Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 134. Augsburg, 13. Mai 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

einer Frau aus, die Torfasche, in der sich die Gluth oft viele Stunden verborgen zu erhalten pflegt, an einen Ort geschüttet hatte, wo sie zünden konnte. Binnen 10 Minuten nach dem ersten Wahrnehmen der Flamme standen schon die Hinterhäuser zweier Gehöfte in vollem Brande. Es wehte ein heftiger trockener Nordost, er wuchs zum Sturm. Die Funken wurden weit über die Dächer gejagt, und nach einigen Minuten brannte es schon in einem andern entfernten Stadttheil. In einer Stunde stand so viel in Flammen, daß die Rettung des Uebrigen, was nicht abwärts vom Winde lag, aufgegeben werden mußte. Von allen Ortschaften der Umgegend kamen jetzt Spritzen und Hülfsmannschaften, doch fast zu spät, um noch eigentliche Rettung zu bringen. Die Einwohner hatten ihre Habseligkeiten in die entferntern massiven Häuser geflüchtet, weil sie diese sicher glaubten, doch auch diese geriethen in Brand, und die schon einmal gerettete Habe ging doch verloren. Der Bürgermeister und mehrere andere Personen hatten ihre besten Sachen in die gewölbten Rathhauskeller geflüchtet; doch der Thurm des Gebäudes gerieth in Brand, stürzte ein, und schlug bis in die Kellerwölbung durch, so daß das Feuer Alles verzehrte. - Ein junger Arzt, der sich wenige Tage zuvor vermählt, und sein ganzes Haus neu eingerichtet hatte, verlor binnen zwei Stunden Alles, auch die Mitgift seiner jungen Frau, die er noch im Hause hatte; denn er war während des Ausbruchs des Feuers abwesend. So traf der harte Schlag des Verlustes Aermere und Reichere, und das Unglück machte im buchstäblichen Sinne Alles gleich. - Ein rührender Zug ist der: einem Ehepaar war Tags zuvor ein Kind gestorben. Die Flamme überrascht sie so schnell, daß sie eben nur einen Griff der Rettung thun können, - und sie retten die kleine Leiche, alles Andere der Flammengruft preisgebend, um nur die Gruft des Lieblings dereinst noch besuchen zu können. Erhebend sind in solchem Unglück stets die erwachenden Kräfte der Liebe. So waren die Hülfsleistungen der Nachbarn gleich der wackersten Art. Ein reicher Gutsbesitzer der Gegend war überall voran beim Löschen, und hätte fast das Leben eingebüßt; eine schwere Verletzung des Fußes hinderte ihn aber nicht, seine Thätigkeit fortzusetzen. - Noch in derselben Nacht fuhr ein benachbarter Amtmann einen ganzen Wagen mit Brod heran, um den ersten Hunger zu stillen. - Hier regt sich die lebhafteste Theilnahme überall; Sammlungen sind veranstaltet; die Beiträge werden reichlich strömen für ein Unheil, wo wir nächste, erschütterte Zeugen sind, da wir Tausende für ferne Leidende aufzubringen freudig bereit waren, wobei die Theilnahme nur durch den begreifenden Verstand, nicht durch das Herz unmittelbar erregt ist. - Verunglückt ist, bis auf einige Verletzungen beim Löschen, Niemand.

Dänemark.

