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Allgemeine Zeitung. Nr. 151. Augsburg, 30. Mai 1840.

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Opiumkrieg im Oberhause einreichen. Der edle Lord, indem er bedauert, daß seine verlängerte Abwesenheit ihm selbst das Einreichen der Petition unmöglich mache, erklärt zugleich, daß sein allgemeiner Haß gegen jede Art von Krieg in diesem Falle noch gesteigert werde durch die Gesetzwidrigkeit der den Krieg mit China veranlassenden Umstände, in deren genauere Untersuchung jedoch ihm seine jetzige Entfernung einzugehen unmöglich mache.

Am 22 Mai hielt die inländische Missionsgesellschaft in Exeterhalle ihre 21ste Jahresversammlung; aus dem vom Secretär vorgelesenen Bericht erhellt, daß sich jetzt 100 Missionäre mit Verbreitung der Kenntniß des Evangeliums beschäftigen, und daß zu demselben Zwecke 130 Sonntagsschulen (darin 8500 Kinder) errichtet sind. Die Ausgaben des vergangenen Jahrs beliefen sich auf 6070 Pf., die Einnahmen auf 8003 Pf.

An demselben Tage hielt auch die Gesellschaft zur Beförderung des allgemeinen Weltfriedens ihre Jahressitzung, nicht, ohne daß im Bericht über die Feindseligkeiten Englands mit China, über die Unruhen in der Türkei u. s. w. lebhafte Klage geführt wurde.

Frankreich.

(Moniteur.) Der officielle Bericht über die letzten Operationen der afrikanischen Armee ist der Regierung noch nicht zugekommen. Ein Schreiben vom Engpaß Teniah vom 15 Mai sagt, daß alle Arbeiten an diesem Tage beendigt waren, und daß am 16 unsere Colonnen die südlichen Abhänge des Atlas hinabsteigen und gegen Medeah vorrücken sollten. Glaubwürdige Mittheilungen bestätigen, daß die Einnahme des Teniah und der Stellungen, wo der Feind sich verschanzt hatte, am 12 Mai unserer Armee nur 50 Todte und gegen 150 Verwundete kostete. Unter letztern nennt man den Generallieutenant Marbot, dem eine Kugel die Kniescheibe zerschmetterte, den General Rumigny, der eine Kugel in den Schenkel erhielt und den Bataillonschef Grosbon, der am Bein verwundet worden. Im befestigten Lager von Musaya am Fuße des Atlas waren große Vorräthe aufgehäuft. Belida war reichlich versehen. Am 15 überschritt eine Abtheilung arabischer Reiter die Arasch bei Maison carree. Ein von Kuba abgegangenes Truppendetachement brachte ihm aber ziemlich bedeutenden Verlust bei.

In der Sitzung der Pairskammer am 23 Mai erstattete, wie bereits erwähnt, Graf Roy den Bericht über den Entwurf der Umwandlung der fünfprocentigen Renten. Der Berichterstatter suchte in einer Arbeit, deren Verlesung über eine Stunde dauerte, die Rechte der Rentirer festzustellen, die, der Ansicht der Commission zufolge, unveräußerlich seyen. Seiner Ansicht nach könne die Umwandlung so lange nicht als Grundsatz zugelassen werden, als nicht eine freiwillige Einwilligung von Seite der Staatsgläubiger in diese Maaßregel vorhanden sey. Unter den gegenwärtigen Umständen sey nun aber diese Zustimmung der Interessenten nicht vorhanden, und doch schlage man die Umwandlung ohne deren Theilnahme vor. Darin liege eine Verletzung eines unveräußerlichen Rechts, das die Pairskammer hoffentlich achten würde. Dieser Vorbehalt hätte der Commission um so gebieterischer geschienen, als sie im Lauf ihrer Arbeit fortwährend die Ueberzeugung gehabt habe, daß die vorgeschlagene Maaßregel nur ein Kunstgriff zur Durchsetzung der Rentenreduction sey. Würde man aber auch die Rentenumwandlung als Princip zugeben, so sey sie für jetzt weder nöthig noch zeitgemäß, und die etwanigen daraus entspringenden Vortheile ständen in keinem Verhältniß mit der Störung, welche diese financielle Neuerung bereiten könnte. Die Commission schlage sonach die Verwerfung des Entwurfs einstimmig vor. Auf den Antrag des Finanzministers ward sodann die Erörterung des Entwurfs auf folgenden Freitag festgesetzt. - Eine Petition für öffentlichen Unterricht und Freiheit desselben ward von Hrn. v. Tascher sehr günstig begutachtet und an den Minister des öffentlichen Unterrichts verwiesen. Hr. Cousin erklärte, die Charte habe dieses Versprechen feierlich gegeben, und die Regierung sey gesonnen, im nächsten Jahr den Kammern einen Entwurf über die Freiheit des Secundärunterrichts vorzulegen.

