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Allgemeine Zeitung. Nr. 146. Augsburg, 25. Mai 1840.

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Deutsche den Holländer nur als zähen Käsekrämer, Janchen mit dem Kaffeekesselchen und Wasserversperrer - von Hörensagen kennt, so sieht letzterer nur den armen, schmutzigen, servilen Deutschen, den Moff, täglich als Fortünsucher zu Wasser und zu Land ankommen. Aventurier ist der Deutsche in Holland als Handwerker, als Commis und Kaufmann, als Bedienter, als Grasmäher, als Officier und Soldat, als Naturforscher, Hofmeister und Student, als Musiker und Komödiant; die Hefe und der Abschaum fließen den Rhein herunter nach Holland ab, die schlimmsten weiter nach Java; dazu kommt endlich noch, daß Deutsch die Schachersprache der Juden ist. In solcher Beleuchtung stellt sich das Bild freilich nicht sowohl dem Parterre als dem Paradiese dar. Verständige, gebildete Männer kennen wohl deutsche Wissenschaft und Litteratur; sie wissen wohl, was sie von Deutschland zu erwarten haben und was sie ihm schuldig sind. Aber gerade die politische Seite, der deutsche Staat, steht allen am fernsten. Von dem Bunde haben sie keine andere Vorstellung, als daß er, zusammen mit den Agnaten, die Friedensunterhandlungen aufgehalten und, statt des aufgegebenen halben Luxemburg, halb Limburg in Anspruch genommen habe. Eine weitere Annäherung würde in Holland nicht populär seyn. Unter den einzelnen Bundesstaaten zollt man Preußen die größte Aufmerksamkeit. Daß die mehrfachen dynastischen Verbindungen heutzutage nicht Alles vermögen, daß Umstände und Rücksichten zuweilen überwiegen, sind die Klügeren wohl so billig einzusehen; allein gerade gegen Preußen sind jene kleinlichen Vorurtheile am stärksten gerichtet, sey es, daß man es, als vermeintlich seinesgleichen, am meisten beneidet (wogegen Goethe sagen würde: "der schlimmste Neidhals ist in der Welt, wer jeden für seinesgleichen hält"), sey es auch, weil andere Erinnerungen demüthigen, wie z. B. die Einnahme von Amsterdam gegen die Patrioten, nicht weniger als die unbequeme Dankbarkeit für 1813-1815, wie bei England. Daran reiht sich die Rheinschifffahrtsfrage, worin Preußen für seine Rheinprovinz kaum weniger thun konnte; und nun der Zollverein, wobei Holland nicht einmal offenherzig genug ist einzugestehen, daß Preußen ihm neuerlich ein wahres und bedeutendes Opfer gebracht hat. Luxemburg wird freilich, trotz der angelegentlichsten Bestrebungen, nicht leicht vereinigt werden können; aber um Luxemburg bekümmern sich die Holländer auch nicht mehr.

Was seit dem Frieden des vorigen Jahres die öffentliche Meinung Hollands über äußere Politik am deutlichsten ausspricht, ist die Hoffnung, der Wunsch und Wille, trotz allem, was über Europa künftig kommen möge, jenen sauer errungenen Frieden um jeden Preis und gegen jedermänniglich zu behaupten. Ob dieß bei dereinstigen Verwicklungen möglich seyn, ob Belgien zur Behauptung seiner Neutralität von Frankreich die Erlaubniß erhalten, ob im Innern, besonders in Nordbrabant, immer Ruhe herrschen wird - darüber sind die Zweifel noch nicht an der Tagesordnung. Einstweilen hat Altniederland alle Ursache und alles Recht seinen innern Frieden zu ordnen, und auf dieses Innere der Schaubühne, auf die Veränderungen der Coulissen werden auch, nachdem wir heute mehr die Zuschauer gemustert haben, unsere nächsten Ansichten gerichtet seyn.

Persien.

