Allgemeine Zeitung. Nr. 154. Augsburg, 2. Juni 1840.und Generalcapitän der Provinz den erlauchten Wiederhersteller der Gesetze, den Brigadier Juan Manuel de Rosas, wieder erwählen; die Wahl gilt für fünf Jahre, doch mit dem Vorbehalt, daß die außerordentlichen Vollmachten auf die Dauer des Krieges beschränkt sind. Rosas war noch nicht darauf eingegangen, man glaubte, er wollte die Repräsentanten dahin bringen, ihm die außerordentlichen Vollmachten für die ganzen fünf Jahre zu bewilligen. Nach Nachrichten aus Panama bis zum 21 März. In den südlichen Provinzen von Colombia, namentlich in Popayan und los Pastos (Departement Cauca) war eine Empörung ausgebrochen; General Jose Maria Obando, vor kurzem Kriegsminister, hat die Stadt Popayan mit 400 Mann, jedoch ohne Erfolg, angegriffen. - In Peru rüstete man sich Anfang Februars - jedoch noch ohne Kriegserklärung - zu einem Einfall in Bolivia. - Chili ist fortwährend der blühendste aller südamerikanischen Staaten, und besonders Valparaiso (Provinz Quilloba) eine belebte Handelsstadt. - In Panama selbst war von Guadeloupe ein Agent des Hauses Salomon angelangt, beauftragt mit Anlegung einer Fahrstraße von Panama nach Chagre (San Lorenzo de Chagre), zu Verbindung der beiden Meere. Nach Briefen aus Bogota bis zum 16 März hat sich General Obando dem Gouverneur Pedro Heran freiwillig unterworfen, mit der Erklärung, er habe sich, bloß um das seinethalb aufgebrachte Volk von Vergehen abzuhalten, an die Spitze des Aufruhrs gestellt. Die geforderte Amnestie für ihn und seine Partei ward ihm zuerkannt. - Ein Commissionär von Columbia ist jetzt in London, um neue Anlehen zu contrahiren. Portugal. Nach der letzten vom 18 Mai datirten Lissaboner Correspondenz des Morning-Chronicle sollten die neuen Cortes am 25 Mai eröffnet werden. Uebrigens scheinen die Ultra-Cartisten und die Septembristen vereint dahin zu arbeiten, das gegenwärtige Ministerium zu stürzen oder wenigstens bedeutend umzugestalten, erstere weil sie darüber zürnen, daß die englischen Ansprüche nicht schon lange befriedigt worden sind, letztere weil sie von einem ultra-cartistischen Ministerium erwarten, daß es sich zu übertriebenen Handlungen, die zu ihrem, der Septembristen, Besten eine Reaction bewirken könnten, verleiten lassen würde. Die Hauptanführer der Guerillas von Algarbien, die seit längerer Zeit eine Art Räuberleben geführt haben, unterhandeln jetzt mit der Regierung und wünschen in die Amnestie des 4 April eingeschlossen zu werden. - Prinz Ernst von Sachsen-Coburg ist am 16 hier angekommen. Spanien. Madrid. In der Sitzung der Deputirtenkammer vom 20 Mai wurde der Antrag des Hrn. Rodriguez Leal eingebracht, daß die Regierung eine Abschrift des Decrets niederlege über die Emittirung von 200 Millionen Realen neuer Schatzscheine, und die Contracte der Summen, die in Folge dieser Emittirung im voraus aufgenommen worden sind. Nach einigen Bemerkungen des Finanzministers wurde dieser Vorschlag mit einer Majorität von 67 Stimmen gegen 55 verworfen. Das Eco del Commercio urtheilt darüber: "Dieser Beschluß ist der härteste Schlag, der dem öffentlichen Credit beigebracht werden konnte. Nichts läßt sich diesem financiellen Skandal vergleichen. Der Congreß will nicht, daß man die begangenen Veruntreuungen ins Auge fasse. Die Fonds, die schon