Allgemeine Zeitung. Nr. 148. Augsburg, 27. Mai 1840.Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. MittwochNr. 148. 27 Mai 1840.Vereinigte Staaten von Nordamerika. Nach Privatbriefen aus New-York ist der bekannte, aus Böhmen gebürtige Technolog, Franz Anton Ritter v. Gerstner, der sich, nach seinen letzten Eisenbahnbauten in St. Petersburg, nach den Vereinigten Staaten begeben hatte, um dieselben in Studien seines Fachs zu bereisen, am 12 April nach einer längern Krankheit in Philadelphia gestorben. Mexico. (Courrier des Etats Unis.) Wir haben kürzlich gemeldet, daß die nördlichen Provinzen Mexico's ihre Unabhängigkeit ausgerufen, und sich zu einer "Republik vom Rio grande" constituirt hätten. Diese Proclamation ward von einem aus Abgeordneten aller Nordprovinzen bestehenden und zu Casa Blanca versammelten Convent erlassen. Letztere Stadt lieg zwischen den Flüssen Las Nueces und Rio grande (in der alten Provinz Tamaulipas). Die Centralisten scheinen unter der Anführung des Generals Arista nach Guerrero vorzurücken, wo sich die provisorische Regierung der neuen Republik von Rio grande niedergelassen hatte. Die Mitglieder dieser neuen Regierung haben sogleich Espentoso, am Flusse Las Nueces, zum temporären Sitz der neuen Republik bestimmt. Bereits ist ein Truppencorps zur Besitzergreifung dieses Platzes unterwegs. Der Morning Star von Texas behauptet, daß dieß ein wahrer Einfall in das texanische Gebiet sey, und daß sich die Regierung ihm mit Gewalt widersetzen sollte. Die von Campeche angekommene mexicanische Goelette Joven Rosario, die am 29 März von dort abgegangen war, meldet, daß die Föderalisten, etwa 600 Mann stark, in der Umgegend jener Stadt lagerten, und Anstalten zu einer Belagerung derselben treffen. Die Insurgenten erhielten täglich neue Verstärkungen. Spanien. Bordeaux, 20 Mai. O'Donnell hat Cantavieja besetzt. Die Carlisten warteten den Angriff nicht ab und räumten den Platz vom 11 auf den 12, nachdem sie zuvor die Stadt in Asche gelegt und sogar ihr eigenes Spital, worin sich mehrere ihrer Kranken und Verwundeten befanden, nicht geschont hatten. Die Forts sind unversehrt, auch das schwere Geschütz ist geblieben, die Stücke sind jedoch vernagelt. Zwei Officiere und 40 Soldaten sind zu den Constitutionellen übergegangen. - Die Junta von Berga will nun Vich und Solsona zugleich angreifen. Die Armee soll in drei Colonnen getheilt werden und 36 Stück Feld- und Belagerungsgeschütz mit sich führen. Eine dieser Colonnen soll den General Borso in Schach halten. Schon war die Bande des Estatus, 300 Mann stark, bis Ias Piesas vorgerückt, während der Rest der Expedition zu Santa Roy, Montesguy, Santa Maria de Balsora und Vidra stand. Boquica hatte am 13 mit 60 Reitern und 2 Kanonen die Richtung von Santa Pau eingeschlagen, nachdem er Tags vorher eine Menge aus Aragonien flüchtender Priester und Mönche über Campredon an die französische Gränze geleitet hatte; Burjo, in der Ebene von Vich, beobachtete die Bewegungen des constitutionellen Generals Salcedo. Mehrere Banden, im Ganzen 2 bis 300 Mann stark, hatten sich neuerdings der Cerdanna zugewendet. Ist der Schreiber eines vor mir liegenden Briefes aus Puycerda wohl unterrichtet, so wäre jedoch die Brigade Salcedo am 15 bereits zu Bannolas und General Carbo an der Spitze von 6000 Mann Fußvolk und 400 Reitern im Marsche auf Olot zu Grau angelangt, worauf die Rebellen sich wieder eiligst in die Gebirge zurückgezogen hätten. - Dem General Van Halen wurde am 10 zu Barcelona die Kugel aus der Wunde an der Hand genommen; der General Jaime Carbo führt an seiner Statt den Oberbefehl. Großbritannien. London, 20 Mai. Haus der Gemeinen, Sitzung vom 19 Mai, Fortsetzung