(Moniteur.) Heute (24) zwischen 3 1/2 und 4 Uhr versammelten sich 3 bis 400 Individuen, worunter mehrere Arbeiter in Blousen waren, in der Allee des Observatoriums. Um 4 Uhr ward diese durch mehrere Neugierige vergrößerte Schaar in den Garten des Observatoriums eingelassen, wo sie Hr. Arago empfing. Es ward eine Rede an Hrn. Arago gehalten, und ihm der Dank für seine Vertheidigung der Wahlreform in der Kammer ausgedrückt, welchen Hr. Arago erwiederte, worauf die Schaar ruhig auseinander ging. Diese Demonstration erweckte weder Sympathie noch rief sie Unordnungen hervor.

Der National versichert, diese Deputation sey aus Arbeitern von fast allen Classen der Handwerker bestanden. Die dazu gehörenden Leute seyen zu drei und drei, ohne ein Wort zu sprechen, herbeigekommen. Einige hätten, um den friedlichen Geist ihrer Versammlung besser hervorzuheben, ihre Frauen mitgenommen, die sie in der Umgebung des Luxembourg wieder erwartet hätten. Erst, als sie etwa 800 bis 1000 in der Zahl gewesen, seyen sie in den Garten des Observatoriums eingetreten, wo sie Hr. Arago empfangen habe.

Das Journal des Debats behauptet, daß die Vorschläge der Regierung von Buenos-Ayres, die durch den Admiral Dupotet übersandt worden, sich wesentlich von denen unterscheiden, zu deren Anbietung oder Annahme der französische Generalconsul und Geschäftsträger, Hr. Buchet-Martigny, autorisirt worden sey. Dasselbe Journal wundert sich, daß Admiral Dupotet, der gar nicht in einer diplomatischen Eigenschaft nach Buenos-Ayres geschickt worden sey, sofort nach seiner Ankunft, statt einer militärischen, die Rolle eines Unterhändlers übernommen habe. Solche Veränderungen haben natürlich die französischen Alliirten paralysiren müssen. Wenn das - übrigens nicht allgemein bekannte - System des Hrn. Buchet-Martigny darauf abgezielt, Frankreich die Nothwendigkeit einer großen und kostspieligen Expedition gegen Buenos-Ayres zu ersparen, so werde dasselbe jetzt erschüttert, vielleicht unausführbar seyn. Wahrscheinlich werde man zu jenen äußersten Mitteln greifen müssen, die zu vermeiden so wünschenswerth gewesen seyn würde. Man könne die Intervention des Admirals Dupotet nur beklagen, welcher der Angelegenheit von Buenos-Ayres eine ganz neue Richtung, voll Ungewißheiten und Gefahren, verliehen habe.

Rosas verspricht, die Franzosen sollen in der argentinischen Republik so behandelt werden, wie deren Bürger es in Frankreich sind. Diese letztere Clausel beseitigt keineswegs eine der Hauptbeschwerden der dort sich aufhaltenden Franzosen. Bekanntlich werden die in Frankreich eine feste Niederlassung besitzenden Ausländer nicht zum activen Dienst in der Armee herangezogen, wohl aber zur Nationalgarde, die bloß einen leichten Dienst im Innern der Gemeinden zu verrichten hat. In der argentinischen Republik besteht die ganze bewaffnete Macht in der sogenannten Miliz, die denselben Dienst versieht, wie in Europa die Linientruppen, und bei den stets wiederkehrenden innern Unruhen fortwährend ins Feld rücken muß. Rosas behauptete nun vor Eröffnung der Feindseligkeiten,

Opiumkrieg im Oberhause einreichen. Der edle Lord, indem er bedauert, daß seine verlängerte Abwesenheit ihm selbst das Einreichen der Petition unmöglich mache, erklärt zugleich, daß sein allgemeiner Haß gegen jede Art von Krieg in diesem Falle noch gesteigert werde durch die Gesetzwidrigkeit der den Krieg mit China veranlassenden Umstände, in deren genauere Untersuchung jedoch ihm seine jetzige Entfernung einzugehen unmöglich mache.

