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Allgemeine Zeitung. Nr. 134. Augsburg, 13. Mai 1840.

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Rußland und China.

(Beschluß.)

Ueberblicken wir kurz die Entwickelung der Verbindungen Rußlands mit China und ihre Fortschritte, so stellt sich eine Uebersicht ihrer Geschichte folgendermaßen dar.

Anfängliche Bekanntschaft der Chinesen und Russen von 1608 an.

Kriege der Chinesen und Russen um das Amur-Gebiet von 1650 bis 1689.

Feststellung der Gränzen im Frieden von Nertschinsk 1689.

Feststellung der Weise des Verkehrs und der Uebersendung regelmäßiger Missionen im Tractate von Peking 1728.

Mißhelligkeiten und häufige Unterbrechungen der nichtsdestoweniger zunehmenden Handelsverbindungen von 1728 bis 1792.

Andauernder Friede, regelmäßige Missionen und ungestört zunehmender Handel von 1798 bis 1840.

Wenden wir nun unsere Blicke auf den jetzigen Zustand der Beziehungen zwischen Rußland und China, wie er aus jenen verschiedenen Perioden hervorging, und auf die Aussichten und Erwartungen, welche wir nach dem jetzigen und dem früheren Bestande für die Zukunft hegen können, so ergibt sich, daß die Verhältnisse sich bereits auf eine merkwürdige Weise verändert haben, und daß für die nächste Zukunft ohne Zweifel eine neue bedeutende fortschreitende Veränderung bevorsteht.

Rußland gränzt jetzt mit China auf einer Strecke von nicht weniger als als 500 Meilen. Die Gränze wird von beiden Seiten mit großer Eifersucht bewacht, ist durch Gränzmarken, Pfähle und Thürme bezeichnet, und von russischer Seite durch Redouten und kleine Festungen, in denen Kosakenpikets liegen, beschützt. Die Gränze durchschneidet die Gebiete einer Menge von Völkerschaften, von denen daher oft die eine Hälfte unter chinesischer Herrschaft steht, während die andere den Russen zufiel, so die Sungaren und Tungusen, so die Buräten und andere Mongolen. Den Russen fiel sogar ein großes Stück des Gebiets des Amur-Stromes zu, das sie schon einmal fast ganz besaßen und dessen Besitz ihnen vom größten Vortheil seyn würde, da er ihnen die trefflichste Communication mit dem stillen Ocean eröffnete, an dem sie jetzt nur die allzu nördlichen und sehr isolirten Häfen Ochotzk und Petropawlowsk inne haben. Diese Theilung des Amur-Gebiets und die gemeinschaftliche Besitznahme mongolischer Völker hat bisher immer Reibungen zwischen Rußland und China veranlaßt, und wird solche wahrscheinlich auch in Zukunft wiederholt herbeiführen.

Der Handelsverkehr zwischen Rußland und China ist jetzt so bedeutend und blühend, wie er noch nie gewesen, und seit seiner letzten Wiedereröffnung befindet er sich in einem so außerordentlichen und constanten Aufschwung, daß er ein mächtiges Band zwischen beiden Staaten geworden ist, welches schnell und willkürlich zu lösen ihnen für die Zukunft unmöglich seyn wird. Einige Data, in deren Besitz wir sind, werden dieß beweisen. In den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde der jährliche Umsatz zwischen China und Rußland nur auf drei Millionen Rubel angeschlagen. Im Jahr 1803 betrug die Einfuhr aus China allein vier Millionen, 1805 aber schon 5,700,000 Rubel. Die Ausfuhr nach China betrug 1803 1,700,000; 1804 1,900,000; 1805 2,300,000. Dagegen wurden im Jahr 1832 allein auf der Messe von Novgorod, wo freilich der vorzüglichste Sammelplatz aller chinesischen Waaren ist, an solchen angefahren für 13,400,000, 1833 für 14,500,000, 1834 für 17,000,000, 1835 für 17,200,000 Rubel. Rechnen wir auch für alles Uebrige, was nicht nach Novgorod kam, nur drei Millionen an, so belief sich die Einfuhr aus China nach Rußland im Jahr 1835 allein schon wenigstens auf 20 Millionen Rubel. Nehmen wir an, daß die Ausfuhr im Verhältniß mit jener Progression die wir für 1803 bis 1805 angaben, fortgeschritten sey, so belief sich dieselbe im Jahr 1835 wenigstens auf zehn Millionen, und der ganze Handel Rußlands mit China setzte also 1835 ein Capital von 30 Millionen in Umschwung. Seit 1835 hat sich der Handel in jeder Hinsicht noch mehr entwickelt. Nehmen wir aber zum Maaßstab dieser Entwickelung auch nur jene alten in den Angaben für die Jahre 1832 bis 1835 gegebenen Progressionen, so ergibt sich für das Jahr 1840 ein Minimum von 37 Millionen Rubel Umsatzcapital.