(Journal des Debats.) Wir haben aus Persien Nachrichten von Hrn. Karl Texier und seinen beiden Reisegefährten, den HH. Philibert de la Guiche und Roger de la Bourdonnaye erhalten. Den Briefen des Hrn. Texier zufolge bietet das gegenwärtige Persien in Vergleichung mit den ältern Zeiten einerseits eine auffallende Aehnlichkeit, andrerseits aber einen bedeutenden Contrast dar. Man sieht noch immer jenes Volk, das, selbst in jenen Zeiten, wo es im Luxus und in Vergnügungen lebte, sich durch seine unglaublich raffinirte Grausamkeit auszeichnete; von der orientalischen despotischen Allmacht seiner Souveräne aber, vor der sich von einem Ende Persiens bis zum andern Alles ohne Unterschied niederwarf, ist nur noch ein Schatten übrig. "Seit langer Zeit, schreibt Hr. Texier in einem neuen Briefe aus Ispahan vom Anfang dieses Jahrs, hören wir die französische Botschaft ankündigen, ich glaube aber, daß wir noch vor deren Eintreffen das Land verlassen haben werden. Diese Mission dürfte von der schwachen Autorität des Schahs sehr schlecht unterstützt werden. Man wird sich kaum eine Vorstellung davon machen, wie tief dieses Reich gesunken ist. Es besteht in der That keine Regierung mehr. Wer nur immer zwölf Mann zusammenbringen kann, macht sich zum Parteichef. Man tödtet, man mordet sich auf den Straßen; und so sehr sich auch der Gouverneur bemüht, diesen Unordnungen Einhalt zu thun, so sieht man sie doch täglich wieder sich erneuern. Ich habe Ihnen in einem frühern Schreiben die rivalisirenden Staatsgewalten, welche sich die Autorität streitig machen, bezeichnet. Wir haben einer derselben in der Person des großen Musteid, dessen Macht weit größer als die des Schahs ist, einen Besuch gemacht. Er hat uns sehr gut aufgenommen, und uns noch diesen Abend Briefe nach Schiras zugeschickt. Wenn wir in die Gebirge der Bactyaren, eines Stammes, der die Autorität des Schahs nicht anerkennt, eindringen, so werden wir die von einem englischen Reisenden angezeigten, aber noch nicht besuchten Ruinen von Suza aufsuchen. Da der Scheich-Islam ein großes Ansehen bei den Muselmännern genießt, so hoffen wir, daß uns seine Briefe als Reisepaß dienen sollen. Man hat uns aber vor Allem empfohlen, den Namen des Schahs nicht auszusprechen." So tief gesunken und zerrüttet ist jetzt bei den Persern Staat und Gesellschaft. Was ihre eben so raffinirten als seltsamen Grausamkeiten betrifft, so haben wir schon früher, nach Hrn. Texier, das Project des Gouverneurs von Ispahan gemeldet, einen Thurm aus lebenden Menschen, wie einer in Schiras existirt, zu erbauen. "Der Gouverneur-Eunuch, sagt er, beharrt auf seinem Entwurf, mit seinen Gefangenen einen Thurm zu bauen, wie der in Schiras mit den bactyarischen Gefangenen war. Ueberhaupt zeigt dieser Gouverneur in Straffällen einen gräßlichen Reichthum der Einbildungskraft. So fand im verflossenen Jahr ein kleiner Aufstand statt. Er bemächtigte sich der Unzufriedenen, und machte aus ihnen, wie er es nannte, einen Weingarten; man begrub sie lebendig mit dem Kopfe ein, so daß ihre Beine aus dem Boden hervorragten, und wie ein Rebengeländer sich darstellten. Wenn ich nicht die Thätigkeit sähe, womit man Alles zur bevorstehenden Erbauung des Thurms vorbereitet, so würde ich die Sache für ein Mährchen halten, so aber ist sie nur allzuwahr." - Die Schönheit des Klima's, der Reichthum der Wohnungen stehen mit einer solchen Verkehrtheit in schlechtem Einklang. Der Reisende preist sich glücklich, den Winter in einer so herrlichen Temperatur zuzubringen; er beschreibt in heiterer Stimmung die religiösen, ganz mit eingebrannten Malereien bedeckten Denkmäler, deren Dome, Minarets, vom schönsten Grün mit glänzenden Blumenguirlanden geziert sind. Diese Malereien sind auf emaillirten Ziegeln fixirt, welche die Bekleidung dieser Gebäude ausmachen. "Was die Paläste des Königs von Persien betrifft, so sind sie, sagt er, obwohl sie aus Holz gebaut sind, von sehr reicher Architektur. Es sind mitten in schönen Gärten, welche von fließendem Wasser durchströmt