der Debatten über Lord Stanley's Bill. - Hr. Dillon Browne spricht gegen die Bill, als einen Versuch, nicht das System der fingirten Wahlen, sondern in der That die Wahlgerechtsame aller irischen Katholiken und mithin jede Wählbarkeit eines liberalen Mitglieds umzustoßen. Er schließt seine Rede mit den Worten: Nos neque imperium neque divitias petimus, sed libertatem quam nemo bonus nisi caeca anima simul omittet. Hr. William Roche spricht deßhalb gegen die Ausschußbehandlung der Bill, weil sie, wie - nach einer bekannten Anekdote - der Dichter Pope, unverbesserlich sey und man viel leichter eine neue machen könnte. Sir George Sinclair eifert in einer langen vorher ausgearbeiteten Rede zu Gunsten der Bill: "Eine der wesentlichsten guten Folgen der Bill wird seyn, daß sie das Landvolk von dem Betrug seiner Pfaffen, von den Drohungen seiner Demagogen, von der Furcht vor Denunciationen vor dem Altar befreit; denn wie viele werden jetzt durch solche Einflüsse bewogen zuerst sich Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. MittwochNr. 148. 27 Mai 1840.Vereinigte Staaten von Nordamerika. Nach Privatbriefen aus New-York ist der bekannte, aus Böhmen gebürtige Technolog, Franz Anton Ritter v. Gerstner, der sich, nach seinen letzten Eisenbahnbauten in St. Petersburg, nach den Vereinigten Staaten begeben hatte, um dieselben in Studien seines Fachs zu bereisen, am 12 April nach einer längern Krankheit in Philadelphia gestorben. Mexico. (Courrier des Etats Unis.) Wir haben kürzlich gemeldet, daß die nördlichen Provinzen Mexico's ihre Unabhängigkeit ausgerufen, und sich zu einer „Republik vom Rio grande“ constituirt hätten. Diese Proclamation ward von einem aus Abgeordneten aller Nordprovinzen bestehenden und zu Casa Blanca versammelten Convent erlassen. Letztere Stadt lieg zwischen den Flüssen Las Nueces und Rio grande (in der alten Provinz Tamaulipas). Die Centralisten scheinen unter der Anführung des Generals Arista nach Guerrero vorzurücken, wo sich die provisorische Regierung der neuen Republik von Rio grande niedergelassen hatte. Die Mitglieder dieser neuen Regierung haben sogleich Espentoso, am Flusse Las Nueces, zum temporären Sitz der neuen Republik bestimmt. Bereits ist ein Truppencorps zur Besitzergreifung dieses Platzes unterwegs. Der Morning Star von Texas behauptet, daß dieß ein wahrer Einfall in das texanische Gebiet sey, und daß sich die Regierung ihm mit Gewalt widersetzen sollte. Die von Campeche angekommene mexicanische Goelette Joven Rosario, die am 29 März von dort abgegangen war, meldet, daß die Föderalisten, etwa 600 Mann stark, in der Umgegend jener Stadt lagerten, und Anstalten zu einer Belagerung derselben treffen. Die Insurgenten erhielten täglich neue Verstärkungen. Spanien. Bordeaux, 20 Mai. O'Donnell hat Cantavieja besetzt. Die Carlisten warteten den Angriff nicht ab und räumten den Platz vom 11 auf den 12, nachdem sie zuvor die Stadt in Asche gelegt und sogar ihr eigenes Spital, worin sich mehrere ihrer Kranken und Verwundeten befanden, nicht geschont hatten. Die Forts sind unversehrt, auch das schwere Geschütz ist geblieben, die Stücke sind jedoch vernagelt. Zwei Officiere und 40 Soldaten sind zu den Constitutionellen übergegangen. – Die Junta von Berga will nun Vich und Solsona zugleich angreifen. Die Armee soll in drei Colonnen getheilt werden und 36 Stück Feld- und Belagerungsgeschütz mit sich führen. Eine dieser Colonnen soll den General Borso in Schach halten. Schon war die Bande des Estatus, 300 Mann stark, bis Ias Piesas vorgerückt, während der Rest der Expedition zu Santa Roy, Montesguy, Santa Maria de Balsora und Vidra stand. Boquica hatte am 13 mit 60 Reitern und 2 Kanonen die