Die in diesen Werthen repräsentirten Waaren strömen auf verschiedenen Wegen zwischen den beiden Reichen aus und ein. Im Norden sind Zuruchaitu und Kiächta die Hauptpunkte, im Osten aber gehen von Jarkend aus durch Turkestan und das Kirgisenland mehrere chinesisch-russische Handelswege nach Rußland hinüber.

Man kann im Ganzen annehmen, daß seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts der Verkehr zwischen Rußland und China sich verzwölffacht habe.

Es läßt sich aus diesen Summen schließen, wie außerordentlich groß die gegenseitige Einwirkung beider Reiche auf einander geworden ist, wenn man dabei erwägt, wie der Handel durch lange Einführung gewisser Waaren die Gewohnheiten und Sitten der Völker umgestaltet, wie durch die Einfuhr gewisser Waaren die Völker an ihren Gebrauch so gewöhnt werden, daß sie ihrer nicht mehr entbehren können, wie, durch die Ausfuhr anderer, Gewerbe und Industriezweige sich bei ihnen begründen, die den später noch beständiger Pflege und Nahrung verlangen. Die Waaren, welche die Russen von China empfangen, sind vorzugsweise der Thee, Porcellan, rohe Seide und Baumwolle, seidene Stoffe, Nankin, Obst, eingemachte Früchte, lackirte Geräthe u. s. w. Der Thee ist aber entschieden die Hauptsache. Die sämmtliche Bevölkerung des großen russischen Reichs hat sich bis in die untersten Stufen der Gesellschaft hinab im Verlaufe der letzten 50 Jahre auf eine so merkwürdige Weise an den Gebrauch des Thee's gewöhnt, daß schon wegen dieser außerordentlichen Vorliebe der Russen für jenes Product es unmöglich ist, daß Rußland es geduldig ansehen könnte, wenn China es noch einmal wieder einfallen sollte, seine Thore zu schließen. Rußland würde sie, Thee verlangend, alsbald mit Gewalt wieder öffnen.

Die Waaren, welche die Chinesen zum Austausch empfangen, sind Pelzwerk, Leinwand, Leder, Tuch, Filzdecken, Eisenwaaren und andere billige russische Fabricate. In sibirische und amerikanische Pelze hüllt sich ein großer Theil der chinesischen Großen. Die Mongolen der an Rußland gränzenden Gebiete China's bedienen sich größtentheils russischer Gewebe und insbesondere russischer Eisenwaaren und russischen Leders. China hat auf diese Weise eben so viele Unterthanen, die von diesem Handel Vortheil ziehen als Rußland. Die Heerstraße, welche von Peking die Mongolei durchzieht, wird von Jahr zu Jahr belebter und colonisirt sich mehr und mehr mit Transport fördernden mongolischen Fuhrleuten und handeltreibenden Chinesen. Die zehn Millionen russischer Waaren, welche ins Land

Rußland und China.