Am 22 Mai hielt die inländische Missionsgesellschaft in Exeterhalle ihre 21ste Jahresversammlung; aus dem vom Secretär vorgelesenen Bericht erhellt, daß sich jetzt 100 Missionäre mit Verbreitung der Kenntniß des Evangeliums beschäftigen, und daß zu demselben Zwecke 130 Sonntagsschulen (darin 8500 Kinder) errichtet sind. Die Ausgaben des vergangenen Jahrs beliefen sich auf 6070 Pf., die Einnahmen auf 8003 Pf.

An demselben Tage hielt auch die Gesellschaft zur Beförderung des allgemeinen Weltfriedens ihre Jahressitzung, nicht, ohne daß im Bericht über die Feindseligkeiten Englands mit China, über die Unruhen in der Türkei u. s. w. lebhafte Klage geführt wurde.

Frankreich.

(Moniteur.) Der officielle Bericht über die letzten Operationen der afrikanischen Armee ist der Regierung noch nicht zugekommen. Ein Schreiben vom Engpaß Teniah vom 15 Mai sagt, daß alle Arbeiten an diesem Tage beendigt waren, und daß am 16 unsere Colonnen die südlichen Abhänge des Atlas hinabsteigen und gegen Medeah vorrücken sollten. Glaubwürdige Mittheilungen bestätigen, daß die Einnahme des Teniah und der Stellungen, wo der Feind sich verschanzt hatte, am 12 Mai unserer Armee nur 50 Todte und gegen 150 Verwundete kostete. Unter letztern nennt man den Generallieutenant Marbot, dem eine Kugel die Kniescheibe zerschmetterte, den General Rumigny, der eine Kugel in den Schenkel erhielt und den Bataillonschef Grosbon, der am Bein verwundet worden. Im befestigten Lager von Musaya am Fuße des Atlas waren große Vorräthe aufgehäuft. Belida war reichlich versehen. Am 15 überschritt eine Abtheilung arabischer Reiter die Arasch bei Maison carrée. Ein von Kuba abgegangenes Truppendetachement brachte ihm aber ziemlich bedeutenden Verlust bei.

In der Sitzung der Pairskammer am 23 Mai erstattete, wie bereits erwähnt, Graf Roy den Bericht über den Entwurf der Umwandlung der fünfprocentigen Renten. Der Berichterstatter suchte in einer Arbeit, deren Verlesung über eine Stunde dauerte, die Rechte der Rentirer festzustellen, die, der Ansicht der Commission zufolge, unveräußerlich seyen. Seiner Ansicht nach könne die Umwandlung so lange nicht als Grundsatz zugelassen werden, als nicht eine freiwillige Einwilligung von Seite der Staatsgläubiger in diese Maaßregel vorhanden sey. Unter den gegenwärtigen Umständen sey nun aber diese Zustimmung der Interessenten nicht vorhanden, und doch schlage man die Umwandlung ohne deren Theilnahme vor. Darin liege eine Verletzung eines unveräußerlichen Rechts, das die Pairskammer hoffentlich achten würde. Dieser Vorbehalt hätte der Commission um so gebieterischer geschienen, als sie im Lauf ihrer Arbeit fortwährend die Ueberzeugung gehabt habe, daß die vorgeschlagene Maaßregel nur ein Kunstgriff zur Durchsetzung der Rentenreduction sey. Würde man aber auch die Rentenumwandlung als Princip zugeben, so sey sie für jetzt weder nöthig noch zeitgemäß, und die etwanigen daraus entspringenden Vortheile ständen in keinem Verhältniß mit der Störung, welche diese financielle Neuerung bereiten könnte. Die Commission schlage sonach die Verwerfung des Entwurfs einstimmig vor. Auf den Antrag des Finanzministers ward sodann die Erörterung des Entwurfs auf folgenden Freitag festgesetzt. – Eine Petition für öffentlichen Unterricht und Freiheit desselben ward von Hrn. v. Tascher sehr günstig begutachtet und an den Minister des öffentlichen Unterrichts verwiesen. Hr. Cousin erklärte, die Charte habe dieses Versprechen feierlich gegeben, und die Regierung sey gesonnen, im nächsten Jahr den Kammern einen Entwurf über die Freiheit des Secundärunterrichts vorzulegen.