Richtung von Santa Pau eingeschlagen, nachdem er Tags vorher eine Menge aus Aragonien flüchtender Priester und Mönche über Campredon an die französische Gränze geleitet hatte; Burjo, in der Ebene von Vich, beobachtete die Bewegungen des constitutionellen Generals Salcedo. Mehrere Banden, im Ganzen 2 bis 300 Mann stark, hatten sich neuerdings der Cerdaña zugewendet. Ist der Schreiber eines vor mir liegenden Briefes aus Puycerda wohl unterrichtet, so wäre jedoch die Brigade Salcedo am 15 bereits zu Bañolas und General Carbo an der Spitze von 6000 Mann Fußvolk und 400 Reitern im Marsche auf Olot zu Grau angelangt, worauf die Rebellen sich wieder eiligst in die Gebirge zurückgezogen hätten. – Dem General Van Halen wurde am 10 zu Barcelona die Kugel aus der Wunde an der Hand genommen; der General Jaime Carbo führt an seiner Statt den Oberbefehl. Großbritannien. London, 20 Mai. Haus der Gemeinen, Sitzung vom 19 Mai, Fortsetzung der Debatten über Lord Stanley's Bill. – Hr. Dillon Browne spricht gegen die Bill, als einen Versuch, nicht das System der fingirten Wahlen, sondern in der That die Wahlgerechtsame aller irischen Katholiken und mithin jede Wählbarkeit eines liberalen Mitglieds umzustoßen. Er schließt seine Rede mit den Worten: Nos neque imperium neque divitias petimus, sed libertatem quam nemo bonus nisi caeca anima simul omittet. Hr. William Roche spricht deßhalb gegen die Ausschußbehandlung der Bill, weil sie, wie – nach einer bekannten Anekdote – der Dichter Pope, unverbesserlich sey und man viel leichter eine neue machen könnte. Sir George Sinclair eifert in einer langen vorher ausgearbeiteten Rede zu Gunsten der Bill: „Eine der wesentlichsten guten Folgen der Bill wird seyn, daß sie das Landvolk von dem Betrug seiner Pfaffen, von den Drohungen seiner Demagogen, von der Furcht vor Denunciationen vor dem Altar befreit; denn wie viele werden jetzt durch solche Einflüsse bewogen zuerst sich <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="1177"/><lb/> <titlePage type="heading"> <docTitle> <titlePart type="main">Augsburger Allgemeine Zeitung.</titlePart><lb/> <titlePart type="jImprimatur">Mit allerhöchsten Privilegien.</titlePart> </docTitle><lb/> <docImprint> <docDate>Mittwoch</docDate> </docImprint><lb/> <titlePart type="volume">Nr. 148.</titlePart><lb/> <docImprint> <docDate>27 Mai 1840.</docDate> </docImprint> </titlePage> </front> <body> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Vereinigte Staaten von Nordamerika.</hi> </head><lb/> <p>Nach Privatbriefen aus New-York ist der bekannte, aus Böhmen gebürtige Technolog, Franz Anton Ritter v. <hi rendition="#g">Gerstner</hi>, der sich, nach seinen letzten Eisenbahnbauten in St. Petersburg, nach den Vereinigten Staaten begeben hatte, um dieselben in Studien seines Fachs zu bereisen, am 12 April nach einer längern Krankheit in Philadelphia gestorben.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Mexico.</hi> </head><lb/> <p>(<hi rendition="#g">Courrier des Etats Unis</hi>.) 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Die von Campeche angekommene mexicanische Goelette Joven Rosario, die am 29 März von dort abgegangen war, meldet, daß die Föderalisten, etwa 600 Mann stark, in der Umgegend jener Stadt lagerten, und Anstalten zu einer Belagerung derselben treffen. Die Insurgenten erhielten täglich neue Verstärkungen.</p><lb/> </div> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Spanien.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Bordeaux,</hi> 20 Mai.