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Allgemeine Zeitung. Nr. 156. Augsburg, 4. Juni 1840.

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Südamerika.

(Globe.) In Valparaiso sind nach Nachrichten von dort bis zum 15 Febr. Unruhen ausgebrochen, und die Regierung hat die ganze Provinz San Jago bis zum 1 Jun. in Belagerungszustand erklärt. Eine gerichtliche Untersuchung über fortdauernde politische Ausschweifungen der Presse in Valparaiso war der Grund zu jenen Unruhen.

Die Staatsgläubiger von Chili haben, wie es scheint, trotz des blühenden Zustandes der Chili'schen Finanzen auf eine Anerkennung ihrer Forderungen wenig Aussicht. Die Antwort, die ihnen der Finanzminister gab, als sie vorschlugen, den klaren Ueberschuß der Einkünfte zu einem theilweisen Abtrag der Fremdenschuld zu benützen, war folgende: "O nein, das geht nicht, mit diesem Ueberschuß müssen wir unsre Beamten bezahlen."

Nachrichten aus den Antillen über Kingston versichern, daß in Bogota Anarchie herrsche, der Gouverneur habe resignirt und sich ins Innere zurückgezogen.

Mexico.

Die Daily Times von Houston enthält unterm 4 April den Auszug eines Briefs, der an den Major Thomas G. Western aus Bejar vom 1 April 1840 geschrieben ist, und Folgendes enthält: "Der Augenblick der Krisis nähert sich, die Föderalisten haben eben wieder bei Morelos, einer kleinen Stadt ungefähr 15 Lieues vom Presidio de Rio-Grande, eine Niederlage vom General Arista erlitten. Canales und 150 Mann, die entkommen sind, marschiren auf diese Stadt zu. Der Bote, der uns diese Nachricht brachte, hat sie zu Leona gelassen. Vor drei Tagen erhielt ich auch einen Brief von San-Fernando, der von dem Einfall in Texas, wie von einer ausgemachten Sache spricht. Man ist eigentlich schon in Texas eingedrungen, denn der General Ampudia hat mit 5 - 600 Reitern den Rio-Grande, 20 bis 30 Lieues unterhalb Loredo überschritten. Wenn wir also nicht mit der äußersten Schnelligkeit handeln, indem wir eine Armee nach Westen schicken, so werden wir bald unsre Städte zur Beute von wilden Horden werden sehen, die noch barbarischer sind, als die Cumanchen Cherokesen. Dreihundert cherokesische Krieger in San Fernando werden sich wahrscheinlich den mexicanischen Centralisten anschließen.

Ein anderer Brief vom 5 April sagt, daß sichere Nachrichten von Mexicanern, die von Rio-Grande kamen, die Kunde bringen, daß 2000 Mann mexicanischer Truppen mit 8 Stücken Geschütz auf das Gebiet von Texas getreten sind. Beim Abgang des Dampfbootes Columbia, das diese Nachrichten brachte, wurden in ganz Texas Truppen geworben.

Spanien.

In Catalonien scheinen sich die Christinos auf bloße Beobachtung der Carlisten zu beschränken, die übrigens nicht stark genug sind, um ernste Besorgnisse einzuflößen. Dagegen leidet das Land unsäglich unter ihren Raubzügen. Der Bandenchef Boquica hatte sich am 19 oder 20, 8 bis 900 Mann stark, beim Col de Toras gezeigt; alle Dörfer auf seinem Wege wurden geplündert. Zu Cervera und Tarrega wurde eine Million Rationen für die constitutionellen Truppen vorbereitet. Der Ebro warf dieser Tage unweit Tortosa mehr als 50 furchtbar verstümmelte Leichname ans Ufer. Man erkannte in ihnen die unglücklichen Gefangenen des Forts von Mirabel, welche die dortige Carlistische Besatzung grausam erwürgt hatte. Einige halten Cabrera, der beim Einrücken Zurbano's zu Flix und Mora sich einen Augenblick nach Mirabel geflüchtet hatte, für den Urheber dieser neuen Gräuelthat. Espartero hatte am 19 eine Bewegung gegen La Pobleta, unterhalb Morella, unternommen, wurde aber durch das Austreten der angeschwollenen Gewässer genöthigt, seine Truppen, in Erwartung günstigerer Witterung, zwischen der Einsiedelei von San Marcos und La Pobleta lagern zu lassen.

