Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 148. Augsburg, 27. Mai 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Gewinn, ohne daß man dieß bei der Art ihrer Organisation je erfährt. Bei uns hingegen wird jeder Thaler, der in die Casse der Einnehmer fließt, sogleich notirt; der Staat weiß genau, was täglich davon ein und abgeht. Er verliert daher keinen Centime an Zins, während in England der Staat in seinen Geschäften mit der Bank ungeheuern Verlust erleidet. Daher spricht sich auch dort die öffentliche Meinung mehr und mehr gegen die Bank aus; die Engländer erkennen, daß unser System dem ihrigen weit überlegen ist. Also nicht einmal in England existirt eine solche große Nationalbank, welche das Steuereinziehen übernimmt, und doch wäre eine solche dort viel leichter, weil es in England keine Grundsteuer gibt, und die Zölle bloß in Seehäfen erhoben werden, was deren Einziehen sehr erleichtert. Wie gefährlich in Frankreich eine solche Nationalbank wäre, die in drei oder vier Hauptorten eines Departement oder Arrondissements ihre Comptoirs hätte, will ich Ihnen mit wenigen Worten zeigen. Warum leistet die Bank der Regierung so große Dienste in Zeiten, wo diese derselben so benöthigt ist? Weil in Frankreich die Casse der Bank und die des öffentlichen Schatzes bestimmt von einander geschieden sind. In Tagen der Krise flößt der Schatz kein großes Vertrauen ein; ein desto größeres die Casse der Bank. Vereinigt man diese beiden Cassen, so entbehrt man in schwierigen Zeiten der Unterstützung, welche die Bank dem Staat gewährt, denn ihr Credit wäre dann mit dem des Staates vermengt. Also keine allgemeine Bank, sondern nur eine Bank in Paris, die ihre Verzweigung in die Provinzen ausdehne, so weit dieß rathsam ist. Wir müssen die Bank in ihrer gegenwärtigen Organisation erhalten, nicht an die Gründung einer riesenhaften Nationalbank denken, welche mit dem Staat sich vermengt, denn sonst könnten in Tagen der Krise diese beiden Credite zusammen erliegen." Hr. Thiers ging nun die verschiedenen Systeme zur Errichtung von Filialbanken in den Departements durch und entschied sich, wie bereits erwähnt, für die Einsetzung von Comptoirs in den Hauptorten neben unabhängigen Privatbanken.

Die Discussion über die einzelnen Artikel des Bankgesetzentwurfs in der Sitzung der Deputirtenkammer vom 21 Mai bot nach der umfassenden Rede des Hrn. Thiers nichts Bemerkenswerthes mehr. Hr. Lespinasse stellte einen Antrag hinsichtlich des Baues des Pyrenäencanals. Die Kammer setzte die Discussion darüber auf den 30 Mai fest. Nach einer unbedeutenden Debatte wurden dann verschiedene Supplementarcredite für frühere Ausgaben des Kriegsministeriums mit 219 gegen 14 Stimmen angenommen.

Die Bureaux der Deputirtenkammer beschäftigten sich am 20 mit dem Gesetzesentwurf, hinsichtlich der Errichtung einer Dampfschifffahrtsverbindung mit Amerika. Der Linie von Havre nach New-York schienen die meisten Meinungen günstig zu seyn. Getheilt waren die Ansichten über die Errichtung der zwei andern von Marseille und Bordeaux ausgehenden Linien. Einige Mitglieder drückten den Wunsch aus, die Regierung möge für jetzt statt der beiden letztern Linien nur eine einzige errichten, entweder von Marseille oder Bordeaux aus. Auch das Journal des Debats stimmt für letztere Ansicht und meint, Marseille verdiene als bedeutenderer Seehafen den Vorzug.

Marschall Clauzel verlas am 22 in der Sitzung der Deputirtenkammercommission den Bericht über die Versetzung der Asche Napoleons nach Frankreich. Die Commission nahm einstimmig den Bericht an und beschloß, die Erhöhung des von der Regierung verlangten Credits von einer Million auf zwei Millionen zu beantragen. Am 23 sollte dieser Bericht in der Kammer verlesen werden.