</dateline> <p> O'Donnell hat Cantavieja besetzt. Die Carlisten warteten den Angriff nicht ab und räumten den Platz vom 11 auf den 12, nachdem sie zuvor die Stadt in Asche gelegt und sogar ihr eigenes Spital, worin sich mehrere ihrer Kranken und Verwundeten befanden, nicht geschont hatten. Die Forts sind unversehrt, auch das schwere Geschütz ist geblieben, die Stücke sind jedoch vernagelt. Zwei Officiere und 40 Soldaten sind zu den Constitutionellen übergegangen. – Die Junta von Berga will nun Vich und Solsona zugleich angreifen. Die Armee soll in drei Colonnen getheilt werden und 36 Stück Feld- und Belagerungsgeschütz mit sich führen. Eine dieser Colonnen soll den General Borso in Schach halten. Schon war die Bande des Estatus, 300 Mann stark, bis Ias Piesas vorgerückt, während der Rest der Expedition zu Santa Roy, Montesguy, Santa Maria de Balsora und Vidra stand. Boquica hatte am 13 mit 60 Reitern und 2 Kanonen die Richtung von Santa Pau eingeschlagen, nachdem er Tags vorher eine Menge aus Aragonien flüchtender Priester und Mönche über Campredon an die französische Gränze geleitet hatte; Burjo, in der Ebene von Vich, beobachtete die Bewegungen des constitutionellen Generals Salcedo. Mehrere Banden, im Ganzen 2 bis 300 Mann stark, hatten sich neuerdings der Cerdaña zugewendet. Ist der Schreiber eines vor mir liegenden Briefes aus Puycerda wohl unterrichtet, so wäre jedoch die Brigade Salcedo am 15 bereits zu Bañolas und General Carbo an der Spitze von 6000 Mann Fußvolk und 400 Reitern im Marsche auf Olot zu Grau angelangt, worauf die Rebellen sich wieder eiligst in die Gebirge zurückgezogen hätten. – Dem General Van Halen wurde am 10 zu Barcelona die Kugel aus der Wunde an der Hand genommen; der General Jaime Carbo führt an seiner Statt den Oberbefehl.</p> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Großbritannien.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 20 Mai.</dateline><lb/> <p><hi rendition="#g">Haus der Gemeinen</hi>, Sitzung vom 19 Mai, Fortsetzung der Debatten über Lord Stanley's Bill. – Hr. 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Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Mittwoch
Nr. 148.
27 Mai 1840. Vereinigte Staaten von Nordamerika.
Nach Privatbriefen aus New-York ist der bekannte, aus Böhmen gebürtige Technolog, Franz Anton Ritter v. Gerstner, der sich, nach seinen letzten Eisenbahnbauten in St. Petersburg, nach den Vereinigten Staaten begeben hatte, um dieselben in Studien seines Fachs zu bereisen, am 12 April nach einer längern Krankheit in Philadelphia gestorben.
Mexico.
(Courrier des Etats Unis.) Wir haben kürzlich gemeldet, daß die nördlichen Provinzen Mexico's ihre Unabhängigkeit ausgerufen, und sich zu einer „Republik vom Rio grande“ constituirt hätten. Diese Proclamation ward von einem aus Abgeordneten aller Nordprovinzen bestehenden und zu Casa Blanca versammelten Convent erlassen. Letztere Stadt lieg zwischen den Flüssen Las Nueces und Rio grande (in der alten Provinz Tamaulipas). Die Centralisten scheinen unter der Anführung des Generals Arista nach Guerrero vorzurücken, wo sich die provisorische Regierung der neuen Republik von Rio grande niedergelassen hatte. Die Mitglieder dieser neuen Regierung haben sogleich Espentoso, am Flusse Las Nueces, zum temporären Sitz der neuen Republik bestimmt. Bereits ist ein Truppencorps zur Besitzergreifung dieses Platzes unterwegs. Der Morning Star von Texas behauptet, daß dieß ein wahrer Einfall in das texanische Gebiet sey, und daß sich die Regierung ihm mit Gewalt widersetzen sollte. Die von Campeche angekommene mexicanische Goelette Joven Rosario, die am 29 März von dort abgegangen war, meldet, daß die Föderalisten, etwa 600 Mann stark, in der Umgegend jener Stadt lagerten, und Anstalten zu einer Belagerung derselben treffen. Die Insurgenten erhielten täglich neue Verstärkungen.