Die Nummer des Fädreland vom 24 v. M. wurde von der Polizeibehörde wieder mit vorläufigem Beschlag belegt. Die dänische Kanzlei fand sich aber nicht veranlaßt eine gerichtliche Verfolgung einzuleiten, und das Blatt wurde daher einige Tage später den Subscribenten verabfolgt. Ein Artikel mit der Ueberschrift "das Schatzungsbewilligungsrecht und - Aufruhr," wird die Polizeibehörde zu jenem Schritt veranlaßt haben; die Tendenz war nur, zu zeigen, daß das Schatzungsbewilligungsrecht, weit entfernt Anarchie und die Zerstörung der königlichen Autorität herbeizuführen, im Gegentheil das beste Mittel seyn würde, die Gemüther zu versöhnen und Aufruhr zu verhindern. - Ob nun Fädreland implicite andeuten wollte, daß unruhige Bewegungen von Seite des Volkes denkbar wären, wenn die Regierung dessen oft und deutlich ausgesprochene Wünsche, namentlich in der Finanzsache, ganz außer Acht ließe, das müssen wir dahin gestellt seyn lassen. Zu der bevorstehenden Krönung werden auf allen Seiten bedeutende Vorbereitungen getroffen. Wenn man den allgemeinen Gerüchten trauen darf, wird dieselbe mit einem bisher ungekannten Aufwand von Glanz und Kosten gefeiert werden. Zieht man zugleich in Erwägung, daß der König nach der Krönung eine kostspielige Reise durch sein Reich vornehmen wird, und daß der Hof noch sonst gar mancherlei Ausgaben erfordert, so gewinnt das Gerücht Wahrscheinlichkeit, daß die von Frierich VI beabsichtigte Erhöhung der Gagen, namentlich im Civiletat, welche vom 1 Januar d. J. anfangen sollte, vorläufig noch wird verschoben werden müssen. Ueberhaupt unterscheidet unser jetziger Hof sich von dem vorigen durch vermehrte Pracht und durch öffentliche Darlegung einer größern Religiosität. - Am 30 v. M. hatten die Kopenhagener das seltene Schauspiel, eine Fregatte von 48 Kanonen vom Stapel laufen sehen. Se. Maj. der König erschien in Begleitung eines glänzenden Gefolges selbst auf dem neuen Holm und wurde zum erstenmal von den Hafenbatterien mit dem königlichen Salut begrüßt. Nachdem die Fregatte abgelaufen war, begab Se. Maj. sich an Bord der Corvette Flora, welche die gewöhnliche Uebungsfahrt mit den Seecadetten vornehmen soll, und der Brigg St. Croix, die nach Westindien bestimmt ist und zugleich den Generalgouverneur v. Scholten hinüberführen wird, welcher, obgleich der Landvogt Magens bei Sr. Maj. dem König eine Klageschrift mit sehr harten Beschuldigungen wider denselben eingegeben hat, dennoch in Westindien wieder als Generalgouverneur auftreten wird. Ein schwerlich aufzuhellendes Dunkel ruht über dieser Klage; die Zeitungen enthalten indessen die officielle Nachricht, daß der Staatsrath nach summarischer Untersuchung der Sache keine Veranlassung gefunden habe, eine Untersuchungscommission wider den Generalgouverneur v. Scholten anzuordnen, und hiemit wird das Publicum sich vorläufig beruhigen müssen. Ein schwankendes Gerücht will wissen, daß Hr. v. Scholten seinen Posten bald niederlegen und seine Pension im Auslande verzehren werde; wir sind indessen von den mächtigen Verbindungen des Gouverneurs zu überzeugt, um diesem Gerede Glauben beizumessen. - Am 22 d. M. wird mit großer Pracht die silberne Hochzeit des königlichen Paares gefeiert werden. Am Morgen wird das Linienschiff, Christian VIII, von 88 Kanonen - vorläufig das letzte, welches auf den hiesigen Werften gebaut wird - vom Stapel gelassen, und Abends ist großer Ball in dem noch nie gebrauchten Rittersaal des Christiansberger Schlosses, den man in aller Eile so gut es thunlich ist für diesen Zweck in Stand setzt und aufs kostbarste ausstattet.

Schweden.