Deutsche den Holländer nur als zähen Käsekrämer, Janchen mit dem Kaffeekesselchen und Wasserversperrer – von Hörensagen kennt, so sieht letzterer nur den armen, schmutzigen, servilen Deutschen, den Moff, täglich als Fortünsucher zu Wasser und zu Land ankommen. Aventurier ist der Deutsche in Holland als Handwerker, als Commis und Kaufmann, als Bedienter, als Grasmäher, als Officier und Soldat, als Naturforscher, Hofmeister und Student, als Musiker und Komödiant; die Hefe und der Abschaum fließen den Rhein herunter nach Holland ab, die schlimmsten weiter nach Java; dazu kommt endlich noch, daß Deutsch die Schachersprache der Juden ist. In solcher Beleuchtung stellt sich das Bild freilich nicht sowohl dem Parterre als dem Paradiese dar. Verständige, gebildete Männer kennen wohl deutsche Wissenschaft und Litteratur; sie wissen wohl, was sie von Deutschland zu erwarten haben und was sie ihm schuldig sind. Aber gerade die politische Seite, der deutsche Staat, steht allen am fernsten. Von dem Bunde haben sie keine andere Vorstellung, als daß er, zusammen mit den Agnaten, die Friedensunterhandlungen aufgehalten und, statt des aufgegebenen halben Luxemburg, halb Limburg in Anspruch genommen habe. Eine weitere Annäherung würde in Holland nicht populär seyn. Unter den einzelnen Bundesstaaten zollt man Preußen die größte Aufmerksamkeit. Daß die mehrfachen dynastischen Verbindungen heutzutage nicht Alles vermögen, daß Umstände und Rücksichten zuweilen überwiegen, sind die Klügeren wohl so billig einzusehen; allein gerade gegen Preußen sind jene kleinlichen Vorurtheile am stärksten gerichtet, sey es, daß man es, als vermeintlich seinesgleichen, am meisten beneidet (wogegen Goethe sagen würde: „der schlimmste Neidhals ist in der Welt, wer jeden für seinesgleichen hält“), sey es auch, weil andere Erinnerungen demüthigen, wie z. B. die Einnahme von Amsterdam gegen die Patrioten, nicht weniger als die unbequeme Dankbarkeit für 1813-1815, wie bei England. Daran reiht sich die Rheinschifffahrtsfrage, worin Preußen für seine Rheinprovinz kaum weniger thun konnte; und nun der Zollverein, wobei Holland nicht einmal offenherzig genug ist einzugestehen, daß Preußen ihm neuerlich ein wahres und bedeutendes Opfer gebracht hat. Luxemburg wird freilich, trotz der angelegentlichsten Bestrebungen, nicht leicht vereinigt werden können; aber um Luxemburg bekümmern sich die Holländer auch nicht mehr.

Was seit dem Frieden des vorigen Jahres die öffentliche Meinung Hollands über äußere Politik am deutlichsten ausspricht, ist die Hoffnung, der Wunsch und Wille, trotz allem, was über Europa künftig kommen möge, jenen sauer errungenen Frieden um jeden Preis und gegen jedermänniglich zu behaupten. Ob dieß bei dereinstigen Verwicklungen möglich seyn, ob Belgien zur Behauptung seiner Neutralität von Frankreich die Erlaubniß erhalten, ob im Innern, besonders in Nordbrabant, immer Ruhe herrschen wird – darüber sind die Zweifel noch nicht an der Tagesordnung. Einstweilen hat Altniederland alle Ursache und alles Recht seinen innern Frieden zu ordnen, und auf dieses Innere der Schaubühne, auf die Veränderungen der Coulissen werden auch, nachdem wir heute mehr die Zuschauer gemustert haben, unsere nächsten Ansichten gerichtet seyn.