(Beschluß.)

Ueberblicken wir kurz die Entwickelung der Verbindungen Rußlands mit China und ihre Fortschritte, so stellt sich eine Uebersicht ihrer Geschichte folgendermaßen dar.

Anfängliche Bekanntschaft der Chinesen und Russen von 1608 an.

Kriege der Chinesen und Russen um das Amur-Gebiet von 1650 bis 1689.

Feststellung der Gränzen im Frieden von Nertschinsk 1689.

Feststellung der Weise des Verkehrs und der Uebersendung regelmäßiger Missionen im Tractate von Peking 1728.

Mißhelligkeiten und häufige Unterbrechungen der nichtsdestoweniger zunehmenden Handelsverbindungen von 1728 bis 1792.

Andauernder Friede, regelmäßige Missionen und ungestört zunehmender Handel von 1798 bis 1840.

Wenden wir nun unsere Blicke auf den jetzigen Zustand der Beziehungen zwischen Rußland und China, wie er aus jenen verschiedenen Perioden hervorging, und auf die Aussichten und Erwartungen, welche wir nach dem jetzigen und dem früheren Bestande für die Zukunft hegen können, so ergibt sich, daß die Verhältnisse sich bereits auf eine merkwürdige Weise verändert haben, und daß für die nächste Zukunft ohne Zweifel eine neue bedeutende fortschreitende Veränderung bevorsteht.

Rußland gränzt jetzt mit China auf einer Strecke von nicht weniger als als 500 Meilen. Die Gränze wird von beiden Seiten mit großer Eifersucht bewacht, ist durch Gränzmarken, Pfähle und Thürme bezeichnet, und von russischer Seite durch Redouten und kleine Festungen, in denen Kosakenpikets liegen, beschützt. Die Gränze durchschneidet die Gebiete einer Menge von Völkerschaften, von denen daher oft die eine Hälfte unter chinesischer Herrschaft steht, während die andere den Russen zufiel, so die Sungaren und Tungusen, so die Buräten und andere Mongolen. Den Russen fiel sogar ein großes Stück des Gebiets des Amur-Stromes zu, das sie schon einmal fast ganz besaßen und dessen Besitz ihnen vom größten Vortheil seyn würde, da er ihnen die trefflichste Communication mit dem stillen Ocean eröffnete, an dem sie jetzt nur die allzu nördlichen und sehr isolirten Häfen Ochotzk und Petropawlowsk inne haben. Diese Theilung des Amur-Gebiets und die gemeinschaftliche Besitznahme mongolischer Völker hat bisher immer Reibungen zwischen Rußland und China veranlaßt, und wird solche wahrscheinlich auch in Zukunft wiederholt herbeiführen.

Der Handelsverkehr zwischen Rußland und China ist jetzt so bedeutend und blühend, wie er noch nie gewesen, und seit seiner letzten Wiedereröffnung befindet er sich in einem so außerordentlichen und constanten Aufschwung, daß er ein mächtiges Band zwischen beiden Staaten geworden ist, welches schnell und willkürlich zu lösen ihnen für die Zukunft unmöglich seyn wird. Einige Data, in deren Besitz wir sind, werden dieß beweisen. In den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde der jährliche Umsatz zwischen China und Rußland nur auf drei Millionen Rubel angeschlagen. Im Jahr 1803 betrug die Einfuhr aus China allein vier Millionen, 1805 aber schon 5,700,000 Rubel. Die Ausfuhr nach China betrug 1803 1,700,000; 1804 1,900,000; 1805 2,300,000. Dagegen wurden im Jahr 1832 allein auf der Messe von Novgorod, wo freilich der vorzüglichste Sammelplatz aller chinesischen Waaren ist, an solchen angefahren für 13,400,000, 1833 für 14,500,000, 1834 für 17,000,000, 1835 für 17,200,000 Rubel. Rechnen wir auch für alles Uebrige, was nicht nach Novgorod kam, nur drei Millionen an, so belief sich die Einfuhr aus China nach Rußland im Jahr 1835 allein schon wenigstens auf 20 Millionen Rubel. Nehmen wir an, daß die Ausfuhr im Verhältniß mit jener Progression die wir für 1803 bis 1805 angaben, fortgeschritten sey, so belief sich dieselbe im Jahr 1835 wenigstens auf zehn Millionen, und der ganze Handel Rußlands mit China setzte also 1835 ein Capital von 30 Millionen in Umschwung. Seit 1835 hat sich der Handel in jeder Hinsicht noch mehr entwickelt. Nehmen wir aber zum Maaßstab dieser Entwickelung auch nur jene alten in den Angaben für die Jahre 1832 bis 1835 gegebenen Progressionen, so ergibt sich für das Jahr 1840 ein Minimum von 37 Millionen Rubel Umsatzcapital.