Der König gab am Dienstag ein großes Diner auf dem Lustschloß Rosendal, bei welcher Gelegenheit der hiesige k. k. österreichische Geschäftsträger, Graf Ugarte, welcher nunmehr zum österreichischen Gesandten an den großherzoglichen Höfen von Baden und Hessen ernannt ist, Abschiedsaudienz erhielt. Sein Nachfolger am schwedischen Hofe ist Graf Moritz Esterhazy, welcher vor einigen Tagen hier angelangt ist. - Der Finanzausschuß hat jetzt, außer dem Entwurf zum Ausgabebudget, worin die Staatsrathsgehalte nicht aufgenommen waren, ein unverändertes Iteratum seines früher von den Ständen zurückgewiesenen besondern Entwurfs zur Besoldung der Portefeuille tragenden Staatsräthe und ihrer Unterstaatssecretäre an die Reichsstände abgegeben. Bekanntlich wurde dieser Entwurf von einem Theile deßwegen verworfen, weil ihnen die Gehalte zu hoch angesetzt schienen, von einem andern Theil

einer Frau aus, die Torfasche, in der sich die Gluth oft viele Stunden verborgen zu erhalten pflegt, an einen Ort geschüttet hatte, wo sie zünden konnte. Binnen 10 Minuten nach dem ersten Wahrnehmen der Flamme standen schon die Hinterhäuser zweier Gehöfte in vollem Brande. Es wehte ein heftiger trockener Nordost, er wuchs zum Sturm. Die Funken wurden weit über die Dächer gejagt, und nach einigen Minuten brannte es schon in einem andern entfernten Stadttheil. In einer Stunde stand so viel in Flammen, daß die Rettung des Uebrigen, was nicht abwärts vom Winde lag, aufgegeben werden mußte. Von allen Ortschaften der Umgegend kamen jetzt Spritzen und Hülfsmannschaften, doch fast zu spät, um noch eigentliche Rettung zu bringen. Die Einwohner hatten ihre Habseligkeiten in die entferntern massiven Häuser geflüchtet, weil sie diese sicher glaubten, doch auch diese geriethen in Brand, und die schon einmal gerettete Habe ging doch verloren. Der Bürgermeister und mehrere andere Personen hatten ihre besten Sachen in die gewölbten Rathhauskeller geflüchtet; doch der Thurm des Gebäudes gerieth in Brand, stürzte ein, und schlug bis in die Kellerwölbung durch, so daß das Feuer Alles verzehrte. – Ein junger Arzt, der sich wenige Tage zuvor vermählt, und sein ganzes Haus neu eingerichtet hatte, verlor binnen zwei Stunden Alles, auch die Mitgift seiner jungen Frau, die er noch im Hause hatte; denn er war während des Ausbruchs des Feuers abwesend. So traf der harte Schlag des Verlustes Aermere und Reichere, und das Unglück machte im buchstäblichen Sinne Alles gleich. – Ein rührender Zug ist der: einem Ehepaar war Tags zuvor ein Kind gestorben. Die Flamme überrascht sie so schnell, daß sie eben nur einen Griff der Rettung thun können, – und sie retten die kleine Leiche, alles Andere der Flammengruft preisgebend, um nur die Gruft des Lieblings dereinst noch besuchen zu können. Erhebend sind in solchem Unglück stets die erwachenden Kräfte der Liebe. So waren die Hülfsleistungen der Nachbarn gleich der wackersten Art. Ein reicher Gutsbesitzer der Gegend war überall voran beim Löschen, und hätte fast das Leben eingebüßt; eine schwere Verletzung des Fußes hinderte ihn aber nicht, seine Thätigkeit fortzusetzen. – Noch in derselben Nacht fuhr ein benachbarter Amtmann einen ganzen Wagen mit Brod heran, um den ersten Hunger zu stillen. – Hier regt sich die lebhafteste Theilnahme überall; Sammlungen sind veranstaltet; die Beiträge werden reichlich strömen für ein Unheil, wo wir nächste, erschütterte Zeugen sind, da wir Tausende für ferne Leidende aufzubringen freudig bereit waren, wobei die Theilnahme nur durch den begreifenden Verstand, nicht durch das Herz unmittelbar erregt ist. – Verunglückt ist, bis auf einige Verletzungen beim Löschen, Niemand.

Dänemark.