Seit dem 27 April, an welchem Tage die Armee von Belida aufgebrochen, durchzog sie beständig den zwischen der Chiffa und Scherschel gelegenen Theil der Metidscha, verheerte das Stammgebiet der Hadschuten, brannte die Ernten nieder, und bekämpfte die feindlichen Reiterhorden, die dort herumschwärmten. - Abd-El-Kader hat den steilen Engpaß Teniah befestigt und dort seine ganze reguläre Infanterie versammelt. Nach Miliana hat er ein Reitercorps von 7 bis 8000 Mann abgeschickt; sehr viele dieser Reiter tragen rothe Bernusse, wie unsre Spahis. Der Feind hat in den letzten Gefechten mehr Entschlossenheit und Kühnheit, als Gewandtheit gezeigt. Einmal warf er sich zwischen den See Alula und die Expeditionsarmee, hatte aber dieses kühne Manöuvre zu bereuen. Indessen hinderte doch die Keckheit des Feindes die Armee am Weitermarsche, da diese eine so bedeutende feindliche Masse, welche in den Umgebungen der Stadt große Verheerungen hätte anrichten können, nicht hinter sich lassen durfte. - Am 9 Mai sind die drei erwarteten Bataillone von Oran eingetroffen, und zur Armee, die am Uad-Bellak lagerte, gestoßen. An demselben Tage erhielt der Herzog von Orleans ein Schreiben von dem bekannten Milud-ben-Arrasch, Günstling Abd-El-Kaders, welchen dieser im Jahre 1838 als Gesandten nach Paris geschickt hatte. Ben-Arrasch verlangte die Auswechselung einiger zu Zwangsarbeiten verurtheilten Araber gegen Europäer, die in der Metidscha gefangen genommen worden. Er klagte auch über die bösen Menschen, welche Schuld an den ausgebrochenen Feindseligkeiten seyen, und schien eine Wiedereröffnung der Friedensunterhandlungen zu wünschen. Der Zweck dieses Schreibens war offenbar nur Zeit zu gewinnen. Der Herzog von Orleans würdigte es keiner Antwort. - Neue officielle Nachrichten von der Armee sind hier nicht bekannt. Einwohner von Belida, welche in Privatangelegenheiten unter Escorte nach Algier kamen, erzählten, die Armee habe sich am 11 im Uthan der Hadschuten zusammengezogen, und sey in der Richtung des Engpasses Teniah aufgebrochen. Wahrscheinlich hat die Armee am 12 diesen Paß erstürmt, und am 13 ihren Einzug in Medeah gehalten. (S. oben.) - Der mit uns verbündete kleine Stamm der Ariben hat, aus Furcht vor einem Ueberfall der Feinde, seine Zelte zwischen Mustapha und Hussein Dey ganz in der Nähe von Algier aufgeschlagen. In der Nacht vom 14 auf den 15 schlichen sich dort 100 Reiter der Isser ein, ermordeten eine Frau und vier Kinder und plünderten ein Haus, das kaum eine Stunde von der Stadt entfernt liegt. Die Chasseurs d'Afrique und die Ariben waren aber bald im Sattel, und schlugen die Reiter der Isser in die Flucht. Beinahe die Hälfte der letzteren wurde getödtet.

Niederlande.