Die in diesen Werthen repräsentirten Waaren strömen auf verschiedenen Wegen zwischen den beiden Reichen aus und ein. Im Norden sind Zuruchaitu und Kiächta die Hauptpunkte, im Osten aber gehen von Jarkend aus durch Turkestan und das Kirgisenland mehrere chinesisch-russische Handelswege nach Rußland hinüber.

Man kann im Ganzen annehmen, daß seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts der Verkehr zwischen Rußland und China sich verzwölffacht habe.

Es läßt sich aus diesen Summen schließen, wie außerordentlich groß die gegenseitige Einwirkung beider Reiche auf einander geworden ist, wenn man dabei erwägt, wie der Handel durch lange Einführung gewisser Waaren die Gewohnheiten und Sitten der Völker umgestaltet, wie durch die Einfuhr gewisser Waaren die Völker an ihren Gebrauch so gewöhnt werden, daß sie ihrer nicht mehr entbehren können, wie, durch die Ausfuhr anderer, Gewerbe und Industriezweige sich bei ihnen begründen, die den später noch beständiger Pflege und Nahrung verlangen. Die Waaren, welche die Russen von China empfangen, sind vorzugsweise der Thee, Porcellan, rohe Seide und Baumwolle, seidene Stoffe, Nankin, Obst, eingemachte Früchte, lackirte Geräthe u. s. w. Der Thee ist aber entschieden die Hauptsache. Die sämmtliche Bevölkerung des großen russischen Reichs hat sich bis in die untersten Stufen der Gesellschaft hinab im Verlaufe der letzten 50 Jahre auf eine so merkwürdige Weise an den Gebrauch des Thee's gewöhnt, daß schon wegen dieser außerordentlichen Vorliebe der Russen für jenes Product es unmöglich ist, daß Rußland es geduldig ansehen könnte, wenn China es noch einmal wieder einfallen sollte, seine Thore zu schließen. Rußland würde sie, Thee verlangend, alsbald mit Gewalt wieder öffnen.

Die Waaren, welche die Chinesen zum Austausch empfangen, sind Pelzwerk, Leinwand, Leder, Tuch, Filzdecken, Eisenwaaren und andere billige russische Fabricate. In sibirische und amerikanische Pelze hüllt sich ein großer Theil der chinesischen Großen. Die Mongolen der an Rußland gränzenden Gebiete China's bedienen sich größtentheils russischer Gewebe und insbesondere russischer Eisenwaaren und russischen Leders. China hat auf diese Weise eben so viele Unterthanen, die von diesem Handel Vortheil ziehen als Rußland. Die Heerstraße, welche von Peking die Mongolei durchzieht, wird von Jahr zu Jahr belebter und colonisirt sich mehr und mehr mit Transport fördernden mongolischen Fuhrleuten und handeltreibenden Chinesen. Die zehn Millionen russischer Waaren, welche ins Land