Die Nummer des Fädreland vom 24 v. M. wurde von der Polizeibehörde wieder mit vorläufigem Beschlag belegt. Die dänische Kanzlei fand sich aber nicht veranlaßt eine gerichtliche Verfolgung einzuleiten, und das Blatt wurde daher einige Tage später den Subscribenten verabfolgt. Ein Artikel mit der Ueberschrift „das Schatzungsbewilligungsrecht und – Aufruhr,“ wird die Polizeibehörde zu jenem Schritt veranlaßt haben; die Tendenz war nur, zu zeigen, daß das Schatzungsbewilligungsrecht, weit entfernt Anarchie und die Zerstörung der königlichen Autorität herbeizuführen, im Gegentheil das beste Mittel seyn würde, die Gemüther zu versöhnen und Aufruhr zu verhindern. – Ob nun Fädreland implicite andeuten wollte, daß unruhige Bewegungen von Seite des Volkes denkbar wären, wenn die Regierung dessen oft und deutlich ausgesprochene Wünsche, namentlich in der Finanzsache, ganz außer Acht ließe, das müssen wir dahin gestellt seyn lassen. Zu der bevorstehenden Krönung werden auf allen Seiten bedeutende Vorbereitungen getroffen. Wenn man den allgemeinen Gerüchten trauen darf, wird dieselbe mit einem bisher ungekannten Aufwand von Glanz und Kosten gefeiert werden. Zieht man zugleich in Erwägung, daß der König nach der Krönung eine kostspielige Reise durch sein Reich vornehmen wird, und daß der Hof noch sonst gar mancherlei Ausgaben erfordert, so gewinnt das Gerücht Wahrscheinlichkeit, daß die von Frierich VI beabsichtigte Erhöhung der Gagen, namentlich im Civiletat, welche vom 1 Januar d. J. anfangen sollte, vorläufig noch wird verschoben werden müssen. Ueberhaupt unterscheidet unser jetziger Hof sich von dem vorigen durch vermehrte Pracht und durch öffentliche Darlegung einer größern Religiosität. – Am 30 v. M. hatten die Kopenhagener das seltene Schauspiel, eine Fregatte von 48 Kanonen vom Stapel laufen sehen. Se. Maj. der König erschien in Begleitung eines glänzenden Gefolges selbst auf dem neuen Holm und wurde zum erstenmal von den Hafenbatterien mit dem königlichen Salut begrüßt. Nachdem die Fregatte abgelaufen war, begab Se. Maj. sich an Bord der Corvette Flora, welche die gewöhnliche Uebungsfahrt mit den Seecadetten vornehmen soll, und der Brigg St. Croix, die nach Westindien bestimmt ist und zugleich den Generalgouverneur v. Scholten hinüberführen wird, welcher, obgleich der Landvogt Magens bei Sr. Maj. dem König eine Klageschrift mit sehr harten Beschuldigungen wider denselben eingegeben hat, dennoch in Westindien wieder als Generalgouverneur auftreten wird. Ein schwerlich aufzuhellendes Dunkel ruht über dieser Klage; die Zeitungen enthalten indessen die officielle Nachricht, daß der Staatsrath nach summarischer Untersuchung der Sache keine Veranlassung gefunden habe, eine Untersuchungscommission wider den Generalgouverneur v. Scholten anzuordnen, und hiemit wird das Publicum sich vorläufig beruhigen müssen. Ein schwankendes Gerücht will wissen, daß Hr. v. Scholten seinen Posten bald niederlegen und seine Pension im Auslande verzehren werde; wir sind indessen von den mächtigen Verbindungen des Gouverneurs zu überzeugt, um diesem Gerede Glauben beizumessen. – Am 22 d. M. wird mit großer Pracht die silberne Hochzeit des königlichen Paares gefeiert werden. Am Morgen wird das Linienschiff, Christian VIII, von 88 Kanonen – vorläufig das letzte, welches auf den hiesigen Werften gebaut wird – vom Stapel gelassen, und Abends ist großer Ball in dem noch nie gebrauchten Rittersaal des Christiansberger Schlosses, den man in aller Eile so gut es thunlich ist für diesen Zweck in Stand setzt und aufs kostbarste ausstattet.

Schweden.