Persien.

(Journal des Débats.) Wir haben aus Persien Nachrichten von Hrn. Karl Texier und seinen beiden Reisegefährten, den HH. Philibert de la Guiche und Roger de la Bourdonnaye erhalten. Den Briefen des Hrn. Texier zufolge bietet das gegenwärtige Persien in Vergleichung mit den ältern Zeiten einerseits eine auffallende Aehnlichkeit, andrerseits aber einen bedeutenden Contrast dar. Man sieht noch immer jenes Volk, das, selbst in jenen Zeiten, wo es im Luxus und in Vergnügungen lebte, sich durch seine unglaublich raffinirte Grausamkeit auszeichnete; von der orientalischen despotischen Allmacht seiner Souveräne aber, vor der sich von einem Ende Persiens bis zum andern Alles ohne Unterschied niederwarf, ist nur noch ein Schatten übrig. „Seit langer Zeit, schreibt Hr. Texier in einem neuen Briefe aus Ispahan vom Anfang dieses Jahrs, hören wir die französische Botschaft ankündigen, ich glaube aber, daß wir noch vor deren Eintreffen das Land verlassen haben werden. Diese Mission dürfte von der schwachen Autorität des Schahs sehr schlecht unterstützt werden. Man wird sich kaum eine Vorstellung davon machen, wie tief dieses Reich gesunken ist. Es besteht in der That keine Regierung mehr. Wer nur immer zwölf Mann zusammenbringen kann, macht sich zum Parteichef. Man tödtet, man mordet sich auf den Straßen; und so sehr sich auch der Gouverneur bemüht, diesen Unordnungen Einhalt zu thun, so sieht man sie doch täglich wieder sich erneuern. Ich habe Ihnen in einem frühern Schreiben die rivalisirenden Staatsgewalten, welche sich die Autorität streitig machen, bezeichnet. Wir haben einer derselben in der Person des großen Musteid, dessen Macht weit größer als die des Schahs ist, einen Besuch gemacht. Er hat uns sehr gut aufgenommen, und uns noch diesen Abend Briefe nach Schiras zugeschickt. Wenn wir in die Gebirge der Bactyaren, eines Stammes, der die Autorität des Schahs nicht anerkennt, eindringen, so werden wir die von einem englischen Reisenden angezeigten, aber noch nicht besuchten Ruinen von Suza aufsuchen. Da der Scheich-Islam ein großes Ansehen bei den Muselmännern genießt, so hoffen wir, daß uns seine Briefe als Reisepaß dienen sollen. Man hat uns aber vor Allem empfohlen, den Namen des Schahs nicht auszusprechen.“ So tief gesunken und zerrüttet ist jetzt bei den Persern Staat und Gesellschaft. Was ihre eben so raffinirten als seltsamen Grausamkeiten betrifft, so haben wir schon früher, nach Hrn. Texier, das Project des Gouverneurs von Ispahan gemeldet, einen Thurm aus lebenden Menschen, wie einer in Schiras existirt, zu erbauen. „Der Gouverneur-Eunuch, sagt er, beharrt auf seinem Entwurf, mit seinen Gefangenen einen Thurm zu bauen, wie der in Schiras mit den bactyarischen Gefangenen war. Ueberhaupt zeigt dieser Gouverneur in Straffällen einen gräßlichen Reichthum der Einbildungskraft. So fand im verflossenen Jahr ein kleiner Aufstand statt. Er bemächtigte sich der Unzufriedenen, und machte aus ihnen, wie er es nannte, einen Weingarten; man begrub sie lebendig mit dem Kopfe ein, so daß ihre Beine aus dem Boden hervorragten, und wie ein Rebengeländer sich darstellten. Wenn ich nicht die Thätigkeit sähe, womit man Alles zur bevorstehenden Erbauung des Thurms vorbereitet, so würde ich die Sache für ein Mährchen halten, so aber ist sie nur allzuwahr.“ – Die Schönheit des Klima's, der Reichthum der Wohnungen stehen mit einer solchen Verkehrtheit in schlechtem Einklang. Der Reisende preist sich glücklich, den Winter in einer so herrlichen Temperatur zuzubringen; er beschreibt in heiterer Stimmung die religiösen, ganz mit eingebrannten Malereien bedeckten Denkmäler, deren Dome, Minarets, vom schönsten Grün mit glänzenden Blumenguirlanden geziert sind. Diese Malereien sind auf emaillirten Ziegeln fixirt, welche die Bekleidung dieser Gebäude ausmachen. „Was die Paläste des Königs von Persien betrifft, so sind sie, sagt er, obwohl sie aus Holz gebaut sind, von sehr reicher Architektur. Es sind mitten in schönen Gärten, welche von fließendem Wasser durchströmt