Die Annahme des Budgets für dieses Jahr mit 32 gegen 22 Stimmen scheint einen tiefen Eindruck gemacht zu haben; eine solche Minorität mit solchen Namen, wie Luzac, nach allen Erklärungen, Versprechungen und wirklichen Nachgiebigkeiten der Regierung ist eine genügende Andeutung, wie viel sie in den Augen des Landes verloren hat. Ich mache Sie statt alles näheren Eingehens auf die Verhandlung, namentlich auf die Rede des Ministers aufmerksam, wo er auseinander setzt, welche schlimme Folgen eine abermalige Verwerfung für das Land haben müßte; eine vollständige Offenherzigkeit in den Finanzen sey im Augenblick wegen der zahlreichen Actenstücke, die sich noch in Belgien befänden, nicht möglich, auch in keiner Weise rathsam. Vergleicht man damit die zuversichtliche Angabe van Dam van Ysselts, daß das Deficit 17 Millionen Gulden betrage, so kann man sich die Lage der holländischen Finanzen ziemlich denken. Von den

Gewinn, ohne daß man dieß bei der Art ihrer Organisation je erfährt. Bei uns hingegen wird jeder Thaler, der in die Casse der Einnehmer fließt, sogleich notirt; der Staat weiß genau, was täglich davon ein und abgeht. Er verliert daher keinen Centime an Zins, während in England der Staat in seinen Geschäften mit der Bank ungeheuern Verlust erleidet. Daher spricht sich auch dort die öffentliche Meinung mehr und mehr gegen die Bank aus; die Engländer erkennen, daß unser System dem ihrigen weit überlegen ist. Also nicht einmal in England existirt eine solche große Nationalbank, welche das Steuereinziehen übernimmt, und doch wäre eine solche dort viel leichter, weil es in England keine Grundsteuer gibt, und die Zölle bloß in Seehäfen erhoben werden, was deren Einziehen sehr erleichtert. Wie gefährlich in Frankreich eine solche Nationalbank wäre, die in drei oder vier Hauptorten eines Departement oder Arrondissements ihre Comptoirs hätte, will ich Ihnen mit wenigen Worten zeigen. Warum leistet die Bank der Regierung so große Dienste in Zeiten, wo diese derselben so benöthigt ist? Weil in Frankreich die Casse der Bank und die des öffentlichen Schatzes bestimmt von einander geschieden sind. In Tagen der Krise flößt der Schatz kein großes Vertrauen ein; ein desto größeres die Casse der Bank. Vereinigt man diese beiden Cassen, so entbehrt man in schwierigen Zeiten der Unterstützung, welche die Bank dem Staat gewährt, denn ihr Credit wäre dann mit dem des Staates vermengt. Also keine allgemeine Bank, sondern nur eine Bank in Paris, die ihre Verzweigung in die Provinzen ausdehne, so weit dieß rathsam ist. Wir müssen die Bank in ihrer gegenwärtigen Organisation erhalten, nicht an die Gründung einer riesenhaften Nationalbank denken, welche mit dem Staat sich vermengt, denn sonst könnten in Tagen der Krise diese beiden Credite zusammen erliegen.“ Hr. Thiers ging nun die verschiedenen Systeme zur Errichtung von Filialbanken in den Departements durch und entschied sich, wie bereits erwähnt, für die Einsetzung von Comptoirs in den Hauptorten neben unabhängigen Privatbanken.

Die Discussion über die einzelnen Artikel des Bankgesetzentwurfs in der Sitzung der Deputirtenkammer vom 21 Mai bot nach der umfassenden Rede des Hrn. Thiers nichts Bemerkenswerthes mehr. Hr. Lespinasse stellte einen Antrag hinsichtlich des Baues des Pyrenäencanals. Die Kammer setzte die Discussion darüber auf den 30 Mai fest. Nach einer unbedeutenden Debatte wurden dann verschiedene Supplementarcredite für frühere Ausgaben des Kriegsministeriums mit 219 gegen 14 Stimmen angenommen.

Die Bureaux der Deputirtenkammer beschäftigten sich am 20 mit dem Gesetzesentwurf, hinsichtlich der Errichtung einer Dampfschifffahrtsverbindung mit Amerika. Der Linie von Havre nach New-York schienen die meisten Meinungen günstig zu seyn. Getheilt waren die Ansichten über die Errichtung der zwei andern von Marseille und Bordeaux ausgehenden Linien. Einige Mitglieder drückten den Wunsch aus, die Regierung möge für jetzt statt der beiden letztern Linien nur eine einzige errichten, entweder von Marseille oder Bordeaux aus. Auch das Journal des Débats stimmt für letztere Ansicht und meint, Marseille verdiene als bedeutenderer Seehafen den Vorzug.

Marschall Clauzel verlas am 22 in der Sitzung der Deputirtenkammercommission den Bericht über die Versetzung der Asche Napoleons nach Frankreich. Die Commission nahm einstimmig den Bericht an und beschloß, die Erhöhung des von der Regierung verlangten Credits von einer Million auf zwei Millionen zu beantragen. Am 23 sollte dieser Bericht in der Kammer verlesen werden.