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[1065/0009] Rußland und China. (Beschluß.) Ueberblicken wir kurz die Entwickelung der Verbindungen Rußlands mit China und ihre Fortschritte, so stellt sich eine Uebersicht ihrer Geschichte folgendermaßen dar. Anfängliche Bekanntschaft der Chinesen und Russen von 1608 an. Kriege der Chinesen und Russen um das Amur-Gebiet von 1650 bis 1689. Feststellung der Gränzen im Frieden von Nertschinsk 1689. Feststellung der Weise des Verkehrs und der Uebersendung regelmäßiger Missionen im Tractate von Peking 1728. Mißhelligkeiten und häufige Unterbrechungen der nichtsdestoweniger zunehmenden Handelsverbindungen von 1728 bis 1792. Andauernder Friede, regelmäßige Missionen und ungestört zunehmender Handel von 1798 bis 1840. Wenden wir nun unsere Blicke auf den jetzigen Zustand der Beziehungen zwischen Rußland und China, wie er aus jenen verschiedenen Perioden hervorging, und auf die Aussichten und Erwartungen, welche wir nach dem jetzigen und dem früheren Bestande für die Zukunft hegen können, so ergibt sich, daß die Verhältnisse sich bereits auf eine merkwürdige Weise verändert haben, und daß für die nächste Zukunft ohne Zweifel eine neue bedeutende fortschreitende Veränderung bevorsteht. Rußland gränzt jetzt mit China auf einer Strecke von nicht weniger als als 500 Meilen. Die Gränze wird von beiden Seiten mit großer Eifersucht bewacht, ist durch Gränzmarken, Pfähle und Thürme bezeichnet, und von russischer Seite durch Redouten und kleine Festungen, in denen Kosakenpikets liegen, beschützt. Die Gränze durchschneidet die Gebiete einer Menge von Völkerschaften, von denen daher oft die eine Hälfte unter chinesischer Herrschaft steht, während die andere den Russen zufiel, so die Sungaren und Tungusen, so die Buräten und andere Mongolen. Den Russen fiel sogar ein großes Stück des Gebiets des Amur-Stromes zu, das sie schon einmal fast ganz besaßen und dessen Besitz ihnen vom größten Vortheil seyn würde, da er ihnen die trefflichste Communication mit dem stillen Ocean eröffnete, an dem sie jetzt nur die allzu nördlichen und sehr isolirten Häfen Ochotzk und Petropawlowsk inne haben. Diese Theilung des Amur-Gebiets und die gemeinschaftliche Besitznahme mongolischer Völker hat bisher immer Reibungen zwischen Rußland und China veranlaßt, und wird solche wahrscheinlich auch in Zukunft wiederholt herbeiführen. Der Handelsverkehr zwischen Rußland und China ist jetzt so bedeutend und blühend, wie er noch nie gewesen, und seit seiner letzten Wiedereröffnung befindet er sich in einem so außerordentlichen und constanten Aufschwung, daß er ein mächtiges Band zwischen beiden Staaten geworden ist, welches schnell und willkürlich zu lösen ihnen für die Zukunft unmöglich seyn wird. Einige Data, in deren Besitz wir sind, werden dieß beweisen. In den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde der jährliche Umsatz zwischen China und Rußland nur auf drei Millionen Rubel angeschlagen. Im Jahr 1803 betrug die Einfuhr aus China allein vier Millionen, 1805 aber schon 5,700,000 Rubel. Die Ausfuhr nach China betrug 1803 1,700,000; 1804 1,900,000; 1805 2,300,000. Dagegen wurden im Jahr 1832 allein auf der Messe von Novgorod, wo freilich der vorzüglichste Sammelplatz aller chinesischen Waaren ist, an solchen angefahren für 13,400,000, 1833 für 14,500,000, 1834 für 17,000,000, 1835 für 17,200,000 Rubel. Rechnen wir auch für alles Uebrige, was nicht nach