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Deutsche den Holländer nur als zähen Käsekrämer, Janchen mit dem Kaffeekesselchen und Wasserversperrer &#x2013; von Hörensagen kennt, so sieht letzterer nur den armen, schmutzigen, servilen Deutschen, den Moff, täglich als Fortünsucher zu Wasser und zu Land ankommen. Aventurier ist der Deutsche in Holland als Handwerker, als Commis und Kaufmann, als Bedienter, als Grasmäher, als Officier und Soldat, als Naturforscher, Hofmeister und Student, als Musiker und Komödiant; die Hefe und der Abschaum fließen den Rhein herunter nach Holland ab, die schlimmsten weiter nach Java; dazu kommt endlich noch, daß Deutsch die Schachersprache der Juden ist. In solcher Beleuchtung stellt sich das Bild freilich nicht sowohl dem Parterre als dem Paradiese dar. Verständige, gebildete Männer kennen wohl deutsche Wissenschaft und Litteratur; sie wissen wohl, was sie von Deutschland zu erwarten haben und was sie ihm schuldig sind. Aber gerade die politische Seite, der deutsche Staat, steht allen am fernsten. Von dem Bunde haben sie keine andere Vorstellung, als daß er, zusammen mit den Agnaten, die Friedensunterhandlungen aufgehalten und, statt des aufgegebenen halben Luxemburg, halb Limburg in Anspruch genommen habe. Eine weitere Annäherung würde in Holland nicht populär seyn. Unter den einzelnen Bundesstaaten zollt man Preußen die größte Aufmerksamkeit. Daß die mehrfachen dynastischen Verbindungen heutzutage nicht Alles vermögen, daß Umstände und Rücksichten zuweilen überwiegen, sind die Klügeren wohl so billig einzusehen; allein gerade gegen Preußen sind jene kleinlichen Vorurtheile am stärksten gerichtet, sey es, daß man es, als vermeintlich seinesgleichen, am meisten beneidet (wogegen Goethe sagen würde: &#x201E;der schlimmste Neidhals ist in der Welt, wer jeden für seinesgleichen hält&#x201C;), sey es auch, weil andere Erinnerungen demüthigen, wie z. B. die Einnahme von Amsterdam gegen die Patrioten, nicht weniger als die unbequeme Dankbarkeit für 1813-1815, wie bei England. Daran reiht sich die Rheinschifffahrtsfrage, worin Preußen für seine Rheinprovinz kaum weniger thun konnte; und nun der Zollverein, wobei Holland nicht einmal offenherzig genug ist einzugestehen, daß Preußen ihm neuerlich ein wahres und bedeutendes Opfer gebracht hat. Luxemburg wird freilich, trotz der angelegentlichsten Bestrebungen, nicht leicht vereinigt werden können; aber um Luxemburg bekümmern sich die Holländer auch nicht mehr.</p><lb/>