(Moniteur.) Heute (24) zwischen 3 1/2 und 4 Uhr versammelten sich 3 bis 400 Individuen, worunter mehrere Arbeiter in Blousen waren, in der Allee des Observatoriums. Um 4 Uhr ward diese durch mehrere Neugierige vergrößerte Schaar in den Garten des Observatoriums eingelassen, wo sie Hr. Arago empfing. Es ward eine Rede an Hrn. Arago gehalten, und ihm der Dank für seine Vertheidigung der Wahlreform in der Kammer ausgedrückt, welchen Hr. Arago erwiederte, worauf die Schaar ruhig auseinander ging. Diese Demonstration erweckte weder Sympathie noch rief sie Unordnungen hervor.

Der National versichert, diese Deputation sey aus Arbeitern von fast allen Classen der Handwerker bestanden. Die dazu gehörenden Leute seyen zu drei und drei, ohne ein Wort zu sprechen, herbeigekommen. Einige hätten, um den friedlichen Geist ihrer Versammlung besser hervorzuheben, ihre Frauen mitgenommen, die sie in der Umgebung des Luxembourg wieder erwartet hätten. Erst, als sie etwa 800 bis 1000 in der Zahl gewesen, seyen sie in den Garten des Observatoriums eingetreten, wo sie Hr. Arago empfangen habe.

Das Journal des Débats behauptet, daß die Vorschläge der Regierung von Buenos-Ayres, die durch den Admiral Dupotet übersandt worden, sich wesentlich von denen unterscheiden, zu deren Anbietung oder Annahme der französische Generalconsul und Geschäftsträger, Hr. Buchet-Martigny, autorisirt worden sey. Dasselbe Journal wundert sich, daß Admiral Dupotet, der gar nicht in einer diplomatischen Eigenschaft nach Buenos-Ayres geschickt worden sey, sofort nach seiner Ankunft, statt einer militärischen, die Rolle eines Unterhändlers übernommen habe. Solche Veränderungen haben natürlich die französischen Alliirten paralysiren müssen. Wenn das – übrigens nicht allgemein bekannte – System des Hrn. Buchet-Martigny darauf abgezielt, Frankreich die Nothwendigkeit einer großen und kostspieligen Expedition gegen Buenos-Ayres zu ersparen, so werde dasselbe jetzt erschüttert, vielleicht unausführbar seyn. Wahrscheinlich werde man zu jenen äußersten Mitteln greifen müssen, die zu vermeiden so wünschenswerth gewesen seyn würde. Man könne die Intervention des Admirals Dupotet nur beklagen, welcher der Angelegenheit von Buenos-Ayres eine ganz neue Richtung, voll Ungewißheiten und Gefahren, verliehen habe.

Rosas verspricht, die Franzosen sollen in der argentinischen Republik so behandelt werden, wie deren Bürger es in Frankreich sind. Diese letztere Clausel beseitigt keineswegs eine der Hauptbeschwerden der dort sich aufhaltenden Franzosen. Bekanntlich werden die in Frankreich eine feste Niederlassung besitzenden Ausländer nicht zum activen Dienst in der Armee herangezogen, wohl aber zur Nationalgarde, die bloß einen leichten Dienst im Innern der Gemeinden zu verrichten hat. In der argentinischen Republik besteht die ganze bewaffnete Macht in der sogenannten Miliz, die denselben Dienst versieht, wie in Europa die Linientruppen, und bei den stets wiederkehrenden innern Unruhen fortwährend ins Feld rücken muß. Rosas behauptete nun vor Eröffnung der Feindseligkeiten,

