittel kamen in Menge aus Valencia, sieben Kaffee- und eine Menge von Weinschenken luden zu Erfrischungen ein, viele Neugierige hatten sich aus der Umgegend eingefunden. In der Nacht wurde eine neue Batterie von fünf 24Pfündern neben der der 16Pfünder errichtet, an einer weitern von 4 Kanonen gleichen Kalibers wurde gearbeitet. Die Batterien

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 162. Augsburg, 10. Juni 1840, S. 1289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_162_18400610/1>, abgerufen am 19.04.2024.