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[1164/0012] Deutsche den Holländer nur als zähen Käsekrämer, Janchen mit dem Kaffeekesselchen und Wasserversperrer – von Hörensagen kennt, so sieht letzterer nur den armen, schmutzigen, servilen Deutschen, den Moff, täglich als Fortünsucher zu Wasser und zu Land ankommen. Aventurier ist der Deutsche in Holland als Handwerker, als Commis und Kaufmann, als Bedienter, als Grasmäher, als Officier und Soldat, als Naturforscher, Hofmeister und Student, als Musiker und Komödiant; die Hefe und der Abschaum fließen den Rhein herunter nach Holland ab, die schlimmsten weiter nach Java; dazu kommt endlich noch, daß Deutsch die Schachersprache der Juden ist. In solcher Beleuchtung stellt sich das Bild freilich nicht sowohl dem Parterre als dem Paradiese dar. Verständige, gebildete Männer kennen wohl deutsche Wissenschaft und Litteratur; sie wissen wohl, was sie von Deutschland zu erwarten haben und was sie ihm schuldig sind. Aber gerade die politische Seite, der deutsche Staat, steht allen am fernsten. Von dem Bunde haben sie keine andere Vorstellung, als daß er, zusammen mit den Agnaten, die Friedensunterhandlungen aufgehalten und, statt des aufgegebenen halben Luxemburg, halb Limburg in Anspruch genommen habe. Eine weitere Annäherung würde in Holland nicht populär seyn. Unter den einzelnen Bundesstaaten zollt man Preußen die größte Aufmerksamkeit. Daß die mehrfachen dynastischen Verbindungen heutzutage nicht Alles vermögen, daß Umstände und Rücksichten zuweilen überwiegen, sind die Klügeren wohl so billig einzusehen; allein gerade gegen Preußen sind jene kleinlichen Vorurtheile am stärksten gerichtet, sey es, daß man es, als vermeintlich seinesgleichen, am meisten beneidet (wogegen Goethe sagen würde: „der schlimmste Neidhals ist in der Welt, wer jeden für seinesgleichen hält“), sey es auch, weil andere Erinnerungen demüthigen, wie z. B. die Einnahme von Amsterdam gegen die Patrioten, nicht weniger als die unbequeme Dankbarkeit für 1813-1815, wie bei England. Daran reiht sich die Rheinschifffahrtsfrage, worin Preußen für seine Rheinprovinz kaum weniger thun konnte; und nun der Zollverein, wobei Holland nicht einmal offenherzig genug ist einzugestehen, daß Preußen ihm neuerlich ein wahres und bedeutendes Opfer gebracht hat. Luxemburg wird freilich, trotz der angelegentlichsten Bestrebungen, nicht leicht vereinigt werden können; aber um Luxemburg bekümmern sich die Holländer auch nicht mehr. Was seit dem Frieden des vorigen Jahres die öffentliche Meinung Hollands über äußere Politik am deutlichsten ausspricht, ist die Hoffnung, der Wunsch und Wille, trotz allem, was über Europa künftig kommen möge, jenen sauer errungenen Frieden um jeden Preis und gegen jedermänniglich zu behaupten. Ob dieß bei dereinstigen Verwicklungen möglich seyn, ob Belgien zur Behauptung seiner Neutralität von Frankreich die Erlaubniß erhalten, ob im Innern, besonders in Nordbrabant, immer Ruhe herrschen wird – darüber sind die Zweifel noch nicht an der Tagesordnung. Einstweilen hat Altniederland alle Ursache und alles Recht seinen innern Frieden zu ordnen, und auf dieses Innere der Schaubühne, auf die Veränderungen der Coulissen werden auch, nachdem wir heute mehr die Zuschauer gemustert haben, unsere nächsten Ansichten gerichtet seyn. Persien. (Journal des Débats.) Wir haben aus Persien Nachrichten von Hrn. Karl Texier und seinen beiden Reisegefährten, den HH. Philibert de la Guiche und Roger de la Bourdonnaye erhalten. Den Briefen des Hrn. Texier zufolge bietet das gegenwärtige Persien in Vergleichung mit den ältern Zeiten einerseits eine auffallende Aehnlichkeit, andrerseits aber einen bedeutenden Contrast dar. Man sieht noch immer jenes Volk, das, selbst in jenen Zeiten, wo es im Luxus und in Vergnügungen lebte, sich durch seine unglaublich raffinirte Grausamkeit auszeichnete; von der orientalischen despotischen Allmacht seiner Souveräne aber, vor der sich von einem Ende Persiens bis zum andern Alles ohne Unterschied