sehr herabgegangen, werden noch mehr sinken, wenn die Börse von der neuen Carte blanche hört, die der Minister erhalten. Bordeaux, 25 Mai. Der Generalcommandant von Ciudad-Real und Toledo, Don Trinidad Balboa, hat unterm 11 d. M. ein Edict publicirt, dessen Inhalt über den Zustand der Dinge in Spanien lauter als seitenlange Commentare spricht. Todesstrafe ist darin über jeden gefangenen Carlisten verhängt, ferner über jeden, Mann oder Weib, der einem solchen Obdach gewähren, ihm in seiner Flucht behülflich seyn, oder von den Bewegungen der constitutionellen Truppen unterrichten sollte. Die Habe der Schuldigen bürgt für allen möglicher Weise erwachsenen Nachtheil. Für jeden im Solde der Insurgenten von Hause Abwesenden büßen seine Verwandten, Freunde und wer immer aus seinen Mitbürgern von einigem Einfluß in der Gemeinde ist, mit gefänglicher Haft. Die Familien aller in Zukunft getödteten Carlisten sollen aus der Provinz vertrieben werden, und nie wieder in dieselbe zurückkehren können. Die früher bewilligte Amnestie für die sich freiwillig Stellenden ist aufgehoben. - Die Stadt Lerida hat den Befehl erhalten, für die Armee Espartero's 600,000 Rationen Lebensmittel zu liefern. In Catalonien dauern die Kreuz- und Querzüge der Carlistischen Banden fort, ohne weiteres Resultat, als Raub und Verheerung. Aehnliches aus Valencia und Alicante. Nichts Näheres über den vorgeblichen Aufstand in Berga. - Mit der Räumung des Hafens du Passage scheint es denn doch einmal Ernst. Zwei englische Fahrzeuge laden dort Geschütz und Kriegsgeräthe. - Ihr Madrider Correspondent drückt in seinem Schreiben vom 5 Zweifel über die Aufrichtigkeit der bei Anlaß der letzten Unruhen in Navarra von unserm Ministerium längs der Gränze angeordneten Maaßregeln aus. Der Verdacht ist ungegründet; die Zornausbrüche unsrer legitimistischen Blätter sprechen in dieser Beziehung deutlich genug. Es geschah so viel als bei der Schwierigkeit des Terrains und den seit Jahren bestehenden geheimen Verbindungen an der Gränze nur immer geschehen konnte. Großbritannien. London, 26 Mai. Die Zeitungen sind angefüllt mit Beschreibungen der gestrigen Festlichkeiten, namentlich mit Listen der beim Hofgala in St. Jamespalast gegenwärtigen Personen. Die Königin, in Begleitung des Prinzen Albert, hatte sich gegen 2 Uhr vom Buckinghampalast aus dorthin begeben, und ihr Wagen erregte die Aufmerksamkeit des Volks, besonders durch zwei hintenaufstehende prächtig, grün mit Silber, gekleidete deutsche Jäger. Von den übrigen Equipagen waren die des Herzogs von Beaufort, des Grafen Chesterfield und des französischen Botschafters die glänzendsten. Ueber die heutigen Kammerverhandlungen ist noch nichts Bedeutendes zu berichten. Lord Brougham ist nach seiner Rückkehr aus Frankreich zum erstenmal wieder im Oberhause erschienen, und hat die - früher von uns erwähnte - Edinburger Petition gegen den Opiumkrieg eingereicht. Im Unterhause war man mit Verhandlungen über die von Hrn. Villiers zum zweitenmal eingereichte Motion gegen die Korngesetze beschäftigt. "Die unnütze Anti-Korngesetzposse soll heute Abend im Hause der Gemeinen wiederholt werden" sagt der Standard: wahrscheinlich wird das Haus den Antrag zum zweitenmal vertagen. Lord Durham, der einen gefährlichen Rückfall gehabt hat, wird, sobald er stark genug