Novgorod kam, nur drei Millionen an, so belief sich die Einfuhr aus China nach Rußland im Jahr 1835 allein schon wenigstens auf 20 Millionen Rubel. Nehmen wir an, daß die Ausfuhr im Verhältniß mit jener Progression die wir für 1803 bis 1805 angaben, fortgeschritten sey, so belief sich dieselbe im Jahr 1835 wenigstens auf zehn Millionen, und der ganze Handel Rußlands mit China setzte also 1835 ein Capital von 30 Millionen in Umschwung. Seit 1835 hat sich der Handel in jeder Hinsicht noch mehr entwickelt. Nehmen wir aber zum Maaßstab dieser Entwickelung auch nur jene alten in den Angaben für die Jahre 1832 bis 1835 gegebenen Progressionen, so ergibt sich für das Jahr 1840 ein Minimum von 37 Millionen Rubel Umsatzcapital. Die in diesen Werthen repräsentirten Waaren strömen auf verschiedenen Wegen zwischen den beiden Reichen aus und ein. Im Norden sind Zuruchaitu und Kiächta die Hauptpunkte, im Osten aber gehen von Jarkend aus durch Turkestan und das Kirgisenland mehrere chinesisch-russische Handelswege nach Rußland hinüber. Man kann im Ganzen annehmen, daß seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts der Verkehr zwischen Rußland und China sich verzwölffacht habe. Es läßt sich aus diesen Summen schließen, wie außerordentlich groß die gegenseitige Einwirkung beider Reiche auf einander geworden ist, wenn man dabei erwägt, wie der Handel durch lange Einführung gewisser Waaren die Gewohnheiten und Sitten der Völker umgestaltet, wie durch die Einfuhr gewisser Waaren die Völker an ihren Gebrauch so gewöhnt werden, daß sie ihrer nicht mehr entbehren können, wie, durch die Ausfuhr anderer, Gewerbe und Industriezweige sich bei ihnen begründen, die den später noch beständiger Pflege und Nahrung verlangen. Die Waaren, welche die Russen von China empfangen, sind vorzugsweise der Thee, Porcellan, rohe Seide und Baumwolle, seidene Stoffe, Nankin, Obst, eingemachte Früchte, lackirte Geräthe u. s. w. Der Thee ist aber entschieden die Hauptsache. Die sämmtliche Bevölkerung des großen russischen Reichs hat sich bis in die untersten Stufen der Gesellschaft hinab im Verlaufe der letzten 50 Jahre auf eine so merkwürdige Weise an den Gebrauch des Thee's gewöhnt, daß schon wegen dieser außerordentlichen Vorliebe der Russen für jenes Product es unmöglich ist, daß Rußland es geduldig ansehen könnte, wenn China es noch einmal wieder einfallen sollte, seine Thore zu schließen. Rußland würde sie, Thee verlangend, alsbald mit Gewalt wieder öffnen. Die Waaren, welche die Chinesen zum Austausch empfangen, sind Pelzwerk, Leinwand, Leder, Tuch, Filzdecken, Eisenwaaren und andere billige russische Fabricate. In sibirische und amerikanische Pelze hüllt sich ein großer Theil der chinesischen Großen. Die Mongolen der an Rußland gränzenden Gebiete China's bedienen sich größtentheils russischer Gewebe und insbesondere russischer Eisenwaaren und russischen Leders. China hat auf diese Weise eben so viele Unterthanen, die von diesem Handel Vortheil ziehen als Rußland. Die Heerstraße, welche von Peking die Mongolei durchzieht, wird von Jahr zu Jahr belebter und colonisirt sich mehr und mehr mit Transport fördernden mongolischen Fuhrleuten und handeltreibenden Chinesen. Die zehn Millionen russischer Waaren, welche ins Land

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 134. Augsburg, 13. Mai 1840, S. 1065. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_134_18400513/9>, abgerufen am 23.11.2024.