Der König gab am Dienstag ein großes Diner auf dem Lustschloß Rosendal, bei welcher Gelegenheit der hiesige k. k. österreichische Geschäftsträger, Graf Ugarte, welcher nunmehr zum österreichischen Gesandten an den großherzoglichen Höfen von Baden und Hessen ernannt ist, Abschiedsaudienz erhielt. Sein Nachfolger am schwedischen Hofe ist Graf Moritz Esterhazy, welcher vor einigen Tagen hier angelangt ist. – Der Finanzausschuß hat jetzt, außer dem Entwurf zum Ausgabebudget, worin die Staatsrathsgehalte nicht aufgenommen waren, ein unverändertes Iteratum seines früher von den Ständen zurückgewiesenen besondern Entwurfs zur Besoldung der Portefeuille tragenden Staatsräthe und ihrer Unterstaatssecretäre an die Reichsstände abgegeben. Bekanntlich wurde dieser Entwurf von einem Theile deßwegen verworfen, weil ihnen die Gehalte zu hoch angesetzt schienen, von einem andern Theil

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0013" n="1069"/>
einer Frau aus, die Torfasche, in der sich die Gluth oft viele Stunden verborgen zu erhalten pflegt, an einen Ort geschüttet hatte, wo sie zünden konnte. Binnen 10 Minuten nach dem ersten Wahrnehmen der Flamme standen schon die Hinterhäuser zweier Gehöfte in vollem Brande. Es wehte ein heftiger trockener Nordost, er wuchs zum Sturm. Die Funken wurden weit über die Dächer gejagt, und nach einigen Minuten brannte es schon in einem andern entfernten Stadttheil. In einer Stunde stand so viel in Flammen, daß die Rettung des Uebrigen, was nicht abwärts vom Winde lag, aufgegeben werden mußte. Von allen Ortschaften der Umgegend kamen jetzt Spritzen und Hülfsmannschaften, doch fast zu spät, um noch eigentliche Rettung zu bringen. Die Einwohner hatten ihre Habseligkeiten in die entferntern massiven Häuser geflüchtet, weil sie diese sicher glaubten, doch auch diese geriethen in Brand, und die schon einmal gerettete Habe ging doch verloren. Der Bürgermeister und mehrere andere Personen hatten ihre besten Sachen in die gewölbten Rathhauskeller geflüchtet; doch der Thurm des Gebäudes gerieth in Brand, stürzte ein, und schlug bis in die Kellerwölbung durch, so daß das Feuer Alles verzehrte. &#x2013; Ein junger Arzt, der sich wenige Tage zuvor vermählt, und sein ganzes Haus neu eingerichtet hatte, verlor binnen zwei Stunden <hi rendition="#g">Alles</hi>, auch die Mitgift seiner jungen Frau, die er noch im Hause hatte; denn er war während des Ausbruchs des Feuers abwesend. So traf der harte Schlag des Verlustes Aermere und Reichere, und das Unglück machte im buchstäblichen Sinne <hi rendition="#g">Alles</hi> gleich. &#x2013; Ein rührender Zug ist der: einem Ehepaar war Tags zuvor ein Kind gestorben. Die Flamme überrascht sie so schnell, daß sie eben nur <hi rendition="#g">einen</hi> Griff der Rettung thun können, &#x2013; und sie retten die kleine Leiche, alles Andere der Flammengruft preisgebend, um nur die Gruft des Lieblings dereinst noch besuchen zu können. Erhebend sind in solchem Unglück stets die erwachenden Kräfte der Liebe. So waren die Hülfsleistungen der Nachbarn gleich der wackersten Art. Ein reicher Gutsbesitzer der Gegend war überall voran beim Löschen, und hätte fast das Leben eingebüßt; eine schwere Verletzung des Fußes hinderte ihn aber nicht, seine Thätigkeit fortzusetzen. &#x2013; Noch in derselben Nacht fuhr ein benachbarter Amtmann einen ganzen Wagen mit Brod heran, um den ersten Hunger zu stillen. &#x2013; Hier regt sich die lebhafteste Theilnahme überall; Sammlungen sind veranstaltet; die Beiträge werden reichlich strömen für ein Unheil, wo wir nächste, erschütterte Zeugen sind, da wir Tausende für <hi rendition="#g">ferne</hi> Leidende aufzubringen freudig bereit waren, wobei die Theilnahme nur durch den begreifenden Verstand, nicht durch das Herz unmittelbar erregt ist. &#x2013; Verunglückt ist, bis auf einige Verletzungen beim Löschen, Niemand.</p><lb/>
        </div>
      </div>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Dänemark.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Kopenhagen,</hi> 4 Mai.</dateline>