ist die Reise zu unternehmen, für diesen Sommer mit seiner Familie nach Karlsbad gehen. (M. Chronicle.) Die Cambridge Preß berichtet von einem im Dorfe Wisbeg bei Cambridge neuvorgekommenen Falle des Weiberverkaufs: zwar verhinderte die Polizei das Zumarktführen der und Generalcapitän der Provinz den erlauchten Wiederhersteller der Gesetze, den Brigadier Juan Manuel de Rosas, wieder erwählen; die Wahl gilt für fünf Jahre, doch mit dem Vorbehalt, daß die außerordentlichen Vollmachten auf die Dauer des Krieges beschränkt sind. Rosas war noch nicht darauf eingegangen, man glaubte, er wollte die Repräsentanten dahin bringen, ihm die außerordentlichen Vollmachten für die ganzen fünf Jahre zu bewilligen. Nach Nachrichten aus Panama bis zum 21 März. In den südlichen Provinzen von Colombia, namentlich in Popayan und los Pastos (Departement Cauca) war eine Empörung ausgebrochen; General Jose Maria Obando, vor kurzem Kriegsminister, hat die Stadt Popayan mit 400 Mann, jedoch ohne Erfolg, angegriffen. – In Peru rüstete man sich Anfang Februars – jedoch noch ohne Kriegserklärung – zu einem Einfall in Bolivia. – Chili ist fortwährend der blühendste aller südamerikanischen Staaten, und besonders Valparaiso (Provinz Quilloba) eine belebte Handelsstadt. – In Panama selbst war von Guadeloupe ein Agent des Hauses Salomon angelangt, beauftragt mit Anlegung einer Fahrstraße von Panama nach Chagre (San Lorenzo de Chagre), zu Verbindung der beiden Meere. Nach Briefen aus Bogota bis zum 16 März hat sich General Obando dem Gouverneur Pedro Heran freiwillig unterworfen, mit der Erklärung, er habe sich, bloß um das seinethalb aufgebrachte Volk von Vergehen abzuhalten, an die Spitze des Aufruhrs gestellt. Die geforderte Amnestie für ihn und seine Partei ward ihm zuerkannt. – Ein Commissionär von Columbia ist jetzt in London, um neue Anlehen zu contrahiren. Portugal. Nach der letzten vom 18 Mai datirten Lissaboner Correspondenz des Morning-Chronicle sollten die neuen Cortes am 25 Mai eröffnet werden. Uebrigens scheinen die Ultra-Cartisten und die Septembristen vereint dahin zu arbeiten, das gegenwärtige Ministerium zu stürzen oder wenigstens bedeutend umzugestalten, erstere weil sie darüber zürnen, daß die englischen Ansprüche nicht schon lange befriedigt worden sind, letztere weil sie von einem ultra-cartistischen Ministerium erwarten, daß es sich zu übertriebenen Handlungen, die zu ihrem, der Septembristen, Besten eine Reaction bewirken könnten, verleiten lassen würde. Die Hauptanführer der Guerillas von Algarbien, die seit längerer Zeit eine Art Räuberleben geführt haben, unterhandeln jetzt mit der Regierung und wünschen in die Amnestie des 4 April eingeschlossen zu werden. – Prinz Ernst von Sachsen-Coburg ist am 16 hier angekommen. Spanien. Madrid. In der Sitzung der Deputirtenkammer vom 20 Mai wurde der Antrag des Hrn. Rodriguez Leal eingebracht, daß die Regierung eine Abschrift des Decrets niederlege über die Emittirung von 200 Millionen Realen neuer Schatzscheine, und die Contracte der Summen, die in Folge dieser Emittirung im voraus aufgenommen worden sind. Nach einigen Bemerkungen des Finanzministers wurde dieser Vorschlag mit einer Majorität von 67 Stimmen gegen 55 verworfen. Das Eco del Commercio urtheilt darüber: „Dieser Beschluß ist der härteste Schlag, der