Ich sprach Ihnen gestern von der Bewegung Espartero's auf La Pobleta, Morella zu. Heute das Nähere. Am 18 früh (nicht den 19) trat endlich die Armee ihren Marsch an; aber schon nach einigen Minuten brach ein solches Unwetter los, daß es schien, es hätten alle Elemente sich gegen sie verschworen. Regengüsse und Schneegestöber, die ein eisiger Wind den Soldaten ins Gesicht peitschte, machten bald alles weitere Vorrücken unmöglich. Gezelte wurden in Eile aufgeschlagen, aber der in Strömen niederfallende Regen machte auch diese in kurzem unnütz. Die Nacht war fürchterlich. Die steigende Kälte verwandelte den Regen in Schnee, der am 19 Morgens die Erde anderthalb Schuh hoch bedeckte. Eine nahmhafte Zahl Soldaten, ungefähr 50 Pferde und mehrere Vorspannsbauern, waren der Kälte und der Wuth der Elemente erlegen. Das Unwetter dauerte am 19 ununterbrochen

Südamerika.

(Globe.) In Valparaiso sind nach Nachrichten von dort bis zum 15 Febr. Unruhen ausgebrochen, und die Regierung hat die ganze Provinz San Jago bis zum 1 Jun. in Belagerungszustand erklärt. Eine gerichtliche Untersuchung über fortdauernde politische Ausschweifungen der Presse in Valparaiso war der Grund zu jenen Unruhen.

Die Staatsgläubiger von Chili haben, wie es scheint, trotz des blühenden Zustandes der Chili'schen Finanzen auf eine Anerkennung ihrer Forderungen wenig Aussicht. Die Antwort, die ihnen der Finanzminister gab, als sie vorschlugen, den klaren Ueberschuß der Einkünfte zu einem theilweisen Abtrag der Fremdenschuld zu benützen, war folgende: „O nein, das geht nicht, mit diesem Ueberschuß müssen wir unsre Beamten bezahlen.“

Nachrichten aus den Antillen über Kingston versichern, daß in Bogota Anarchie herrsche, der Gouverneur habe resignirt und sich ins Innere zurückgezogen.

Mexico.

Die Daily Times von Houston enthält unterm 4 April den Auszug eines Briefs, der an den Major Thomas G. Western aus Bejar vom 1 April 1840 geschrieben ist, und Folgendes enthält: „Der Augenblick der Krisis nähert sich, die Föderalisten haben eben wieder bei Morelos, einer kleinen Stadt ungefähr 15 Lieues vom Presidio de Rio-Grande, eine Niederlage vom General Arista erlitten. Canales und 150 Mann, die entkommen sind, marschiren auf diese Stadt zu. Der Bote, der uns diese Nachricht brachte, hat sie zu Leona gelassen. Vor drei Tagen erhielt ich auch einen Brief von San-Fernando, der von dem Einfall in Texas, wie von einer ausgemachten Sache spricht. Man ist eigentlich schon in Texas eingedrungen, denn der General Ampudia hat mit 5 - 600 Reitern den Rio-Grande, 20 bis 30 Lieues unterhalb Loredo überschritten. Wenn wir also nicht mit der äußersten Schnelligkeit handeln, indem wir eine Armee nach Westen schicken, so werden wir bald unsre Städte zur Beute von wilden Horden werden sehen, die noch barbarischer sind, als die Cumanchen Cherokesen. Dreihundert cherokesische Krieger in San Fernando werden sich wahrscheinlich den mexicanischen Centralisten anschließen.

Ein anderer Brief vom 5 April sagt, daß sichere Nachrichten von Mexicanern, die von Rio-Grande kamen, die Kunde bringen, daß 2000 Mann mexicanischer Truppen mit 8 Stücken Geschütz auf das Gebiet von Texas getreten sind. Beim Abgang des Dampfbootes Columbia, das diese Nachrichten brachte, wurden in ganz Texas Truppen geworben.