Seit dem 27 April, an welchem Tage die Armee von Belida aufgebrochen, durchzog sie beständig den zwischen der Chiffa und Scherschel gelegenen Theil der Metidscha, verheerte das Stammgebiet der Hadschuten, brannte die Ernten nieder, und bekämpfte die feindlichen Reiterhorden, die dort herumschwärmten. – Abd-El-Kader hat den steilen Engpaß Teniah befestigt und dort seine ganze reguläre Infanterie versammelt. Nach Miliana hat er ein Reitercorps von 7 bis 8000 Mann abgeschickt; sehr viele dieser Reiter tragen rothe Bernusse, wie unsre Spahis. Der Feind hat in den letzten Gefechten mehr Entschlossenheit und Kühnheit, als Gewandtheit gezeigt. Einmal warf er sich zwischen den See Alula und die Expeditionsarmee, hatte aber dieses kühne Manöuvre zu bereuen. Indessen hinderte doch die Keckheit des Feindes die Armee am Weitermarsche, da diese eine so bedeutende feindliche Masse, welche in den Umgebungen der Stadt große Verheerungen hätte anrichten können, nicht hinter sich lassen durfte. – Am 9 Mai sind die drei erwarteten Bataillone von Oran eingetroffen, und zur Armee, die am Uad-Bellak lagerte, gestoßen. An demselben Tage erhielt der Herzog von Orleans ein Schreiben von dem bekannten Milud-ben-Arrasch, Günstling Abd-El-Kaders, welchen dieser im Jahre 1838 als Gesandten nach Paris geschickt hatte. Ben-Arrasch verlangte die Auswechselung einiger zu Zwangsarbeiten verurtheilten Araber gegen Europäer, die in der Metidscha gefangen genommen worden. Er klagte auch über die bösen Menschen, welche Schuld an den ausgebrochenen Feindseligkeiten seyen, und schien eine Wiedereröffnung der Friedensunterhandlungen zu wünschen. Der Zweck dieses Schreibens war offenbar nur Zeit zu gewinnen. Der Herzog von Orleans würdigte es keiner Antwort. – Neue officielle Nachrichten von der Armee sind hier nicht bekannt. Einwohner von Belida, welche in Privatangelegenheiten unter Escorte nach Algier kamen, erzählten, die Armee habe sich am 11 im Uthan der Hadschuten zusammengezogen, und sey in der Richtung des Engpasses Teniah aufgebrochen. Wahrscheinlich hat die Armee am 12 diesen Paß erstürmt, und am 13 ihren Einzug in Medeah gehalten. (S. oben.) – Der mit uns verbündete kleine Stamm der Ariben hat, aus Furcht vor einem Ueberfall der Feinde, seine Zelte zwischen Mustapha und Hussein Dey ganz in der Nähe von Algier aufgeschlagen. In der Nacht vom 14 auf den 15 schlichen sich dort 100 Reiter der Isser ein, ermordeten eine Frau und vier Kinder und plünderten ein Haus, das kaum eine Stunde von der Stadt entfernt liegt. Die Chasseurs d'Afrique und die Ariben waren aber bald im Sattel, und schlugen die Reiter der Isser in die Flucht. Beinahe die Hälfte der letzteren wurde getödtet.

Niederlande.

Die Annahme des Budgets für dieses Jahr mit 32 gegen 22 Stimmen scheint einen tiefen Eindruck gemacht zu haben; eine solche Minorität mit solchen Namen, wie Luzac, nach allen Erklärungen, Versprechungen und wirklichen Nachgiebigkeiten der Regierung ist eine genügende Andeutung, wie viel sie in den Augen des Landes verloren hat. Ich mache Sie statt alles näheren Eingehens auf die Verhandlung, namentlich auf die Rede des Ministers aufmerksam, wo er auseinander setzt, welche schlimme Folgen eine abermalige Verwerfung für das Land haben müßte; eine vollständige Offenherzigkeit in den Finanzen sey im Augenblick wegen der zahlreichen Actenstücke, die sich noch in Belgien befänden, nicht möglich, auch in keiner Weise rathsam. Vergleicht man damit die zuversichtliche Angabe van Dam van Ysselts, daß das Deficit 17 Millionen Gulden betrage, so kann man sich die Lage der holländischen Finanzen ziemlich denken. Von den

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0004" n="1180"/>