          <p> Die Nummer des Fädreland vom 24 v. M. wurde von der Polizeibehörde wieder mit vorläufigem Beschlag belegt. Die dänische Kanzlei fand sich aber nicht veranlaßt eine gerichtliche Verfolgung einzuleiten, und das Blatt wurde daher einige Tage später den Subscribenten verabfolgt. Ein Artikel mit der Ueberschrift &#x201E;das Schatzungsbewilligungsrecht und &#x2013; Aufruhr,&#x201C; wird die Polizeibehörde zu jenem Schritt veranlaßt haben; die Tendenz war nur, zu zeigen, daß das Schatzungsbewilligungsrecht, weit entfernt Anarchie und die Zerstörung der königlichen Autorität herbeizuführen, im Gegentheil das beste Mittel seyn würde, die Gemüther zu versöhnen und Aufruhr zu verhindern. &#x2013; Ob nun Fädreland implicite andeuten wollte, daß unruhige Bewegungen von Seite des Volkes denkbar wären, wenn die Regierung dessen oft und deutlich ausgesprochene Wünsche, namentlich in der Finanzsache, ganz außer Acht ließe, das müssen wir dahin gestellt seyn lassen. Zu der bevorstehenden Krönung werden auf allen Seiten bedeutende Vorbereitungen getroffen. Wenn man den allgemeinen Gerüchten trauen darf, wird dieselbe mit einem bisher ungekannten Aufwand von Glanz und Kosten gefeiert werden. Zieht man zugleich in Erwägung, daß der König nach der Krönung eine kostspielige Reise durch sein Reich vornehmen wird, und daß der Hof noch sonst gar mancherlei Ausgaben erfordert, so gewinnt das Gerücht Wahrscheinlichkeit, daß die von Frierich VI beabsichtigte Erhöhung der Gagen, namentlich im Civiletat, welche vom 1 Januar d. J. anfangen sollte, vorläufig noch wird verschoben werden müssen. Ueberhaupt unterscheidet unser jetziger Hof sich von dem vorigen durch vermehrte Pracht und durch öffentliche Darlegung einer größern Religiosität. &#x2013; Am 30 v. M. hatten die Kopenhagener das seltene Schauspiel, eine Fregatte von 48 Kanonen vom Stapel laufen sehen. Se. Maj. der König erschien in Begleitung eines glänzenden Gefolges selbst auf dem neuen Holm und wurde zum erstenmal von den Hafenbatterien mit dem königlichen Salut begrüßt. Nachdem die Fregatte abgelaufen war, begab Se. Maj. sich an Bord der Corvette Flora, welche die gewöhnliche Uebungsfahrt mit den Seecadetten vornehmen soll, und der Brigg St. Croix, die nach Westindien bestimmt ist und zugleich den Generalgouverneur v. Scholten hinüberführen wird, welcher, obgleich der Landvogt Magens bei Sr. Maj. dem König eine Klageschrift mit sehr harten Beschuldigungen wider denselben eingegeben hat, dennoch in Westindien wieder als Generalgouverneur auftreten wird. Ein schwerlich aufzuhellendes Dunkel ruht über dieser Klage; die Zeitungen enthalten indessen die officielle Nachricht, daß der Staatsrath nach summarischer Untersuchung der Sache keine Veranlassung gefunden habe, eine Untersuchungscommission wider den Generalgouverneur v. Scholten anzuordnen, und hiemit wird das Publicum sich vorläufig beruhigen müssen. Ein schwankendes Gerücht will wissen, daß Hr. v. Scholten seinen Posten bald niederlegen und seine Pension im Auslande verzehren werde; wir sind indessen von den mächtigen Verbindungen des Gouverneurs zu überzeugt, um diesem Gerede Glauben beizumessen. &#x2013; Am 22 d. M. wird mit großer Pracht die silberne Hochzeit des königlichen Paares gefeiert werden. Am Morgen wird das Linienschiff, Christian VIII, von 88 Kanonen &#x2013; vorläufig das letzte, welches auf den hiesigen Werften gebaut wird &#x2013; vom Stapel gelassen, und Abends ist großer Ball in dem noch nie gebrauchten Rittersaal des Christiansberger Schlosses, den man in aller Eile so gut es thunlich ist für diesen Zweck in Stand setzt und aufs kostbarste ausstattet.</p><lb/>
        </div>
      </div>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Schweden.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Stockholm,</hi> 1 Mai.</dateline>