Spanien.

In Catalonien scheinen sich die Christinos auf bloße Beobachtung der Carlisten zu beschränken, die übrigens nicht stark genug sind, um ernste Besorgnisse einzuflößen. Dagegen leidet das Land unsäglich unter ihren Raubzügen. Der Bandenchef Boquica hatte sich am 19 oder 20, 8 bis 900 Mann stark, beim Col de Toras gezeigt; alle Dörfer auf seinem Wege wurden geplündert. Zu Cervera und Tarrega wurde eine Million Rationen für die constitutionellen Truppen vorbereitet. Der Ebro warf dieser Tage unweit Tortosa mehr als 50 furchtbar verstümmelte Leichname ans Ufer. Man erkannte in ihnen die unglücklichen Gefangenen des Forts von Mirabel, welche die dortige Carlistische Besatzung grausam erwürgt hatte. Einige halten Cabrera, der beim Einrücken Zurbano's zu Flix und Mora sich einen Augenblick nach Mirabel geflüchtet hatte, für den Urheber dieser neuen Gräuelthat. Espartero hatte am 19 eine Bewegung gegen La Pobleta, unterhalb Morella, unternommen, wurde aber durch das Austreten der angeschwollenen Gewässer genöthigt, seine Truppen, in Erwartung günstigerer Witterung, zwischen der Einsiedelei von San Marcos und La Pobleta lagern zu lassen.

Ich sprach Ihnen gestern von der Bewegung Espartero's auf La Pobleta, Morella zu. Heute das Nähere. Am 18 früh (nicht den 19) trat endlich die Armee ihren Marsch an; aber schon nach einigen Minuten brach ein solches Unwetter los, daß es schien, es hätten alle Elemente sich gegen sie verschworen. Regengüsse und Schneegestöber, die ein eisiger Wind den Soldaten ins Gesicht peitschte, machten bald alles weitere Vorrücken unmöglich. Gezelte wurden in Eile aufgeschlagen, aber der in Strömen niederfallende Regen machte auch diese in kurzem unnütz. Die Nacht war fürchterlich. Die steigende Kälte verwandelte den Regen in Schnee, der am 19 Morgens die Erde anderthalb Schuh hoch bedeckte. Eine nahmhafte Zahl Soldaten, ungefähr 50 Pferde und mehrere Vorspannsbauern, waren der Kälte und der Wuth der Elemente erlegen. Das Unwetter dauerte am 19 ununterbrochen