Gewinn, ohne daß man dieß bei der Art ihrer Organisation je erfährt. Bei uns hingegen wird jeder Thaler, der in die Casse der Einnehmer fließt, sogleich notirt; der Staat weiß genau, was täglich davon ein und abgeht. Er verliert daher keinen Centime an Zins, während in England der Staat in seinen Geschäften mit der Bank ungeheuern Verlust erleidet. Daher spricht sich auch dort die öffentliche Meinung mehr und mehr gegen die Bank aus; die Engländer erkennen, daß unser System dem ihrigen weit überlegen ist. Also nicht einmal in England existirt eine solche große Nationalbank, welche das Steuereinziehen übernimmt, und doch wäre eine solche dort viel leichter, weil es in England keine Grundsteuer gibt, und die Zölle bloß in Seehäfen erhoben werden, was deren Einziehen sehr erleichtert. Wie gefährlich in Frankreich eine solche Nationalbank wäre, die in drei oder vier Hauptorten eines Departement oder Arrondissements ihre Comptoirs hätte, will ich Ihnen mit wenigen Worten zeigen. Warum leistet die Bank der Regierung so große Dienste in Zeiten, wo diese derselben so benöthigt ist? Weil in Frankreich die Casse der Bank und die des öffentlichen Schatzes bestimmt von einander geschieden sind. In Tagen der Krise flößt der Schatz kein großes Vertrauen ein; ein desto größeres die Casse der Bank. Vereinigt man diese beiden Cassen, so entbehrt man in schwierigen Zeiten der Unterstützung, welche die Bank dem Staat gewährt, denn ihr Credit wäre dann mit dem des Staates vermengt. Also keine allgemeine Bank, sondern nur eine Bank in Paris, die ihre Verzweigung in die Provinzen ausdehne, so weit dieß rathsam ist. Wir müssen die Bank in ihrer gegenwärtigen Organisation erhalten, nicht an die Gründung einer riesenhaften Nationalbank denken, welche mit dem Staat sich vermengt, denn sonst könnten in Tagen der Krise diese beiden Credite zusammen erliegen.&#x201C; Hr. Thiers ging nun die verschiedenen Systeme zur Errichtung von Filialbanken in den Departements durch und entschied sich, wie bereits erwähnt, für die Einsetzung von Comptoirs in den Hauptorten neben unabhängigen Privatbanken.</p><lb/>
          <p>Die Discussion über die einzelnen Artikel des Bankgesetzentwurfs in der Sitzung der Deputirtenkammer vom 21 Mai bot nach der umfassenden Rede des Hrn. Thiers nichts Bemerkenswerthes mehr. Hr. <hi rendition="#g">Lespinasse</hi> stellte einen Antrag hinsichtlich des Baues des Pyrenäencanals. Die Kammer setzte die Discussion darüber auf den 30 Mai fest. Nach einer unbedeutenden Debatte wurden dann verschiedene Supplementarcredite für frühere Ausgaben des Kriegsministeriums mit 219 gegen 14 Stimmen angenommen.</p><lb/>
          <p>Die Bureaux der Deputirtenkammer beschäftigten sich am 20 mit dem Gesetzesentwurf, hinsichtlich der Errichtung einer Dampfschifffahrtsverbindung mit Amerika. Der Linie von Havre nach New-York schienen die meisten Meinungen günstig zu seyn. Getheilt waren die Ansichten über die Errichtung der zwei andern von Marseille und Bordeaux ausgehenden Linien. Einige Mitglieder drückten den Wunsch aus, die Regierung möge für jetzt statt der beiden letztern Linien nur eine einzige errichten, entweder von Marseille oder Bordeaux aus. Auch das <hi rendition="#g">Journal des Débats</hi> stimmt für letztere Ansicht und meint, Marseille verdiene als bedeutenderer Seehafen den Vorzug.</p><lb/>
          <p>Marschall Clauzel verlas am 22 in der Sitzung der Deputirtenkammercommission den Bericht über die Versetzung der Asche Napoleons nach Frankreich. Die Commission nahm einstimmig den Bericht an und beschloß, die Erhöhung des von der Regierung verlangten Credits von einer Million auf zwei Millionen zu beantragen. Am 23 sollte dieser Bericht in der Kammer verlesen werden.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <byline>
            <gap reason="insignificant" unit="chars" quantity="1"/>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Algier,</hi> 16 Mai.</dateline>