          <p> Der König gab am Dienstag ein großes Diner auf dem Lustschloß Rosendal, bei welcher Gelegenheit der hiesige k. k. österreichische Geschäftsträger, Graf Ugarte, welcher nunmehr zum österreichischen Gesandten an den großherzoglichen Höfen von Baden und Hessen ernannt ist, Abschiedsaudienz erhielt. Sein Nachfolger am schwedischen Hofe ist Graf Moritz Esterhazy, welcher vor einigen Tagen hier angelangt ist. &#x2013; Der Finanzausschuß hat jetzt, außer dem Entwurf zum Ausgabebudget, worin die Staatsrathsgehalte nicht aufgenommen waren, ein unverändertes Iteratum seines früher von den Ständen zurückgewiesenen besondern Entwurfs zur Besoldung der Portefeuille tragenden Staatsräthe und ihrer Unterstaatssecretäre an die Reichsstände abgegeben. Bekanntlich wurde dieser Entwurf von einem Theile deßwegen verworfen, weil ihnen die Gehalte zu hoch angesetzt schienen, von einem andern Theil<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1069/0013] einer Frau aus, die Torfasche, in der sich die Gluth oft viele Stunden verborgen zu erhalten pflegt, an einen Ort geschüttet hatte, wo sie zünden konnte. Binnen 10 Minuten nach dem ersten Wahrnehmen der Flamme standen schon die Hinterhäuser zweier Gehöfte in vollem Brande. Es wehte ein heftiger trockener Nordost, er wuchs zum Sturm. Die Funken wurden weit über die Dächer gejagt, und nach einigen Minuten brannte es schon in einem andern entfernten Stadttheil. In einer Stunde stand so viel in Flammen, daß die Rettung des Uebrigen, was nicht abwärts vom Winde lag, aufgegeben werden mußte. Von allen Ortschaften der Umgegend kamen jetzt Spritzen und Hülfsmannschaften, doch fast zu spät, um noch eigentliche Rettung zu bringen. Die Einwohner hatten ihre Habseligkeiten in die entferntern massiven Häuser geflüchtet, weil sie diese sicher glaubten, doch auch diese geriethen in Brand, und die schon einmal gerettete Habe ging doch verloren. Der Bürgermeister und mehrere andere Personen hatten ihre besten Sachen in die gewölbten Rathhauskeller geflüchtet; doch der Thurm des Gebäudes gerieth in Brand, stürzte ein, und schlug bis in die Kellerwölbung durch, so daß das Feuer Alles verzehrte. – Ein junger Arzt, der sich wenige Tage zuvor vermählt, und sein ganzes Haus neu eingerichtet hatte, verlor binnen zwei Stunden Alles, auch die Mitgift seiner jungen Frau, die er noch im Hause hatte; denn er war während des Ausbruchs des Feuers abwesend. So traf der harte Schlag des Verlustes Aermere und Reichere, und das Unglück machte im buchstäblichen Sinne Alles gleich. – Ein rührender Zug ist der: einem Ehepaar war Tags zuvor ein Kind gestorben. Die Flamme überrascht sie so schnell, daß sie eben nur einen Griff der Rettung thun können, – und sie retten die kleine Leiche, alles Andere der Flammengruft preisgebend, um nur die Gruft des Lieblings dereinst noch besuchen zu können. Erhebend sind in solchem Unglück stets die erwachenden Kräfte der Liebe. So waren die Hülfsleistungen der Nachbarn gleich der wackersten Art. Ein reicher Gutsbesitzer der Gegend war überall voran beim Löschen, und hätte fast das Leben eingebüßt; eine schwere Verletzung des Fußes hinderte ihn aber nicht, seine Thätigkeit fortzusetzen. – Noch in derselben Nacht fuhr ein benachbarter Amtmann einen ganzen Wagen mit Brod heran, um den ersten Hunger zu stillen. – Hier regt sich die lebhafteste Theilnahme überall; Sammlungen sind veranstaltet; die Beiträge werden reichlich strömen für ein Unheil, wo wir nächste, erschütterte Zeugen sind, da wir Tausende für ferne Leidende aufzubringen freudig bereit waren, wobei die Theilnahme nur durch den begreifenden Verstand, nicht durch das Herz unmittelbar erregt ist. – Verunglückt ist, bis auf einige Verletzungen beim Löschen, Niemand. Dänemark. _ Kopenhagen, 4 Mai. Die Nummer des Fädreland vom 24 v. M. wurde von der Polizeibehörde wieder mit vorläufigem Beschlag belegt. Die dänische Kanzlei fand sich aber nicht veranlaßt eine gerichtliche Verfolgung einzuleiten, und das Blatt wurde daher einige Tage später den Subscribenten verabfolgt. Ein Artikel mit der Ueberschrift „das Schatzungsbewilligungsrecht und – Aufruhr,“ wird die Polizeibehörde zu jenem Schritt veranlaßt haben; die Tendenz war nur, zu zeigen, daß das Schatzungsbewilligungsrecht, weit entfernt Anarchie und die Zerstörung der königlichen Autorität herbeizuführen, im Gegentheil das beste Mittel seyn würde, die Gemüther zu versöhnen und Aufruhr zu verhindern. – Ob nun Fädreland implicite andeuten wollte, daß unruhige Bewegungen von Seite des Volkes denkbar wären, wenn die Regierung dessen oft und deutlich ausgesprochene Wünsche, namentlich