dem öffentlichen Credit beigebracht werden konnte. Nichts läßt sich diesem financiellen Skandal vergleichen. Der Congreß will nicht, daß man die begangenen Veruntreuungen ins Auge fasse. Die Fonds, die schon sehr herabgegangen, werden noch mehr sinken, wenn die Börse von der neuen Carte blanche hört, die der Minister erhalten. Bordeaux, 25 Mai. Der Generalcommandant von Ciudad-Real und Toledo, Don Trinidad Balboa, hat unterm 11 d. M. ein Edict publicirt, dessen Inhalt über den Zustand der Dinge in Spanien lauter als seitenlange Commentare spricht. Todesstrafe ist darin über jeden gefangenen Carlisten verhängt, ferner über jeden, Mann oder Weib, der einem solchen Obdach gewähren, ihm in seiner Flucht behülflich seyn, oder von den Bewegungen der constitutionellen Truppen unterrichten sollte. Die Habe der Schuldigen bürgt für allen möglicher Weise erwachsenen Nachtheil. Für jeden im Solde der Insurgenten von Hause Abwesenden büßen seine Verwandten, Freunde und wer immer aus seinen Mitbürgern von einigem Einfluß in der Gemeinde ist, mit gefänglicher Haft. Die Familien aller in Zukunft getödteten Carlisten sollen aus der Provinz vertrieben werden, und nie wieder in dieselbe zurückkehren können. Die früher bewilligte Amnestie für die sich freiwillig Stellenden ist aufgehoben. – Die Stadt Lerida hat den Befehl erhalten, für die Armee Espartero's 600,000 Rationen Lebensmittel zu liefern. In Catalonien dauern die Kreuz- und Querzüge der Carlistischen Banden fort, ohne weiteres Resultat, als Raub und Verheerung. Aehnliches aus Valencia und Alicante. Nichts Näheres über den vorgeblichen Aufstand in Berga. – Mit der Räumung des Hafens du Passage scheint es denn doch einmal Ernst. Zwei englische Fahrzeuge laden dort Geschütz und Kriegsgeräthe. – Ihr Madrider Correspondent drückt in seinem Schreiben vom 5 Zweifel über die Aufrichtigkeit der bei Anlaß der letzten Unruhen in Navarra von unserm Ministerium längs der Gränze angeordneten Maaßregeln aus. Der Verdacht ist ungegründet; die Zornausbrüche unsrer legitimistischen Blätter sprechen in dieser Beziehung deutlich genug. Es geschah so viel als bei der Schwierigkeit des Terrains und den seit Jahren bestehenden geheimen Verbindungen an der Gränze nur immer geschehen konnte. Großbritannien. London, 26 Mai. Die Zeitungen sind angefüllt mit Beschreibungen der gestrigen Festlichkeiten, namentlich mit Listen der beim Hofgala in St. Jamespalast gegenwärtigen Personen. Die Königin, in Begleitung des Prinzen Albert, hatte sich gegen 2 Uhr vom Buckinghampalast aus dorthin begeben, und ihr Wagen erregte die Aufmerksamkeit des Volks, besonders durch zwei hintenaufstehende prächtig, grün mit Silber, gekleidete deutsche Jäger. Von den übrigen Equipagen waren die des Herzogs von Beaufort, des Grafen Chesterfield und des französischen Botschafters die glänzendsten. Ueber die heutigen Kammerverhandlungen ist noch nichts Bedeutendes zu berichten. Lord Brougham ist nach seiner Rückkehr aus Frankreich zum erstenmal wieder im Oberhause erschienen, und hat die – früher von uns erwähnte – Edinburger Petition gegen den Opiumkrieg eingereicht. Im Unterhause war man mit Verhandlungen über die von Hrn. Villiers zum zweitenmal eingereichte Motion gegen die Korngesetze beschäftigt. „Die unnütze Anti-Korngesetzposse soll heute Abend im Hause der Gemeinen wiederholt werden“ sagt der Standard: wahrscheinlich wird das Haus den Antrag zum zweitenmal vertagen. Lord Durham, der einen gefährlichen Rückfall gehabt hat, wird, sobald er stark genug ist die Reise zu unternehmen, für diesen Sommer mit seiner Familie nach Karlsbad gehen. (M. Chronicle.) 