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[1202/0002] Opiumkrieg im Oberhause einreichen. Der edle Lord, indem er bedauert, daß seine verlängerte Abwesenheit ihm selbst das Einreichen der Petition unmöglich mache, erklärt zugleich, daß sein allgemeiner Haß gegen jede Art von Krieg in diesem Falle noch gesteigert werde durch die Gesetzwidrigkeit der den Krieg mit China veranlassenden Umstände, in deren genauere Untersuchung jedoch ihm seine jetzige Entfernung einzugehen unmöglich mache. Am 22 Mai hielt die inländische Missionsgesellschaft in Exeterhalle ihre 21ste Jahresversammlung; aus dem vom Secretär vorgelesenen Bericht erhellt, daß sich jetzt 100 Missionäre mit Verbreitung der Kenntniß des Evangeliums beschäftigen, und daß zu demselben Zwecke 130 Sonntagsschulen (darin 8500 Kinder) errichtet sind. Die Ausgaben des vergangenen Jahrs beliefen sich auf 6070 Pf., die Einnahmen auf 8003 Pf. An demselben Tage hielt auch die Gesellschaft zur Beförderung des allgemeinen Weltfriedens ihre Jahressitzung, nicht, ohne daß im Bericht über die Feindseligkeiten Englands mit China, über die Unruhen in der Türkei u. s. w. lebhafte Klage geführt wurde. Frankreich. _ Paris, 25 Mai. (Moniteur.) Der officielle Bericht über die letzten Operationen der afrikanischen Armee ist der Regierung noch nicht zugekommen. Ein Schreiben vom Engpaß Teniah vom 15 Mai sagt, daß alle Arbeiten an diesem Tage beendigt waren, und daß am 16 unsere Colonnen die südlichen Abhänge des Atlas hinabsteigen und gegen Medeah vorrücken sollten. Glaubwürdige Mittheilungen bestätigen, daß die Einnahme des Teniah und der Stellungen, wo der Feind sich verschanzt hatte, am 12 Mai unserer Armee nur 50 Todte und gegen 150 Verwundete kostete. Unter letztern nennt man den Generallieutenant Marbot, dem eine Kugel die Kniescheibe zerschmetterte, den General Rumigny, der eine Kugel in den Schenkel erhielt und den Bataillonschef Grosbon, der am Bein verwundet worden. Im befestigten Lager von Musaya am Fuße des Atlas waren große Vorräthe aufgehäuft. Belida war reichlich versehen. Am 15 überschritt eine Abtheilung arabischer Reiter die Arasch bei Maison carrée. Ein von Kuba abgegangenes Truppendetachement brachte ihm aber ziemlich bedeutenden Verlust bei. In der Sitzung der Pairskammer am 23 Mai erstattete, wie bereits erwähnt, Graf Roy den Bericht über den Entwurf der Umwandlung der fünfprocentigen Renten. Der Berichterstatter suchte in einer Arbeit, deren Verlesung über eine Stunde dauerte, die Rechte der Rentirer festzustellen, die, der Ansicht der Commission zufolge, unveräußerlich seyen. Seiner Ansicht nach könne die Umwandlung so lange nicht als Grundsatz zugelassen werden, als nicht eine freiwillige Einwilligung von Seite der Staatsgläubiger in diese Maaßregel vorhanden sey. Unter den gegenwärtigen Umständen sey nun aber diese Zustimmung der Interessenten nicht vorhanden, und doch schlage man die Umwandlung ohne deren Theilnahme vor. Darin liege eine Verletzung eines unveräußerlichen Rechts, das die Pairskammer hoffentlich achten würde. Dieser Vorbehalt hätte der Commission um so gebieterischer geschienen, als sie im Lauf ihrer Arbeit fortwährend die Ueberzeugung gehabt habe, daß die vorgeschlagene Maaßregel nur ein Kunstgriff zur Durchsetzung der Rentenreduction sey. Würde man aber auch die Rentenumwandlung als Princip zugeben, so sey sie für jetzt weder nöthig noch zeitgemäß, und die etwanigen daraus entspringenden Vortheile ständen in keinem Verhältniß mit der Störung, welche diese financielle Neuerung bereiten könnte. Die Commission schlage sonach die Verwerfung des Entwurfs einstimmig vor. Auf den Antrag des Finanzministers ward sodann die Erörterung des