niederwarf, ist nur noch ein Schatten übrig. „Seit langer Zeit, schreibt Hr. Texier in einem neuen Briefe aus Ispahan vom Anfang dieses Jahrs, hören wir die französische Botschaft ankündigen, ich glaube aber, daß wir noch vor deren Eintreffen das Land verlassen haben werden. Diese Mission dürfte von der schwachen Autorität des Schahs sehr schlecht unterstützt werden. Man wird sich kaum eine Vorstellung davon machen, wie tief dieses Reich gesunken ist. Es besteht in der That keine Regierung mehr. Wer nur immer zwölf Mann zusammenbringen kann, macht sich zum Parteichef. Man tödtet, man mordet sich auf den Straßen; und so sehr sich auch der Gouverneur bemüht, diesen Unordnungen Einhalt zu thun, so sieht man sie doch täglich wieder sich erneuern. Ich habe Ihnen in einem frühern Schreiben die rivalisirenden Staatsgewalten, welche sich die Autorität streitig machen, bezeichnet. Wir haben einer derselben in der Person des großen Musteid, dessen Macht weit größer als die des Schahs ist, einen Besuch gemacht. Er hat uns sehr gut aufgenommen, und uns noch diesen Abend Briefe nach Schiras zugeschickt. Wenn wir in die Gebirge der Bactyaren, eines Stammes, der die Autorität des Schahs nicht anerkennt, eindringen, so werden wir die von einem englischen Reisenden angezeigten, aber noch nicht besuchten Ruinen von Suza aufsuchen. Da der Scheich-Islam ein großes Ansehen bei den Muselmännern genießt, so hoffen wir, daß uns seine Briefe als Reisepaß dienen sollen. Man hat uns aber vor Allem empfohlen, den Namen des Schahs nicht auszusprechen.“ So tief gesunken und zerrüttet ist jetzt bei den Persern Staat und Gesellschaft. Was ihre eben so raffinirten als seltsamen Grausamkeiten betrifft, so haben wir schon früher, nach Hrn. Texier, das Project des Gouverneurs von Ispahan gemeldet, einen Thurm aus lebenden Menschen, wie einer in Schiras existirt, zu erbauen. „Der Gouverneur-Eunuch, sagt er, beharrt auf seinem Entwurf, mit seinen Gefangenen einen Thurm zu bauen, wie der in Schiras mit den bactyarischen Gefangenen war. Ueberhaupt zeigt dieser Gouverneur in Straffällen einen gräßlichen Reichthum der Einbildungskraft. So fand im verflossenen Jahr ein kleiner Aufstand statt. Er bemächtigte sich der Unzufriedenen, und machte aus ihnen, wie er es nannte, einen Weingarten; man begrub sie lebendig mit dem Kopfe ein, so daß ihre Beine aus dem Boden hervorragten, und wie ein Rebengeländer sich darstellten. Wenn ich nicht die Thätigkeit sähe, womit man Alles zur bevorstehenden Erbauung des Thurms vorbereitet, so würde ich die Sache für ein Mährchen halten, so aber ist sie nur allzuwahr.“ – Die Schönheit des Klima's, der Reichthum der Wohnungen stehen mit einer solchen Verkehrtheit in schlechtem Einklang. Der Reisende preist sich glücklich, den Winter in einer so herrlichen Temperatur zuzubringen; er beschreibt in heiterer Stimmung die religiösen, ganz mit eingebrannten Malereien bedeckten Denkmäler, deren Dome, Minarets, vom schönsten Grün mit glänzenden Blumenguirlanden geziert sind. Diese Malereien sind auf emaillirten Ziegeln fixirt, welche die Bekleidung dieser Gebäude ausmachen. „Was die Paläste des Königs von Persien betrifft, so sind sie, sagt er, obwohl sie aus Holz gebaut sind, von sehr reicher Architektur. Es sind mitten in schönen Gärten, welche von fließendem Wasser durchströmt

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 146. Augsburg, 25. Mai 1840, S. 1164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_146_18400525/12>, abgerufen am 24.11.2024.