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Nach Nachrichten aus Panama bis zum 21 März. In den südlichen Provinzen von Colombia, namentlich in Popayan und los Pastos (Departement Cauca) war eine Empörung ausgebrochen; General Jose Maria Obando, vor kurzem Kriegsminister, hat die Stadt Popayan mit 400 Mann, jedoch ohne Erfolg, angegriffen. – In Peru rüstete man sich Anfang Februars – jedoch noch ohne Kriegserklärung – zu einem Einfall in Bolivia. – Chili ist fortwährend der blühendste aller südamerikanischen Staaten, und besonders Valparaiso (Provinz Quilloba) eine belebte Handelsstadt. – In Panama selbst war von Guadeloupe ein Agent des Hauses Salomon angelangt, beauftragt mit Anlegung einer Fahrstraße von Panama nach Chagre (San Lorenzo de Chagre), zu Verbindung der beiden Meere.
Nach Briefen aus Bogota bis zum 16 März hat sich General Obando dem Gouverneur Pedro Heran freiwillig unterworfen, mit der Erklärung, er habe sich, bloß um das seinethalb aufgebrachte Volk von Vergehen abzuhalten, an die Spitze des Aufruhrs gestellt. Die geforderte Amnestie für ihn und seine Partei ward ihm zuerkannt. – Ein Commissionär von Columbia ist jetzt in London, um neue Anlehen zu contrahiren.
Portugal.
Nach der letzten vom 18 Mai datirten Lissaboner Correspondenz des Morning-Chronicle sollten die neuen Cortes am 25 Mai eröffnet werden. Uebrigens scheinen die Ultra-Cartisten und die Septembristen vereint dahin zu arbeiten, das gegenwärtige Ministerium zu stürzen oder wenigstens bedeutend umzugestalten, erstere weil sie darüber zürnen, daß die englischen Ansprüche nicht schon lange befriedigt worden sind, letztere weil sie von einem ultra-cartistischen Ministerium erwarten, daß es sich zu übertriebenen Handlungen, die zu ihrem, der Septembristen, Besten eine Reaction bewirken könnten, verleiten lassen würde. Die Hauptanführer der Guerillas von Algarbien, die seit längerer Zeit eine Art Räuberleben geführt haben, unterhandeln jetzt mit der Regierung und wünschen in die Amnestie des 4 April eingeschlossen zu werden. – Prinz Ernst von Sachsen-Coburg ist am 16 hier angekommen.
Spanien.
_ Madrid. In der Sitzung der Deputirtenkammer vom 20 Mai wurde der Antrag des Hrn. Rodriguez Leal eingebracht, daß die Regierung eine Abschrift des Decrets niederlege über die Emittirung von 200 Millionen Realen neuer Schatzscheine, und die Contracte der Summen, die in Folge dieser Emittirung im voraus aufgenommen worden sind. Nach einigen Bemerkungen des Finanzministers wurde dieser Vorschlag mit einer Majorität von 67 Stimmen gegen 55 verworfen. Das Eco del Commercio urtheilt darüber: „Dieser Beschluß ist der härteste Schlag, der dem öffentlichen Credit beigebracht werden konnte. Nichts läßt sich diesem financiellen Skandal vergleichen. Der Congreß will nicht, daß man die begangenen Veruntreuungen ins Auge fasse. Die Fonds, die schon sehr herabgegangen, werden noch mehr sinken, wenn die Börse von der neuen Carte blanche hört, die der Minister erhalten.