in der Finanzsache, ganz außer Acht ließe, das müssen wir dahin gestellt seyn lassen. Zu der bevorstehenden Krönung werden auf allen Seiten bedeutende Vorbereitungen getroffen. Wenn man den allgemeinen Gerüchten trauen darf, wird dieselbe mit einem bisher ungekannten Aufwand von Glanz und Kosten gefeiert werden. Zieht man zugleich in Erwägung, daß der König nach der Krönung eine kostspielige Reise durch sein Reich vornehmen wird, und daß der Hof noch sonst gar mancherlei Ausgaben erfordert, so gewinnt das Gerücht Wahrscheinlichkeit, daß die von Frierich VI beabsichtigte Erhöhung der Gagen, namentlich im Civiletat, welche vom 1 Januar d. J. anfangen sollte, vorläufig noch wird verschoben werden müssen. Ueberhaupt unterscheidet unser jetziger Hof sich von dem vorigen durch vermehrte Pracht und durch öffentliche Darlegung einer größern Religiosität. – Am 30 v. M. hatten die Kopenhagener das seltene Schauspiel, eine Fregatte von 48 Kanonen vom Stapel laufen sehen. Se. Maj. der König erschien in Begleitung eines glänzenden Gefolges selbst auf dem neuen Holm und wurde zum erstenmal von den Hafenbatterien mit dem königlichen Salut begrüßt. Nachdem die Fregatte abgelaufen war, begab Se. Maj. sich an Bord der Corvette Flora, welche die gewöhnliche Uebungsfahrt mit den Seecadetten vornehmen soll, und der Brigg St. Croix, die nach Westindien bestimmt ist und zugleich den Generalgouverneur v. Scholten hinüberführen wird, welcher, obgleich der Landvogt Magens bei Sr. Maj. dem König eine Klageschrift mit sehr harten Beschuldigungen wider denselben eingegeben hat, dennoch in Westindien wieder als Generalgouverneur auftreten wird. Ein schwerlich aufzuhellendes Dunkel ruht über dieser Klage; die Zeitungen enthalten indessen die officielle Nachricht, daß der Staatsrath nach summarischer Untersuchung der Sache keine Veranlassung gefunden habe, eine Untersuchungscommission wider den Generalgouverneur v. Scholten anzuordnen, und hiemit wird das Publicum sich vorläufig beruhigen müssen. Ein schwankendes Gerücht will wissen, daß Hr. v. Scholten seinen Posten bald niederlegen und seine Pension im Auslande verzehren werde; wir sind indessen von den mächtigen Verbindungen des Gouverneurs zu überzeugt, um diesem Gerede Glauben beizumessen. – Am 22 d. M. wird mit großer Pracht die silberne Hochzeit des königlichen Paares gefeiert werden. Am Morgen wird das Linienschiff, Christian VIII, von 88 Kanonen – vorläufig das letzte, welches auf den hiesigen Werften gebaut wird – vom Stapel gelassen, und Abends ist großer Ball in dem noch nie gebrauchten Rittersaal des Christiansberger Schlosses, den man in aller Eile so gut es thunlich ist für diesen Zweck in Stand setzt und aufs kostbarste ausstattet. Schweden. _ Stockholm, 1 Mai. Der König gab am Dienstag ein großes Diner auf dem Lustschloß Rosendal, bei welcher Gelegenheit der hiesige k. k. österreichische Geschäftsträger, Graf Ugarte, welcher nunmehr zum österreichischen Gesandten an den großherzoglichen Höfen von Baden und Hessen ernannt ist, Abschiedsaudienz erhielt. Sein Nachfolger am schwedischen Hofe ist Graf Moritz Esterhazy, welcher vor einigen Tagen hier angelangt ist. – Der Finanzausschuß hat jetzt, außer dem Entwurf zum Ausgabebudget, worin die Staatsrathsgehalte nicht aufgenommen waren, ein unverändertes Iteratum seines früher von den Ständen zurückgewiesenen besondern Entwurfs zur Besoldung der Portefeuille tragenden Staatsräthe und ihrer Unterstaatssecretäre an die Reichsstände abgegeben. Bekanntlich wurde dieser Entwurf von einem Theile deßwegen verworfen, weil ihnen die Gehalte zu hoch angesetzt schienen, von einem andern Theil

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (?): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_134_18400513
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_134_18400513/13
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 134. Augsburg, 13. Mai 1840, S. 1069. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_134_18400513/13>, abgerufen am 23.11.2024.