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[1241/0001] Südamerika. (Globe.) In Valparaiso sind nach Nachrichten von dort bis zum 15 Febr. Unruhen ausgebrochen, und die Regierung hat die ganze Provinz San Jago bis zum 1 Jun. in Belagerungszustand erklärt. Eine gerichtliche Untersuchung über fortdauernde politische Ausschweifungen der Presse in Valparaiso war der Grund zu jenen Unruhen. Die Staatsgläubiger von Chili haben, wie es scheint, trotz des blühenden Zustandes der Chili'schen Finanzen auf eine Anerkennung ihrer Forderungen wenig Aussicht. Die Antwort, die ihnen der Finanzminister gab, als sie vorschlugen, den klaren Ueberschuß der Einkünfte zu einem theilweisen Abtrag der Fremdenschuld zu benützen, war folgende: „O nein, das geht nicht, mit diesem Ueberschuß müssen wir unsre Beamten bezahlen.“ Nachrichten aus den Antillen über Kingston versichern, daß in Bogota Anarchie herrsche, der Gouverneur habe resignirt und sich ins Innere zurückgezogen. Mexico. Die Daily Times von Houston enthält unterm 4 April den Auszug eines Briefs, der an den Major Thomas G. Western aus Bejar vom 1 April 1840 geschrieben ist, und Folgendes enthält: „Der Augenblick der Krisis nähert sich, die Föderalisten haben eben wieder bei Morelos, einer kleinen Stadt ungefähr 15 Lieues vom Presidio de Rio-Grande, eine Niederlage vom General Arista erlitten. Canales und 150 Mann, die entkommen sind, marschiren auf diese Stadt zu. Der Bote, der uns diese Nachricht brachte, hat sie zu Leona gelassen. Vor drei Tagen erhielt ich auch einen Brief von San-Fernando, der von dem Einfall in Texas, wie von einer ausgemachten Sache spricht. Man ist eigentlich schon in Texas eingedrungen, denn der General Ampudia hat mit 5 - 600 Reitern den Rio-Grande, 20 bis 30 Lieues unterhalb Loredo überschritten. Wenn wir also nicht mit der äußersten Schnelligkeit handeln, indem wir eine Armee nach Westen schicken, so werden wir bald unsre Städte zur Beute von wilden Horden werden sehen, die noch barbarischer sind, als die Cumanchen Cherokesen. Dreihundert cherokesische Krieger in San Fernando werden sich wahrscheinlich den mexicanischen Centralisten anschließen. Ein anderer Brief vom 5 April sagt, daß sichere Nachrichten von Mexicanern, die von Rio-Grande kamen, die Kunde bringen, daß 2000 Mann mexicanischer Truppen mit 8 Stücken Geschütz auf das Gebiet von Texas getreten sind. Beim Abgang des Dampfbootes Columbia, das diese Nachrichten brachte, wurden in ganz Texas Truppen geworben. Spanien. _ Bordeaux, 27 Mai. In Catalonien scheinen sich die Christinos auf bloße Beobachtung der Carlisten zu beschränken, die übrigens nicht stark genug sind, um ernste Besorgnisse einzuflößen. Dagegen leidet das Land unsäglich unter ihren Raubzügen. Der Bandenchef Boquica hatte sich am 19 oder 20, 8 bis 900 Mann stark, beim Col de Toras gezeigt; alle Dörfer auf seinem Wege wurden geplündert. Zu Cervera und Tarrega wurde eine Million Rationen für die constitutionellen Truppen vorbereitet. Der Ebro warf dieser Tage unweit Tortosa mehr als 50 furchtbar verstümmelte Leichname ans Ufer. Man erkannte in ihnen die unglücklichen Gefangenen des Forts von Mirabel, welche die dortige Carlistische Besatzung grausam erwürgt hatte. Einige halten Cabrera, der beim Einrücken Zurbano's zu Flix und Mora sich einen Augenblick nach Mirabel geflüchtet hatte, für den Urheber dieser neuen Gräuelthat. Espartero hatte am 19 eine Bewegung gegen La Pobleta, unterhalb Morella, unternommen, wurde aber durch das Austreten der angeschwollenen Gewässer genöthigt, seine Truppen, in Erwartung günstigerer Witterung, zwischen der Einsiedelei von San Marcos und La Pobleta lagern zu lassen. _ Bordeaux, 28 Mai. Ich sprach Ihnen gestern von der Bewegung Espartero's auf La Pobleta, Morella zu. Heute das Nähere. Am 18 früh (nicht den 19) trat endlich die Armee ihren Marsch an; aber schon nach einigen Minuten brach ein solches Unwetter los, daß es schien, es hätten alle Elemente sich gegen sie verschworen. Regengüsse und Schneegestöber, die ein eisiger Wind den Soldaten ins Gesicht peitschte, machten bald alles weitere Vorrücken unmöglich. Gezelte wurden in Eile aufgeschlagen, aber der in Strömen niederfallende Regen machte auch diese in kurzem unnütz. Die Nacht war fürchterlich. Die steigende Kälte verwandelte den Regen in Schnee, der am 19 Morgens die Erde anderthalb Schuh hoch bedeckte. Eine nahmhafte Zahl Soldaten, ungefähr 50 Pferde und mehrere Vorspannsbauern, waren der Kälte und der Wuth der Elemente erlegen. Das Unwetter dauerte am 19 ununterbrochen

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 156. Augsburg, 4. Juni 1840, S. 1241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_156_18400604/1>, abgerufen am 28.03.2024.