_ Bordeaux, 25 Mai. Der Generalcommandant von Ciudad-Real und Toledo, Don Trinidad Balboa, hat unterm 11 d. M. ein Edict publicirt, dessen Inhalt über den Zustand der Dinge in Spanien lauter als seitenlange Commentare spricht. Todesstrafe ist darin über jeden gefangenen Carlisten verhängt, ferner über jeden, Mann oder Weib, der einem solchen Obdach gewähren, ihm in seiner Flucht behülflich seyn, oder von den Bewegungen der constitutionellen Truppen unterrichten sollte. Die Habe der Schuldigen bürgt für allen möglicher Weise erwachsenen Nachtheil. Für jeden im Solde der Insurgenten von Hause Abwesenden büßen seine Verwandten, Freunde und wer immer aus seinen Mitbürgern von einigem Einfluß in der Gemeinde ist, mit gefänglicher Haft. Die Familien aller in Zukunft getödteten Carlisten sollen aus der Provinz vertrieben werden, und nie wieder in dieselbe zurückkehren können. Die früher bewilligte Amnestie für die sich freiwillig Stellenden ist aufgehoben. – Die Stadt Lerida hat den Befehl erhalten, für die Armee Espartero's 600,000 Rationen Lebensmittel zu liefern. In Catalonien dauern die Kreuz- und Querzüge der Carlistischen Banden fort, ohne weiteres Resultat, als Raub und Verheerung. Aehnliches aus Valencia und Alicante. Nichts Näheres über den vorgeblichen Aufstand in Berga. – Mit der Räumung des Hafens du Passage scheint es denn doch einmal Ernst. Zwei englische Fahrzeuge laden dort Geschütz und Kriegsgeräthe. – Ihr Madrider Correspondent drückt in seinem Schreiben vom 5 Zweifel über die Aufrichtigkeit der bei Anlaß der letzten Unruhen in Navarra von unserm Ministerium längs der Gränze angeordneten Maaßregeln aus. Der Verdacht ist ungegründet; die Zornausbrüche unsrer legitimistischen Blätter sprechen in dieser Beziehung deutlich genug. Es geschah so viel als bei der Schwierigkeit des Terrains und den seit Jahren bestehenden geheimen Verbindungen an der Gränze nur immer geschehen konnte.
Großbritannien.
_ London, 26 Mai.
Die Zeitungen sind angefüllt mit Beschreibungen der gestrigen Festlichkeiten, namentlich mit Listen der beim Hofgala in St. Jamespalast gegenwärtigen Personen. Die Königin, in Begleitung des Prinzen Albert, hatte sich gegen 2 Uhr vom Buckinghampalast aus dorthin begeben, und ihr Wagen erregte die Aufmerksamkeit des Volks, besonders durch zwei hintenaufstehende prächtig, grün mit Silber, gekleidete deutsche Jäger. Von den übrigen Equipagen waren die des Herzogs von Beaufort, des Grafen Chesterfield und des französischen Botschafters die glänzendsten.
Ueber die heutigen Kammerverhandlungen ist noch nichts Bedeutendes zu berichten. Lord Brougham ist nach seiner Rückkehr aus Frankreich zum erstenmal wieder im Oberhause erschienen, und hat die – früher von uns erwähnte – Edinburger Petition gegen den Opiumkrieg eingereicht. Im Unterhause war man mit Verhandlungen über die von Hrn. Villiers zum zweitenmal eingereichte Motion gegen die Korngesetze beschäftigt. „Die unnütze Anti-Korngesetzposse soll heute Abend im Hause der Gemeinen wiederholt werden“ sagt der Standard: wahrscheinlich wird das Haus den Antrag zum zweitenmal vertagen.
Lord Durham, der einen gefährlichen Rückfall gehabt hat, wird, sobald er stark genug ist die Reise zu unternehmen, für diesen Sommer mit seiner Familie nach Karlsbad gehen.
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Die Cambridge Preß berichtet von einem im Dorfe Wisbeg bei Cambridge neuvorgekommenen Falle des Weiberverkaufs: zwar verhinderte die Polizei das Zumarktführen der
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