Spanien.
_ Bordeaux, 20 Mai. O'Donnell hat Cantavieja besetzt. Die Carlisten warteten den Angriff nicht ab und räumten den Platz vom 11 auf den 12, nachdem sie zuvor die Stadt in Asche gelegt und sogar ihr eigenes Spital, worin sich mehrere ihrer Kranken und Verwundeten befanden, nicht geschont hatten. Die Forts sind unversehrt, auch das schwere Geschütz ist geblieben, die Stücke sind jedoch vernagelt. Zwei Officiere und 40 Soldaten sind zu den Constitutionellen übergegangen. – Die Junta von Berga will nun Vich und Solsona zugleich angreifen. Die Armee soll in drei Colonnen getheilt werden und 36 Stück Feld- und Belagerungsgeschütz mit sich führen. Eine dieser Colonnen soll den General Borso in Schach halten. Schon war die Bande des Estatus, 300 Mann stark, bis Ias Piesas vorgerückt, während der Rest der Expedition zu Santa Roy, Montesguy, Santa Maria de Balsora und Vidra stand. Boquica hatte am 13 mit 60 Reitern und 2 Kanonen die Richtung von Santa Pau eingeschlagen, nachdem er Tags vorher eine Menge aus Aragonien flüchtender Priester und Mönche über Campredon an die französische Gränze geleitet hatte; Burjo, in der Ebene von Vich, beobachtete die Bewegungen des constitutionellen Generals Salcedo. Mehrere Banden, im Ganzen 2 bis 300 Mann stark, hatten sich neuerdings der Cerdaña zugewendet. Ist der Schreiber eines vor mir liegenden Briefes aus Puycerda wohl unterrichtet, so wäre jedoch die Brigade Salcedo am 15 bereits zu Bañolas und General Carbo an der Spitze von 6000 Mann Fußvolk und 400 Reitern im Marsche auf Olot zu Grau angelangt, worauf die Rebellen sich wieder eiligst in die Gebirge zurückgezogen hätten. – Dem General Van Halen wurde am 10 zu Barcelona die Kugel aus der Wunde an der Hand genommen; der General Jaime Carbo führt an seiner Statt den Oberbefehl.
Großbritannien.
_ London, 20 Mai.
Haus der Gemeinen, Sitzung vom 19 Mai, Fortsetzung der Debatten über Lord Stanley's Bill. – Hr. Dillon Browne spricht gegen die Bill, als einen Versuch, nicht das System der fingirten Wahlen, sondern in der That die Wahlgerechtsame aller irischen Katholiken und mithin jede Wählbarkeit eines liberalen Mitglieds umzustoßen. Er schließt seine Rede mit den Worten: Nos neque imperium neque divitias petimus, sed libertatem quam nemo bonus nisi caeca anima simul omittet. Hr. William Roche spricht deßhalb gegen die Ausschußbehandlung der Bill, weil sie, wie – nach einer bekannten Anekdote – der Dichter Pope, unverbesserlich sey und man viel leichter eine neue machen könnte. Sir George Sinclair eifert in einer langen vorher ausgearbeiteten Rede zu Gunsten der Bill: „Eine der wesentlichsten guten Folgen der Bill wird seyn, daß sie das Landvolk von dem Betrug seiner Pfaffen, von den Drohungen seiner Demagogen, von der Furcht vor Denunciationen vor dem Altar befreit; denn wie viele werden jetzt durch solche Einflüsse bewogen zuerst sich
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