Entwurfs auf folgenden Freitag festgesetzt. – Eine Petition für öffentlichen Unterricht und Freiheit desselben ward von Hrn. v. Tascher sehr günstig begutachtet und an den Minister des öffentlichen Unterrichts verwiesen. Hr. Cousin erklärte, die Charte habe dieses Versprechen feierlich gegeben, und die Regierung sey gesonnen, im nächsten Jahr den Kammern einen Entwurf über die Freiheit des Secundärunterrichts vorzulegen. (Moniteur.) Heute (24) zwischen 3 1/2 und 4 Uhr versammelten sich 3 bis 400 Individuen, worunter mehrere Arbeiter in Blousen waren, in der Allee des Observatoriums. Um 4 Uhr ward diese durch mehrere Neugierige vergrößerte Schaar in den Garten des Observatoriums eingelassen, wo sie Hr. Arago empfing. Es ward eine Rede an Hrn. Arago gehalten, und ihm der Dank für seine Vertheidigung der Wahlreform in der Kammer ausgedrückt, welchen Hr. Arago erwiederte, worauf die Schaar ruhig auseinander ging. Diese Demonstration erweckte weder Sympathie noch rief sie Unordnungen hervor. Der National versichert, diese Deputation sey aus Arbeitern von fast allen Classen der Handwerker bestanden. Die dazu gehörenden Leute seyen zu drei und drei, ohne ein Wort zu sprechen, herbeigekommen. Einige hätten, um den friedlichen Geist ihrer Versammlung besser hervorzuheben, ihre Frauen mitgenommen, die sie in der Umgebung des Luxembourg wieder erwartet hätten. Erst, als sie etwa 800 bis 1000 in der Zahl gewesen, seyen sie in den Garten des Observatoriums eingetreten, wo sie Hr. Arago empfangen habe. Das Journal des Débats behauptet, daß die Vorschläge der Regierung von Buenos-Ayres, die durch den Admiral Dupotet übersandt worden, sich wesentlich von denen unterscheiden, zu deren Anbietung oder Annahme der französische Generalconsul und Geschäftsträger, Hr. Buchet-Martigny, autorisirt worden sey. Dasselbe Journal wundert sich, daß Admiral Dupotet, der gar nicht in einer diplomatischen Eigenschaft nach Buenos-Ayres geschickt worden sey, sofort nach seiner Ankunft, statt einer militärischen, die Rolle eines Unterhändlers übernommen habe. Solche Veränderungen haben natürlich die französischen Alliirten paralysiren müssen. Wenn das – übrigens nicht allgemein bekannte – System des Hrn. Buchet-Martigny darauf abgezielt, Frankreich die Nothwendigkeit einer großen und kostspieligen Expedition gegen Buenos-Ayres zu ersparen, so werde dasselbe jetzt erschüttert, vielleicht unausführbar seyn. Wahrscheinlich werde man zu jenen äußersten Mitteln greifen müssen, die zu vermeiden so wünschenswerth gewesen seyn würde. Man könne die Intervention des Admirals Dupotet nur beklagen, welcher der Angelegenheit von Buenos-Ayres eine ganz neue Richtung, voll Ungewißheiten und Gefahren, verliehen habe. _ Paris, 24 Mai. Rosas verspricht, die Franzosen sollen in der argentinischen Republik so behandelt werden, wie deren Bürger es in Frankreich sind. Diese letztere Clausel beseitigt keineswegs eine der Hauptbeschwerden der dort sich aufhaltenden Franzosen. Bekanntlich werden die in Frankreich eine feste Niederlassung besitzenden Ausländer nicht zum activen Dienst in der Armee herangezogen, wohl aber zur Nationalgarde, die bloß einen leichten Dienst im Innern der Gemeinden zu verrichten hat. In der argentinischen Republik besteht die ganze bewaffnete Macht in der sogenannten Miliz, die denselben Dienst versieht, wie in Europa die Linientruppen, und bei den stets wiederkehrenden innern Unruhen fortwährend ins Feld rücken muß. Rosas behauptete nun vor Eröffnung der Feindseligkeiten,

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 151. Augsburg, 30. Mai 1840, S. 1202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_151_18400530/2>, abgerufen am 28.04.2024.