          <p> Seit dem 27 April, an welchem Tage die Armee von Belida aufgebrochen, durchzog sie beständig den zwischen der Chiffa und Scherschel gelegenen Theil der Metidscha, verheerte das Stammgebiet der Hadschuten, brannte die Ernten nieder, und bekämpfte die feindlichen Reiterhorden, die dort herumschwärmten. &#x2013; Abd-El-Kader hat den steilen Engpaß Teniah befestigt und dort seine ganze reguläre Infanterie versammelt. Nach Miliana hat er ein Reitercorps von 7 bis 8000 Mann abgeschickt; sehr viele dieser Reiter tragen rothe Bernusse, wie unsre Spahis. Der Feind hat in den letzten Gefechten mehr Entschlossenheit und Kühnheit, als Gewandtheit gezeigt. Einmal warf er sich zwischen den See Alula und die Expeditionsarmee, hatte aber dieses kühne Manöuvre zu bereuen. Indessen hinderte doch die Keckheit des Feindes die Armee am Weitermarsche, da diese eine so bedeutende feindliche Masse, welche in den Umgebungen der Stadt große Verheerungen hätte anrichten können, nicht hinter sich lassen durfte. &#x2013; Am 9 Mai sind die drei erwarteten Bataillone von Oran eingetroffen, und zur Armee, die am Uad-Bellak lagerte, gestoßen. An demselben Tage erhielt der Herzog von Orleans ein Schreiben von dem bekannten Milud-ben-Arrasch, Günstling Abd-El-Kaders, welchen dieser im Jahre 1838 als Gesandten nach Paris geschickt hatte. Ben-Arrasch verlangte die Auswechselung einiger zu Zwangsarbeiten verurtheilten Araber gegen Europäer, die in der Metidscha gefangen genommen worden. Er klagte auch über die bösen Menschen, welche Schuld an den ausgebrochenen Feindseligkeiten seyen, und schien eine Wiedereröffnung der Friedensunterhandlungen zu wünschen. Der Zweck dieses Schreibens war offenbar nur Zeit zu gewinnen. Der Herzog von Orleans würdigte es keiner Antwort. &#x2013; Neue officielle Nachrichten von der Armee sind hier nicht bekannt. Einwohner von Belida, welche in Privatangelegenheiten unter Escorte nach Algier kamen, erzählten, die Armee habe sich am 11 im Uthan der Hadschuten zusammengezogen, und sey in der Richtung des Engpasses Teniah aufgebrochen. Wahrscheinlich hat die Armee am 12 diesen Paß erstürmt, und am 13 ihren Einzug in Medeah gehalten. (S. oben.) &#x2013; Der mit uns verbündete kleine Stamm der Ariben hat, aus Furcht vor einem Ueberfall der Feinde, seine Zelte zwischen Mustapha und Hussein Dey ganz in der Nähe von Algier aufgeschlagen. In der Nacht vom 14 auf den 15 schlichen sich dort 100 Reiter der Isser ein, ermordeten eine Frau und vier Kinder und plünderten ein Haus, das kaum eine Stunde von der Stadt entfernt liegt. Die Chasseurs d'Afrique und die Ariben waren aber bald im Sattel, und schlugen die Reiter der Isser in die Flucht. Beinahe die Hälfte der letzteren wurde getödtet.</p><lb/>
        </div>
      </div>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Niederlande.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Vom Niederrhein,</hi> 20 Mai.</dateline>
          <p> Die Annahme des Budgets für dieses Jahr mit 32 gegen 22 Stimmen scheint einen tiefen Eindruck gemacht zu haben; eine solche Minorität mit solchen Namen, wie Luzac, nach allen Erklärungen, Versprechungen und wirklichen Nachgiebigkeiten der Regierung ist eine genügende Andeutung, wie viel sie in den Augen des Landes verloren hat. Ich mache Sie statt alles näheren Eingehens auf die Verhandlung, namentlich auf die Rede des Ministers aufmerksam, wo er auseinander setzt, welche schlimme Folgen eine abermalige Verwerfung für das Land haben müßte; eine vollständige Offenherzigkeit in den Finanzen sey im Augenblick wegen der zahlreichen Actenstücke, die sich noch in Belgien befänden, nicht möglich, auch in keiner Weise <hi rendition="#g">rathsam</hi>. Vergleicht man damit die zuversichtliche Angabe van Dam van Ysselts, daß das Deficit 17 Millionen Gulden betrage, so kann man sich die Lage der holländischen Finanzen ziemlich denken. Von den<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1180/0004] Gewinn, ohne daß man dieß bei der Art ihrer Organisation je erfährt. Bei uns hingegen wird jeder Thaler, der in die Casse der Einnehmer fließt, sogleich notirt; der Staat weiß genau, was täglich davon ein und abgeht. Er verliert daher keinen Centime an Zins, während in England der Staat in seinen Geschäften mit der Bank ungeheuern Verlust erleidet. Daher spricht sich auch dort die öffentliche Meinung mehr und mehr gegen die Bank aus; die Engländer erkennen, daß unser System dem ihrigen weit überlegen ist. Also nicht einmal in England existirt eine solche große Nationalbank, welche das Steuereinziehen übernimmt, und doch wäre eine solche dort viel leichter, weil es in England keine Grundsteuer gibt, und die Zölle bloß in Seehäfen erhoben werden, was deren Einziehen sehr erleichtert. Wie gefährlich in Frankreich eine solche Nationalbank wäre, die in drei oder vier Hauptorten eines Departement oder Arrondissements ihre Comptoirs hätte, will ich Ihnen mit wenigen Worten zeigen. Warum leistet die Bank der Regierung so große Dienste in Zeiten, wo diese derselben so benöthigt ist? Weil in Frankreich die Casse der Bank und die des öffentlichen Schatzes bestimmt von einander geschieden sind. In Tagen der Krise flößt der Schatz kein großes Vertrauen ein; ein desto größeres die Casse der Bank. Vereinigt man diese beiden Cassen, so entbehrt man in schwierigen Zeiten der Unterstützung, welche die Bank dem Staat gewährt, denn ihr Credit wäre dann mit dem des Staates vermengt. Also keine allgemeine Bank, sondern nur eine Bank in Paris, die ihre Verzweigung in die Provinzen ausdehne, so weit dieß rathsam ist. Wir müssen die Bank in ihrer gegenwärtigen Organisation erhalten, nicht an die Gründung einer riesenhaften Nationalbank denken, welche mit dem Staat sich vermengt, denn sonst könnten in Tagen der Krise diese beiden Credite zusammen erliegen.“ Hr. Thiers ging nun die verschiedenen Systeme zur Errichtung von Filialbanken in den Departements durch und entschied sich, wie bereits erwähnt, für die Einsetzung von Comptoirs in den Hauptorten neben unabhängigen Privatbanken. Die Discussion über die einzelnen Artikel des Bankgesetzentwurfs in der Sitzung der Deputirtenkammer vom 21 Mai bot nach der umfassenden Rede des Hrn. Thiers nichts Bemerkenswerthes mehr. Hr. Lespinasse stellte einen Antrag hinsichtlich des Baues des Pyrenäencanals. Die Kammer setzte die Discussion darüber auf den 30 Mai fest. Nach einer unbedeutenden Debatte wurden dann verschiedene Supplementarcredite für frühere Ausgaben des Kriegsministeriums mit 219 gegen 14 Stimmen angenommen. Die Bureaux der Deputirtenkammer beschäftigten sich am 20 mit dem Gesetzesentwurf, hinsichtlich der Errichtung einer Dampfschifffahrtsverbindung mit Amerika. Der Linie von Havre nach New-York schienen die meisten Meinungen günstig zu seyn. Getheilt waren die Ansichten über die Errichtung der zwei andern von Marseille und Bordeaux ausgehenden Linien. Einige Mitglieder drückten den Wunsch aus, die Regierung möge für jetzt statt der beiden letztern Linien nur eine einzige errichten, entweder von Marseille oder Bordeaux aus. Auch das Journal des Débats stimmt für letztere Ansicht und meint, Marseille verdiene als bedeutenderer Seehafen den Vorzug. Marschall Clauzel verlas am 22 in der Sitzung der Deputirtenkammercommission den Bericht über die Versetzung der Asche Napoleons nach Frankreich. Die Commission nahm einstimmig den Bericht an und beschloß, die Erhöhung des von der Regierung verlangten Credits von einer Million auf zwei Millionen zu beantragen. Am 23 sollte dieser Bericht in der Kammer verlesen werden. _ Algier, 16 Mai. Seit dem 27 April, an welchem Tage die Armee von Belida aufgebrochen, durchzog sie beständig den zwischen der Chiffa und Scherschel gelegenen Theil der Metidscha, verheerte das Stammgebiet der Hadschuten, brannte die Ernten nieder, und bekämpfte die feindlichen Reiterhorden, die dort herumschwärmten. – Abd-El-Kader hat den steilen Engpaß Teniah befestigt und dort seine ganze reguläre Infanterie versammelt. Nach Miliana hat er ein Reitercorps von 7 bis 8000 Mann abgeschickt; sehr viele dieser Reiter tragen rothe Bernusse, wie unsre Spahis. Der Feind hat in den letzten Gefechten mehr Entschlossenheit und Kühnheit, als Gewandtheit gezeigt. Einmal warf er sich zwischen den See Alula und die Expeditionsarmee, hatte aber dieses kühne Manöuvre zu bereuen. Indessen hinderte doch die Keckheit des Feindes die Armee am Weitermarsche, da diese eine so bedeutende feindliche Masse, welche in den Umgebungen der Stadt große Verheerungen hätte anrichten können, nicht hinter sich lassen durfte. – Am 9 Mai sind die drei erwarteten Bataillone von Oran eingetroffen, und zur Armee, die am Uad-Bellak lagerte, gestoßen. An demselben Tage erhielt der Herzog von Orleans ein Schreiben von dem bekannten Milud-ben-Arrasch, Günstling Abd-El-Kaders, welchen dieser im Jahre 1838 als Gesandten nach Paris geschickt hatte. Ben-Arrasch verlangte die Auswechselung einiger zu Zwangsarbeiten verurtheilten Araber gegen Europäer, die in der Metidscha gefangen genommen worden. Er klagte auch über die bösen Menschen, welche Schuld an den ausgebrochenen Feindseligkeiten seyen, und schien eine Wiedereröffnung der Friedensunterhandlungen zu wünschen. Der Zweck dieses Schreibens war offenbar nur Zeit zu gewinnen. Der Herzog von Orleans würdigte es keiner Antwort. – Neue officielle Nachrichten von der Armee sind hier nicht bekannt. Einwohner von Belida, welche in Privatangelegenheiten unter Escorte nach Algier kamen, erzählten, die Armee habe sich am 11 im Uthan der Hadschuten zusammengezogen, und sey in der Richtung des Engpasses Teniah aufgebrochen. Wahrscheinlich hat die Armee am 12 diesen Paß erstürmt, und am 13 ihren Einzug in Medeah gehalten. (S. oben.) – Der mit uns verbündete kleine Stamm der Ariben hat, aus Furcht vor einem Ueberfall der Feinde, seine Zelte zwischen Mustapha und Hussein Dey ganz in der Nähe von Algier aufgeschlagen. In der Nacht vom 14 auf den 15 schlichen sich dort 100 Reiter der Isser ein, ermordeten eine Frau und vier Kinder und plünderten ein Haus, das kaum eine Stunde von der Stadt entfernt liegt. Die Chasseurs d'Afrique und die Ariben waren aber bald im Sattel, und schlugen die Reiter der Isser in die Flucht. Beinahe die Hälfte der letzteren wurde getödtet. Niederlande. _ Vom Niederrhein, 20 Mai. Die Annahme des Budgets für dieses Jahr mit 32 gegen 22 Stimmen scheint einen tiefen Eindruck gemacht zu haben; eine solche Minorität mit solchen Namen, wie Luzac, nach allen Erklärungen, Versprechungen und wirklichen Nachgiebigkeiten der Regierung ist eine genügende Andeutung, wie viel sie in den Augen des Landes verloren hat. Ich mache Sie statt alles näheren Eingehens auf die Verhandlung, namentlich auf die Rede des Ministers aufmerksam, wo er auseinander setzt, welche schlimme Folgen eine abermalige Verwerfung für das Land haben müßte; eine vollständige Offenherzigkeit in den Finanzen sey im Augenblick wegen der zahlreichen Actenstücke, die sich noch in Belgien befänden, nicht möglich, auch in keiner Weise rathsam. Vergleicht man damit die zuversichtliche Angabe van Dam van Ysselts, daß das Deficit 17 Millionen Gulden betrage, so kann man sich die Lage der holländischen Finanzen ziemlich denken. Von den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (?): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_148_18400527
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_148_18400527/4
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 148. Augsburg, 27. Mai 1840, S. 1180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_148_18400527/4>, abgerufen am 24.11.2024.